Nach Hollande-Affront:
Putin sagt Reise nach Frankreich ab
Der Kreml hat überraschend verlauten lassen, dass Präsident Putin nicht
nach Paris reisen wird. Hintergrund der Absage ist eine Brüskierung
Putins durch Francois Hollande.
Der russische Präsident Wladimir Putin wird einen geplanten
Paris-Besuch absagen, berichtet die staatliche russische
Nachrichtenagentur TASS. Präsident Francois Hollande habe seinem
Kollegen angeboten, ein Treffen nur über Syrien abzuhalten, verlautete
am Dienstag aus dem Präsidialamt. „Als Reaktion auf diesen Vorschlag hat
Russland gerade angedeutet, dass es den für den 19. Oktober geplanten
Besuch verschieben möchte.“
Kurz zuvor hatte Russlands Botschafter Alexander Orlow dem Sender
Europe 1 gesagt, Putin wolle selbstverständlich Paris besuchen.
Besonders in schwierigen Zeiten sei ein Dialog wichtig.
Der Absage war ein Affront vorausgegangen: Der französische Präsident
Hollande, der sich in der Syrien-Frage bisher nicht sonderlich
konstruktiv hervorgetan hat, hatte sich ziemlich unvermittelt die
Argumentation der US-Hardliner zu eigen gemacht und bezichtigte Russland
der Kriegsverbrechen.
Hollande hatte am Sonntag erklärt, er sei sich wegen der Luftangriffe
auf Rebellengebiete in der syrischen Stadt Aleppo unsicher, ob er Putin
überhaupt empfangen werde.
Dieser sollte in Paris eine neue russisch-orthodoxe Kathedrale
einweihen und eine Ausstellung russischer Kunst besuchen. Nach
Reuters-Angaben aus Diplomatenkreisen hat die Regierung in Paris
Gespräche über weitere EU-Sanktion gegen Russland angestoßen. Die
französische Wirtschaft leidet erheblich unter den SAnktionen.
Die Europäische Union hat wegen des Ukraine-Konflikts bereits
Sanktionen gegen Russland verhängt, die noch bis Ende Januar gelten. Auf
dem EU-Gipfel am 20. und 21. Oktober beraten die Staats- und
Regierungschefs über die Beziehungen zu Russland. Man kann davon
ausgehen, dass die Sanktionen wie schon in der Vergangenheit verlängert
werden. Der CDU-Politiker Elmar Brook sagte auf einer Veranstaltung in
Berlin, dass er dafür sei, die Sanktionen diesmal gleich um ein ganzes
Jahr zu verlängern. Das berichtet die Bild-Zeitung. Mit diesem Schachzug
könnte es Angela Merkel gelingen, das Thema aus dem Bundestagswahlkampf
herauszuhalten. Die Mehrheit der Deutschen sind gegen die Sanktionen,
die Wirtschaft läuft seit der Verhängung vergeblich Sturm gegen die
Abschottung von Russland.
Es ist unbekannt, ob sich Hollande vor seiner Aktion gegen Putin mit
Außenpolitikern anderer Staaten konsNachrultiert hat. Insbesondere ist
unklar, ob Hollande seine Position mit Merkel oder der US-Regierung
abgestimmt hat.
Hollande muss aktuell darauf bedacht sein, es sich mit den
Amerikanern nicht zu verscherzen. Wie der EU-Observer berichtet, spielt
Frankreich wohl in Libyen ein doppeltes Spiel. Hollande unterstützt die
Regierung und gleichzeitig eine Söldner-Truppe, die gegen die Regierung
kämpft. Französische Soldaten sind in Libyen im Einsatz, ebenso wie
amerikanische Spezialeinheiten. Eine irrtümliche militärische
Konfrontation ist nicht ausgeschlossen, schreibt der EUObserver.
Deutsche Wirtschafts Nachrichten
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