Madagaskar, ein Land, das in Afrika eigentlich für stabile gesellschaftliche und demokratische Verhältnisse steht, wird zunehmend Schauplatz religiöser Intoleranz und Ziel fundamentalistischer Kräfte. 
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Für den ohnehin mit vielen Entwicklungsproblemen kämpfenden Inselstaat – vor allem Armut, Epidemien und Umweltzerstörung – ist dies ein Alarmsignal, zumal die neuen Gefahren an mehreren Fronten drohen. So spricht der Vorsitzende der madagassischen Bischofskonferenz, Kardinal Desire Tsarahazana, von einer zunehmenden Islamisierung, die deutlich „spürbar und sichtbar“ sei. Es sei wie eine „Invasion“, sagte der Erzbischof der Hafen- und Handelsstadt Toamasina dem internationalen Hilfswerk Kirche in Not. Zugleich leidet die Bevölkerung der rund 25 Millionen Einwohner zählenden Republik unter wachsender Kriminalität und Korruption, denen die Regierung in der Hauptstadt Antananarivo kaum etwas entgegenzusetzen hat. Nicht zuletzt deshalb ist Anfang Juni dieses Jahres Premierminister Olivier Mahafaly zurückgetreten. Er kam damit einer Entmachtung durch das Militär zuvor.
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Weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit breitet sich der Islam im mehrheitlich animistisch und christlich geprägten Madagaskar aus. Bislang bildet er mit rund fünf bis sieben Prozent der Gesamtbevölkerung eine vergleichsweise kleine Minderheit. Bei seiner Ausdehnung kommt er nicht auf leisen Sohlen daher, wie in manch anderem Land des südlichen, östlichen und zentralen Afrikas, sondern mit Wucht. 

So gebe es Pläne zur Errichtung von 2 600 Moscheen, und im Norden des Landes bekämen Frauen Geld, um auf der Straße die Burka zu tragen, berichtet Kardinal Tsarahazana. „Die Menschen werden mit Geld aus den Golfstaaten und Pakistan gekauft. In meiner Diözese werden überall Moscheen gebaut, auch wenn es gar nicht so viele Muslime gibt“, schildert Tsarahazana die Situation. Auch werde dafür gesorgt, dass viele Muslime aus der Türkei nach Madagaskar zuwandern. Zudem gebe es junge Leute, die zum Studium nach Saudi-Arabien gehen und als Imame zurückkehren. „Wir haben uns mit diesen Imamen getroffen, um mit ihnen über unsere Sorge zu sprechen. Einer von ihnen war ein ehemaliger Seminarist. Er hat natürlich nicht gesagt, dass ihn das Geld gelockt hat, aber, dass es wegen der Armut passiert ist, die hier herrscht. Es gibt echten Druck“, so Kardinal Tsarahazana. 

Scharfe Kritik übt der 64-jährige Geistliche auch an der Politik in Madagaskar, das von „korrupten Leuten regiert“ werde. Das Land stehe vielen Herausforderungen gleichzeitig gegenüber. Unter anderem litten die Menschen unter Kriminalität in den Städten wie auf dem Land, wo es immer wieder zu Übergriffen – auch auf kirchliche Einrichtungen – komme. Tsarahazana hebt hervor, dass sich die madagassischen Bischöfe bereits mehrfach mit den staatlichen Behörden getroffen haben, um ihnen gegenüber ihre Sorge deutlich zu machen. Es bleibe aber bei Untätigkeit, zudem gebe es „viel Heuchelei“. „Wir kommen uns vor wie Rufer in der Wüste. Leider werden wir wirklich von korrupten Seelen regiert.“
Nach Informationen der Website „Katholisches“ wurden 2017 zehn pakistanische Imame des Landes verwiesen. Die Behörnannten formalrechtliche Gründe. Viele Medien sahen darin konsequentes Vorgehen gegen den radikalen Islam. Kardinal Tsarahazana sieht es anders: Es gebe kein wirkliches Durchgreifen der Behörden, sondern mehr Kosmetik.