Bremen (idea) – Die rot-grüne Regierungskoalition in Bremen will das
gewerbliche Tanzverbot an „stillen Feiertagen“ lockern. Am kommenden
Karfreitag (29. März) sollen solche Veranstaltungen nur noch von sechs
bis 21 Uhr untersagt sein, am Volkstrauertag und am Ewigkeitssonntag im
November von sechs bis 17 Uhr. 2018 könnte das Verbot ganz fallen. Der
Bremer Sozialdemokrat Maurice Mäschig hatte sich bereits im vorigen Jahr
in einer Petition für eine Aufhebung des Verbots stark gemacht. Kritik
an den Plänen kommt aus der CDU, der Bremischen Evangelischen Kirche und
der Gewerkschaft ver.di. Die kirchenpolitische Sprecherin der
CDU-Fraktion in der Bürgerschaft, Elisabeth Motschmann, nannte das
Ansinnen „respektlos“. Wenn man Achtung und Toleranz gegenüber anderen
Religionen wünsche, dann könne man dies auch gegenüber dem christlichen
Glauben erwarten, sagte sie auf Anfrage der Evangelischen
Nachrichtenagentur idea. Im übrigen gebe es reichlich Tage im Jahr, an
denen das Tanzen in der Öffentlichkeit ohne Einschränkung erlaubt sei.
Privat sei es ohnehin selbst an geschützten Feiertagen möglich, so
Motschmann, die auch dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU Bremen
vorsteht.
Kirchensprecherin rügt kommerzielle Interessen
Ähnlich argumentiert die Pressesprecherin der Bremischen
Evangelischen Kirche, Sabine Hatscher. „Wir haben doch gar kein
‚Tanzverbot’ in Bremen. Wie man privat Feiertage gestaltet, ist
schließlich jedem freigestellt“, stellte sie gegenüber idea fest. Die
Aktion nütze nur den Initiatoren, „die aus finanziellen Interessen hier
die Axt an die Wurzel des Feiertagsschutzes legen“. Der gesetzliche
Schutz von Karfreitag, Volkstrauertag und Totensonntag diene der
Rücksichtnahme auf Gefühle und Leid von Menschen, die um Angehörige
trauern oder mit dem eigenen Tod konfrontiert seien. Verlässliche
Ruhezeiten schenkten ihnen im öffentlichen Raum die Möglichkeit zur
Besinnung. Deshalb sollte es keine lauten gewerblichen Umzüge oder
Partys geben. Wer diesen Schutz preisgebe, räume dem Wunsch nach
Unterhaltung grundsätzlich Vorrang ein. Hatscher: „Was hätte das
irgendwann zur Folge? Vermutlich Techno-Events am Karfreitag in der
Stadtmitte.“
Kirchenkritiker für Feiertagsschutz
Obwohl er sich selbst als Kirchenkritiker bezeichnet, stellt sich der
Vize-Geschäftsführer der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in
Niedersachsen und Bremen, Gunnar Wegener, in dieser Frage an die Seite
der Kirchen. Die Lockerung des Tanzverbots sei ein Angriff auf den
arbeitsfreien Sonntag. Wer ohnehin an Sonn- und Feiertagen arbeiten
müsse, sollte „irgendwann einmal den Kopf frei kriegen, so Wegener der
Zeitung „taz“ zufolge. Selbst Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD)
ist offenbar nicht wohl bei dem Antrag von Rot-Grün. Er fände es „sehr
bedauerlich“, wenn der Schutz der stillen Feiertage noch stärker
eingeschränkt werde.
kath.net.
.....
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen