Freitag, 15. März 2013

Für ein ehrliches Miteinander

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Neulich las ich einen Aphorismus des Ausnahmejournalisten Michael Klonovsky: Es würden sich bereits die Schmeißfliegen vehement dagegen wehren, mit Journalisten verglichen zu werden. Mir fallen noch einige weitere Berufsgruppen ein, im übrigen haben die Schmeißfliegen recht! Das flächendeckende Schweigen, daß die Medien über das Schicksal des von Türken ermordeten Daniel S. verhängt haben, bestätigt ihr Werturteil.
 
Das Opfer beziehungsweise seine Freunde haben die Killer selber zu der tödlichen Busfahrt eingeladen. Daniel S. ist also in doppelter Hinsicht ein Opfer: erstens der Ausländergewalt, zweitens der Indoktrination durch Schule, Medien, Kirchen usw., die Rassismus und Ausländerfeindlichkeit als die größten aller Probleme hinstellen. Die jungen Leute wollten nett sein und mit ihrer Einladung zeigen, daß sie mit Nazis nichts zu tun haben. Anders gesagt: Die Indoktrination hat ihnen die einfachsten Überlebensinstinkte abtrainiert.
 
Doch zurück zu den Journalisten. Offenbar ist eine gewisse moralische und geistige Verkrüppelung die Voraussetzung dafür, um in den Medien tätig zu sein. Oder sie ist eine Folge davon. Trotzdem, so abgebrüht ist niemand, um über diesen Akt äußerster Grausamkeit einfach hinwegzugehen. Er berührt einen Punkt, ab dem man mitfühlt und, wie im klassischen Drama, das Mitgefühl auf sich selber bezieht. Auch Journalisten leben nicht durchweg in luxuriösen Gegenden, wo sie gegen Risiken abgeschirmt sind. Ein ehemaliger taz-Redakteur, der heute beim Berliner Tagesspiegel tätig ist, berichtete dort atemlos, wie sein Sohn und er in der S-Bahn nur um Haaresbreite einer jugendlichen Türken- oder Arabergang entkommen waren. Ein anderer, ein bekannter Kolumnist, wurde in der Nähe seiner Wohnung von derselben Spezies geohrfeigt, weil er keine Zigaretten bei sich hatte. Die Demütigung saß so tief, daß er sie erst Jahre später veröffentlichte.
 
 
Die Erregungsmaschine läuft sich für den NSU-Prozeß warm

Noch größer als die Angst vor der körperlichen Gewalt aber ist die Furcht vor sozialer Ausgrenzung, die eintritt, wenn man die Gewalt gegen Deutsche thematisiert. Der Durchschnittsjournalist wägt ab: Es ist sicherer für ihn, sich dem üblichen Jargon an- und auf der Straße aufzupassen als am Arbeitsplatz aufzumucken. In den meisten Fällen handelt es sich um Malocher, die Angst vor dem Stellenabbau oder um den nächsten Auftrag haben. Also bemühen sie sich, den Erwartungen zu entsprechen und sie möglichst noch überzuerfüllen. Das fällt besonders bei den Online-Redaktionen auf. Neue Mitarbeiter stellen sich den Lesern zumeist vor, indem sie „rechte Umtriebe“ entlarven. Das scheint ein Initiationsritual zu sein.
 
Ich glaube, daß die jetzige Verschwörung des Schweigens auf höhere Anweisung erfolgt. Man muß sie im aktuellen politischen Kontext betrachten: Die mediale Erregungsmaschine läuft sich gerade für den NSU-Prozeß warm. Außerdem soll die Optionspflicht entfallen und die doppelte Staatsbürgerschaft für „Deutschtürken“ ermöglicht werden. Berichte über Ausländergewalt wären Sand im Getriebe und könnten die Kampagnen um ihre Wirkung bringen.
 
Nimmt man die Bezeichnung der Presse als vierte Gewalt, also als konstitutiven Teil des staatlichen Systems, ernst, dann muß man feststellen, daß dieses System auf unsere Zerstörung angelegt ist. Statt uns zu schützen, liefert es uns aus. Junge ethnische Deutsche befinden sich im Schraubstock: Auf der einen Seite die Gewaltandrohung, auf der anderen der omnipräsente Nazi- und Rassismusvorwurf, der sie wehrlos macht und ihnen die soziale Vernichtung androht. Eine sinnvolle Argumentation ist in diesem Rahmen nicht möglich. In einem ersten Schritt muß er analysiert, beschrieben und gedanklich überwunden werden. Das ist wenig, aber schon mal mehr als nichts. Wenigstens beschämt man so die Schmeißfliegen!
 
 

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