Es ist das Adventslied der
Deutschen, der evangelischen Deutschen vor allem: „Tochter Zion, freue dich!“
Ein verständlicher Text verbindet sich mit einer eingängigen Melodie zu einem
fröhlich-festlichen Gesang. Er gehört zur Vorweihnachtszeit wie das Leuchten
der Kerzen und der Duft von Tannenzweigen.
Ob Chorgesang im Gottesdienst oder instrumentale
Konserve auf dem Weihnachtsmarkt – „Tochter Zion“ ist allgegenwärtig. Um 1825 entstanden,
folgt das Lied einer Musik von Georg Friedrich Händel. Der Text stammt von
Pfarrer Friedrich Heinrich Ranke.
Tochter Zion, freue dich,
Jauchze laut. Jerusalem!
Sieh, dein König kommt zu dir,
Ja, er kommt, der Friedensfürst.
Tochter Zion, freue dich,
Jauchze laut. Jerusalem!
Hosianna, Davids Sohn,
Sei gesegnet deinem Volk!
Gründe nun dein ewig Reich,
Hosianna in der Höh!
Hosianna, Davids Sohn,
Sei gesegnet deinem Volk.
Dieser Text bezieht sich auf den Propheten Sacharja,
der schreibt: „Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem,
jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und
reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (Sacharja 9,9)
Von Zion „gereinigte“ Lieder
Das ist die neue Botschaft nach Krieg, Krisen und der
Katastrophe der Verschleppung vieler Juden nach Babylon: Jerusalem darf jubeln,
Zion kann sich freuen. Denn der Retter kommt, der aus dem Stamm Davids, der
Israel sammeln soll und zum Licht der Heiden werden wird. „Sieh, dein König
kommt!“ Er kommt zum Zion. Das ist purer Zionismus . Und ist immer
wieder der Aufreger. In der Diktatur der Nationalsozialisten war für das „neue“
Deutschland alles „Jüdische“ nicht zum Zeitgeist passend. „Jerusalem“ war
schwierig und „Zion“ ging gar nicht. Allerhand Liedtexte wurden geändert, zur
neuen Ideologie hin „gereinigt“ und von zu viel Judentum „befreit“. Bereits
1933 erschien eine Untersuchung „Über alttestamentliche Bezugnahmen im
evangelischen Gesangbuch und ihre Beseitigung“ (Wilhelm Caspari. Monatsschrift
für Gottesdienst und kirchliche Kunst, H. 7, 169-179). In den Jahrzehnten der
Herrschaft der Realsozialisten in der „DDR“ wurden Liedtexte gleich komplett
geändert und ersetzt. Das Fest zur Geburt Christi wurde zum „Fest des Lichtes“
und der Engel zum „Jahresendflügler“. Es passten weder alttestamentliche Bezüge
noch die neutestamentliche Botschaft. Bibel und Glaube waren für die Gottlosen
aller Diktaturen ein Stein des Anstoßes.
„Zion“ ist es bis heute, zumindest wenn es um „Zionismus“
und „Zionisten“ geht. Die Gemeinschaft der (Heiden-)Völker hatte Jahrzehnte
ganz offiziell Zionismus als Rassismus gebrandmarkt. 1975 wurde von der
UN-Vollversammlung in der Resolution 3379 der Zionismus verurteilt. 72
Staaten stimmten damals dafür, 35 Staaten stimmten dagegen, 32 enthielten sich
der Stimme. Erst Ende 1991 wurde die Resolution von der UN-Generalversammlung
mit 111 zu 25 Stimmen bei 13 Enthaltungen für nicht gültig erklärt.
Von Zion geprägte „Rechte“?
Doch „Zion“ ist ein Ärgernis geblieben. Israel ist
bleibend das Problem für die Welt, so die Meinung der Welt. Warum eigentlich?
Es geht kaum um Land. Der Staat Israel ist ein Mini-Gebiet. Es geht nicht um
Bodenschätze. Israel hat „Milch und Honig“, aber kein Gold, kein Eisen, kein
Öl. Jedoch hat Israel einen Gott, der auf dem Zion wohnt. Noch mehr: Er will
sein Volk sammeln und er „will sie heimbringen, dass sie in Jerusalem wohnen“
(Sacharja 8,8). Politisch korrekt ist das nicht. Denn Menschen, die nach
Jerusalem und nach Israel kommen, brauchen Wohnungen und ganze Siedlungen.
Zionisten machen die Wüste grün, bebauen das öde Land, legen Straßen und Städte
an. Sind darum Zionisten „rechts“ und „christliche Zionisten“ rechts und damit
gefährlich? Weil der Gott Israels sein Volk heimbringt, ist Israel gefährlich
für den Weltfrieden? So urteilt zumindest Günter Grass samt sozialistischer
Sympathisanten. Deshalb lässt auch ein Kirchenpapier zum „Gelobten Land“
aufhorchen. Die verfasste Kirche sollte nicht schon wieder dem Zeitgeist folgen.
Sacharja schreibt davon, dass Gott auf den Zion zurückkehren will. „So spricht
der Herr: Ich kehre wieder auf den Zion zurück und will zu Jerusalem wohnen.“
Damit ist ER der Erzzionist! ER kommt zum Zion zurück. Tobt deshalb die Welt?
Und ER bringt sein Volk aus der von ihm verordneten weltweiten Zerstreuung
zurück – ob die wollen oder nicht. Viele Juden hatten das gelobte Land nicht
als Lebensziel vor Augen. Sie wurden getrieben, gejagt und aus der Verfolgung
heraus ins Land gebracht. Im EKD-Kirchenpapier heißt es: „Viele ‚christliche
Zionisten‘ fördern mit politischer Lobbyarbeit und erheblichen finanziellen
Mitteln die Einwanderung in das Land Israel und den Siedlungsbau in den
besetzten Gebieten.“ Warum ist das rundum abzulehnen? Warum ist der „christliche
Zionismus“ eine „Engführung“ biblischer Aussagen? Der Gott, der in der Bibel zu
uns spricht und sich in der Geschichte offenbart, sieht es jedenfalls ganz eng.
Er kommt zum Zion zurück. Tochter Zion, freue dich! Sieh, dein König kommt zu
dir. Sei gesegnet deinem Volk!
Und diese Herrschaft Gottes mündet in das Heil für
alle Völker. „Und so werden viele Völker, Heiden in Scharen, kommen, den Herrn
Zebaoth in Jerusalem zu suchen und den Herrn anzuflehen.“ (Sacharja 8,32)
Von Egmond Prill
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