Freispruch stößt auf Unverständnis
Hamburg (idea) – Der Freispruch eines muslimischen Afghanen im
Prozess um den Angriff auf einen christlichen Iraner vor dem Hamburger
Landgericht stößt auf Unverständnis.
Zum Hintergrund: Der Afghane hatte
am 18. Oktober in einer Notunterkunft der Freien und Hansestadt den
24-jährigen Iraner Amir H. mit einem Teleskopschlagstock schwer
verletzt. Nach dem Angriff gelang es dem Täter zu entkommen. Am 24.
Dezember wurde er von der Polizei gefasst.
Hintergrund der Tat war nach
Aussage des Opfers die Verärgerung des Angeklagten darüber, dass Amir H.
vom Islam zum Christentum übergetreten sei. Laut Gericht hatte der
Angeklagte das Opfer zwar mehrmals mit einem Schlagstock am Kopf
getroffen, eine Tötungsabsicht könne aber nicht vermutet werden. Es gebe
Anhaltspunkte, dass der Afghane aus Notwehr gehandelt hat.
Auch die
Staatsanwaltschaft vertrat die Ansicht, dass es keine religiös
motivierte Tat gewesen sei. (°°) Amir H. hatte ausgesagt, dass der Angeklagte
„Allahu akbar“ (Gott ist größer) gerufen und ihm mit dem Tod gedroht
habe, da er ein Ungläubiger sei. Das hatte jedoch keiner der anwesenden
Zeugen bestätigt. Der Leiter der Pressestelle des Gerichts, Kai Wantzen,
sagte der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, dass es gemäß den
„Gesamtumständen“ plausibel sei, „dass nicht der Angeklagte der
Erstangreifer war, sondern der Geschädigte selbst“. Der genaue
Tathergang sei nicht mehr aufklärbar gewesen. Die Kammer sei davon
ausgegangen, dass beide über das „Kerngeschehen“ nicht die Wahrheit
gesagt hätten. Es habe in jedem Fall eine „wechselseitige körperliche
Auseinandersetzung gegeben“.
Man habe aber nicht klären können, wer den
ersten Angriff geführt habe. Im Zweifel werde dann zugunsten des
Angeklagten entschieden, so Wantzen. (°°)
Pfingstpastor:
Es ist alles versucht worden, die Tat zu verharmlosen
Der Leiter der pfingstkirchlichen Gemeinde „Alpha & Omega
International“, Pastor Albert Babajan (Hamburg), sagte der Evangelischen
Nachrichtenagentur idea, es sei bei dem Prozess alles versucht worden,
um die Tat zu verharmlosen. Er frage sich, warum der Afghane damals
untergetaucht sei, wenn er tatsächlich das Opfer gewesen sei. Babajan:
„Ich hoffe, dass dieses Urteil Muslimen keinen Anlass gibt, die
Menschen, die zum Christentum konvertieren, weiter anzugreifen und zu
misshandeln.“ Babajans Gemeinde hatte den jungen Iraner nach dem Angriff
betreut. Nach Angaben des Pastors hat Amir Deutschland aber bereits vor
Monaten verlassen. Er habe Angst vor weiterer Verfolgung durch den
Afghanen gehabt.
Christliche Polizeivereinigung: Wir müssen das Urteil akzeptierenDer Vorsitzende der Christlichen Polizeivereinigung (CPV), Kriminalhauptkommissar Holger Clas (Hamburg), erklärte: „Wir müssen das Urteil unserer unabhängigen Justiz akzeptieren, auch wenn viele Fragen offen bleiben.“ Die besondere Problematik im vorliegenden Fall liege darin, dass seinen Informationen zufolge die Zeugen einschließlich des Sicherheitsdienstes Muslime gewesen seien. Sie hätten vor dem Eintreffen der Polizei gemeinsam die Flucht des Täters ermöglicht: „Kann es sein, dass die Justiz unter diesen Bedingungen an ihre Grenzen stößt?“ Auch aus anderen Städten lägen der CPV Hinweise vor, dass Christen und andere religiöse Minderheiten angegriffen würden, dies hinterher aber aufgrund der schwierigen Beweislage nicht belegen könnten: „Diese Erfahrungen führen dazu, dass manche Flüchtlinge kein Vertrauen in unseren deutschen Rechtsstaat aufbauen können und Taten erst gar nicht angezeigt werden.“
idea.de
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