Udo Ulfkotte
Die Evolution hat den Menschen Augen
gegeben, mit denen sie ihre Umwelt betrachten können – und ein Gehirn,
um die Eindrücke zu verarbeiten. Mitunter gibt es Sinnestäuschungen.
Denn Politiker und auch Medien zeichnen oftmals gern ein Bild von
unserer Umwelt, welches bei näherer Betrachtung völlig anders ist. Das
ist zwar politisch so korrekt. Aber wir haben jetzt Angst vor der
Wahrheit.
Aus dem einstigen Land der Dichter und Denker ist ein Volk von
Feiglingen geworden. Das freie Nachdenken, die Voraussetzung für unseren
einstigen Wohlstand, gilt jetzt als unanständig. Haben Sie etwa Zweifel
am »Klimawandel«? Bloß nicht darüber sprechen. Es wäre mindestens so
schlimm, als ob Sie dreist leugnen, dass der erstarkende Islam eine
große Bereicherung für den deutschsprachigen Raum ist. Haben Sie
vielleicht auch Zweifel daran, dass der Euro stabiler ist als D-Mark und
Schilling es je waren? Und glauben Sie tief im Innern, dass jene
Milliarden, mit denen wir südliche Pleitestaaten »retten«,
rausgeworfenes Geld sind? Hinterfragen Sie etwa die Aussagen unserer
Politiker, wonach die Kriminalität seit Jahren beständig zurückgeht?
Pssst!
Behalten Sie das alles besser für sich. Denn das ist mindestens
ebenso schlimm, als ob Sie neben Ihrer Wohnung kein multikulturelles
Asylbewerberheim für die vielen diskriminierten Roma und andere
Armutsflüchtlinge haben wollen.
Politisch korrekt sein,
das heißt schließlich, die Lügen von Politik und Medien brav zu
schlucken. Wer politisch korrekt ist, der glaubt, dass die Euro-Krise
vorbei ist. Der hält die Energiewende für bezahlbar und die Renten für
sicher. Der glaubt, dass die Mieten sinken werden, dass wir uns der
Vollbeschäftigung nähern und deshalb ganz dringend viele Arbeitskräfte
im Ausland anwerben müssen. Wer politisch korrekt ist, der glaubt, dass
die Steuern nicht noch weiter erhöht werden. Und wer so denkt, der hält
sogar die Schwulenehe für kinderfreundlich. Und er glaubt, dass es in
Afghanistan nach dem Rückzug der westlichen Truppen Menschenrechte geben
wird. Wer politisch korrekt ist, der lebt in einer Illusion. Und er
weiß es, spielt aber mit. Der dänische Schriftsteller Hans Christian
Andersen hat dieses Verhalten trefflich 1837 in seinem Märchen Des Kaisers neue Kleider
beschrieben. Nur weil Autoritäten dort behaupten, der Kaiser trage ein
Kleid aus einem Stoff, den nur intelligente Menschen sehen könnten,
loben alle den in Wahrheit nackten Kaiser. Das Tabu, die gar nicht
vorhandenen Kleider des nackten Kaisers zu bewundern, wird erst
gebrochen, als ein kleines Kind bei einem Festumzug aus der Menge ruft,
der Kaiser sei ja nackt. Auch wir huldigen den nackten Kaisern in
Politik und Medien. Zumindest ist es tabu, die von ihnen vorgegebenen
Denkschemata infrage zu stellen.
Wir sind umzingelt von einem engmaschigen Netz der Tabus und
politischen Korrektheiten, die man nicht mehr offen ansprechen darf.
Allein der Verdacht, die politische Korrektheit verletzt zu haben,
stempelt einen Menschen für den Rest des Lebens bestenfalls zum Idioten
oder aber zum Außenseiter. Jeder weiß das. Und jeder pariert jetzt, wenn
es wie in einer Diktatur darum geht, die Sprach- und Denkvorgaben zu
erfüllen. Wer klar denkt und sich außerhalb der politischen Korrektheit
bewegt, der wird schnell zum bösen »Populisten« gestempelt. Wir haben
Angst davor, »populistisch« genannt zu werden. Warum eigentlich? Das
Wort »populistisch« kommt schließlich von lateinischen »populus« (Volk) und bezeichnet eine Nähe zum Volk. Ist es wirklich tabu, wenn man als Bürger volksnah ist?
Jeden Tag begegnen wir einer neuen Tabuisierung. Unsere vorgeformten
Denkschablonen sind allumfassend, haben sich wie Mehltau über eine
geistig absterbende Gesellschaft gelegt. Muss uns ein Beobachter, der
uns von einem fremden Stern zuschaut, nicht für die Insassen eines
großen Irrenhauses halten?
Haben Sie schon einmal das Wort »Neger« gesagt? Wissen Sie, was dann
passiert? Da gab es einen deutschen Bundespräsidenten, der 1962 bei
seiner ersten Reise durch Afrika in Liberia eine Rede angeblich mit den
Worten begann: »Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger«. Der Mann
hieß Heinrich Lübke (1894-1972). Er war der zweite Bundespräsident. Bis
heute wird Heinrich Lübke mit den zitierten Worten als Beispiel für
einen rassistischen Deutschen ins Feld geführt, der von Natur aus tumb,
ausländerfeindlich und ganz sicher nicht weltoffen ist. Dieser Eindruck
verfestigte sich endgültig, als der Spiegel damals auch noch
berichtete, Lübke habe beim Staatsbesuch der englischen Königin am Rhein
vor dem Aufbruch zu einer Schiffsfahrt gesagt: »Equal goes it loose«.
Der rassistische Tollpatsch Lübke hatte angeblich »gleich geht’s los«
auf seine eigene Art in die Muttersprache der englischen Königin
übersetzt.
Dummerweise war das alles eine Erfindung des Spiegel, die aber erst 2006 – also rund vier Jahrzehnte später – von einem Spiegel-Mitarbeiter eingestanden wurde. Nicht nur das Nachrichtenmagazin Spiegel
stellte das deutsche Staatsoberhaupt in den 1960er-Jahren als
trotteligen Idioten hin. Andere Journalisten erlogen, er habe gegen
politische Korrektheiten und Tabus verstoßen. Und schon war das
Staatsoberhaupt für alle Zeiten abgestempelt. So einfach macht man
Menschen fertig. Selbst das eigene Staatsoberhaupt. Bis heute glauben
viele Menschen da draußen, dass Lübke ein rassistischer Idiot war, der
Menschen als »Neger« ansprach und nicht einmal Englisch konnte. Dieses
kleine Beispiel belegt eindrucksvoll, wie sehr Medien das Denken der
Massen bestimmen. Vor allem bestimmen sie, was richtig und was falsch ist.
Und niemand protestiert. Ja, wir denken nicht einmal mehr darüber nach,
wenn Medien uns die Denkschablonen vorgeben. In Hinblick auf Lübke
hatte das grauenvolle Folgen. Denn zum Ende seiner Amtszeit hatte der
dann tatsächlich immer mehr Versprecher. Und einen, der Afrikaner
angeblich als »Neger« bezeichnet hatte, machten die Journalisten dann
doch erst recht lächerlich.
Doch Lübke, so stellte sich wenige Tage vor seinem Tod 1972 heraus,
hatte eine Krebserkrankung mit vielen Metastasen, welche auch sein
Gehirn befallen hatten. Und eine Zerebralsklerose begünstigte
Versprecher. Rückblickend haben die deutschen Medien also erst unwahre
Behauptungen über einen großen Mann aufgestellt und diesen dann später,
als er wehrlos und schwer an Krebs erkrankt war, zur Gaudi des Publikums
am Nasenring durch die Arena geführt. Noch verheerender: Die
Journalisten machten damit auch noch viel Geld. Denn sie pressten die
Versprecher des kranken deutschen Staatsoberhaupts auf eine
Langspielplatte und vertrieben diese unter dem Titel »Heinrich Lübke redet für Deutschland«.
Millionen wurden seither damit verdient. Es waren Journalisten, die so
alle bestehenden Tabus gebrochen haben. Und dennoch steht ihr Opfer bis
heute als Idiot da. Die Erkenntnis lautet somit: Da draußen gibt es
Menschen, die können alle Tabus brechen und auch noch Geld damit
verdienen, wenn sie wehrlose Menschen fertigmachen. Das hat einfach
keine Folgen für sie.
Doch beim Brechen und Verfolgen von Tabus und politischen
Korrektheiten sind nicht alle gleich: Denn wie wir noch sehen werden,
macht es einen großen Unterschied, ob ein früherer Wafen-SS-Mann mit
Nachnamen »Grass« oder »Tappert« heißt. Der eine ist links angehaucht,
der andere
eher konservativ. Wenn in der christlichen Kirche vor Jahrzehnten
Kinderschänder in den Reihen der Priester von christlichen Würdenträgern
geschützt wurden, dann ist das (zu Recht) ein Skandal. Wenn Politiker
wie der Grüne Jürgen Trittin sich vor Jahrzehnten für Kinderschänder
engagierten, dann sollen wir politisch korrekt darüber hinwegschauen.
Das alles folgt einem ganz bestimmten Schema, bei dem eine bestimmte
Gruppe die politisch korrekten Denkschemen vorgibt. Und wir, das
Publikum, wir nehmen das (noch) wie selbstverständlich hin. Wir sind
tatsächlich Statisten in einem Irrenhaus.
Früher fanden Hinrichtungen auf dem Marktplatz statt. Heute erledigen
das die Medien, bei all jenen, die der verordneten politischen
Korrektheit noch trotzen. Wer ihre Vormachtstellung und damit ihre
Deutungshoheit infrage stellt, mit dem wird kurzer Prozess gemacht –
sollte er nicht bereits durch den politisch korrekten Lynchmob medial
aufgeknüpft worden sein.
Journalisten stehen nur noch dann auf, wenn sie selbst betroffen sind
oder sein könnten. Man sieht das gut an der Mohrenstraße. Die soll in
Berlin aus Gründen der Politischen Korrektheit umbenannt werden.
Schließlich steht die Straße allein wegen ihres Namens unter
Rassismusverdacht. Und nun macht sich auch der Journalist Reinhard Mohr Gedanken über seinen Namen. Mohr schreibt:
Willkommenskultur, Inklusion, Gendergerechtigkeit, strukturelle Nachhaltigkeit, postkonventionelle Partizipationsformen, interkulturelle Sensibilität, Transparenz: Schaumgummi-Vokabeln wie diese sollen die freie Anschauung der vielfältigen und konfliktreichen Wirklichkeit a priori standardisieren und vereinheitlichen. Die perfekte Sprachregelung.Öffnen wir endlich die Augen: Wir haben da draußen wieder Blockwarte, die politisch nicht korrekte Texte löschen oder ändern. Profile von Politikern werden gereinigt, Klimaleugner, Euro-Rebellen, Gender-Verweigerer und Liberale werden in die rechte Ecke gedrückt. Fragwürdige wissenschaftliche Arbeiten dienen als Quellennachweise für nicht minder fragwürdige politische Einordnungen all jener, die nicht so recht auf den Wogen des Zeitgeistes mitschwimmen wollen. Sich regender Protest wird rasch im Keim erstickt. Die Bevormundung beim Denken und Sprechen, die Gängelung der einst so frei denkenden Menschen im deutschsprachigen Raum ist unübersehbar. Die Denkschablonen werden vor allem von Journalisten vorgelebt.
Sie haben die Menschen
eingezwängt in einen Käfig voller Ängste. Wir haben jetzt eine neue
Sprache, Schönsprech. Wir nennen hässliche Menschen jetzt »ästhetisch
herausfordernd« und dumme »geistig herausfordernd«. Wir sagen
»Generation 60 plus« statt »Rentner« und »anderweitig begabt« statt
behindert. Das alles gehört zum politisch korrekten Umgangston.
In den letzten Jahren wurden Tausende von Worten unmerklich durch
andere ersetzt. Oftmals ist uns das gar nicht aufgefallen. Jene, welche
in den Medien die Deutungshoheit haben, verändern unser Denken, indem
sie uns die politisch korrekten Begriffe vorgeben. Die Tötung von
Zivilisten nennen wir »Kollateralschäden« und eine Entlassung ist jetzt
eine »Freisetzung«. George Orwell nannte diese heimliche Umgestaltung
der Sprache im Jahre 1949, als er sein Meisterwerk 1984 verfasste, »Neusprech«. Dieses »Neusprech« wurde in seinem Roman entwickelt, um die Vielfalt der Gedanken zu verringern. Im Klartext: um das Denken von Menschenmassen zu vereinheitlichen.
Kopp-Verlag
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