Samstag, 6. April 2013

Bürger als Spielbälle

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Wolfgang Schäubles Äußerungen zu Zypern sind gefährlich für Europa
          
Kommentar von Chrismon-Redakteur Nils Husmann 
 
                                           
Wolfgang Schäubles Äußerungen zu Zypern sind gefährlich für EuropaZyperns Geschäftsmodell ist gescheitert, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble – und niemand widersprach. Zyprische Banken hatten Unternehmen und Vermögende dazu verleitet, Briefkastenfirmen auf der Mittelmeerinsel einzurichten, um Steuern zu sparen. Logisch, dass diejenigen, die Zypern nun im Zuge der Eurokrise zehn Milliarden Euro leihen (nicht schenken!), Änderungen fordern.



Was macht ein "Geschäftsmodell" aus den Bürgern eines Staates?

Abgesehen davon, dass sich vorher offenbar niemand mit dem Problem dieser Steuersparstrategie befasst hat – da ist etwas in Schäubles Äußerung, das empören muss: das Wort „Geschäftsmodell“. Staaten, Länder und Regionen haben ihre eigene Geschichte, ihre eigene Kultur. Die kann man nicht zu Geschäftsmodellen degradieren. So ein Sprachgebrauch wirft Fragen auf: Was wird in einem Geschäftsmodell aus den Bürgern, dem Souverän einer Demokratie? Mitarbeiter? Konsumenten? Oder Kostenfaktoren? Wie sieht so ein Europa der Geschäftsmodelle aus? Die Staaten wären Konkurrenten, ­hierarchisch geordnet – oben die Erfolgreichen, unten die ­Verlierer. Lieber Herr Minister, vielleicht erwächst aus Ihrer Sprache ein Europa der Wirtschaft, der Standorte. Aber ein Europa der selbstbewussten, solidarischen Bürger? Niemals.
 
 
 
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