Montag, 14. März 2011

Eine kleine Geschichte – Zum Sorgen verführt

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Eines Tages saßen die Teufel beieinander, so erzählt eine alte Legende. Seit einiger Zeit wälzten sie nun schon den einen Gedanken hin und her: „Wie schaffen wir es, die Christen von ihrem Glauben abzubringen?“ Plötzlich kam einer der Teufel auf eine Idee: „Ich hab’s! Wir machen den Christen weis, Gott wäre nur ein menschlicher Gedanke. Dann haben wir leichtes Spiel mit ihnen.“

Einige Teufel nickten. „Ja, dass müsste klappen.“ Doch ein erfahrener Teufel blieb skeptisch: „Das wird nicht gehen“, meinte er, „was die Christen so mit ihrem Gott erleben, greift so tief in ihr Inneres ein, dass so ein plumper Trick nicht verfängt. Und obendrein wissen wir Teufel doch auch, dass es einen Gott gibt. Und wovon man selbst nicht überzeugt ist, kann man anderen schlecht vermitteln!“

Nach längerem Grübeln rückte einer mit dem nächsten Vorschlag heraus: „Wir setzen den Christen mit Leid und Kummer kräftig zu. Das wird sie mürbe machen und an der Liebe Gottes zweifeln lassen.“

„Ach nein“, wehrten sogleich einige ab, „wie oft haben wir das schon versucht?! Und jedes Mal hat es die Christen in ihrem Glauben gefestigt und noch tiefer gegründet. Auch dieser Vorschlag taugt nichts.“

Schließlich kam dem jüngsten der Teufel ein glorreicher Einfall: „Wir überschütten das Herz der Christen einfach mit großen und kleinen Sorgen aller Art. Nacht und Tag werden die Gläubigen dann damit zubringen und dadurch mutlos werden. Je mehr sie an ihre Sorgen denken, desto weniger Zeit werden sie haben, auf ihren Gott zu hören und sich ihm zu widmen. Und was wäre uns lieber als das?!“

Begeistert sprangen die anderen Teufel auf und stimmten einmütig dem Vorschlag zu. Und seitdem sind sie unterwegs, um die Christen mithilfe von Sorgen an ihrem Gott irre zu machen.

Eine alte Legende nur, also etwas Ausgedachtes. Aber jeder nachdenkliche Mensch wird den tiefen Sinn verstehen:  was gedankliche Zweifel nicht vermögen, was Kummer und Leid nicht schaffen, das gelingt dem Sorgen: Das Band zwischen Gott und uns wird langsam lockerer, ja manchmal wird es sogar gelöst. 


von Christoph Morgner aus "Gelassen leben lernen - wenn Sorgen uns bedrängen

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