BRÜSSEL/MZ. Die
junge Mutter ist verzweifelt. "Nicht noch ein Mädchen", schluchzt sie.
Seitdem ihr der Frauenarzt mitgeteilt hat, dass sie eine zweite Tochter
erwartet, hat die 28-jährige Rosa völlig die Fassung verloren. "Beim
letzten Mal hat mich mein Mann fast umgebracht", erzählt sie weinend.
"Er wurde gewalttätig, als er erfuhr, dass ich ihm keinen Sohn geben
konnte, ebenso meine Schwiegermutter." (aus welcher Kultur kommt wohl dieses Denken? Keine Frage. Der Mann sollte sich wohl selbst umbringen! Jani) Die zweite Schwangerschaft ist
für sie zu einem Albtraum geworden. In ihrer albanischen Heimat sind
Abtreibungen nach dem dritten Monat zwar verboten. Sie finden trotzdem
statt.
112 Männer je 100 Frauen
"Wenn die Eltern erfahren, dass ein Mädchen zur
Welt gebracht wird, greifen sie zur künstlichen
Schwangerschaftsunterbrechung", stellte vor gut einem Jahr der Europarat
in Straßburg in einer Stellungnahme fest. Die Rede ist nicht von China
oder Indien, wo das Problem bekannt ist, sondern von Europa. In der
Resolution vom November 2011 heißt es, die "pränatale
Geschlechtsselektion hat besorgniserregende Ausmaße angenommen".
Einige
Experten warnten bereits davor, dass die demografischen Strukturen
durcheinandergebracht werden könnten. Normalerweise kommen auf 105
Jungen 100 neugeborene Mädchen. In Albanien sind es bereits 112 Jungen.
"Nein, die Zahlen sind noch nicht eklatant", heißt es beim
Uno-Entwicklungshilfeprogramm (UNDP). Aber sie seien "erschütternd". Und
keineswegs ein begrenztes Problem. "Mädchen gelten in vielen Ländern
als schwere Last", sagt UNDP-Expertin Aferdita Onuzi. Neben Albanien
gibt es Berichte über geschlechtsspezifische Tötungen ungeborener
Mädchen auch aus Bosnien, Montenegro und Kroatien. Alles
Beitrittskandidaten der EU. Doch auch innerhalb der Union selbst ist die
Praxis offenbar weiter verbreitet als bisher angenommen. Unter dem
Titel "Igitt, es ist ein Mädchen" berichteten dänische Medien vor
Monaten von einem breiten Abtreibungstourismus zum Nachbarn Schweden, wo
Schwangerschaftsunterbrechungen bis zur 18. Woche (Dänemark 12. Woche)
erlaubt sind. In der Regel wird das Geschlecht während der 14. Woche
bestimmt.
mz-web.de
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