Mittwoch, 30. August 2017

Danke Me.rkel, salonfähig durch deren Politik

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Das Elend der neuen Linken


Von Jürgen Fritz
Was kennzeichnet den neuen Linken? Welchen Gott betet er an? Und warum ist er so gefährlich, droht alles zu zerstören, was uns lieb und teuer?

Die Entmenschlichung des politischen Gegners durch die neuen Linken

„Das sind keine Menschen, das sind Verbrecher!“ urteilte der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) im Februar 2016 über Bewohner eines Dorfes, die einen Bus von Immigranten blockiert hatten. Wie ist es möglich, fragt der äußerst scharfsinnige Althistoriker und Philosoph Prof. Egon Flaig, Bürgern, die zivilen Widerstand leisten gegen von oben herab erzwungene staatliche Maßnahmen, das Mensch-sein abzusprechen? Wer den politischen Gegner derart kriminalisiert, bewegt sich an einer Grenze. Und er überschreitet diese. Wir haben es hier also quasi mit gleich mehrfachen Grenzüberschreitungen zu tun, nicht nur der der Immigranten.
Aber selbst wenn das stimmen würde – was äußerst fraglich ist, dass ziviler Widerstand ein Verbrechen darstellen würde -, wie kann ein Politiker, noch dazu ein Ministerpräsident der CDU, öffentlich behaupten, bestimmte Menschen seien keine Menschen? Wieso steht ein Verbrecher außerhalb der Menschheit? Und dabei sprach Tillich nicht von Massenmördern, sondern von Staatsbürgern, die Immigranten aus völlig fremden Kulturkreisen, deren Seelen ganz anderes geformt, nicht bei sich in ihrer Gemeinschaft aufnehmen wollten. Wenn Verbrecher – und das waren und sind diese deutschen Staatsbürger ganz sicher nicht! – keine Menschen sind, was sind sie dann? Sind es Tiere, Untermenschen, Dämonen, die es umzuerziehen oder zu eliminieren gilt? Kommt uns das, die Entmenschlichung von Mitmenschen, die man aus irgendeinem Grund ablehnt, nicht von anderen Totalitarismen her bekannt vor?

Das Gefühl wird zum absoluten Bezugspunkt

Das Elend der neuen Linken, die mit Merkel und ihrem Gefolge auch in die CDU nicht nur Eingang gefunden haben, sondern dort längst auch dominieren – viel mehr aber noch in der SPD, bei den Grünen und ganz stark in der Linkspartei (SED) -, nimmt seinen Ausgangspunkt in der Verabsolutierung der Gleichheit und des Gefühls, indem sie dieses über alles andere stellen. Folglich müssen sie ihre Morallehre über Epistemologie (Erkenntnistheorie) und sogar über Ontologie (Seinslehre) stellen, siehe Adorno. Dies führt aber zu einer völligen Abwertung, ja Preisgabe der Wahrheit, welche relativiert und subjektiviert, mithin vom Sein selbst gelöst wird, damit aber ihren eigentlichen Bezugspunkt, mithin ihren Sinn verliert: die Orientierung an der Wirklichkeit, den Realitätsbezug.

Preisgabe der Wahrheit

Denn der klassische Wahrheitsbegriff, der eine zutiefst menschliche Erfahrung begrifflich fasste, nämlich die Unterscheidung zwischen Sein und Schein, machte immer eine Aussage über das Verhältnis zwischen Vorstellung und Wirklichkeit. Wer meint, X sei im Raum R, hat dann eine wahre Vorstellung bezüglich des Wo-seins von X, wenn dieses sich tatsächlich in R befindet. Ansonsten, wenn X sich nicht in R befindet, ist seine Vorstellung bezüglich des gegenwärtigen Ortes von X falsch.
Dies kann man in vielen Fällen überprüfen (Wahrheitsfeststellung). Überprüfen heißt, die Wirklichkeit genau anschauen, hier konkret in den Raum R gehen und nachschauen, ob X wirklich dort ist, also die Vorstellung testen, ob sie die Realität richtig beschreibt (wahre Vorstellung) oder nicht (Fehlvorstellung). Bei der Gefühlsorientierung wird genau darauf gerne verzichtet, ja diese Überprüfung oftmals gefürchtet. Entscheidend wird jetzt, ob sich eine Vorstellung über die Wirklichkeit angenehm anfühlt. Das Angenehme löst die Wahrheit und das ethisch fundierte objektiv Gute als regulative Idee ab. Die Begriffe ‚Wahrheit‘ und ‚das objektiv Gute‘ werden aus dem Geist, aus dem Vorstellungsraum vollkommen eliminiert und die Worte mit anderen Inhalten versehen, so dass es sich dann um andere Begriffe handelt.

Was in Wahrheit dahinter steckt: der Wunsch, die Aufklärung zurückzudrehen

Mit der Zerstörung des Wahrheitsbegriffs erreicht der neue Linke, dass dem logischen Denken, also dem Denken im engeren Sinne, die Basis entzogen wird. Denn logisches Schließen von A auf B bedeutet immer, dass der Wahrheitswert von A auf B übertragen wird. Eine Begründung ist nur dann überzeugend, wenn die Wahrheit der Gründe zugestanden wird. Mit 2 + 2 = 5 kann man nichts korrekt begründen. Ohne Wahrheit keine logisches Schließen (wenn 2 + 2 = 4, dann 4 + 4 = 8). Bei der Zerstörung des objektiven Wahrheitsbegriff handelt es sich in Wahrheit also um einen Anschlag auf die Vernunft selbst, mithin die Aufklärung, die zurückgedreht werden soll. Siehe dazu das Schlüsselwerk der beiden Vordenker der neuen Linken Horkheimer und Adorno: Dialektik der Aufklärung, erschienen bereits 1944.
Viele postmodern Geprägte können mit den Worten ‚Wahrheit‘ und ‚das objektiv Gute‘ gar nichts mehr anfangen, weil das, worauf diese sich beziehen, das, was sie bezeichnen, die Begriffe (im Denkraum) bei ihnen gar nicht mehr existent sind, so wie vielleicht der Begriff ‚Sonnenbrand‘ oder ‚Sonnencreme‘ im Geist eines Eskimos nicht vorkommt. Man kann diesem beibringen, diese Wörter auszusprechen, aber in seinem Denkraum ist nichts vorhanden, worauf er die Wörter beziehen könnte. Es sind für ihn leere Wörter ohne jeden Inhalt, also keine Begriffe. Er kann nicht begreifen, was ein Sonnenbrand ist, weil er in seinem Geist keinen Begriff davon hat. Womöglich wird er die Worte, wenn man es ihm von klein auf beibringt, für ganz anderes benutzen, was er kennt, z.B. für Durst. Immer wenn er durstig ist, sagt er dann „Ich habe Sonnenbrand“. Wenn nun jemand käme und dem Eskimo sagen würde, dass er den Ausdruck völlig falsch benutze, dass das Wort ‚Sonnenbrand‘ etwas ganz anderes bedeute, dann würde er womöglich, wenn es ein linker Eskimo wäre, wütend werden und sich nicht vorschreiben lassen wollen, wie er die Worte gebraucht.

Urteile ohne Wahrheitsbezug

Stellen Sie sich nun einen Richter vor, der sich nicht mehr bemüht herauszufinden, was wirklich geschehen ist, der keine Wahrheitsorientierung hat. Der stattdessen versucht, in der Gerichtsverhandlung einen Narrativ zu erzeugen, welcher sich ausschließlich an den Gefühlen der Prozessbeteiligten orientiert. Dieser Richter wird dann dem am meisten entgegenkommen, der seine Gefühle am lautesten und energischsten vorträgt, selbst wenn dieser der Täter, selbst wenn dieser ein Verbrecher ist. Oder er wird die Gefühle von Opfer und Täter als gleichwertig ansehen. Es sind ja beides Menschen und alle Menschen sind gleich. Denn der Gleichheitsfetisch ist der Gott des neuen Linken, den er anbetet wie nichts sonst.
Er wird solche Dinge wie Fingerabdrücke, die gefunden wurden, oder genetische Untersuchungen gar nicht wissen wollen, weil es ihn gar nicht interessiert, was tatsächlich passiert ist. Dieser Richter wird sich ausschließlich an den Gefühlen der Prozessbeteiligten orientieren und diese als absoluten Maßstab nehmen, nicht die Wirklichkeit selbst und damit auch nicht die Wahrheit, welche das Verhältnis von Vorstellung und Wirklichkeit beschreibt. Ein guter Richter sein, wird für ihn nicht bedeuten, Fälle aufzuklären und die Wahrheit herauszufinden, also was wirklich passierte, sondern dass alle, die am Prozess beteiligt sind, am Ende in der Summe ein möglichst angenehmes Gefühl haben.
Hier findet sich übrigens eine Parallele zwischen dem neuen Linken und vielen religiösen Menschen, ganz besonders zu Muslimen. Daher auch das gemeinsame Agieren. Der Islam ist eine Religion, eine Weltanschauung, die noch viel mehr als z.B. das Christentum, welches sich immer zumindest um einen Ausgleich bemühte, den Wahrheitsbegriff, Logik und Vernunft verachtet und ‚Wahrheit‘ vollkommen umdeutet und verhunzt. Dies ist einer der vielen Gründe, warum neue Linke und Muslime (zum Teil auch Christen, siehe den aktuellen Papst, viele Bischöfe und Pfarrer) sich so gut verstehen. Sie haben ein gemeinsames Grundparadigma: eine gewisse Verachtung von Wahrheit, Logik und Vernunft.

Völlige Infantilisierung als Folge der Preisgabe der Wahrheitsorientierung

Zwangsläufige Folge dieser Preisgabe, dieser Destruktion der Wahrheit sind eine Infantilisierung zunächst des Einzelnen und schließlich der ganzen Gesellschaft, ein Rückfall in einen frühkindlichen Ego- und Anthropozentrismus sowie der Verlust der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit, wie schon Nietzsche es beschrieb:
„Unsre Gebildeten von heute, unsre »Guten« lügen nicht – das ist wahr; aber es gereicht ihnen nicht zur Ehre! Die eigentliche Lüge, die echte resolute »ehrliche« Lüge (über deren Wert man Plato hören möge) wäre für sie etwas bei weitem zu Strenges, zu Starkes; es würde verlangen, was man von ihnen nicht verlangen darf, daß sie die Augen gegen sich selbst aufmachten, daß sie zwischen »wahr« und »falsch« bei sich selber zu unterscheiden wüßten. Ihnen geziemt allein die unehrliche Lüge; alles, was sich heute als »guter Mensch« fühlt, ist vollkommen unfähig, zu irgendeiner Sache anders zu stehn als unehrlich-verlogen, abgründlich-verlogen, aber unschuldig-verlogen, treuherzig-verlogen, blauäugig-verlogen, tugendhaft-verlogen.
Diese »guten Menschen« – sie sind allesamt jetzt in Grund und Boden vermoralisiert und in Hinsicht auf Ehrlichkeit zuschanden gemacht und verhunzt für alle Ewigkeit: wer von ihnen hielte noch eine Wahrheit »über den Menschen« aus!.. Oder, greiflicher gefragt: wer von ihnen ertrüge eine wahre Biographie!.. “ (Zur Genealogie der Moral – Was bedeuten asketische Ideale? #19)

Das Gefühl der Bedrohung als zentrale Antriebsfeder

Die Konfrontation mit einer nicht derart abgrundtief verlogenen Seele führt dann aber direkt in das Minderwertigkeitsgefühl respektive das Gefühl der Bedrohung. Der neue Linke will sich nicht bevormunden lassen und er will sich nicht der Wirklichkeit unterwerfen. Der Logik übrigens auch nicht. Dies empfindet er als Anschlag auf seine Autonomie und seine Freiheit. Menschen, die ihn auf seine inneren Widersprüche hinweisen (Denkfehler) oder auf Widersprüche zur beobachtbaren Wirklichkeit (Fehlvorstellungen), machen ihn nicht selten aggressiv. Er empfindet das als Angriff auf seine angenehmes Lebensgefühl, zu welchem oftmals Harmonie mit allen anderen als zentrales Element gehört. Der Vernunftorientierte wolle ihm nur unangenehme Gefühle vermitteln und stört die Harmonie – einen anderen Maßstab kennt der neue Linke ja nicht. Also muss das ein böser Mensch sein, der aus seiner Boshaftigkeit heraus, wahrscheinlich weil er selbst ein Unglücklicher ist, der seine Unzufriedenheit auf andere übertragen will, andere ebenfalls unglücklich machen will.
Ist dieser vernunftorientierte Störenfried trotz der Anfeindung, die ihm die neuen Linken dann zuteil werden lassen, hartnäckig und versucht aufzuzeigen, dass die Vorstellungen des neuen Linken gar nicht stimmen können, indem er auf all die Widersprüche hinzeigt – wie ein Richter, der dem Täter Beweise wie Fingerabdrücke und ähnliches vorlegt, die seine Version des Geschehens eindeutig widerlegen -, dann erzeugen die daraus entstehenden Minderwertigkeitsgefühle nicht selten Hass, der dann in andere projiziert wird, da der neue Linke andere absolute Bezugspunkte als Gefühle nicht kennt und sich daher auch bei seinem Gegenüber andere Motivationen, wie z.B. Neugier, Wahrheitsliebe und Bedürfnis nach innerer Wahrhaftigkeit, nicht vorzustellen vermag. Auch hier sehen wir wieder starke Parallelen zum religiösen Fanatiker.

Der neue Linke wird zum neuen Totalitaristen

Die nicht verlogene, wahrhaftige Seele muss dann verschwinden, da sie den Gott der neuen Linken, den Gleichheitsfetisch besudelt und um die daraus verursachte Kränkung und das entstehende Minderwertigkeitsgefühl loszuwerden, um die Wahrheit, die nun wie ein fürchterlicher Stachel im eigenen Fleisch wirkt, zu eliminieren. Dazu ist dann ab einem bestimmten Punkt jedes Mittel recht: Lächerlich machen, Ausgrenzung, Einschüchterung, Zensur, zuletzt brutale Gewalt, Zerstörung und Säuberung von allen Dissidenten.
So führt also die Verabsolutierung der je eigenen ethisch nicht legitimierten, unzulänglichen Morallehre, welche die Wahrheit ausgrenzt, sich ausschließlich am Gefühl festmacht und im Leid der vorgeblich Unterdrückten dieser Welt – der „Verdammten dieser Erde“, wie Frantz Fanon, der Vordenker der neuen Linken, es 1961 formulierte – ihren absoluten Bezugspunkt findet, zwingend zur absoluten Unmoral. Der neue Linke aber wird so zum neuen Totalitaristen.


Quelle

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