Islamisierung der Menschenrechte
Was ist nur mit dem Vatikan los? Der Papst beschwört bei seiner
Karlspreis-Rede die zentralen Werte des europäischen Humanismus. Zur
gleichen Zeit lässt er diese Werte auf einer vatikanischen Tagung
preisgeben. Bei einer christlich-islamischen Konferenz in Rom wurde die
europäische Tradition von Menschenwürde und Menschenrechte für das
Linsengericht eines unbedingten Dialog-Erfolges verkauft.
Bei der Entgegennahme des Karlspreises im Vatikan beleuchtete der
Papst in seiner Ansprache die geistig-kulturelle Situation Europas. Er
beschwor die europäische Identität in Humanismus, Menschenrechte und
Demokratie.
Papst Paul III. und die spanischen Dominikaner begründeten die Menschenrechte
In der Tat stehen die Menschenrechte im Zentrum des europäischen
Humanismus. Sie wurden ausformuliert in der frühen Neuzeit. Ihre Wurzeln
reichen aber zurück in eine Unterscheidung des römischen Die
positiven Rechtssetzungen müssen begründet sein im Naturrecht.
Auf diesen Zusammenhang hatte Papst Benedikt XVI. bei seiner Rede vor dem deutschen Bundestag hingewiesen.
Menschenwürde und Menschenrechte – wie das Recht auf Leben und die
persönliche Freiheit – sind nur dann substantielle Rechtsansprüche, wenn
sie von Natur aus dem Menschen zustehen, von niemandem gegeben und
deshalb auch nicht zu nehmen – unantastbar also.
Die spanischen Dominikaner von Salamanca entwickelten als erste im
frühen 16. Jahrhundert aus dem Naturrecht die Menschenrechte: Da alle
Menschen einschließlich der indianischen und negriden Völker Anteil an
der gleichen menschlichen Vernunft-Natur haben, stehen ihnen auch die
gleichen Rechte zu.
Von der spanischen Scholastik inspiriert, erließ Papst Paul III. 1537 in seiner Bulle Sublimis deus das Verbot der Sklaverei an Indianern und alle anderen Völkern. In dieser Magna Charta des Völkerrechts sprach er den Indios die Rechte auf Freiheit, Eigentum und eigene Fürsten zu.
Nur das auf antikem Grund christlich geprägte Europa konnte diese
Dimension des personalen Menschseins entdecken, achten und schützen. In
keiner anderen Kultur der Welt ist es zu einer vergleichbaren
Hochschätzung von personaler Freiheit, Verantwortung und Gleichheit der
Menschen gekommen.
Der Islam etwa betont die fundamentale Ungleichheit zwischen
Gläubigen und Ungläubigen. Da nur der Koran als Rechtsquelle anerkannt
wird, lehnen die Muslime das Naturrecht und damit alle vorstaatlichen
Grundrechte von Natur aus ab.
Eine vatikanische Dialog-Konferenz verrät die europäischen Menschenrechte
Zur gleichen Zeit, als Franziskus seine Karlspreis-Rede hielt, tagte
im Vatikan eine christlich-islamische Dialog-Konferenz. Auf dieser
Tagung rückten die hochrangigen Vatikan-Vertreter vom europäischen
Verständnis der Menschenrechte ab. In der Abschlusserklärung schwenkten
die christlichen Europäer auf das defizitäre Konzept des Islam um.
Der entscheidende Satz im Memorandum lautet: Christen und Muslime
glauben an eine von Gott gestiftete Menschenwürde mit unveräußerlichen
Rechten; diese sind durch das Gesetz zu schützen.
Damit erklärt die Dialoggruppe die Menschenwürde zum Glaubensinhalt.
Das steht im diametralen Gegensatz zur naturrechtlichen Fundierung des
Menschenrechte. Als solche sind sie als selbst-verständliche Wahrheiten
zu erkennen (‚self evident truths’) – und keine zu glaubenden Sätze.
Der Vatikan fördert die Islamisierung des europäischen Humanismus
Des Weiteren glaubt die Dialog-Gruppe, dass die menschlichen Grundrechte als Entfaltung der Menschenwürde von Gott gestiftet
und gegeben seien. Diese Formulierung schließt an die Kairoer Erklärung
an, die 1990 von 45 Außenministern islamischer Staaten verabschiedet
wurde. Sie war ausdrücklich als Gegenmodell zu der westlichen
Menschenrechtserklärung aufgestellt.
Im Kairo-Dokument heißt es: Das Leben und die körperliche Unversehrtheit sind Geschenke Allahs. Sie sind unverletzlich, außer wenn die Scharia es verlangt.
In der Praxis bedeutet das zum Beispiel: Die Scharia duldet keine
Religionsfreiheit. Wer vom Islam in eine andere Religion konvertiert,
soll als Apostat gelten und getötet werden. Auch die körperliche
Unversehrtheit ist nur unter dem Scharia-Vorbehalt unverletztlich – als
gar nicht: Denn nach Scharia-Recht dürfen den Menschen Hände abgehackt
oder sie mit Peitschenhieben traktierte werden, etwa wenn jemand die
Meinungsfreiheit in Kritik an der islamischen Staatspraxis wahrnimmt.
Man erkennt leicht: Wenn die Rechtsansprüche nicht von Natur aus
begründet sind, sondern Rechte gnädig gewährt sein sollen, sind die
Beteuerungen der Unverletzlichkeit hohles Pathos, in diesem Fall
islamische Täuschungsversuche.
Rom gibt leichtfertig zentrale Dimensionen der europäischen Identität auf
Das gilt auch für die Vatikan-Erklärung von den ‚unveräußerlichen’
Menschenrechten. Diese Formulierung bedeutet, dass der Einzelne sein
Recht auf Selbstverfügung nicht aufgeben darf – etwa durch Selbstverkauf
als Sklave. Das gesteht auch der Islam zu. Entscheidend ist aber der
Begriff Unantastbarkeit der Menschenwürde, insbesondere
gegenüber Eingriffen von Seiten des Staates oder der Gesetze. Das
unterschreiben die Muslime nicht.
Schließlich ist die letzte Phrase ebenfalls unzulänglich: Diese (Rechte) sind durch das Gesetzt zu schützen.
Den löchrigen Schutz durch die Scharia-Gesetze kann man oben ersehen.
In diesem Fall ist substantiell, dass der Staat die Grundrechte nicht
nur schützt (vor Angriffen anderer), sondern vor allem selbst achtet. Die Forderung von Schützen und Achten der Grundrechte stellt das Grundgesetz im Artikel 1 auf.
Was ist nur mit dem Vatikan los, dass er leichtfertig eine zentrale
Dimension der europäischen Identität aufgibt? Leiden Kurienmitglieder
vielleicht doch an alzheimerischen Gedächtnisverlust bezüglich der
wesentlichen europäischen Tradition? Und fallen sie nicht dem Papst
Franziskus in den Rücken, der in seiner Karlspreisrede das ernsthafte
Gedächtnis des europäischen Humanismus beschwor?
Bestimmt nicht. Der Leiter der Tagung, Kurienkardinal Jean-Louis
Tauran, handelt als ein enger Vertrauter des Papstes. Franziskus selbst
hat diese Konferenz und ihr Ergebnis abgesegnet.
Kinderleichtes Dialog-Spiel oder zum Dialog verdammt?
Bei einem Empfang der Konferenzteilnehmer führte der Papst die
Gedanken aus: Entscheidend sei der Dialog der Worte. Daraus entstehe die
Begegnung der Herzen. Die führe zu einem verständnisvollen Händedruck. Wort, Herz, Hände, es ist ganz einfach! Sogar ein Kind kann das!
Auffällig ist, dass der Papst den Dialog der Religionen auf einen
zwischenmenschlichen Beziehungsprozess der gegenseitigen Wertschätzung
reduziert. Und ohne Inhaltsbezug ist dann alles ganz einfach,
kinderleicht. Friede, Freude, Eierkuchen möchte man ergänzen.
Ist mit diesen Papstworten der Konferenz ein seriöser Auftrag
gegeben? Kann dabei ein ernsthaftes Verhandeln herauskommen, wenn
Franziskus die akademischen Kongressteilnehmer anspricht wie ei einer
Predigt zum Kindergottesdienst?
Anscheinend haben sich die Kurien-Mitarbeiter von dieser Stimmung des
herzlich-einfachen Miteinanders beeindrucken lassen. Im Rahmen dieses
Kinderspiel-Dialogs haben sie sich dann von den Islam-Vertretern
freundlich über den Tisch ziehen lassen.
Kardinal Tauran kennt aber auch die ernsthafte Seite des Dialog-Verfahrens. Wir sind zum Dialog verdammt,
sagte er bei einer Rede an der Frankfurter Jesuiten-Hochschule
Frankfurt im Herbst 2014. Doch auch dieses Wort lässt nichts Gutes
erahnen: Man will auf Teufel-komm-raus die Gemeinsamkeit mit dem Islam
herausstellen. So hieß es auch diesmal in der Abschlusserklärung: Mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.
Verkauf der Menschenrechte für das Linsengericht eines unbedingten Dialog-Erfolges
Bei dieser Selbstverdammung zur Suche nach Gemeinsamkeiten sind die
Christen anscheinend schnell bereit, ihre Position zur Disposition zu
stellen. Die Moslems tun das nicht. Man findet also nur Einigung, wenn
die Christen auf die Linie des Islam einschwenken.
Die Zustimmung der Vatikan-Vertreter zu dem muslimischen Konzept der
islamischen Menschenrechte mit Offenheit für Scharia-Vorbehalte ist so
ein fauler Kompromiss. Er ist auch unwahr, weil er eine Gemeinsamkeit
vortäuscht. Damit hat der Vatikan die große europäische Tradition von
Menschenwürde und Menschenrechte für das Linsengericht eines unbedingten
Dialog-Erfolges verkauft.
Franziskus hat für diese Selbstdemontage der Werte Europas den Weg
bereitet, indem er auch theologisch zentrale christliche Glaubensinhalte
dem Islam opferte. Bei dem Empfang sagte er zu den Muslimen: Wir alle haben einen gemeinsamen Vater – wir sind Brüder!
Verfälschung des Christentums und des Islam
Dieses Diktum geht noch über die Konzilsaussage hinaus. Dort heißt es, die Muslime würden mit uns den einen Gott anbeten.
Mit dem Wort vom gemeinsamen Vater hat Franziskus die unmögliche
Identität von Allah und Gott behauptet. Damit gibt der Papst das
christliche Credo an den dreieinigen Gott auf. Andererseits beschönigt
er mit dem Ausdruck vom gemeinsamen Vater den islamischen Allah in
seiner Willkür und Aggressivität. Im Sinne einer vermeintlichen
Gemeinsamkeit werden also die Gottesbilder beider Religionen verfälscht.
Formal gilt im Dialog mit dem Islam die Konvergenztheorie: Christen
und Muslime stellen die Gemeinsamkeiten ihrer jeweiligen Lehre heraus,
einigen sich auf den kleinsten gemeinsamen Lehr-Nenner.
Faktisch verzichten die christlichen Teilnehmer auf zentrale Lehr-Positionen, sofern sie von muslimischer Seite kritisiert werden: Wegen der anti-trinitarischen Polemik im Koran reden Konzil und Vatikan so, als wenn der Christengott nicht-trinitarisch wäre. Darin steckt zugleich auch die Verleugnung der Gottessohnschaft Christi.
Verleugnung der göttlichen Trinität und der Göttlichkeit Christi
Dem gezeugten, nicht geschaffenen Gottmenschen Jesus
Christus setzt der Koran antithetisch den ‚geschaffenen, nicht
gezeugten’ Jesus entgegen. Christus wird auf die Ebene des alten Adam
gezogen: Vor Allah ist Jesus Adam gleich, den er aus Erde erschaffen hat (Sure
3,60). Auch mit der Anerkennung der Jungfräulichkeit Marias will der
Koran die adamitische Geschöpflichkeit von Jesus herausstellen und die
Göttlichkeit des Menschensohnes bekämpfen.
Angesichts der islamischen Kritik am christlichen Glauben zum Gottessohn soll mit den muslimischen Brüdern (Franziskus) auch nur vom Propheten Jesus
geredet werden. So führt das Konzils-Muster für den Dialog mit den
Muslimen dazu, dass die christliche Seite zentrale Teile ihrer
Lehr-Identität aufgibt.
Novene zum Heiligen Geist zur Abwehr einer Islam-Enzyklika
Es könnte sogar noch schlimmer kommen: Seit November 2015 kursieren
Gerüchte in Rom, der Papst habe die Absicht, eine Enzyklika über den
Islam zu schreiben. Im Hinblick auf die Geistsendung des Pfingstfestes
sowie dem folgenden Dreifaltigkeitssonntag möchten die glaubenstreuen
Katholiken mit inständigen Gebet den dreieinigen Gott bestürmen, er möge
dem Diener Franziskus den Geist der Demut und der Glaubenstreue
schenken, dass er von solchem Vorhaben Abstand nehme.
Text: Hubert Hecker
Katholisches
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