Donnerstag, 14. Juni 2018

Das Heulen der deutschen Medien

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Trump, Kim und das Heulen der Medien


„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und

andere Ergebnisse zu erwarten.“ (Albert Einstein)


Ein Großteil der Medien hat es nach dem Treffen von Trump und Kim in Singapur kaum länger aushalten können, die Vereinbarungen mit Geringschätzung zu überziehen, als ich es schaffe, unter Wasser die Luft anzuhalten. Das war natürlich zu erwarten, denn im Grunde ist es längst gleichgültig, was Trump sagt oder tut – er liegt in der Beurteilung durch die deutschen Medien stets meilenweit daneben. Nachdem sich die Öffentlichkeit von dem kurzen Schock der Ankündigung des Treffens erholt hatte, hieß es, Trump werde sich wohl über den Tisch ziehen lassen. Als das Treffen abgesagt war, frotzelte man über die voreilig geprägten Gedenkmünzen und erklärte das ganze zum typisch Trumpschen Karnevals-Scherz. Zum Schluss fiel es jedoch immer schwerer, schnell genug „Ja, aber…“-Sätze zu formulieren, so deutlich und stark waren die Bilder.
Hillary Clinton, die derzeit durch die USA tingelt, um scheinbar das nachzuholen, was sie im Wahlkampf versäumt hat, giggelte gerade noch, dass man für Probleme wie das nordkoreanische natürlich erfahrene Diplomaten brauche, und dass man da nicht mal eben per Tweet Ankündigungen der Art „Hey, lass uns mal treffen, Bro“ machen könne, da war es schon passiert: Selbst die Journalisten des Spiegel schlossen für einen Moment die Klappe und hielten einfach nur die Kamera drauf. Rotweißblau neben rotweißblau, Fettfingerchen in kleiner Hand, „Cheese-Lächeln“. Na sowas. Sie haben es tatsächlich beide getan. In Echt. Und Hillary Clinton musste schon wieder eine ihrer selbstverliebten Aussagen schlucken.
Doch das Bild vom historischen Händedruck konnte natürlich nicht als Erfolg stehen bleiben, und ich rätselte eine kleine Weile, worauf die Journallie in Mainz, Köln und Prantlhausen ihre Pfeile wohl richten werde. Gewettet hätte ich darauf, dass man Trump und Kim in toto zu „brothers in mind“ erklären würde. Schließlich gäbe das einen bunten Strauß an düsteren Zukunftsszenarien a la Nordkorea, die man den vermeintlich unter die Diktatur gefallenen Amerikanern genüsslich ins Horoskop schreiben könnte. Das ist ja kein Antiamerikanismus, das ist ja nur Trump-Kritik! Aber vielleicht kommt das ja noch, schließlich schrecken deutsche Propagandisten vor keinem noch so abartigen Vergleich zurück, wenn es um den amerikanischen Präsidenten geht. Also zumindest um den 45. Für das Treffen mit Raketen-Kim jedoch griff man auf eine Argumentationslinie zurück, die man in einem ähnlich gelagerten Fall glatt umgedreht hatte. Das dumme daran ist leider, dass man den Fauxpas nicht einmal bemerkte.

Wie man die eigenen Argumente auf den Kopf stellt

Der Vertrag sei doch überhaupt nichts wert, hieß es. Dieser verpflichte Kim doch zu überhaupt nichts. Es gäbe nicht mal konkrete zeitliche Absprachen! Und überhaupt, das genau sei es doch schon seit Jahrzehnten gewesen, was die irren Kims wollten: Internationale Anerkennung, Bilder von sich, mit US-Präsidenten drauf – und das gebe ihnen Trump einfach so, und die Welt bekäme nichts dafür! Außerdem gäbe es für Verhandlungen mit Nordkorea doch das Format mit Japan, Südkorea, China und Russland (und die EU wäre sicher auch gern am Tisch), die sollten verhandeln, nicht Trump! So sah das auch Clinton.
Doch dieses Format hat es über viele Jahre und in langen Verhandlungen nicht vermocht, auch nur die allerkleinsten Fortschritte zu erzielen. Die gab es immer nur dann, wenn bilateral mit China, Südkorea oder eben den USA gesprochen wurde. Ein Vergleich drängt sich auf, der uns zu einer weiteren unilateralen Verhandlungsrunde führt, die dem Iran 2015 eine Absichtserklärung abgerungen hatte, die man dem Wähler zuhause als „Magna Charta“ verkaufte.
Doch ist es nicht seltsam, dass im Fall des Iran die Argumente von der Presse genau andersherum verwendet werden? Man hielt auch dann noch vonseiten der EU an dem „Abkommen“ fest, als Trump es für gescheitert erklärte. Ein Abkommen, das den Iran übrigens zu nichts verpflichtet und auch keine Offenlegung seines Atomprogramms fordert, ja nicht einmal die iranische Erklärung beinhaltet, je eines betrieben zu haben, und noch dazu nur eine nicht paraphierte, nicht ratifizierte Absichtserklärung ist. Was bekam der Westen eigentlich dafür vom Iran? Den Export des Machtstrebens der Mullahs nach Syrien und in den Jemen, das Versprechen auf gute Geschäfte mit der Mullahkratie und als möglichen Kollateralschaden immer frecher geäußerte Vernichtungsphantasien gegenüber Israel. Was für ein Deal!
Doch wie kommt es, dass der Iran-Deal gut sei und der Kim-Deal belächelt wird? Machen wir uns nichts vor: Wäre es Trump gewesen, der solch einen „Triumpf“ in den Verhandlungen mit dem Iran verkündete, würde heute kein Europäer aus purem Trotz weiter die schützende Hand über die Turbane der Mullahs halten. Und wäre es umgekehrt Obama gewesen, der dem Grinsekim die Pfote tätschelt, die verzückten Massen hätten sich auf dem Petersplatz in Rom zu einem tränenheiser gebrüllten „Santo subito!“ versammelt. Friedensnobelpreisträger war er ja schon.

Es brauchte einen eher simpel denkenden „Dealmaker“

Das Stück Papier, das Trump nun vorzuweisen hat, ist in der Tat kaum der Rede wert. Es ist kurz, wenig präzise, spart mit Druck und verbindlichen Prüfungen, und was es tatsächlich wiegt, wenn der Koreakonflikt wieder eskaliert, darüber herrscht kein Zweifel. Jedoch markiert es ein Level, das bislang unerreicht war. Weder die eloquenten Seelchenstreichler Bill Clinton und Barack Obama noch der „Falke“ Bush sind je so weit gekommen, sich mit einem Diktator der Kims zu treffen. Die Schatten, die die eigenen aufgeblasenen Egos warfen, waren viel zu lang.
Es brauchte ausgerechnet einen eher simpel denkenden „Dealmaker“, der keinen Schatten wirft, weil er sich für die Sonne hält, der sein Kapital nicht in seinem politischen Ego oder der Würde seines Amtes sieht, sondern nur Aufwand und Gewinn kalkuliert. Und bevor jetzt jemand entrüstet von der „Würde des Amtes“ zu sprechen anhebt…politische Ämter hat man nur auf Zeit, ebenso wie deren Würde. Diese ist also nur geliehen und gehört einem nicht. Sollte man in Deutschland übrigens auch mal versuchen.
Hinzu kommt, dass der „klassische Weg“ der versnobten Diplomatie in Fall Nordkoreas immer und immer wieder krachend gegen die Wand gelaufen ist und zu überhaupt nichts geführt hat! Und während Deutschland Buchhalter-Typen wie Heiko Maas um die Welt schickt, die von der Rolle der Bedeutung bei der Entwicklung der Steigerung radebrechen, sendet Trump sehr viel praktischere Signale: Ihr wollt einen Deal? Was habt ihr anzubieten? Ihr wollt ein Handelsabkommen? Lasst uns eine echte Freihandelszone machen… keine Zölle mehr! Nordkorea will eine Sicherheitsgarantie? Ja, glaubt der Kim denn, wir wollen Nordkorea wirklich angreifen? Klar geben wir ihm die! Er wird sie nach innen brauchen, erklärt seine kommunistische Propaganda doch seit Jahrzehnten seinem eigenen Volk Tag für Tag, die USA wetzten schon die Messer. Wie falsch diese Behauptung ist, können die Nordkoreaner in Zukunft vielleicht selbst herausfinden.

„So haben wir das noch nie gemacht“.

Trump fragte sich, was ihn diese Garantie kostet, und die Antwort ist: Nichts! Gesichtsverlust? Nur in den Augen derjenigen, die immer sagen „So haben wir das noch nie gemacht“. Eine Öffnung Nordkoreas wird nun zumindest denkbar. Wandel durch Annäherung nannte sich diese Strategie einst im geteilten Deutschland, und während Springer noch nicht von den Gänsefüßchen um „DDR“ lassen wollte, gab es plötzlich Ständige Vertretungen in beiden deutschen Staaten. In Trump steckt womöglich mehr Willy Brandt, als man allgemein für möglich hält, wenn auch unter gänzlich anderen Vorzeichen. „Thinking out of the Box“ ist das Trump-Motto, und dazu gehört offensichtlich, ohne Zögern auf jeden „Gordischen Knoten“ einzudreschen, den er finden kann.
Es war stets klar, dass Nordkorea die USA als „ideologischen Feind“ betrachtet und nur mit ihr verhandeln wollte. Trump sagt, ok, lass uns reden. Es war auch allen Beobachtern außer einigen Anhängern besonders unrealistischer Friedenspläne klar, dass Jerusalem die Hauptstadt Israels ist. Doch auch hier brauchte es Trump, der das einfach laut aussprach. Trump ist das Kind am Straßenrand im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern, das lachend ruft, die Leute seien ja alle nackt. Zur Strafe für die Vernichtung heiliger Illusionsgebäude brüllt die deutsche Presse ihn an, er solle nicht mit dem Finger auf nackte Leute zeigen. Das wirkt so lächerlich, als würde der „Flat-Earth-Club“ trotzig verkünden, er habe tausende Mitglieder „rund um den Globus“.
Die ganze Scheinheiligkeit und Missgunst der Berichterstattung wird übrigens deutlich, wenn man die Reaktionen auf die Ankündigung Trumps betrachtet, auf gemeinsame Militärmanöver mit Südkorea zu verzichten. Plötzlich werden Sicherheitsbedenken geäußert und erklärt, solche Manöver seien schließlich ganz legal – ganz so, als hätte man nicht seit Jahren immer wieder mit klappernden Zähnen davor gewarnt, den dicken Drachen durch ebensolche Manöver zu reizen. Auch hier würde ich übrigens zu Realismus raten. Erstens ist die Ankündigung, auf Manöver zu verzichten, nichts als eine nachträglich über den Verhandlungstisch geschobene Keksdose. Sie kann einfach wieder zurückgezogen werden, sollte das Gegenüber zu beherzt zugreifen. Auch sollte man nicht glauben, dass ein abgesagtes Manöver die Verteidigungsfähigkeit Südkoreas oder der USA schwächt. Die üben ohnehin eher still und leise in Computersimulationen und nicht in Feldschlachten in Divisionsstärke mit Platzpatronen und rot/blauen Armbinden.
Abschließend sei den Skeptikern empfohlen, unbedingt skeptisch zu bleiben. Denn selbstverständlich bedeutet dieser „Deal“ mit Nordkorea zunächst mal noch gar nichts. Anstatt überschwänglicher Jubelchöre hätte es dieser Skepsis aber auch schon für jenen anderen „Deal“ mit dem Iran bedurft, der leider nie zu etwas Gutem führte, und den gerade die Europäer nur deshalb noch nicht aufgegeben haben, weil sie sich vom Iran haben täuschen lassen und sich diese Schmach nicht eingestehen wollen. Gerade hier könnte man etwas von Trump lernen: Deals, die nicht funktionieren, werden schnell beerdigt. An ihnen festzuhalten und zu versuchen, tote Pferde zu reiten, ist Trumps Sache nicht. Deshalb: Well done, Mr. President. Until now.
Dieser Beitrag erscheint auch auf Roger Letschs Blog Unbesorgt




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