Heidelberg (idea) – Scharfe Kritik an der an den theologischen Fakultäten vermittelten historisch-kritischen Auslegung der Bibel hat der emeritierte Professor für Neutestamentliche Theologie Klaus Berger (Heidelberg) geübt. Er äußerte sich in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Berger zufolge ist die heutige Theologie „ein lebloses Gedankengerippe, das mit Frömmigkeit und Kirche kaum noch etwas zu tun hat“. Die Bibel werde im Theologiestudium „auseinandergenommen und demoliert, so dass von ihr fast nichts mehr übrig bleibt“. Viele Theologiestudenten verlören dadurch ihren christlichen Glauben und brächen das Studium ab. Die liberale Theologie richte viel Schaden an und habe einen ähnlich durchschlagenden Erfolg wie der Kommunismus in der DDR. Von Berger erschien jetzt das Buch „Die Bibelfälscher. Wie wir um die Wahrheit betrogen werden“ (Pattloch Verlag, München).
„Professoren genießen Narrenfreiheit“
Nach seinen Worten leben die meisten Theologieprofessoren ohne jeden Bezug zur Gemeinde. Nur die wenigsten seien selbst Pfarrer gewesen: „Ich kenne viele Theologen, die aus Angst vor dem Pfarrerberuf Professor geworden sind. Als Pfarrer erfährt man die Korrektur der Gemeinde, als Professor genießt man weitgehend Narrenfreiheit.“ Kritik äußerte Berger auch an den Habilitations- und Berufungsverfahren der theologischen Fakultäten. Es gebe ein „Zitier-, Berufungs- und Vortragseinladungskartell“. Viele seiner Schüler hätten keine Chance, auch nur zu einem Probevortrag eingeladen zu werden. So seien evangelikale Theologen an Universitäten unerwünscht. Bei der Ablehnung gehe es nicht um die Qualifikation, sondern um Mentalitätsfragen. Berger: „Wir sind in der Universitätstheologie an einem Punkt angekommen, wo eine grundlegende Reformation nötig ist.“ Nach seiner Einschätzung könnte es zu einer Trendwende kommen, wenn sich die Mehrheitsverhältnisse im Deutschen Bundestag ändern und die Staatskirchenverträge aufgelöst werden. Dies könnte auch das Ende der theologischen Fakultäten an den Universitäten bedeuten. Berger: „Vielleicht wacht die Theologie dann aus ihrer total abgesicherten Welt auf.“
Warum es auf die Jungfrauengeburt ankommt
In dem Interview äußerte sich Berger auch zu theologischen Streitfragen. So verteidigt er die Ansicht, dass die Jungfrauengeburt ein geschichtliches Ereignis war. Seine Begründung: „1. Matthäus und Lukas berichten darüber – und zwar einschließlich der damit verbundenen Komplikationen. Als Josef von der Schwangerschaft Marias erfuhr, wollte er seine Verlobte zunächst entlassen. So eine Begebenheit erfindet man doch nicht! 2. Sowohl bei der Menschwerdung Jesu als auch bei seinem Tod und der darauffolgenden Auferstehung finde ich dieselbe Handschrift Gottes, nämlich das Wirken des Heiligen Geistes. Dies war der Glaube des Urchristentums und es ist auch mein Glaube.“ Wer die Jungfrauengeburt bestreite, schließe die Möglichkeit aus, dass Gott in dieser Welt etwas bewirken könne. Berger: „So legen Theologen dem Herrgott Handschellen an und binden ihm einen Maulkorb um, damit er ja nichts tut oder sagt, was uns irritieren könnte.“
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