Mittwoch, 20. März 2013

7 Wochen Fastenmail

...
6. Woche 2013: Das Unmögliche riskieren – ohne dem Zweifel zu erliegen
 
Riskier was, Mensch! Sieben Wochen ohne Vorsicht
6. Woche: Das Unmögliche riskieren – ohne dem Zweifel zu erliegen
Jesus und der sinkende Petrus auf dem See (Matthäus 14,22–33)
Liebe Mutbürgerinnen und -bürger!
Die Passionszeit neigt sich langsam dem Ende zu, da nimmt die Aktion 7 Wochen Ohne noch einmal richtig Fahrt auf und wird wagemutig. Der Vorschlag lautet: Mach es wie Petrus, wage das Unmögliche, versuch mal, über das Wasser zu gehen. So könnte man zumindest meinen, wenn man das Motto "Das Unmögliche riskieren" mit der Geschichte zur Woche verknüpft, in der Petrus über den See zu laufen versucht. Schade ist nur, dass der Versuch scheitert. Petrus sinkt. Doch wenn man sich die Geschichte genau ansieht, kann man zu dem Schluss gelangen, dass Petrus durchaus erreicht, was er sich mit seinem wagemutigen Schritt über Bord vorgenommen hat.
Petrus erscheint uns in den Evangelien häufig als der eifrige Jünger, der schneller als die anderen handelt, manchmal auch den Mund zu voll nimmt. Was mögen die Jünger im Boot wohl gedacht haben, als Petrus sein Bein über die Reling hob, um Jesus entgegenzugehen? Vielleicht hat der eine oder andere gedacht: Na, Simon Petrus, hast du vor lauter Menschenfischer-Sein schon vergessen, dass du mal ein echter Fischer warst? Hast du nicht mehr im Kopf, dass man im Wasser versinkt?!

 Aber Petrus hat keine Augen für das Wasser, seine Gedanken sind nicht bei dem, was er früher einmal wusste. Aus dem Fischer Simon ist der Jünger Petrus geworden. Und dieser Jünger hat eine Ahnung, wer da im Sturm über den See auf sie zukommt. Die anderen glauben noch an Gespenster, aber Petrus ruft Jesus zu: Wenn du das bist, dann ruf mich zu dir. Petrus ahnt, dass der da drüben tatsächlich der Sohn Gottes ist. Zwei Kapitel später wird er es als einziger Jünger aussprechen, als Jesus sie alle fragt: Für wen haltet ihr mich? Du bist der Messias, sagt Petrus, der Sohn des lebendigen Gottes.
Diese Ahnung, dass dort der Sohn Gottes über das Wasser auf sie zukommt, lässt Petrus diesen Schritt auf das Wasser wagen. Petrus geht es nicht in erster Linie darum, die Naturgesetze außer Kraft zu setzen. Seine Bitte, die er durch den Wind zu Jesus ruft, lautet nicht: Ich will über das Wasser gehen, sondern: Befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser. Petrus traut Jesus zu, dass er ihn zu sich ruft und dass er es schafft, zu Jesus zu gelangen – und sei es über das Wasser. Befiehl mir, zu dir zu kommen, dann komme ich, denn ich bin nicht mehr der Fischer, der ich einmal war. Ich habe mein altes Leben hinter mir gelassen, ich bin ein neuer Mensch, ich bin dein Jünger. Petrus wagt in diesem Moment das nun Mögliche.
Wodurch dringt die Angst in Petrus ein? Durch seine Augen. Er blickt sich um, und durch den Blick auf den stürmischen See weht der alte Simon wieder auf ihn zu, von dem Petrus meint, er habe ihn weit hinter sich gelassen. Der Fischer in ihm erwacht und ruft: Das hier ist unmöglich! Der Jünger Petrus beginnt, im Wasser zu versinken. Wäre die Geschichte hier zu Ende, könnte man mit Fug und Recht behaupten, Petrus habe das Unmögliche riskiert – und verloren, weil er eben gezweifelt hat. Das ist ja auch, worauf Jesus ihn hinweist, als er ihn fragt: Warum zweifelst du? Aber die Geschichte geht weiter: Jesus zieht Petrus aus dem Wasser hoch und steigt mit ihm zusammen in das Boot. Wenn Petrus vorhatte, zu Jesus zu gelangen, dann hat er es geschafft. Petrus hat Jesus alles zugetraut und ist nicht enttäuscht worden – höchstens von sich selbst.
Aber spielt das wirklich eine so große Rolle? Ist es nicht einfach genial, dass immerhin einer von Zwölfen erkannt hat, dass da nicht etwa ein Gespenst auf das Boot zugeht, sondern der Sohn Gottes? Einer traut Jesus alles zu und kann darum auf ihn zugehen. Seine Erfahrung ist: Ich kann Dinge tun, von denen ich früher immer geglaubt habe, dass sie unmöglich sind. Seine zweite Erfahrung ist: Ich kann nicht so tun, als gebe es mein früheres Leben nicht mehr. Als Petrus und Jesus schließlich zu den anderen Jüngern in das Boot steigen, kapieren die es auch. Sie werfen sich auf die Planken und rufen: Du bist Gottes Sohn. Das hatte Petrus nun wirklich schon erfahren.
Das Unmögliche riskieren? Ich bezweifle, dass Petrus sagen würde, er habe das Unmögliche riskiert, als er über Bord stieg. Er würde vielleicht sagen: Ich habe einfach den nächsten Schritt gemacht auf meinen Heiland zu. Vielleicht können wir in dieser Woche tatsächlich versuchen, ernst zu nehmen, dass wir als Christinnen und Christen ein neues Leben führen. Wir sind Heilige. Nachfolger Petri allesamt. Wir könnten das Mögliche riskieren und uns wie Heilige verhalten. Und – selbstverständlich – dürfen wir dabei auch scheitern. Denn das ist wohl die schönste Lehre, die Petrus in dieser Episode erfährt: Wenn mich mein altes Leben einholt auf dem Weg zu Jesus, dann macht er einen Schritt auf mich zu und zieht mich hoch.
Eine gute Woche wünsche ich Ihnen.
Ihr Frank Muchlinsky

 
 

Keine Kommentare: