Islam in Deutschland



..........................................................................................

Gabriel, Mazyek und die Roßtäuscherei der Muslimverbände

von Mimoun Azizi

Immer wieder demonstrieren deutsche Politiker ihre unverbrüchliche Freundschaft mit Aiman Mazyek, dem undurchsichtigen Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Ganz vorne dabei: Wirtschafts- und Vizekanzler Sigmar Gabriel.

Es gilt als chic, so die Nähe zu den rund 4 Millionen in Deutschland lebenden Muslimen zu demonstrieren – und ist doch falsch: 80% der hier lebenden Muslime werden durch diese Verbände nicht vertreten. Schon der Name grenzt dabei an Trickbetrug: Er erinnert an den „Zentralrat der Juden in Deutschland“. Mit Zentralrat werden Erinnerungen an Holocaust wach, an Judenverfolgung, an den notwendigen Schutz, den die deutsche Geschichte uns abverlangt. Aber eine Muslim-Verfolgung gibt es nicht; Einwanderung nach Deutschland ist freiwillig.


Kein lupenreiner Demokrat


Insbesondere Sigmar Gabriel scheint immun zu sein gegen die Warnungen, die die Mehrheit der hier lebenden Muslime bezüglich der Verbände aussprechen. Mit Erstaunen und Entsetzen nehme ich zur Kenntniss, wie Sigmar Gabriel beide Augen vor der Realität verschließt. Er nimmt die Einladung und die Freundschaft von Herrn Mazyek an, wohlwissend, dass der Vorsitzende des Zentralrates kein lupenreiner Demokrat ist. Der Zentralrat selbst vertritt gerade einmal 0,5-1% der hier lebenden Muslime. Was noch interressanter ist: die Zusammensetzung des Zentralrates.

Dominiert wird der Zentralrat insbesondere von der ATIB. Bei der ATIB handelt es sich um eine Organisation der Grauen Wölfe. Diese sind faschistisch-nationalistisch, marginal islamistisch ausgelegt. Diese Gruppierung gehört zu den Gründungsmitgliedern des Zentralrats der Muslime, dessen Vorsitzender kein geringerer als Aiman Mazyek ist.

Ebenfalls eine bedeutende Rolle innerhalb des Zentralrates spielt das islamische Zentrum Hamburg. Dieses vertritt die iranische Linie, politisch und religiös. Weitere Gruppierungen innerhalb des Zentrarates sind zum einen das islamische Zentrum München und das islamische Zentrum Aachen. Beide stehen ideologisch den Muslimbrüdern sehr nahe. Wer ist die IGD? Welche Philosophie vertritt die IGD?


Der doppelte Mazyek  


Diese Vereine spielen eine große Rolle innerhalb des Zentralrates. Nach Außen hin wird der Zentralrat von einem gut gekleideten, rhetorisch gut geschulten, sich selbst als Medienberater bezeichnenden, smarten Aachener Jungen. Der feiert  gerne auch bei den Jecken mit und fordert während der Karnevalszeit auf der Bühne explizit dazu auf, dass Menschen, die sich nicht an die hiesigen Regeln halten, wieder dahingehen sollen, wo sie herkommen. Das klingt gut, integriert.

Damit rettete er sich auch über die Folgen der der Silvesternacht von Köln und in anderen Großstädten hinweg. Typisch für Mazyek jedoch ist die Tatsache, dass er einige Tage später auf dieselbe Problematik angesprochen, die Reaktionen in Deutschland auf die Ereignisse, als hysterisch bezeichnete. Aiman Mazyek ist auch derjenige, der ohne rot zu werden, bei Sandra Maischberger zuerst und vehement bestritten hat, dass er der Gründer der Seite Islam.de sei, um in der Sendung, nachdem er keinen Ausweg mehr gesehen hat, zuzugeben, dass er doch der Gründer dieser Seite ist und sich im Besitz der Domain befindet. Warum fällt es ihm so schwer zuzugeben, dass diese Seite ihm gehört? Darf man das Trickbetrug nennen?

Nun, bei genauer Betrachtung fällt auf, dass ein gewisser Scheich Qaradawi sehr häufig zitiert wird, auch wenn er in der nach herftigster Kritik überarbeiteten Fassung nicht mehr auftaucht. Warum wurde Qaradawi nach der heftigen Kritik von der Seite Islam.de entfernt? Qaradawi gehört zu den Befürwortern der Selbstmordanschläge auf Israel. Er ist ein Befürworter der Einführung der Scharia. In seinem Buch „Erlaubtes und Verbotenes im Islam“ kann jeder nachlesen, wie Qaradawis Weltbild aussieht, welche Rolle die Frau einzunehmen hat. Für ihn leiden Homosexuelle an einer abartigen Erkrankung. Ist das der Islam, den Mazyek uns empfehlen will?


Nicht in meinem Namen


Ich empfehle unserem Vizekanzler, sich dieses Buch etwas genauer anzuschauen. Ich empfehle ihm aber auch, sich die Mitglieder des Zentralrates ebenfalls etwas genauer anzuschauen, damit er erkennt, mit wem er redet und von wem er zum Fastenbrechen eingeladen wurde. Sigmar Gabriel ist in der Pflicht, denn ein Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland, der mit Aiman Mazyek befreundet ist, kann nicht gleichzeitig von den restlichen 80% der hier lebenden Muslime erwarten, dass sie ihn ernst nehmen. 

Man fragt sich, ob er die Berichte des Verfassungsschutzes der letzten Jahre kennt. So frage ich Sigmar Gabriel, ob er weiß, wie der Verfassungsschutz die Mitglieder des Zentralrates einstuft und in wie weit er über den Zentralrat der Muslime informiert ist. Welche Rolle spielen die Muslimbrüder? Warum ist der Vizekanzler mit einer Person befreunet, die einen Verein vertritt, in dem die Grauen Wölfe eine große Rolle spielen? Wie lange will er die Stimme der 80% hier lebenden Muslime ignorieren, die eine solche Entwicklung mit Besorgnis zur Kentniss nehmen und versuchen, hier darauf aufmerksam zu machen?

Sie können von einem Deutschen muslimischen Glaubens und einem überzeugten Demokraten nicht ernsthaft erwarten, dass er sich durch den Zentralrat repräsentiert fühlt. Ich habe als Deutscher muslimischen Glaubens entweder die Möglichkeit mich durch den Zentralrat vertreten zu lassen, was ich kategorisch ablehne, oder mich durch türkische Verbände wie die DITIB vertreten zu lassen.


So wird die Integration blockiert


Aber es kommt noch schlimmer. Auch bei der Islamkonferenz geben diese Verbände den Ton an. Sie sind dabei, ein Wohlfahrtssystem zu gründen – mit materieller Hilfe der Bundesregierung. Damit fließt Geld in die Hilfe von Organisationen, die andere ausgrenzen um so ihre eigene Bedeutung zu erhöhen und neue Mitglieder zu aquirieren. Die Bundesregierung treibt auf diese Art und Weise den Trickbetrügern neue Opfer zu. Zudem: Was wird dann aus den Alawiten, den Jeziden? Was wird aus den Kurden? Glaubt jemand, dass diese sich in Einrichtungen, die von der DITIB geleitet sind, begeben werden oder auch nur angenommen werden?

Die derzeitigen Bestrebungen entwickeln sich in eine klare Diskriminierung derjenigen, die nicht unter den zweifelhaften religiösen Hut des Aiman Mazyek passen. Aber was das Schlimmste ist: Auf diese Art und Weise wird die notwendige Integration der Zuwanderer in die deutsche Gesellschaft blockiert. Sie werden in die Fänge von Organisationen getrieben, die von der Türkei gesteuert werden, politisch radikal auftreten und einem Steinzeit-Islam das Wort reden, der nicht in die moderne Gesellschaft Deutschlands paßt. So werden bestehende Probleme nicht gelöst – sondern verschärft.

Wollen wir wirklich die Integration der hier lebenden Muslime und den jetzt dazukommenden Flüchtlingen aus islamischen Ländern ernsthaft diesen Verbänden überlassen? Will die Bundesregierung in Person von Sigmar Gabriel wirklich  mit diesen Verbänden die Integration fördern? Sollen diese Verbände ernsthaft die Möglichkeit bekommen, eigene Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser zu gründen, mit denen die Ausgrenzung festgeschrieben, Integration verhindert und ein mittelalterliches Weltbild vermittelt wird? Auf diese Art und Weise entstehen nur Parallelgesellschaften, die Deutschland von Innen zerstören und von fremden Mächten gesteuert werden.

Man kann in diesen Verbänden keine Partner sehen, die die Integration fördern, sondern eher Strukturen, die der Integration diametral gegenüber stehen.


Sigmar Gabriel, hier ist von Ihrer Seite ein Haltungswechsel von Nöten.


Zuerst erschienen auf Tichys Einbick





Achse des Guten


..........................................................................................

Offener Brief

Was nottut ist Aufklärung über den Islam, der unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit versucht, unser Land zu unterwandern. Erschreckend ist die bodenlose Dummheit und Naivität in Sachen Islam, solange bis es zu einem bösen Erwachen kommt. Fürwahr, nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selbst! Wenn der Islam eine ganz normale Religion wäre, hätte ich damit keine Probleme.

Zum besseren Verständnis hier nochmals der sehr informative Offene Brief von Helmut Zott an den überaus naiven kath. Stuttgarter Stadtdekan Dr. Christian Hermes. Das ist mustergültige Aufklärung pur! (23.05.2016)


.................................................................................................................................................

Das Haus des Islam



..................................................................................................................................................

Im November 2008 gab Necla Kelek vor der Islamkonferenz eine Stellungnahme ab, in der sie den Stand der aktuellen Integrationsdebatte zusammenfasste.
Hier der Wörtliche Bericht und Stellungnahme zur Arbeit in der Arbeitsgruppe 1 „Deutsche Gesellschaftsordnung und Wertekonsens “ der Deutschen Islamkonferenz.


- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Sehr geehrter Herr Dr. Kerber,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

bevor ich zu den Ergebnissen der Arbeit in der AG1 Stellung nehme, möchte auch ich meiner „Chronistenpflicht“ genügen und meine Eindrücke vom Besuch der Heinrich-Seidel-Grundschule in Berlin-Wedding, vom 22. April 2008 protokollieren. 

Der Schulbesuch war für mich der entscheidende Praxistest unserer Zusammenarbeit, wurde hier doch zum ersten Mal anhand konkreter und nicht zu leugnender Fakten dargelegt, wie der Islam im Alltag an einer Schule gelebt wird. Dieser Schulbesuch war auch für die Islamverbände ein Lackmustest, denn wie sie diese Praxisprobleme wahrnehmen und beurteilen, sagt viel darüber, welchen Politikansatz sie verfolgen.

Gern hätte ich mit der AG 1 noch Berichte aus Frauenhäusern, Beratungsstellen, von Ärzten und Sozialarbeitern gehört und darüber diskutiert, aber dies scheint in der verbleibenden Zeit kaum möglich. Nach meinen Eindrücken vom Schulbesuch werde ich mich zu den inzwischen vorliegenden Stellungnahmen äußern und im Anschluss einige Schlussfolgerungen für die weiteren Aufgaben ziehen.


Besuch in der Heinrich-Seidel-Grundschule

Am 22. April 2008 in Berlin besuchte die AG 1 Heinrich-Seidel-Schule in Berlin. Es ist eine Ganztagsgrundschule mit sechs Jahrgängen, von der 1. bis zur 6. Klasse. Die Schule liegt im sozialen Brennpunkt Wedding mit einem hohen Anteil türkischer und arabischer Familien. Der Ortsteil Wedding (in der Nähe von „Gesundbrunnen“) ist ein sozialer Brennpunkt von Berlin mit hoher Arbeitslosigkeit und hoher Kriminalitätsrate. 

59 % aller Schüler sind finanziell bedürftig d.h. die Eltern beziehen Transferleistungen des Staates.

Die Kinder mit nichtdeutscher Herkunftssprache oder „Migrationshintergrund“ machen  zurzeit 92 % aller Schüler aus. Nur 8 % sind ethnisch deutscher Herkunft.

Seit dem Schuljahr 1987/88 gibt es in der Schule den Ganztagesbetrieb. Mit Alt- und Neubauteilen ist die Schule sehr gut ausgestattet und verfügt über Fachräume, eine Mensa mit eigener Küche, eine Bibliothek, eine große Turnhalle, einen Schulgarten und einen Sportplatz mit Kunstrasen sowie über viele Freiflächen mit zahlreichen Spielgeräten. Etwa 80 % der Lehrkräfte sind weiblich.

Wie Herr Kizilkaya in der Stellungnahme des Islamrates zu der Einschätzung kommt, die Schule sei in einem „wirklich desolaten Zustand “ ist für mich nicht nachvollziehbar.

Die Lehrerschaft hat sich auf unseren Besuch vorbereitet und nimmt die Gelegenheit wahr, uns ihre alltäglichen und grundsätzlichen Sorgen und Nöte in Zusammenhang der schulischen Praxis in Zusammenhang mit dem muslimischen Leben vorzutragen. Die Hoffnung der Lehrerschaft war, durch die Schilderung der sozialen Realität die politischen Vertreter und die der Islamverbände für die Probleme zu sensibilisieren. Tatsächlich so musste ich später erfahren, wurden die Lehrer für ihren Mut nicht gelobt, sondern im Schulkreis kritisiert. mit dem Ergebnis, dass sie später der Öffentlichkeit gegenüber zu keiner Stellungnahme mehr bereit waren.

Die Schulleiterin stellte in ihrer einleitenden Stellungnahme fest, dass sich in den letzten zehn Jahren eine rasante Veränderung im Verhalten der muslimischen Kinder und Eltern gegenüber dem Schulsystem zeige. Es gehe nicht mehr darum, die Angebote der Schule wahrzunehmen, sondern „das religiöse Leben“ wie es in den Familien praktiziert wird auch in der Schule weiterzuführen.


Im Schulalltag sieht es dann so aus:

Besonders die muslimischen Kinder, die am Islamunterricht der Islamförderation teilnehmen, werden verhaltensauffällig.. Bereits nach wenigen Wochen Unterricht sollen Mädchen ab dem 6. und 7. Lebensjahr Kopftuch tragen, sie würden sich weigern, in der Klasse neben Jungen zu sitzen, und sollen Körperkontakt vermeiden etc. Zur Information: die den Religionsunterricht durchführende Islamförderation Berlin gehört zum Landesverband der IGMG Milli Görüs, die auf Bundesebene im Islamrat organisiert ist

In einer Englischstunde, so berichtet eine Lehrerin aus der vierten Klasse, sagte ein Schüler zu seiner Lehrerin: „Ich weigere mich, eine Christensprache zu lernen“. Er meinte Englisch als Sprache der Christen. Als die Lehrerin das Vokabellernen fordert und für den Verweigerungsfall schlechte Noten ankündigt, wurde ihr von Schülern entgegnet: „Wenn Sie mich hier unter Druck setzen, werde ich rechtliche Maßnahmen ergreifen.“ Als die Lehrerin nachsetzte, bekam sie die Antwort: „Du bist ausländerfeindlich.“

Die Teilnahme an der Schulverpflegung verweigern einige Kinder mit dem Hinweis: „Wir können nicht Essen zu uns nehmen, das in Töpfen hergestellt wurde, die verunreinigt worden sind. Darin ist Schweinefleisch gebraten worden“. Zunehmend beteiligen sich Kinder am Ramadan, am Fasten der Moslems, mit der Folge, dass sie während dieser Zeit unkonzentriert sind, dass sie trockene Lippen bekämen, weil sie nicht trinken und dass sie kaum noch dem Unterricht folgen könnten. Sie müssten aber fasten, mit der Begründung, „…sonst werde ich von Allah bestraft“. Die Schüler, die das Fasten verweigern, würden besonders von religiösen Schülern unter Druck gesetzt.

Ein Lehrer berichtete, dass die Kinder tageweise und manchmal sogar wochenlang jeden Nachmittag in die Koranschule gingen. Dies sei ein besonderes Problem, denn die Kinder seien oft nicht in der Lage, richtig deutsch zu sprechen, sie beherrschten aber auch nicht wirklich türkisch.

In den Koranschulen werden sie mit arabischen Suren konfrontiert, die sie nicht verstehen, jedoch in stundenlangen Übungen auswendig lernen müssen. „Tun sie das nicht, beherrschen sie den Stoff nicht, werden sie gelegentlich auch geschlagen“. Der Lehrer stellte fest, dass die Lernmethoden in den Koranschulen und die Erziehungsmethoden in den Familien völlig andere seien als in der Schule. Die Wahrnehmung von Zusammenhängen, das kritische Hinterfragen werde nicht geübt. Die Kinder würden auffällig im Unterricht Müdigkeit zeigen, sie könnten sich nicht mehr gut konzentrieren, und sich von den nichtmuslimischen Kindern abwenden.

Bereits nach zwei, drei Wochen der Teilnahme am Islamunterricht würden Mädchen Kopftücher tragen. Sie wollen nicht mehr neben den Jungen sitzen und bei bestimmten Spielen, die im Unterricht angeboten werden, weigerten sie sich, Jungen an den Händen anzufassen. Das bedeutet, dass sie sehr früh lernen, sich von den Jungen fern zuhalten. Die Kopftücher würden mit Stecknadeln befestigt, so dass sie wegen der Verletzungsgefahr nicht mehr frei im Schulhof, wie andere Kinder toben könnten.

Eine Lehrerin berichtete, dass in der 2.Klasse ein polnisches Mädchen erzählte, es habe ein Brüderchen bekommen und daraufhin ein muslimisches Mädchen sagte, „Allah hat ihn geschickt“, worauf sie geantwortet hätte: „Nein, Papa und Mama haben Sex miteinander gehabt, danach kam er.“ Die Lehrerin wäre dann mit den Kindern in die Bibliothek gegangen und anhand anschaulicher Bücher erklärt, wie Kinder entstehen. Zwei Tage später erschienen muslimische Eltern bei ihr und hätten gegen die Aufklärung protestiert. Das polnische Mädchen wurde danach solange von den Kindern gehänselt, bis die Eltern es umschulen mussten.

Sport, Duschen nach dem Sportunterricht, Schwimmen, Klassenfahrten: all das sind Konfliktthemen. Ein Lehrer berichtete, dass die Nichtteilnahme von Mädchen oft mit Gefälligkeitsattesten von türkischen oder arabischen Ärzten durchgesetzt würden. Auffällig sei, dass die Kinder kaum etwas über ihre Umgebung außerhalb ihrer Wohnstrassen und nichts über die Stadt selbst wüssten. Der Erfahrungshorizont sei sehr begrenzt, den Kindern würden in den Familien keinerlei Anreize geboten, die über Verwandtenbesuche oder Dauerfernsehen hinausgingen. Die Anfälligkeit für religiöse Indoktrination sei hingegen hoch. Dies äußere sich auch bei sog. religiösen Kettenbriefen, wo apokalyptische Szenarien vorgeführt werden, die Angst auslösten.

Nicht wenige Kinder hätten die Grundvorstellung, „Bei der Geburt sind alle Menschen Muslime und fallen erst später davon ab und ordnen sich anderen Religionen zu und werden so zu Ungläubigen.“

Auch manche Äußerungen gegenüber Lehrern sind rassistisch, wie zum Beispiel: „Ich mag Dich eigentlich und ich werde auch gerne von Dir unterrichtet, obwohl Du ein Deutscher bist!“ Auch berichteten die Lehrer, dass der Ausdruck „Du Christ“ von den muslimischen Kinder als Schimpfwort benutzt würde. Das Wort „Jesus“ gehöre genauso dazu, so wie die Weigerung, eine Kirche zu besichtigen. Auch berichtete eine Lehrerin, sei man schnell beleidigt, wenn man mit „nichtmuslimischen“ Problemlösungen konfrontiert werde. 

Das sei ein Ausdruck einer “Beleidigungskultur”. Da vor allem muslimische Jungen ständig Schimpfworte benutzten, hätte sie die von den Schülern auflisten lassen. Es sind 122 verschiedene Schimpfworte zusammengekommen, zwei Drittel davon sind gegen Familie, Frauen und speziell Mütter gerichtet.


Meine Beurteilung und Folgerungen aus dem Besuch

Für viele der Teilnehmer an dieser Sitzung waren die Berichte überraschend und schockierend. Wer aber wie ich regelmäßig in diesen Schulen ist und mit Schülern, Eltern und Lehrern spricht, wird feststellen, dass diese Zustände keine Einzelfälle sind, sondern in Schulen mit hohem Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund, vor allem aus muslimischen Ländern, die Regel. Wir haben uns bei dem Besuch nur auf den Einfluss der Religion Islam beschränkt und andere Integrationshemmnisse wie mangelnde Sprachkenntnisse, Bildungsferne der Eltern, unberücksichtigt lassen müssen.

Festzustellen bleibt: Der bekenntnisorientierte Religionsunterricht ist nicht integrationsförderlich, sondern weist grundlegende inhaltliche wie pädagogische Mängel auf. Of ist er auf die Koranunterweisung reduziert und die Kinder werden ideologisch so beeinflusst, so dass eine ablehnende Haltung gegenüber Nichtmuslimen entsteht. Die Kinder werden damit unweigerlich in die Segregation getrieben.

Mit der Alevitischen Gemeinde, der TGD und Frau Cezairli bin ich der Meinung, dass wir in den Schulen einen nicht-bekennenden Islamkundeunterricht in deutscher Sprache und von in Deutschland ausgebildeten Lehrkräften einrichten sollten.

Dafür brauchen wir Lehrstühle für Islampädagogik an deutschen Universitäten, die im Sinne der Freiheit von Forschung und Lehre nicht unter Einfluss der Islamverbände stehen. Es ist nicht hinzunehmen, wenn dem KRM ohne inhaltliche Überprüfung der fachlichen Qualifikation von welcher Seite auch immer (NRW?) Zugeständnisse gemacht werden in der Annahme, die Islamverbände seien in der Lage, eine theologische oder pädagogische Expertise abzugeben.

Ich spreche mich in diesem Zusammenhang noch einmal gegen die auf dem letzten Plenum „nachgeschobene“ Erklärung aus, als hätte es einen „einvernehmlichen“ Beschluss gegeben, bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht einzuführen. Wahr ist aber nur, dass das Zwischenresümee klar gestellt hat, das dieser Unterricht nur eingeführt werden kann, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind.

Die muslimischen Verbände erfüllen diese Voraussetzungen nicht, glauben aber daran. Die säkularen Teilnehmer der Konferenz, die türkische Gemeinde, vertreten durch Herrn Kolat, der Verband der säkularen Muslime, vertreten durch Frau Cezairli, die alevitische Gemeinde , vertreten durch Herrn Ali Toprak, Seyran Ates und ich waren und sind damit nicht einverstanden.


Ich bin für „das Recht auf Kindheit“

Kinder haben das Recht soviel und solange wie möglich an allen Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten der Schulen und öffentlichen Einrichtungen teilzuhaben. Nur wenn sie sich ohne Bevormundung und Eingrenzung durch religiöse Vorschriften entwickeln, werden sie verantwortungsbewusste und teilhabende Mitglieder der Gesellschaft werden können.

Das Recht auf Schulbildung hat Vorrang vor der Religionsfreiheit der Eltern.

Auch hier gilt; Religion ist nur Teil der Freiheit, sie kann nicht über der Verfassung stehen. Der Staat muss zum Wohle des Kindes und der Gesellschaft das Erziehungsrecht der Eltern kritisch begleiten (siehe Stellungnahme der Alevitischen Gemeinde)

Ich bin für ein Kopftuchverbot von Kindern an Schulen bis zum 14. Lebensjahr (Religionsmündigkeit). Es kann nicht sein, dass Mädchen in der Grundschule durch ihre Kleidung als Sexualwesen stigmatisiert werden. Eine auf Sexualität reduzierte Sichtweise entspricht nicht dem aufgeklärten Menschenbild unserer Werteordnung.

Deutlich wurde auch, dass die Lehrerschaft intensiver als bisher auf die Anforderungen einer interkulturellen Bildung vorbereitet werden muss. Bereits in der Lehrerausbildung, aber auch durch Fortbildung und Supervisionen müssen interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen vermittelt werden. Andere Kulturen müssen nicht erklärt werden, um sie zu verstehen im Sinne von Verständnis, sondern begriffen werden im Sinne von lernend zu erfassen, wenn sie sich gegen Menschen- oder Grundrechte wenden. 

Auch hier geht es nicht darum, den Islam zu lehren wie die Islamverbände ihn deuten, sondern die gesellschaftliche Dimension dieser Religion zu begreifen. Das muslimische Welt- und Menschenbild, die Traditionen wie Sitten des Islam, die Kultur und Geschichte der Herkunftsländer der Migranten sind zu analysieren und ins Verhältnis zur deutschen Gesellschaft zu stellen. Dann kann im positiven wie kritischen Sinne dieser Wissens- und Erfahrungsschatz den Pädagogen wie den Schülern helfen, sich in der Gesellschaft zu behaupten.

Schulen sind für mich die „Integrationsagenturen“ schlechthin. Hier müssen wir den gesellschaftlichen Freiraum für Kinder schaffen, muss unsere Gesellschaft die Möglichkeit haben, seinen Erziehungs- und Bildungsauftrag erfüllen.. Kindergärten mit Sprachförderung, Sprachstandstest, Vorschule, Ganztagsschule, Patenschaften, Elternarbeit, Berufsvorbereitung sind Investitionen der Gesellschaft in die Zukunft. Religiöse Vorbehalte, welche die Kinder an der Wahrnehmung dieser Maßnahmen behindern, sollten wir zurückweisen.
 
Die Reaktionen der Mitglieder der Arbeitsgruppe auf die geschilderten Umstände fielen wie erwartet äußerst unterschiedlich aus.

Herr Dr. Kerber bat im Anschluß die Teilnehmer an der Arbeitsgruppensitzung zu den gehörten Sorgen und Problemen Stellung zu nehmen. Ich möchte auf die Stellungnahmen der Verbände eingehen.


Alevitische Gemeinde Deutschland

Die Alevitische Gemeinde sieht in den wesentlichen Punkten die politischen und soziale Ausgangslage ähnlich wie ich sie eingangs geschildert habe. Besonders begrüsse ich in diesem Zusammenhang, dass die Alevitische Gemeinde für „das Recht von Kindern auf ihre Kindheit“ eintritt und u.a. das Tragen des Kopftuches an Schulen ablehnt. Besonders wichtig und unterstützenswert scheint mir die Auffassung, dass „das Recht der Eltern ihre Kindern in religiöser und weltanschaulicher Hinsicht zu erziehen, durch den dem Staat erteilten Erziehungsauftrag eingeschränkt“ wird Mit dieser säkularen Auffassung unterscheidet sich die Alevitische Gemeinde grundsätzlich von den in der KRM vertretenden Verbänden.

- DITIB

Herr Bekir Alboga, Pressesprecher und Dialogbeauftragter der Ditib, schickt der Arbeitsgruppe sein „Wort zum Freitag“ vom 6. Juni 2008 zum Thema „Des Menschen Bildung“. Mit keinem Wort geht er auf die aufgeworfenen Fragen und die Fakten ein. Das kann für mich nur heißen, dass ihn und seinen Verband diese Probleme nicht interessieren, er die Deutsche Islamkonferenz inhaltlich nicht ernst nimmt oder die Ditib sich auf keine Haltung verständigen konnte.


- Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD)

Herr Kenan Kolat sah bei der Diskussion in der Arbeitsgruppe den „Skandal“ in der Seidel-Schule im Wesentlichen darin, dass nicht genügend türkischstämmige Lehrer beschäftigt werden. Wenn er vor dem Hintergrund der Schilderungen der Lehrer schreibt: „Die Eltern sollen ihren Kindern Werte in der Balance von Herkunftskultur und – Religion und Aufnahmegesellschaft am besten durch das Vorleben vermitteln“, hätte er nach den Schilderungen nachdenklich werden müssen. Was wird denn den Kindern von ihren Eltern vorgelebt, wenn sie sich so verhalten? 

Wenn er dann „die Politik“ auffordert, „dass die beidseitigen, leider vorhandenen Vorurteile und unbegründeten Ängste über christliche und islamische Lebensweisen in der Gesellschaft abgebaut werden und ein besserer Dialog für die Verständigung der gemeinsamen Werte entsteht“ , fragt man sich natürlich, woher nimmt Herr Kolat die Erkenntnis, dass all das , was die Lehrerschaft der Seidel-Grundschule uns aus ihrer zehnjährigen Praxis geschildert hat, „Vorurteile“ und „unbegründete Ängste“ sind. Wenn wir auf dieser Ebene diskutieren, verharmlosen und relativieren wir die Realität. Es ist für mich Integrationsrhetorik, die man immer wieder von Verbänden hört.  
Diese Verbandspolitik bleibt im Ungefähren und nennt keine Fakten. Seit Jahrzehnten wird versucht, Türkei orientierte Politik zu machen und in der deutschen Öffentlichkeit die „Türken“ in Schutz zu nehmen und für sie zusprechen, nach dem Motto „wir regeln das unter uns“. So kommen wir aber nicht weiter. Andererseits ist die TGD an konkreten Maßnahmen und Projekten beteiligt und verteidigt und steht für eine säkulare Religionspraxis.

- Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) 
Das Schreiben von Herrn Ayyub A. Köhler ist ein seltenes Eingeständnis eines muslimischen Spitzenfunktionärs, dass er die Integration des Islam in die säkulare Gesellschaft nicht wünscht. Er schreibt., dass sich „die Tendenz bemerkbar macht, die Religionsfreiheit einer wie auch immer verstandenen Integration unterzuordnen. Dieser Tendenz ist unbedingt Einhalt zu gebieten!“

Aber bevor ich auf die die Integration ablehnende Haltung des ZMD eingehe, möchte ich noch auf dessen Beurteilung des Besuchs in der Grundschule eingehen:

Herr Köhler argumentiert leider in einer Weise, die eine sachliche Auseinandersetzung erschwert und gegenüber der Lehrerschaft zum Teil beleidigend ist.

Der ZMD spricht nämlich den Lehrern den Willen ab, die Probleme überhaupt lösen zu wollen, denn die „geschilderten Probleme dürften bei gutem Willen von dafür ausgebildeten Pädagogen ohne viel Aufhebens gemeistert werden.“ Mit „Aufheben“ meint er wohl, dass die Lehrer die Probleme überhaupt angesprochen haben, den „guten Willen“ also die professionelle Einstellung spricht er ihnen ab. Diese Unterstellungen wiederholt Herr Dr. Köhler in seinem Schreiben.  
Der ZMD unterstellt weiter, dass das Lehrerkollegium „in religiösen Fragen sehr unsensibel“ sei und fügt mangelnde Ausbildung und Unkenntnis über den Islam als Grund an. Auf die aufgeworfenen konkreten Schilderungen sowie zur Rolle welche die Islamverbände dabei spielen, die Kinder entsprechend zu unterrichten, darauf gibt er keine Antwort.  
Das ist eine der üblichen Methoden der Islamverbände - bei sozialen oder anderen Konflikten, sei es Ehrenmorden, Zwangsverheiratung, Gewalt in der Familie, oder Schulproblemen - zu behaupten, diese Dinge hätten nichts mit dem Islam zu tun. 
Wenn das nicht verfängt, weil Muslime Täter oder Opfer der Taten im Namen des Islam sind, sagt man, diese Muslime hätten den Islam nicht verstanden. Wenn das nichts hilft, wird mit dem „Einzelfall“ argumentiert, der auch nichts mit dem Islam zu tun habe. Und natürlich wissen Kritikerinnen nach Auffassung von Islamfunktionären generell nichts über den Islam. Auch im Fall der Hans-Seidel-Schule wird den Lehrern als Lösung die Lektüre von islamischen Erbauungsschriften empfohlen.

Was dabei deutlich wird, ist die Weigerung der Islamfunktionäre, soziale Probleme auch nur an sich heranzulassen, geschweige denn, zu ihrer Lösung etwas beizutragen. Die unverblümt ausgesprochene Forderung, dass die Lebensführung der Muslime als fraglos gegeben hinzunehmen sei, ist ein Schlag gegen den auf dem 2. Plenum verabschiedeten Wertekonsens. Integration, also auch das integre, loyale Verhalten gegenüber der deutschen Gesellschaft, gegenüber Deutschland als Rechtsstaat, welches auch die Akzeptanz von gemeinsamen Werten einschließt, wird abgelehnt. Der ZMD schreibt „die Abwägung zwischen Integration und Religionsfreiheit wird also zugunsten der Freiheit der Religionsausübung ausfallen“. Das ist wie eine Kampfansage.

Er führt dabei das etwas bizarre Beispiel des Alkoholkonsums an (niemandem wurde jemals das Recht bestritten, keinen oder viel Wein zu trinken), meint damit aber den „Respekt vor der Glaubensüberzeugung“, also die „islamische Lebensweise“ und stellt, indem dies als Norm eingefordert wird, das Recht auf Religionsfreiheit über die anderen Grundrechte. 
“Daß eine bestimmte Identität, etwa eine tiefe religiöse oder politische Überzeugung, alle anderen Identitäten oder Rollen auf entscheidende Weise dominieren kann“ , wie der Rechtsphilosoph Horst Dreier schreibt, ist verfassungsrechtlich aber eben nicht möglich!

Religion ist aber nur ein Teil unserer Freiheit, und steht nicht über der Verfassung.


Infolgedessen fällt dem ZMD zum Thema Gleichberechtigung von Männer und Frauen auch nur das Kopftuch ein, das „kleine Mädchen“ wie Frauen nach ihrer Auffassung tragen sollen. Von den Nöten islamischer Mädchen und Frauen, die z.B. kein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben zu haben, oder gegen ihren Willen verheiratet werden, will Herr Köhler nichts wissen oder er wird wie immer sagen, das habe nichts mit dem Islam zu tun. Das Schreiben von Herrn Köhler ist eine unverblümte Erklärung der Verantwortungslosigkeit.





Wer Religionsfreiheit über die deutsche Rechts – und Gesellschaftsordnung stellt, wie es der ZMD macht, verabschiedet sich aus dem Dialog unter Demokraten, so sehr er auch das Gegenteil behauptet.

- Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland

Auch Herr Kizilkaya, der auch für die im Islamrat organisierte Organisation Milli Görüs spricht, unterstellte bereits in der Diskussion vor Ort den Lehrern, sie seien „islamfeindlich“ eingestellt Die Muslime hätten ein Recht, ihr muslimisches Leben auch in der Schule zu leben. 
  
Dieses Recht sei im Grundgesetz verankert und wenn die Schule damit ein Problem hätte, täte ihm das leid. Ähnlich, wenn auch konzilianter formuliert, steht es in seiner Stellungnahme . Natürlich sind auch bei ihm die geschilderten Vorkommnisse Einzelfälle, selbstredend gäbe es keine „monokausalen“ Erklärungen, wissenschaftliche Erkenntnisse würden ausgeklammert und natürlich ist nur sein Verband letztendlich in der Lage, die Probleme zu lösen. Die Diskriminierung der Moscheevereine würde verhindern, dass diese segensreich tätig sein können. 

Soweit die bereits bekannten und mit unterschiedlichen Formulierungen sich wiederholenden Schuldzuweisungen an den deutschen Staat und die Gesellschaft.

Interessant werden die Ausführungen des Islamrats, wenn zu den Fragen des „Wertekonsens“ Stellung genommen wird. Natürlich ist da zunächst zu fragen, warum der Islamrat, nachdem das Plenum über gemeinsame Formulierungen in diesen Fragen befunden hat, jetzt mit seiner ablehnenden Haltung auf den Plan tritt. Mit diesen Thesen wird nachträglich eine Position zu Protokoll gegeben, die sicherlich verhindert hätte, das Papier zu verabschieden, weil sie eine Fundamentalkritik an der Übereinkunft darstellt.

Der Islamrat bestreitet, dass es einen „Wertekonsens“ in einer pluralistischen Gesellschaft geben könne, dass eine wie auch immer geartete „Leitkultur“ im Prinzip verfassungswidrig sei. Wortreich wird argumentiert, dass die Forderung nach einem „vermeintlichen tatsächlichen Wertekonsens“, d.h. der Versuch, mehr als nur die Grundwerte zu regeln, die „essentiellen Spielregeln des freiheitlichen –demokratischen Rechtsstaats“ verletze. Dieses mehr mechanistische Verständnis von Grundwerten als eine Reihe von Gesetzen und Verordnungen, die den „Geist der Gesetze“ (Montesqieu) auszuklammern sucht, weist darauf hin, dass der Islamrat eine Identifikation mit der deutschen Gesellschaft ablehnt.

Wer aber Identifikation mit der deutschen Gesellschaft ablehnt und nach dem Koran und der Scharia leben möchte, grenzt sich selbst aus und verweigert die Integration. Er benutzt die Freiheit des Grundgesetzes, um seine religiöse Freiheit als Maßstab zu setzen.

Da ist es in diesem Zusammenhang doch verwunderlich zu lesen, dass der Islamrat, der gegenüber seine Gläubigen so sehr auf einen strengen Wertekodex drängt und immer wieder vom religiösen Leben, den Regeln und Pflichten spricht, plötzlich sein Herz für die Rechte des Individuums entdeckt. „Das Recht auf Individualität wird aber von der Vorstellung eines tatsächlichen Wertekonsenses in Frage gestellt“, schreibt der Islamrat und meint damit aber nicht die eigenen, sondern die der europäischen Mehrheitsgesellschaft .

Werte und Freiheiten des Einzelnen sind nach dem Islamrat nur in soweit zu akzeptieren, wie sie nicht die Freiheit des Muslims einschränken. Folgt man der Argumentation des Islamrats, wäre der Islam im Umkehrschluß verfassungswidrig, denn er bevormundet in seiner sozialen Praxis und in der von ihm verbreiteten Literatur durch Vorschriften, Ge- und Verbote das Leben der einzelnen Gläubigen. Der Islam ist nicht nur spiritueller Glaube, sondern ein Lebensprinzip, das den Alltag der Gläubigen rund um die Uhr strukturiert.


Was ist das anderes als eine islamische „Leitkultur“?

Der Islamrat meint in seiner Stellungnahme natürlich nur die „westlichen“ europäischen Werte und hält seine religiösen Vorstellungen für „von Gott gegeben“. Er kommt in der Definition von Freiheit nicht über die Religionsfreiheit hinaus. Das Recht auf Selbstbestimmung, die Unverletzlichkeit der Person, die Trennung von Staat und Religion werden nur in soweit reklamiert, wie sie die Bewegungsfreiheit der eigenen Organisation und die Verbreitung des Islam betreffen. Dass die Rechte der Frauen von dieser Organisation auch wieder nur in Bezug auf die „Ausgrenzung“ von Kopftuchträgerinnen problematisiert wird, scheint folgerichtig.

Verschwiegen wird wieder einmal, dass es sich bei der Diskussion um „Werte“ um eine grundsätzliche Debatte um das Menschen- und Weltbild unserer Gesellschaft handelt. Dass die europäische Gesellschaft eine lange Tradition der Aufklärung, der Trennung von Staat und Religion, der Individualisierung, einer „kulturellen Zivilisierung“ hinter sich hat, dass die christliche Traditionen Europas sich zum Teil diametral von Vorstellungen der muslimischen Werteordnung, die durch Koran, Hadithe und Scharia charakterisiert werden und unterscheidet, - dies wird bewusst ignoriert oder relativiert.

Der Islamrat kündigt mit seiner Stellungnahme inhaltlich die auf dem 2.. Plenum getroffenen Konsens auf und stellt damit wieder einmal seine Verlässlichkeit als Verhandlungs- und Gesprächspartner in Frage. Die Regierungsseite sollte sich die Frage stellen, ob sie es widerspruchslos hinnehmen kann, wenn der Islamrat sich nachträglich von dem Konsens des 2. Plemuns distanziert.


Zum Stand der Verhandlungen und den offenen Problemen

Als die Deutsche Islamkonferenz vor drei Jahren vom Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble einberufen wurde, verband nicht nur er damit die Hoffnung, dass die Muslime in Deutschland mit den gesellschaftlichen Kräften in einen Dialog treten, sondern auch, dass die Muslime beginnen miteinander zu sprechen.

Dr. Ezhar Cezairli hat in ihrer Stellungnahme zum Stand der Deutschen Islamkonferenz vom 30.9.2008 eine Reihe von Punkten angesprochen, die ich im Folgenden aufgreifen möchte und denen ich weitestgehend zustimme.

Positiv und ein Erfolg der DIK ist, dass sich die Wahrnehmung des Islam in Deutschland verändert hat. Die Islamverbände können nicht mehr ungefragt für „die Muslime“ in Deutschland sprechen, liberale und kritische Muslime wurden wahrgenommen, kritische Fragen wurden gestellt. Der Alleinvertretungsanspruch der Verbände wurde zurückgewiesen. 

Es wurde deutlich, dass die Politik dieser Verbände oft ein wesentliches Hemmnis für die Integration der Muslime in Deutschland darstellt und sie im Kern einen rückwärtsgewandten Islam propagieren. Die Verbände unternehmen alles, um eine Anerkennung als Religionsgemeinschaften zu erlangen, wobei meiner Auffassung nach die wesentlichen Kriterien dafür nicht zu erfüllen sind.


Der Islam ist keine Institution

Auch in den Erklärungen der Verbände wird immer wieder betont, dass sich der Islam nicht wie das Christentum als Institution versteht. Nach der Abschaffung des Kalifats durch die türkische Republik gibt es keine allgemeine Vertretung des Islam in der Welt, sondern nur Vertreter, die mehr oder weniger einflussreich sind und für Teile der Umma, ihre Gemeinden, sprechen. Auch ein „Konzil“ oder eine Ratsversammlung der islamischen Würdenträger, die allgemein anerkannt ist, gibt es nicht. Der Islam ist eben kein Rechtssubjekt.

Ein Wesenskern des Islam ist die direkte Verbindung des Gläubigen zu Allah. Ihm ist er zugetan, ihm gehorcht er, ihm ist er rechenschaftspflichtig. Islamische Verbände und Vereine sind Teil des politischen Islam, also der weltlichen Interessenvertretung. Islamverbände sind daher keine spirituellen Institute, sondern erfüllen die Funktion von Glaubensparteien.


Der Islam kennt keine Hierarchie

Einen islamischen Klerus gibt es im (sunnitischen) Islam so wenig wie eine Hierarchie. Im Prinzip kann jeder Gläubige, der den Koran gelesen hat oder sich in Kenntnis der Lehre glaubt, als Vorbeter, Hoca „seinen Islam“ predigen. Es gibt keine theologische Instanz, die das genehmigen oder verbieten könnte. Es gibt in den islamischen Ländern Rechtsschulen, in der Türkei eine staatliche Behörde, aber keine hierarchische Ordnung, über die ein theologischer Ansprechpartner zu ermitteln wäre.


Der Islam kennt keine Theologie
 
Die Glaubensrichtungen im Islam sind vielfältig. Es gibt verschiedene Rechtsschulen und islamische Universitäten an denen Islam gelehrt wird, aber keine verbindliche Theologie. Selbst Ursprünge und Quellen, Lehre und Traditionen sind unter Muslimen umstritten und führten und führen zu erbitterten Auseinandersetzungen, Ausgrenzungen, Kriegen etc. Schiiten, Sunniten und Aleviten erkennen sich zum Teil gegenseitig nicht an und vertreten unterschiedliche theologische Auffassungen, die zum Teil fundamentalistischen bis sektiererischen Charakter haben und sich gegenseitig als heterodox bezeichnen 
Eine verbindliche Lehrmeinung zum Islam wird es nicht geben, „Dies auch und vor allem nicht”, so Horst Dreier, “weil es ein institutionalisiertes Lehramt mit verbindlichen auslegungs- und Deutungskompeztenz der regligionstiftenden Schriften ebenso wenig gibt wie feste Standard einer wissenschaftlichen Theologie, die das Fegefeuer der Aufklärung hinter sich hat und der historisch-kritischen Methode der Behandlung der Schriftüberlieferung folgt.“

Die „Islam light“- Version, die Herr Ayman Mayzek , Generalsekretär des ZMD, so gern in Interviews verbreitet, ist reine politische Hilflosigkeit. Wer islamische Identität auf die „fünf Säulen“ und das Glaubensbekenntnis reduzieren zu können glaubt, beweist nur ein aberwitziges Maß an Unkenntnis.
 
Ausgangspunkt einer Beurteilung muslimischen Verhaltens im politischen Bereich, kann deshalb nur die soziale Praxis und die an einer rationalen Praxis der Wissenschaft orientierten Ergebnisse sein. Die Islamverbände verfügen in diesem Zusammenhang über Meinungen nicht aber über eine Deutungsbefugnis.


Wer ist Muslim?

Die Maßgabe des Staates, dass sich auch die anderen Muslime in Vereinen und Verbänden organisieren, weil der Staat nur mit Verbänden verhandeln könne, ist juristisch nachvollziehbar, geht aber am Kern des Problems vorbei.

Muslim ist nach allgemeiner islamischer Auffassung, wer einen muslimischen Vater hat oder sich per Glaubensbekenntnis dazu bekennt. Die Mehrzahl der Muslime in der Welt sind über diese Abstammungsformel zu ihrem Glauben und gekommen und nicht durch eigenes Zutun.

Eine Registrierung, eine Feststellung der Mitgliedschaft gibt es nicht, außer dass Angehörige muslimischer Staaten grundsätzlich als Muslime gelten. Die Zuschreibung „Muslim“ ist willkürlich und die Zahl von 3,2 Millionen Bürgerinnen und Bürger muslimischen Glaubens ist fiktiv und deshalb mit den statistisch geführten Menschen christlichen Glaubens auch nicht vergleichbar. Würde man die Mitgliedschaft in Moschee- und Islamvereinen als Kriterium heranziehen, wären nur etwa 15 % dieser Zahl als Muslime zu bezeichnen.

Die Untersuchungen der Bertelsmann-Stiftung zum Religionsmonitor, die eine enorm hohe Religiosität der Muslime in Deutschland konstatiert, sind von der Methodik her äußerst fragwürdig, weil viele Indikatoren u.a. die qualitative Dimension fehlen. Sie geben auch keine Auskunft über das „Muslim-Sein“. Es gibt keine islamische Institution, die mit Berechtigung für mehr als ihre Mitglieder sprechen kann.

Will man die Verbände in den Stand einer solchen Institution erheben, müsste man gezwungenermaßen die Mitgliedschaft einführen, d.h. die Gläubigen müssten ihren Beitritt vor dem Vorstand oder dem Imam des Vereins persönlich erklären und würden dann registriert. Für Abstammungsregelungen bliebe in diesem Verfahren keinen Raum. Der Austritt aus der Religionsgemeinschaft könnte dann nur vor einer Behörde erfolgen, in der durch das Kirchenrecht vorgesehenen Form. Diese Regelung findet in Österreich durch das Islamgesetz Anwendung. 
 
Diese Voraussetzung werden die Verbände nicht erfüllen wollen, u.a. deshalb, weil sich die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Organisationen dann an der Mitgliederzahl orientieren würde. Wir hätten es mit einer Glaubensgemeinschaft in der Größenordnung (etwa 250.000 Aktive ) der Buddhisten in Deutschland zu tun. Gesellschaftliche Bedeutung und so auch die Notwendigkeit des Moscheebaus, würde sich dann ganz anders darstellen.


Können die Verbände für den Islam sprechen?

Im Koordinierungsrat der Muslime (KRM) sind nur ein Teil der islamischen Glaubensrichtungen vertreten. Die Aleviten oder Ahmadiyya zählen nach dem Verständnis der KRM-Verbände nicht zu den Muslimen und gehören also nicht zu ihnen. Die in der KRM zusammengeschlossenen Verbände sind zu dem von sehr unterschiedlicher politischer Ausrichtung. 

Zum Teil stehen sie wie der Verband des derzeitigen KRM-Sprecher Erol Pürlü vom Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) oder der des durch Herrn Ali Kizilkaya vertretenen „Islamischen Gemeinde Milli Görüs“ unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes, weil aus ihren Verbänden immer wieder Äußerungen und Aktivitäten zu melden sind, die nicht auf das Wohl unserer Gesellschaft gerichtet sind.

Kein Islamverband ist in der Lage, für „den Islam“ zu sprechen, geschweige denn eine Stellvertreterfunktion für die Umma, die muslimische Gemeinde zu übernehmen. Es kann deshalb auch nicht sein, wenn Islamverbände oder die KRM sich anheischig machen, über die Lehrbefugnis von Islamwissenschaftlern oder das Curriculum für einen islamischen Bekenntnisunterricht oder Islamkunde zu befinden.

Den Islamverbänden ist es unbenommen, sich wie die Alevitische Gemeinde in den Bundesländern um den Status der Religionsgemeinschaft zu bemühen. Das rechtliche Verfahren ist bekannt.

Die Ditib , die türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion e.V. ist eine von der türkischen Religionsbehörde Diyanet finanzierte und geführte Organisation. Geschätze 34 – die Ditib sagt 13 – Religionsattachés steuern von den türkischen Konsulaten aus die Politik der Gemeinden und die 700 – 800 von der Diyanet nach Deutschland entsandten und unter ihrer Direktionsgewalt stehenden Imame. Vorsitzender der Ditib ist zur Zeit Herr Sadi Aslan, ein türkischer Diplomat im Rang eines Botschaftsrats. Auch der Vertreter der Ditib und zeitweiliger Sprecher der KRM, Herr Bekir Alboga ist türkischer Staatsbürger Es mutet seltsam an, wenn die Deutsche Islamkonferenz über den Wertekonsens der deutschen Gesellschaft innenpolitisch mit Vertretern eines anderen Staates darüber diskutiert, zu welchen Werten sich die Muslime in Deutschland bekennen sollten.

Die Ditib kann m.E. auf Dauer nur Mitglied der Islamkonferenz oder einer anderen Vertretungsebene bleiben, wenn sie sich vom Einfluß und der finanziellen Abhängigkeit des türkischen Staates befreit und eine Organisation von deutschen Muslimen wird. Das Argument, die katholische Kirche würde auch von Rom gesteuert, verfängt nicht, weil die christlichen Kirchen durch die „Weimarer Kirchenartikel“ Verfassungsrang haben, welche die Rechte und Pflichten regeln. 

Horst Dreier schreibt: „Entscheidend im Falle der beiden christlichen Großkirchen in Deutschland ist letztlich die erfolgreiche kulturelle Zivilisierung, also der Friedensschluß, den beide mit der politischen Moderne, mit Demokratie und Menschenrechten, gemacht haben. Zudem ist es bei einem Friedensschluß im Sinne der bloßen Akzeptanz eine politischen, als unabänderlich empfundenen staus quo nicht geblieben. 

Vielmehr zählen die katholische Kirche sowie die evangelischen Kirtchen in Deutschland heute zu den entscheidnen Befürwortern moderner Grundrechtsdemokratien einschließlich der Religionsfreiheit und der Freiheit zum Relgiionswechsel (wie sie die islamischen Staaten nach wie vor nicht kennen).“
Die Ditib hat weder diese Tradition noch die gesellschaftliche Bedeutung.

Zu den politischen Auffassungen des Islamrats und dem Zentralrat der Muslime habe ich mich oben bereits geäußert . Ich halte alle diese Verbände für nicht geeignet, die Integration der Muslime in Deutschland auf den Weg zu bringen.


Vorschlag für einen Sachverständigenrat

Die Interessenvertretung der Muslime in Deutschland kann nur über eine von einer staatlichen Schirmherrschaft angeleitete Konferenz oder einem Sachverständigenrat gewährleistet werden, der jenseits von Verbandsinteressen die positiven wie negativen Freiheitsrechte der Muslime zu vertreten sucht und dafür sorgt, dass der Islam im Rahmen der Verfassung in unterschiedlichen Formen gelebt werden kann.

Ein solcher Rat oder Konzil , das wie bisher durch Sachverständige, Einzelpersonen und Repräsentanten zu ergänzen wäre, hätte m.E. unter anderen die Aufgaben wahrzunehmen, die jetzt mehr zufällig Moscheevereinen oder Verbänden zufallen und auch die Interessen derjenigen Muslime zu wahren, die nicht von den Verbänden vertreten werden wollen.

Aufgabe eines solchen Instituts wären zum Beispiel die Beratung bei Einrichtung von Lehrstühlen für Islamwissenschaft und Islampädagogik., die Curricula für Islamkundeunterricht, die Imamausbildung, die Handreichungen für den Umgang mit Muslimen, wie sie von Ministerien, Integrationsbeauftragten erstellt werden.

Dabei ist der Grundsatz der Freiheit der Forschung und Lehre zu wahren.


Moscheebau und Imame

Es gibt in Deutschland über 2000 islamische Gebetsstätten, etwa 140 große Moscheen und etwa ebenso viele Neubauprojekte. Es kommt bei vielen Projekten in den Gemeinden immer wieder mit Anwohnern zum Streit, wenn eine Moschee gebaut werden soll. Die Menschen sehen die Moscheebauten oft als Bedrohung an. Alle demokratischen Parteien befürworten dagegen, dass die Muslime „aus den Hinterhöfen“ herauskommen und Moscheen bauen können dürfen.

Es gäbe sicherlich viel weniger Auseinandersetzungen um den Moscheebau, wenn folgende Dinge beachtet werden würden:
  • Moscheen sollen zu allererst den Gläubigen die angemessene Möglichkeit geben, ihren spirituellen Bedürfnissen in der Gemeinschaft nachzugehen.
  • Moscheen sind keine Demonstrationsobjekte. Als überdimensionierte, demonstrative Bauten, die nach Eroberern benannt werden usw,. erwecken sie den Eindruck, der Islam würde „mit Beton“ die Gesellschaft missionieren wollen. Angemessen bedeutet in diesem Zusammenhang auch, dass die Gemeinschaft der Muslime sich klar darüber sein muss, dass sie mit ihren Moscheen eine Botschaft an die deutsche Gesellschaft gibt.  
 
Wer sich einerseits beklagt, Muslime seien sozial benachteiligt und von staatlichen Transferleistungen abhängig, wer die mangelnde Bildung seiner Kinder anführt und meint, die Gesellschaft wäre dafür verantwortlich, der muss sich Fragen gefallen lassen, wie es denn sein kann, dass die Muslime gleichzeitig Hunderte von Millionen in den Bau von Moscheen investieren können. Nimmt man nur die geplanten Moscheeprojekte und unterstellt, ein solches Gebäude koste jeweils drei Millionen €, wären von den etwa 150.000 Mitgliedern der Islamvereine 500 Millionen € zu finanzieren. Dass dies nicht aus Spenden geschieht , ist deutlich. 

Dass zum Teil ausländische Stiftungen aus Saudi-Arabien und den Golfstaaten sowie die türkische Regierung diese Moscheen finanzieren, ist aktenkundig. Dass die Moscheevereine dies verschweigen oder bestreiten, ist beschämend und wirft die Frage auf, welchen Grund das hat. Ist es vielleicht so, dass über die Finanzierung sich auch Einfluss erkauft wird und dass die Moscheen damit zu Stützpunkten ausländischer Interessen werden? Es muss Offenheit gegenüber der Gesellschaft darüber herrschen, wer die Moscheen finanziert, was in ihnen passiert und was dort gepredigt wird .

Moscheen sollen keine Einkaufszentren, keine Bildungseinrichtungen, keine Reisebüros sein, denn durch die Entwicklung einer parallelen, von der Mehrheitsgesellschaft abgegrenzten Infrastruktur wird die Segregation der Muslime gefördert.

Integrationskurse sollten in „neutralen“ Räumen und Institutionen wie Volkshochschulen durchgeführt werden. Denn die Teilnehmer sollen ja gerade die Möglichkeit erhalten, mit der deutschen Gesellschaft und deren Vorstellungen in Kontakt zu kommen. Wenn Islamverbände wie die türkisch -islamische Ditib diese Integrationskurse durchführen, kommen die Migranten aus der Türkei wieder nur mit einem türkischen Umfeld in Berührung. Das kann nicht der Sinn eines Integrationskurses sein. Die Moscheevereine finanzieren ihre Bauten damit, dass sie mit diesen staatlichen Mitteln für Integrationmaßnahmen rechnen, um ihre Räume auszulasten. Die Moscheevereine sind oftmals die Orte, die sich einer Integration in eine offene Gesellschaft verweigern. Ihnen die Aufgabe zu geben, Integrationskurse zu veranstalten ist, den Bock zum Gärtner zu machen.


Wer darf in Moscheen predigen?

In Moscheen muss auf Deutsch gepredigt werden. Imame müssen, wenn sie offizielle Funktionen als Imam oder Hoca ausführen wollen, vor einem staatlichen Fachgremium einen Befähigungsnachweis ablegen. Dabei sollen nicht seine religiösen Qualifikationen erfragt werden, sondern seine sprachliche und soziale Kompetenz überprüft werden. Man kann sich vorstellen, eine solche Prüfung nach dem ähnlichen Prinzip wie bei Heilpraktikern einzuführen. Dort werden die zukünftigen Heilpraktiker auch nicht in Kenntnissen der Schulmedizin geprüft, sondern ermittelt, ob sie die Rahmenbedingungen ihres Handelns kennen und wissen, was sie nicht dürfen. Es ist anzustreben, dass an deutschen Hochschulen eine Imamausbildung stattfinden kann.


Frauenrechte

Ich hatte die Hoffnung, dass durch die Islamkonferenz soviel öffentlichen Druck entsteht , dass die Bundesregierung das im Koalitionsvertrag vereinbarte „Gesetz gegen Zwangsheirat“ in den Bundestag einbringt und verabschiedet. Leider ist dieses Thema weder in der Islamkonferenz noch im Bundestag behandelt worden, obwohl es eines der ersten Punkte auf der Agenda der Arbeitsgruppe war und dem Parlament ein entsprechender Antrag vorliegt. 

Gleichberechtigung und Frauenrecht sind wie Bildung die zentralen Fragen für das Gelingen der Integration. Die Konferenz wie die Politik haben dem Problem der Frauenrechte in muslimischen Gemeinschaften bisher keine besondere Bedeutung zugemessen und die Hoffnung, dass das Gesetz in dieser Legislaturperiode noch auf die Tagesordnung kommt, ist eher schwach.
 
Was zu diesem Thema von den Islamverbänden geäußert wurde, ist schlicht reaktionär. Darüber ist noch zu sprechen und für mich das Thema auf dem nächsten Plenum. 

europenews 



Nicht der Westen ist schuld am Zurückbleiben der arabischen Länder. Diese haben den Übergang in die Moderne verpasst - nicht zuletzt wegen ihrer rigiden Berufung auf den Koran.
Text: Leo Müller

Der alte Mann sitzt im hellen Gewand hinter der Balustrade, eine schneeweisse Kufiya bedeckt den Kopf, sein schütterer Bart ist ergraut, vor ihm sind vier grosse Mikrofone aufgebaut. Mit erhobenem Zeigefinger massregelt er sein Publikum, seine Worte scheppern schrill aus den Lautsprechern in den Saal, die Akustik schmerzt. «Es ist wahr», schreit Prediger Yusuf Al-Qaradawi, «wir können uns die herrlichsten Dinge der Welt kaufen. Unsere Leute können die luxuriösesten Autos kaufen.» Erregt steigert er sich: «Rolls-Royce, Mercedes 500 oder 700, S-Modelle, M oder L – mit allem Luxus!» Dann leise: «Wir besitzen sie, aber wir stellen sie nicht her», sagt er, «wir produzieren keine einzige Schraube dieser Autos.»

«Wie kommt das?», fragt Al-Qaradawi in seiner Predigt vom April 2005 und erzählt von einer Studie aus einem arabischen Land, die berechnet hat, wie viel Zeit die Staatsangestellten bei der Arbeit verbringen. «Der Durchschnitt betrug 27 Minuten am Tag», ruft er. Und wieder schreit er: «27 Minuten!»

Qaradawi berichtet von einem Erweckungserlebnis aus den siebziger Jahren, als er zum ersten Mal in Deutschland eintraf und sich wunderte, dass er auf den Strassen kaum Menschen erblickte. «Die Leute arbeiten», habe ihn der Chauffeur aufgeklärt. Und schliesslich widmet er sich seinem Hauptgegner: «Wie hat es die zionistische Bande geschafft, uns überlegen zu sein, wo sie doch nur so wenige sind? Durch Wissen! Durch Technologie! Durch Stärke!»

Der 84-jährige Scharia-Gelehrte gilt in der islamischen Welt als Koryphäe. Mit einer Predigtsendung auf dem TV-Sender Al-Jazira erreichte er ein 40-Millionen-Auditorium. Seine Website IslamOnline liefert den Gläubigen die Richtschnur für das Leben. Als Präsident der Internationalen Union muslimischer Gelehrter kommentierte er die Schweizer Abstimmung über das Minarettverbot als sündige Praxis: Die Muslime in der Schweiz sollten ruhig bleiben, aber die Befürworter müssten die «volle Verantwortung» für die Konsequenzen tragen. Al-Qaradawi, promoviert an der Al-Azhar-Universität in Kairo, hat in Katar einen Lehrstuhl für Scharia-Recht aufgebaut, er soll 80 ­Bücher geschrieben haben. Al-Qaradawi wird in der muslimischen Gelehrtenwelt als Superintellekt gefeiert.

Aber seine Antworten zur Frage der wirtschaftlichen Entwicklung in den islamisch geprägten Ländern sind so einfach wie seine Rhetorik. Mehr als einen Appell an die Faulenzer hat die mächtige Stimme dazu nicht zu verkünden.

Warum verharren die Ökonomien der islamischen Welt in Erstarrung und ertrinken in Korruption? Warum legen sie den Rückwärtsgang ein?

Fortschrittsbremse Koran. Die Religionsgelehrten, allmächtige Agenda-Setter und Lehrmeister, liefern keinen werthaltigen Beitrag zur Ursachenforschung. Die Antwort würde von ihnen ­eine schmerzvolle Selbstkritik fordern, sie berührt ein grosses Tabu: Es ist vor allem die Religion der schriftgläubigen Koran-Anhänger, die den technologischen Fortschritt bremst. Es ist das archaische, sich seit einigen Jahrzehnten wieder rasant ausbreitende Scharia-Recht, das ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum im Orient hemmt. Und es ist das «islamische Banking», das sinnreiche Investitionen blockiert.

Erklärungsversuche für die desaströse Lage der Region gibt es zahlreiche. Der Kolonialismus habe die freie Entfaltung unterdrückt, sagten die Dritt-Welt-Ideologen. Die Juden seien an allem Elend schuld, meinten die Proaraber – als Eindringlinge wie als Herrscher über die Wall Street. Die Geografie benachteilige die Völker, erklärten andere und konnten den Widerspruch nicht auflösen, dass die Holländer ihr Land erfolgreich dem Meer abtrotzten und die Schweiz trotz widriger Lage und ohne Rohstoffe prosperierte. Der teuflische Kapitalismus habe die Menschen fehlgeleitet, sagen die iranischen Gelehrten. Die despotischen Herrscher seien schuld, meinten die Orientalisten. Und neuerdings wird durch den Autor Thilo Sarrazin eine ethnisch-erbbiologische Vulgärdeutung wieder aktuell, die eigentlich schon vor 65 Jahren als erledigt galt. All diesen Erklärungsversuchen ist gemeinsam, dass sie das entscheidende, lebensprägende Element der islamischen Welt ignorieren – den Koran.

«Dieses Buch – es ist vollkommen, nichts ist zu bezweifeln – ist eine Richtschnur für die Frommen», steht sogleich am Anfang der Schrift, die als wörtliche Offenbarung Allahs betrachtet und als unfehlbares Zeugnis Gottes verherrlicht wird. Wer dürfte Gottes Wort verändern oder anzweifeln?

Im Koran ist alles gesagt. «Es steht geschrieben», antworten Gläubige gerne auf ein alltägliches Missgeschick – ein Fatalismus, der jedes Streben nach wirtschaftlichem Erfolg ausbremst.

«Dem Islam fehlt die Fähigkeit, sich zu verändern», sagt der französische Theologe Jean-Claude Barreau. Der Koran sei «ein archaisches Buch, das sich mit den archaischsten und langweiligsten Texten der Bibel auf eine Stufe stellen lässt», schrieb Barreau. «Die kulturelle Rückständigkeit des Islam, seine Primitivität», sagt der französische Philosoph, «wird durch die Unbeweglichkeit der muslimischen Theologie noch unterstrichen.»

Unfehlbar, universal und weltgültig erscheint der Islam. Seine Anhänger glauben nicht nur an ihren Gott, wie die Gläubigen anderer Weltreligionen im Sinn eines freien Glaubensaktes. Die Muslime bekennen sich zu der Vorschrift, dass «Gott ist». Ihr Glaube ist eine Handlung der Unterwerfung unter die Offenbarung. Islam heisst in der wörtlichen Übersetzung: Unterwerfung unter Gott.

Der Koran galt als so vollkommen, dass jede weitere Literatur mit Verachtung betrachtet wurde: Ein zweites Buch könnte Gottes Offenbarung in Zweifel ziehen. So wurde die mündliche Überlieferung der Rechtsgrundsätze verherrlicht, die Gedächtnisleistung eines Gelehrten bewundert, aber jede Niederschrift verachtet.

Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg löste in der Welt der Christenheit eine geistige Revolution aus, die Erhebung des Wissens. Der Buchdruck verbreitete sich rasant. Bereits im Jahr 1453, 50 Jahre nach dem Fall Konstantinopels, existierten acht Millionen gedruckte Bücher. Die Wissensgesellschaft war geboren. Die industrielle Druckkunst beflügelte Luthers Aufbegehren gegen die reaktionäre Papstkirche, seine Reformationsidee wiederum bescherte der westlichen Welt eine gewaltige Druckkonjunktur. Das Wissen der Antike wurde gespeichert, die öffentliche Meinung hatte einen industriellen Treiber, Rede und Gegenrede wurden zum etablierten Diskurs, die Aufklärung hatte eine starke Waffe. Wissen wurde öffentlich.

Teufelswerk Druck. Wie reagierte die islamische Welt auf diese Revolution? Die Rechtsgelehrten stemmten sich gegen das Teufelswerk, das wohl – zu Recht – als potenzielles Werkzeug der Ketzerei betrachtet wurde. Nach der Einführung der Druckerpresse in Europa dauerte es volle 300 Jahre, bis sie auch im Orient ankam. Diesem Umstand schrieb der atheistische türkische Staatsgründer Kemal Atatürk 1925 das grosse Scheitern zu. Seine Botschaft: Seit dem 15.  Jahrhundert läuft die Entwicklung von Okzident und Orient auseinander. Für David Landes, den grossen Historiker der Weltwirtschaftsgeschichte, war die Ablehnung der Druckerpresse «der grösste Fehler des Islam». Landes erkannte in seinem Standardwerk über «Wohlstand und Armut der Nationen» diese Wegscheide der Entwicklung: «Das Übel war im religiösen Dogma begründet», schrieb der Harvard-Professor, «nichts hat mehr dazu beigetragen, die Muslime vom Hauptstrom des Wissens abzuschneiden.»

«Versiegelte Zeit», so nennt der Religionswissenschaftler Dan Diner sein tiefgründiges Werk über dieses Versagen der Entwicklung. Die Folge: Die Säkularisierung blieb aus – bis heute. Das Sakrale bleibt allgegenwärtig und blockiert jene Entwicklung, die den Westen in die Moderne geführt hat.

Was übrig blieb und fortlebte, war eine infantile Weltsicht. So beschreibt der tunesisch-französische Schriftsteller Abdelwahab Meddeb das religiöse Schrifttum, das unter der selbst gewählten intellektuellen Beschränktheit entstand. Zum Beispiel die Werke von Mohammed Ibn Abd Al-Wahhab aus dem 18.  Jahrhundert, dem Begründer des Wahhabismus, der saudischen Staatsideologie. «Ein Schreiber, der nicht einen Funken Originalität besitzt», urteilt Meddeb, «man wagt ihm nicht einmal den Status eines Denkers zuzusprechen», er sei mittelmässig und unredlich. Und über Scheich Tahtawi, einen wichtigen Islam-Gelehrten des 19.  Jahrhunderts, schreibt er: «Weder gelingt es ihm, Konfusion zu vermeiden, noch, die einzelnen Schriften in eine Rangfolge zu bringen, er unterscheidet nicht zwischen grundlegenden und verzichtbaren Werken. Er durchschaut nicht die Ordnung der Texte.» Tahtawi hatte gar keine Chance zu verstehen. Er bezog sein Wissen nur aus Enzyklopädien, und dies auch nur, weil er fünf Jahre lang in Paris lebte.

Getrübtes Selbstbild. 2002 ver­öffentlichte die Uno-Entwicklungsorganisation UNDP erstmalig ihren Arab ­Human Development Report. Um Ressentiments wegen westlicher Belehrungen zu begegnen, sassen im Autorenteam ausschliesslich Araber und Muslime. Ihr Bericht kam dennoch zu beklemmenden Ergebnissen, die das Selbstbild der Araber als Kinder einer Hochkultur trübte, die sich gerne als «Erfinder» der Algebra betrachten, obwohl diese tatsächlich Jahrhunderte vor ihrer Verfeinerung durch Araber in Indien entwickelt worden ist. Die Autoren beklagten nicht nur das Fehlen politischer Freiheiten, sondern auch das Versäumnis, die weibliche Hälfte der Gesellschaft ins Wirtschafts­leben zu integrieren. Sie entdeckten rundum eine «mangelnde Unterweisung in angemessene Fertigkeiten des Lesens und Schreibens, um dem modernen Umgang mit Wissen zu genügen».

Wissen wird in der Region immer noch in archaischer Form verbreitet. Wie im Koran, dessen Kapitel, Suren genannt, frei jeder Systematik, ohne Erzählstruktur und Dramaturgie verfasst sind und nicht einer logischen Gliederung folgen, sondern ganz simpel nach ihrer Textlänge sortiert sind. Wie in den Predigten und Schriften von Yusuf Al-Qaradawi, der jenseits einer erkennbaren dogmatischen Logik den Selbstmordterror der palästinensischen Hamas als heilige Märtyrertaten preist, während er den Al-Kaida-Terror gegen die Amerikaner ablehnt.

Die Wissensfeindlichkeit ist messbar: In den siebziger Jahren übersetzte die gesamte arabische Welt nur ein Fünftel so viele Bücher wie das kleine Griechenland. In den achtziger Jahren wurden, auf eine Million Menschen gerechnet, innerhalb von fünf Jahren nur 4,4 Bücher übersetzt. In Ungarn waren es 519, in Spanien 920. Derzeit fallen laut Buchmarktstatistiken der Frankfurter Buchmesse auf den arabischen Raum nur 0,4 Prozent der Lizenzvergaben deutschsprachiger Titel.

Auch die eigene Wissensproduktion ist gering. Während die USA im Jahr 1991 mehr als 100  000 Neuerscheinungen herausbrachten, kam der arabische Buchmarkt mit 6500 Editionen aus. Beispiel Tunesien: 10 Millionen Einwohner, 26,8 Prozent Analphabeten. 2003 wurden 1383 Bücher produziert, der Löwenanteil davon waren Kinder- und Schulbücher. Zwischen 2004 und 2008 wurde kein einziger deutschsprachiger Titel in Lizenz übersetzt. In der marokkanischen Nationalbibliografie wurden zwischen 2007 und 2009 nur 172 neue Titel angezeigt. In Jordanien existieren nur unzuverlässige Statistiken über die Buchwelt. In Ägypten wurden 2008 vier deutschsprachige Bücher in Lizenz übersetzt. Die Buchimporte sanken. Selbst religiöse Literatur, die den Löwenanteil der Produktion ausmacht, ist nicht systematisch verfügbar. In der Bibliothek der Universität von Katar, der Hochschule des Gelehrten Al-Qaradawi, kann nur ein einziges seiner Werke ausgeliehen werden.

«Es gibt keine Hoffnung», sagt der Entwicklungsexperte Abdul Aziz Al-Muqaleh, «wo der Analphabetismus nahezu jeden ernsthaften Versuch zerstört, aus dem Tunnel der Entfremdung von der modernen Epoche zu entkommen.»

2004 ging der Bericht zur Arabischen Entwicklung des UNDP der Frage nach, ob das Selbstbild der Araber als Kernland der Rechenkunst zutrifft. Ergebnis: Die mathematische Kompetenz der Studierenden in neun arabischen Ländern erreichte nur 392 Punkte gegenüber dem Durchschnitt von 467 im internationalen Vergleich.

2009 veröffentlichten Forscher, finanziert von einer Stiftung des Regenten von Dubai, den «Arabischen Wissensbericht» – wieder mit einem rein arabischen Autorenteam. Sie stellten fest, dass die «intellektuelle Trägheit» das kulturelle Leben dominiere. Die Gesellschaften seien von eindimensionalen Sichtweisen geprägt, sie würden sich dem Wandel, der Kreativität und der Innovation versagen. Unter den Gläubigen seien «bornierte Interpretationen weit verbreitet». Die Situation verschlimmere sich sogar. Nach wie vor könne ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung weder lesen noch schreiben: «60 Millionen Analphabeten in den arabischen Ländern.» Weniger als 55 Prozent besuchten Sekundarschulen, im Vergleich zu 84 Prozent in Zentralasien. Im Irak seien während des Bürgerkrieges zwischen Sunniten und Schiiten mehr als 3000 Akademiker emigriert. Mehr als 830 Akademiker seien getötet worden – ein Krieg gegen die Intelligenz.

Deindustrialisierung. Weitere Berichte beschäftigten sich mit den politischen Freiheiten («finster»), der Armut («extrem»), der Unfähigkeit, sauberes Wasser zu erzeugen («belastet»), der Wüstenbildung («fortschreitend»), der Bevölkerungsentwicklung («385 Millionen in 2015») oder der Einstellung der ägyptischen Jugend zur Religion («überwältigende religiöse Empfindungen»). Das Fazit: «Insgesamt waren die arabischen Länder 2007 weniger industrialisiert als 1970. Der Ölreichtum zeichnet ein irreführendes Bild der Lage.» Im März 2009 urteilte ein Forschungsbericht der Arabischen Liga: «Die Region hat weder die Chancen genutzt, die sich aus den Öl­erträgen ergaben, noch hat sie es besser als andere Entwicklungsländer vermocht, zu den reichen Nationen aufzuschliessen.»

Auch Al-Qaradawis Wahrnehmung ist nun wissenschaftlich bestätigt. Der Zustand der arabischen Arbeitsethik sei «bedrückend», resümierte der libanesische Forscher Yusuf Sidani seine Analysen. Und sein Kollege Abbas J. Ali von der Universität in Pennsylvania entdeckte seit den achtziger Jahren trotz hohen Investitionen «keine Fortschritte» bei der Entwicklung des Talentmanagements.

Alle Studien stimmen überein: Im arabischen Kernland, der Wiege des Islam, sind die Entwicklungshemmnisse am deutlichsten erkennbar. Religionsforscher Diner macht dafür die «Versiegelung der arabischen Sprache» als sakrale Sprache des Korans mitverantwortlich. Denn die «erleuchtete Schrift» wurde nach islamischer Auffassung als göttliche Botschaft auf Arabisch empfangen. Die Verbindung des Islam zur Sprache der Offenbarung gilt daher als unzerstörbar.

Die missionierten Länder der islamischen Zone wiederum, lange Zeit von den Arabern verachtet, mussten die Schrift ebenfalls auf Arabisch studieren. Übersetzungen in ihre «gottlosen Sprachen» wurden unterbunden. Sie hatten somit das Hocharabische als sakrale und die eigene Sprache als säkulare Schrift. Das schaffte Freiräume für das Weltliche und somit ­eine gewisse Chance zur Entwicklung. So entfaltete sich die Türkei zunächst unter der laizistischen Modernisierungsdiktatur Atatürks, der die Religion aus dem politischen Leben verbannte und sogar lateinische Schriftzeichen für das Türkische einführte. Persien entfachte unter dem Schah ähnliche Kräfte. Viele Türken und Perser der älteren Generation haben in ihrer Jugendzeit den Koran gar nicht gelesen. Und dort, wo europäische Kolonialmächte nachhaltig prägend wirkten, wie in Indonesien und Malaysia, sind die Gesellschaften heute noch beweglicher.

Die Islamisierung in den ausserarabischen Missionsgebieten nahm erst wirklich Fahrt auf, nachdem Ayatollah Kho­meiny, der sich nie für Ökonomisches interessierte, 1979 in Teheran eingezogen war. Parallel mit dem Koran verbreitete sich seitdem auch das archaische Konzept der Scharia, das aus dem 7.  Jahrhundert stammt. Diese zweite Säule des Islam verbreitet sich durch den missionarischen Feldzug von «Islamic Banking» oder «Islamic Finance» rasant im Wirtschafts­leben. Mit gewaltigen Summen der saudischen Entwicklungsbank IDB begannen in den siebziger Jahren die Scharia-Lobbyisten, das Bankwesen umzukrempeln.

Scharia-Recht ist heute gültiges Landesrecht in Saudi-Arabien, Iran, Sudan, und auch die afghanischen Taliban operieren unter diesem Recht. Ein Recht, das der Islam-Experte Bassam Tibi «in der Bedeutung von Recht» rundweg ablehnt. «Ich riskiere hierfür mein Leben», sagt der Muslim. Er ist damit nach den Rechtsgutachten führender Gelehrter, den sogenannten Fatwas, ein Apostat, für den die Todesstrafe gilt. Für ihn ist Scharia nichts weiter als ein System aus Täuschung und Selbsttäuschung: «eine islamische Eigenart, an Normen und Werte zu glauben, ohne sich daran zu halten».

Aber wie kommt es, dass Finanzkonzerne wie HSBC oder Credit Suisse und Traditionshäuser wie Sarasin einen Teil ihrer Produktpalette unter Scharia-Recht stellen, ihre Institute als trojanische Pferde zur Islamisierung missbrauchen lassen?

Sie glauben offenbar daran, dass es sich hier um eine moderne Prägung der Religionsausübung handelt, wie ihnen an den Konferenzen über Islamic Banking vorgegaukelt wird. Hier treten die Vorkämpfer der Idee nämlich sehr smart auf. Sie verkünden zur Not den Ungläubigen nicht immer die ganze Wahrheit, denn die Notlüge ist ihnen in Glaubensfragen nach islamischer Lehre ausdrücklich erlaubt. Unmissverständlich formulierte der frühere malaysische Premier, Mohamed Mahathir, das Ziel, als er islamisches Banking zum politischen Programm erhob: Es gehe um den Jihad – den heiligen Krieg.

Was das Kopftuch für die Strasse bedeutet, ist das Islamic Banking für die Finanzwelt. Richtschnur ist wieder der Koran in seiner Widersprüchlichkeit. Vers 275 in Sure 2 lautet: «Jene, die Wucherzins verschlingen, stehen nicht anders auf, als einer aufsteht, den der Satan mit Wahnsinn geschlagen hat.» Die gängige Interpretation: Wer Zins, «Riba» in der Sprache des Korans, gewährt oder Zins zahlt, kommt in die Hölle. Aber beschreibt «Riba» den Zins oder nur den Wucher? Vers 131 der dritten Sure befiehlt: «Oh Gläubige, greift nicht so gierig nach dem Wucher mit allen seinen Verdopplungen.»

Islam-Experte Tim Kuran von der Princeton University klärt auf: «Was der Koran verbietet, ist die vor­islamische Institution der Riba, nach der ein Kreditgeber seinen Einsatz verdoppelte, wenn sein Schuldner in Verzug geriet, und nach jedem weiteren Verzug die Schuld verdoppelte.» Daher also das Wort von der Verdopplung im Koranvers. Kuran beschreibt das Konzept der Islamischen Ökonomie als «nostalgische Flucht», sie wende altertümliche Lösungen für gegenwärtige Probleme an. «Wir müssen verstehen, dass die Wirtschaft des 7.  Jahrhunderts auf der Arabischen Halbinsel äusserst primitiv war», sagt Kuran. Entsprechend wird das Konzept umgesetzt (siehe «Die mächtigen Männer des Islam-Banking»).

Einfache Lösungen sehen so aus, dass die Bank dem Kunden die zu finanzierende Ware für eine virtuelle Sekunde ankauft, ihm die Ware umgehend mit einer Rechnung zu einem überhöhten Preis überlässt, den der Kunde zu einem festgelegten Zeitpunkt zu bezahlen hat. Die virtuelle Sekunde legitimiert die Transaktion und manchmal ein anderes Wort für den Zins, zum Beispiel «Gebühr» oder «Aufschlag». In den Augen von Kuran geht es um «semantische Differenzen». Ökonomisch seien das herkömmliche Zinsgeschäfte. Die Verlierer des Systems sind die Kunden, denn sie zahlen in der Regel höhere «Gebühren». Von den Islam-Bankern werden immer komplexere Varianten ersonnen, um das angebliche Zinsverbot zu umgehen. Islamic Banking ist eine Marketingmaschine geworden, die den Geldhäusern höchste Profite abwirft – daher auch das Interesse der westlichen Banken. Auch Al-Qaradawi ist im Islamic-Banking-Geschäft dabei, als Berater von islamischen Instituten in Katar und Bahrain.

Doch die strenge Regel gilt nur, wenn es gefällt. Weder in Dubai, wo das System 1975 eingeführt wurde, noch in Iran betrieben die Banken tatsächlich nennenswerte Investments regelkonform, schreibt Kuran. Und in Pakistan hielten selbst die Staatsbanken laut offiziellen Berichten nur zu 14 Prozent Schariakonforme Vermögenswerte.

«Wir müssen studieren, wie die modernen Gesellschaften funktionieren, bevor wir versuchen, sie umzugestalten» schrieb Tim Kuran. «Die islamische Doktrin ist gescheitert.» Das war 1983. Er hat recht behalten. Scharia-konforme Investments reagierten genauso anfällig wie westliche Papiere. Der Dow Jones Islamic Market Index verlor 2009 gut die Hälfte seines Wertes. Die arabische Region hat in der Finanzkrise einen Gesamtschaden von 2,5 Billionen Dollar erlitten.

Glücksspiel als Business. Dubai, das Aushängeschild des neuen arabischen Booms, ist faktisch bankrott. Der Absturz war absehbar, frappierend war dessen Rasanz. Innert Wochen krachte das Geschäft zusammen, waren die Staatssäckel leer. «Die Planer müssen nun realisieren», sagt der Dubai-Kenner Christopher Davidson, «dass sie nie hätten erlauben dürfen, dass Immobilien, Luxustourismus und Bauindustrie zu den zentralen Säulen der Industrie wurden. Dubai hat keinen Plan B, es spielte nie mehr als ein gigantisches Glücksspiel», sagt Davidson, der Aufbau einer Wissensökonomie sei versäumt worden.

Wieder eine verpasste Chance. Für die reichen jungen Männer des Golfstaates hat sich dennoch nicht viel verändert. Sie schlendern tagsüber durch Shopping Malls, sitzen in Cafés und chauffieren ihre Luxuskarossen. Und schauen devot die Freitagspredigt von Yusuf Al-Qaradawi, dem grossen Prediger. Via Qatar TV auf einem 72-Zoll-3-D-Super-FullHD-Plasma-Screen.




Ulm.  Necla Kelek spricht sich für ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren und gegen ein Kinderbetreuungsgeld aus. Die Islamkritikerin sprach beim Jahresempfang der FWG über die Freiheit im Islam.
 
 Zu ihrem Valentinstags-Empfang, ihrem Jahresempfang also, wartet die Freie Wähler Gemeinschaft Ulm seit Jahren mit namhaften Rednern auf. Diesmal hatte sie die Sozialwissenschaftlerin und Islamkritikerin Necla Kelek ins Stadthaus eingeladen.
Schon mit ihrem ersten Satz fand sie den Beifall des Publikums, das den Saal dicht an dicht stehend füllte. Geschickt griff sie die musikalische Einlage von Awina Meissner (Klavier) und Alexander Schröder (Gesang) auf. Gerade waren deren letzte Klänge von "Zuschaun kann i net" aus dem Singspiel "Im weißen Rößl" verklungen. "Das ist ein Lieblingslied von mir", bekannte Kelek. "Auch ich habe noch nie zuschauen können und mische mich deswegen immer wieder ein."

In ihrem Vortrag arbeitete Kelek, die einst in einem kleinen, dem Ulmer Nutzfahrzeughersteller Kögel gehörenden Betrieb in Norddeutschland Technische Zeichnerin gelernt hat, die Diskrepanz zwischen einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft und dem traditionellen Islam heraus. "Der Islam", sagte sie, "ist nicht nur Glaube, sondern auch Weltanschauung und eine nicht säkularisierte politische Ideologie". Und eines der Probleme, das einem Teil der muslimischen Zuwanderer den Weg in eine europäische Gesellschaft erschwere, bestehe darin, dass es ein westliches Freiheits- und Eigenverantwortlichkeitsverständnis darin nicht gebe.

Kelek tritt für die strikte Trennung von Staat und Religion ein. Sie überlässt es jedem herauszufinden, ob und wenn ja zu welcher Religion er sich hingezogen fühlt. 

Damit das möglich werde, sollten alle Kinder gemeinsam Kindergärten und Vorschulen besuchen. Sie sollten schwimmen lernen und auf Berge klettern - Freiheit erfahren. "Jedes Kind hat ein Recht auf Kindheit und zu lernen, wie Freiheit ist und Freiheit gelebt werden kann", sagt sie. Aus diesen Gründen spricht sie sich sowohl gegen ein Kinderbetreuungsgeld aus - das Eltern gezahlt wird, die ihren Nachwuchs gerade nicht in solche integrierende Einrichtungen schicken. Wie auch für ein Kopftuchverbot für Mädchen, die noch keine 14 Jahre alt sind. "Ein Kopftuch qualifiziert ein Kind als Sexualwesen ab und stigmatisiert es zu religiöser Apartheit."

Reinhold Eichhorn, der Vorsitzende der Freien-Wähler-Fraktion im Ulmer Gemeinderat, strich in seiner Ansprache Ulms positive Seiten heraus. Demnach werde die Stadt von Wirtschaftsleuten nicht nur als "hervorragend" bewertet. Neben Baden-Baden sei Ulm auch die einzige Stadt in Baden-Württemberg mit Bevölkerungszuwachs. Der sei nicht auf eine gestiegene Geburtenrate zurückzuführen, sondern auf Zuzug von außen. "Dies wiederum ist kein Zufall", betonte Eichhorn im Stadthaus. "Es ist das Ergebnis nachhaltiger und besonnener Politik über Jahre hinweg - maßgeblich mitbestimmt durch die FWG-Fraktion im Gemeinderat."

Eichhorn erinnerte an die Bildungsoffensive der Stadt; seit 2000 seien schon 120 Millionen Euro investiert worden. Weitere 50 Millionen folgten. Neben vielen kleineren würden in den kommenden Jahren in Ulm auch weitere Großprojekte auf den Weg gebracht. In der Wissenschaftsstadt und auf Kuh- und Safranberg, auf dem Bahnhofsgelände und am Sedelhof.
Helga Malischewski überreichte OB Ivo Gönner, der ein Grußwort gesprochen hatte, den obligaten Blumenstrauß. Den möge er seiner Frau Susanne Schwarzkopf-Gönner am Valentinstag weiterschenken.







Muslimische Taktik der List - Taqiyya


- Glauben und Absichten verbergen, sich verstellen
In Sure 3, 54 heißt es, Allah ist der "beste Listenschmied“ oder Ränkeschmied, Täuscher. Wenn Allah will, dann kann und wird er jeden Menschen überlisten1. "Listig-sein" meint, gut täuschen und sich verstellen können, jemandem falsche Tatsachen vorspiegeln, Irrtum erzeugen. So definiert § 263 des deutschen Strafgesetzbuches den Betrug. Wenn es also opportun ist, dann kann und wird Allah in listiger, verstellter unaufrichtiger Weise reden und handeln, um Menschen zu ihrem Nachteil, zu ihrem Verderben, in einen Irrtum zu locken. In der Bibel ist dagegen davon die Rede, dass die Schlange, der Satan, besonders listig ist und den Menschen zu seinem Verderben täuscht und nicht etwa Gott (1. Mose 3, 1).
In fast jeder Religion sind die Eigenschaften des Gottes, den sie verkündigt, dem Menschen zum Vorbild gegeben. In der Bibel heißt es sogar, dass Gott den Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen hat (1. Mose 1, 27) und Gottes Sohn Jesus Christus uns zum Vorbild hingestellt ist (Phil. 2, 5 ff.). „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war...“. Unser Vorbild, der Herr Christus spricht: "Ich bin der Weg und die Wahrheit (= Wirklichkeit)" und "Der Teufel ist ein Lügner und der Vater der Lüge (Joh. 14, 6 u. 8, 44)".
Wenn Allah nun der "Listenreiche" ist, der insbesondere immer wieder die Feinde des Islam überlistet2, dann werden und sollen ihm seine Anhänger entsprechend nacheifern.
Als Vorbild im Kampf gegen die Ungläubigen wird die Vorgehensweise Mohammeds in seinem Kampf gegen die Mekkaner im Jahr 628 empfohlen: Solange die muslimischen Glaubenskämpfer militärisch in einer zu schwachen Position sind, um den Dschihad offen führen zu können, dürfen sie "Verstellung“ - „Taqiyya" üben. Mohammed schloss einen Waffenstillstand über 10 Jahre (Vertrag von Hudaybiyya), marschierte aber schon nach 2 Jahren in Mekka ein. Nach diesem Vorbild gibt es keinen wahrhaften innerlich bejahten dauerhaften Friedensschluss zwischen Muslimen und den „Ungläubigen". Es gibt ggf. nur notgedrungen einen latenten Waffenstillstand ("Hudna"), bis die Muslime zum erneuten Kampf erstarkt sind.
Im Krieg sind List, Täuschung und Lüge zulässig. Muslime leben aber in einem ständigen Kampf mit den Ungläubigen, entweder im offenen oder im verdeckten. Deshalb sind Lüge, Wort- und Vertragsbruch und Betrug gegenüber Ungläubigen nicht verwerflich, keine Sünde, sondern zulässige bewundernswürdige List eines Muslims im Kampf gegen die Ungläubigen.
Wie im ständigen Kampf für den Islam, so darf der Muslim auch in lebensbedrohlichen Lagen Verstellung - “Taqiyya“ üben. Da darf er seinen Glauben verleugnen, ihm absagen und sogar an Riten anderer Religionen teilnehmen. Die "Kunst der Taqiyya" wird als eine Art "Überlebenskunst" oder "Lebenskunst" angesehen. Bei den Schiiten ist es zur Pflicht gemacht, in Gefahr für Leib und Gut zu lügen. Dies erklärt sich aus ihrem innerislamischen Minderheitenstatus und den erfahrenen sunnitischen Verfolgungen und Unterdrückungen.
Diese „Überlebenskunst“ erscheint menschlich verständlich, aber Jesus zeigt uns die Grenze auf. Er sagt, wenn ihr unter den Wölfen, also unter Feinden, seid: "So seid klug wie die Schlangen, aber ohne Falsch wie die Tauben (Mt. 10, 16). Jesus mutet uns zu, uns auch in Verfolgungssituationen zu ihm als unserem Herrn zu bekennen und für die Wahrheit Christi auch Leid und Tod in Kauf zu nehmen. Wir hören Christi Worte: "Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden (Mt. 16, 24 + 25)". Dabei denken wir an die Apostel und die ersten Märtyrer der Kirche.
Die Zulässigkeit von Taqiyya wird abgeleitet aus den Suren 3, 28.293; 6, 119; 40, 28 und ganz konkret aus den Hadithe der Sunna. Da wird die Zulässigkeit der Taqiyya in Fällen des Krieges und der Lebensgefahr noch ausgeweitet.
In einer aktuellen Fatwa vom Rechtsgutachtergremium der al-Azhar Moschee aus Ägypten, 2006, wird auf die Hadithe der Sunna wie folgt Bezug genommen: „Frage: Gibt es bestimmte Situationen, in denen man lügen darf? Antwort: "Al-Bukhari und Muslim zitierten von Umm Kulthum (bint Ali): 'Ich habe Allahs Propheten, Muhammad, sagen hören: Ein Lügner ist nicht derjenige, der lügt, um Menschen miteinander zu versöhnen. Er sagt was Gutes und er beabsichtigt etwas Gutes.' Ziada sagte: 'Er (Muhammad) hat das Lügen nur in drei Fällen erlaubt: Im Krieg, zur Versöhnung der Menschen und in der Rede einer Frau mit ihrem Ehemann oder in der Rede des Ehemannes mit seiner Ehefrau." Weiter erklärt das Gremium: "Einige (muslimische) Rechtsgelehrte sind der Meinung, das Lügen sei nur in drei festgelegten Fällen erlaubt: Der Krieg ist eine strategische Handlung, bei der man lügen darf, um sein Ziel zu erreichen. Wer die Menschen miteinander versöhnen möchte, darf dies durch Lügen anstreben. Die Ehefrau oder der Ehemann sagen zueinander: 'Ich liebe dich,' obwohl die Wahrheit anders aussehen kann."4
Mit dieser Fatwa wird der bestehende Konsens in Fragen der Taqiyya nochmals bestätigend festgestellt: In Lebensgefahr, im Krieg, zur Versöhnung und in der Ehe darf gelogen werden.
Einem der bedeutendsten Theologen des Islam, Al Ghazali (1059-1111), wird das Zitat einer viel weitergehenden Zulässigkeit von Taqiyya zugeschrieben5: „Wisse, dass die Lüge in sich nicht falsch ist. Wenn eine Lüge der einzige Weg ist, ein gutes Ergebnis zu erzielen, ist sie erlaubt. Daher müssen wir lügen, wenn die Wahrheit zu einem unangenehmen Ergebnis führt.“ Das ist ein nun nahezu unbedingter Freibrief zum Lügen. Es erlaubt nicht nur die sogenannte "Notlüge", sondern die Lüge um jeden Vorteils willen.
Bewusst "Taqiyya üben" ist nicht nur bei religiösen Muslimen verbreitet, sondern auch bei verweltlichten und liberalen sowie bei Atheisten islamischer Herkunft. "Taqiyya" ist weit verbreitetes "Kulturgut" der islamischen Welt.
Was hätte der "alte Adam", der sündhafte Mensch, nicht lieber, als eine göttliche Erlaubnis zum Lügen und Betrügen? Aber was ist das für eine Religion, die Lügen und Betrügen gutheißt, ja, zur Pflicht macht? Die ethisch und religiös gerechtfertigte Möglichkeit von Taqiyya lässt immer Misstrauen und Zweifel aufkommen und macht ein echtes Vertrauen gegenüber Muslimen fast unmöglich. Nur die verbliebene Resterkenntnis von Gut und Böse können einen Muslim davon abhalten, gegenüber Nicht-Muslimen unentwegt zu lügen. Wen wundert es da noch, dass z.B. ein wahrhafter Friedensprozess im Nahen Osten kaum erreichbar ist?



Muslimische Schein-Argumente im Gespräch mit Kritikern
Bei Diskussionen werden Muslime meistens mit den selben kritischen Fragen und Vorwürfen konfrontiert. Deshalb haben inzwischen die meisten einen „Baukasten von Antworten“ parat. Der kritische Vorwurf, dass der Koran dazu aufruft, die Ungläubigen zu töten und Dschihad zu führen, wird nachdrücklich zurückgewiesen. Das sei falsch! Der Islam sei eine Religion des Friedens und der Toleranz. Es werden dann die freundlichen Koranverse aus Mekka zitiert, wie „es gibt keinen Zwang in der Religion“. Und „Dschihad“ meine zuerst, gegen das Böse im eigenen Herzen zu kämpfen. Mit der Waffe darf nur zur Verteidigung gekämpft werden und ein entsprechender Dschihad dürfe nur vom Oberhaupt aller Muslime (Kalif) oder im Konsens aller Muslime ausgerufen werden. Doch Geschichte und Gegenwart lehren etwas anderes.
Auf den Einwand, der Koran sei doch ein Stück weit zeitbezogen, wird geantwortet, dass der Koran dem Mohammed Wort für Wort direkt vom Himmel offenbart wurde. Die Bibel aber enthalte etliche Fehler und rein menschliche Gedanken, was selbst von christlichen Theologen eingeräumt werde. Sie bestätigen, was in Koran und Sunna steht, nämlich dass die Bibel verfälscht sei.
Zitiert man einen Vers aus dem Koran, der dem Ansehen des Islam und den Muslimen in der westlichen Gesellschaft schaden könnte, dann wird entgegnet:
  • der Vers sei aus dem Kontext gerissen,
  • der Vers galt nur in der damaligen Situation, allgemein gelten für heute andere Verse (Abrogation),
  • die deutsche Übersetzung ist unvollkommen und fehlerhaft, das richtige Verständnis wird nur im Arabischen klar,
  • der Vers sei allegorisch zu verstehen,
  • der Vers kann nicht ohne die dazu gehörende Hadithe der Sunna verstanden werden.
Bezieht man sich aber auf Hadithe der Sunna, in denen von Vergewaltigungen, Raubzügen und Mordtaten Mohammeds und seiner Anhänger die Rede ist oder die in anderer Weise dem Ansehen des Islam in der westlichen Welt schaden könnten, dann wird entgegnet, dass diese Hadithe nicht echt oder umstritten sind.
Leider hört man nicht, dass mal ein muslimischer Gesprächspartner einräumt, ja, das steht so im Koran oder den Hadithe und das wird von etlichen Muslimen auch so wörtlich verstanden, insbesondere von den Salafisten. Aber ich und viele andere verstehen das nicht so unmittelbar wörtlich. Warum verhält sich kaum ein Muslim so im Gespräch? Steht er vielleicht innerlich doch auf der Seite der Salafisten oder hat er Angst vor ihnen und der muslimischen Gemeinschaft, die ihn als Nestbeschmutzer betrachten könnte? Gerät ein Muslim im Laufe der Diskussion in die Enge, dann wechselt er das Thema und sucht nach Fehlern in der Bibel und bei den Kirchen, prangert Kreuzzüge und Islamphobie an.

Einleitend oder abschließend wird dann von Politkern, Journalisten und Diskussionsleitern eilfertig die unzutreffende und geradezu widersinnige Aussage getroffen, dass der Islamismus nichts mit dem Islam zu tun hätte. Geradezu komisch wirkt die Behauptung, dass sich der Islamismus nicht auf den Koran und den Islam berufen könne. Es wird nicht eingeräumt, dass das wörtliche Verständnis von Koran und Sunna das ursprüngliche, eigentliche und bis heute dogmatisierte ist.
Detlef Löhde

1 Auch in Suren 8, 30; 10, 21; 27, 50.51 und weiteren ist von Allah die Rede, der die Menschen überlistet.
2 Suren 7, 99; 8, 30; 13, 42
3 „Die Gläubigen sollen sich nicht die Ungläubigen anstelle der Gläubigen zu Freunden nehmen.“ Wenn sie aber unfreiwillig unter Ungläubigen sind, dann wird ihnen Allah helfen, dann gilt: „Ob ihr das geheim haltet, was in eurem Innern ist, oder es offenlegt, Allah weiß es.“ - Dann ist vor Allah nicht entscheidend, was sie mit offenen Worten sagen, sondern was sie in ihrem Inneren glauben und wollen. Im Juristischen nennt man das „geheimer Vorbehalt“.
4 Quelle: Institut für Islamfragen, www.islaminstitut.de/Anzeigen-von-Fatwa.43+M54c742c0bd4.0.html
5 Benedikt Peters, „Perspektive – Das christliche Magazin“, 11/2003; 9/2007, Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg; inhaltliche Aussage wie im 37. Buch von Al – Ghazalis Hauptwerk „Über Intention, reine Absicht und Wahrhaftigkeit“, übersetzt von Hans Bauer, Halle 1916, neu aufgelegt als Taschenbuch Spohr Publisher, 2010








..................................................................................................................................................


https://missioneuropakmartell.wordpress.com/2008/05/29/die-falschen-vertreter-von-christine-schirrmacher/




Die verbotene Rede der Christine Schirrmacher

27.05.2008 | 19:30 |  (DiePresse.com)
Eine deutsche Islamwissenschaftlerin hätte in Österreich sprechen sollen – auf Druck der Islamischen Glaubens-Gemeinschaft wurde sie ausgeladen. Was Schirrmacher nicht sagen durfte: Der gesamte Text des Vortrages.

Islam in Europa als Herausforderung für Staat, Gesellschaft und Kirche

von Prof. Dr. Christine Schirrmacher
Die heutige Situation – Geschichte und Hintergründe
Die Globalisierung ist auch für Europa ein Thema von großer Bedeutung. Die Welt ist näher zusammengerückt. Das gilt auch für die islamische Welt und Europa. Daraus ergeben sich neue Chancen ebenso wie Herausforderungen für die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft im 21. Jahrhundert.
Nordafrika ist durch seine Kolonialvergangenheit eng mit Frankreich verbunden, Bangladesh, Pakistan und Indien mit Großbritannien. Dort leben knapp 2,5 Mio. Muslime, in Frankreich rund 6 Mio, in Deutschland 3,4 Mio. Muslime. Nach Österreich kamen vor allem Muslime aus den Balkanländern. In Deutschland begann die Zuwanderung vor rund 45 Jahren, als in der Nachkriegszeit die Anwerbung von Arbeitskräften aus Süd(ost)europa und später auch aus Anatolien/Türkei die Lösung für einen wachsenden Arbeitsmarkt zu sein schien.
Die ersten Zehntausende Muslime kamen ab 1961 nach Deutschland. Es waren vor allem männliche Arbeitskräfte ohne Familien. Nach dem Anwerbestopp 1973 zogen Frauen und Kinder nach. Durch Revolutionen und Kriege (vor allem die Iranische Revolution 1979, den den iranisch-irakischen Krieg 1980-1988 und den Balkankrieg der 90er Jahre), durch Flüchtlingsströme, Asylbewerber und eine höhere Geburtenrate im Vergleich zur westlichen Bevölkerung wuchs die Zahl der muslimischen Migranten in Europa auf heute 16 bis 20 Mio. Menschen an.
Selbst in den vergangenen 20 Jahren, als diese Entwicklung absehbar war, haben sich die europäischen Länder damit schwergetan, sich als „Einwandererländer” zu erkennen. Es wurde vielfach versäumt, über kulturelle und gesellschaftliche, über politische wie religiöse Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu diskutieren, drohende Fehlentwicklungen zu thematisieren und Regeln für das Zusammenleben in der Zukunft zu erarbeiten. Nur allzu selbstverständlich gingen die europäischen Gesellschaften davon aus, dass diese Menschen die westliche, säkulare Lebensweise ihrer eigenen Tradition vorziehen, ihre religiös-kulturellen Wurzeln mit der Zeit aufgeben und sich anpassen würden. Heute liegt offen zutage, dass diese Annahme falsch war, ja, dass in vielen Teilen Europas längst eine umgekehrte Entwicklung – eine Rückbesinnung auf einen kämpferischen Islam und einen gesellschaftlichen Rückzug in das eigene Umfeld – eingesetzt hat.
Die meisten Muslime, die heute in Europa leben, werden bleiben, ihre Zahl wird weiter zunehmen. In ihren Heimatländern bietet ihnen die politische oder wirtschaftliche Situation häufig keine Perspektive für eine Rückkehr, ihre Kinder und Enkel sind in Europa aufgewachsen. Angesichts dieser Situation ergeben sich mehrere Herausforderungen:

1. Gesellschaftliche Aspekte

Noch niemals zuvor haben so viele Menschen aus dem islamischen Kulturkreis dauerhaft in Europa gelebt. Aber sind sie auch in Europa zu Hause?
Viele junge Menschen der zweiten und dritten Generation sprechen zu wenig deutsch (oder französisch, spanisch oder niederländisch), um beruflich Erfolg zu haben. Welcher Zukunft gehen diese jungen Menschen entgegen? Nicht wenige fühlen sich zudem von den europäischen Gesellschaften nicht akzeptiert, ja diskriminiert und ziehen sich zurück in ihre eigene Welt, die eigene Sprache, die Moschee, das türkische oder arabische Stadtviertel. Zwangsverheiratungen und Ehrenmorde geschehen gerade innerhalb dieser Rückzugsräume, in der von einigen Muslimen im Namen der Tradition und Religion das Recht in die eigene Hand genommen wird. Endlich wird in Europa über die Pflicht, die Sprache des Aufnahmelandes zu sprechen, offen gesprochen. Ohne Sprachbehrrschung keine Integration, ohne Integration kein beruflicher Erfolg und keine gemeinsame Zukunft.
Weder die Zuwanderer, noch die Aufnahmeländer haben ursprünglich mit einem dauerhaften Zusammenleben gerechnet. Beide Seiten gingen zunächst von wenigen Jahren aus. Besonders die Mehrheitsgesellschaft hat sich zu wenig mit den Herkunftskulturen der Zuwanderer beschäftigt, ja sich für ihre Lebenswelten kaum wirklich interessiert. Die „andere Kultur” wurde entweder kritiklos bewundert oder aber ignoriert und abgelehnt. Mitmenschliche Begegnungen fanden viel zu wenig statt. Das Wissen über den Islam ist in Europa bei vielen Menschen immer noch gering. Manche Muslime wollten zunächst „Europäer” werden, haben sich dann aber enttäuscht abgewandt. Manche fanden Anschluß an eine Moschee, die Distanz und Rückzug predigt, den heimischen Nationalismus und den Islam als Identität in einer „gottlosen” westlichen Gesellschaft als Alternative anpreist. Dann kann es bis zur Hinwendung zum politischen Islam (Islamismus) oder sogar zum Extremismus u. U. nur noch ein kurzer Schritt sein.

Eine neue Situation für beide Seiten

Neu ist die Situation nicht nur für die europäischen, sondern auch für die muslimischen Gemeinschaften. Sie müssen hier in der „Diaspora” in einer nichtmuslimischen westlichen Gesellschaft eine neue theologische und politisch-gesellschaftliche Standortbestimmung vornehmen. Viele Fragen kommen auf: Kann auf den lautsprecherverstärkten Gebetsruf – in islamischen Ländern eine Alltäglichkeit – in nichtislamischen Ländern verzichtet werden? Darf von Nichtmuslimen geschlachtetes (nicht geschächtetes) Fleisch von Muslimen verzehrt werden (eine Situation, die in islamischen Ländern kaum je auftreten wird)? Wie sind die islamisch begründeten Anstandsregeln (kein Kontakt zwischen jungen Männern und Mädchen) in einer freiheitlich-pluralistischen Gesellschaft einzuhalten, in der sich nur noch wenige Menschen zu religiösen Werten bekennen? Darf der eigene Sohn eine deutsche, nichtmuslimische Frau heiraten, die die Familie u. U. als „Ungläubige” beurteilt?
All das sind Fragen, die sich im islamischen Herkunftsland nie gestellt haben und auf die die muslimische Gemeinschaft Antworten finden muss, die auch innerhalb der muslimischen Gemeinde sehr unterschiedlich ausfallen.
Aber auch jenseits der alltäglichen Lebensführung ergeben sich in Bezug auf die Religion manche Fragen: Wie kann der islamische Glaube an die junge Generation weitergegeben werden, die inmitten einer pluralistischen, säkularisierten Gesellschaft lebt, die oft wenig von sichtbaren ethischen und religiösen Werten geprägt ist? Manche Familien beginnen in dem Wunsch, ihre kulturellen Wurzeln zu bewahren, erstmals in der Diaspora, ihre Religion zu praktizieren, andere beachten die Vorschriften strenger als im Herkunftsland. Dadurch wird besonders im türkischen Islam in Deutschland eine konservative Religiösität „konserviert”, die es in dieser Form in der modernen Westtürkei kaum noch gibt.
Und wie verhält sich die westliche Mehrheitsgesellschaft? Versteht sie das hohe Minarett, das vielleicht alle anderen Bauten des Stadtteils überragt, als kulturelle Bereicherung oder als Bedrohung? Oder vielleicht in früheren Jahren als Bereicherung, heute aber eher als Bedrohung? Glaubt sie den friedlichen Bekundungen des Moscheevereins in der Nachbarschaft und bemüht sich der Moscheeverein um gute Kontakte zu den Nachbarn? Beten dort Menschen, die nur ihren Glauben praktizieren und zum Frieden in der Gesellschaft beitragen wollen oder werden dort politische Predigten gehalten? Wird das Kopftuch als individuelles Glaubensbekenntnis getragen oder als politisches Symbol? Wünschen sich die europäischen Gesellschaften überhaupt ein Miteinander mit den Zuwanderern, möchten sich alle Zuwanderer in die europäischen Gesellschaften integrieren? Wie weit reichen Toleranz und Freiheit der demokratischen Gesellschaften, und wo beginnt die Gleichgültigkeit und die Ablehnung?
Das lange Nebeneinander muss ein Miteinander werden. Das oberste Prinzip ist, den gesellschaftlichen Frieden zu wahren und Wege zum Mitenanderleben zu finden. Die europäischen Gesellschaften müssen bereit sein, Zuwanderern Heimat und Annahme zu geben, die Zuwanderer ihrerseits dazu, sich von einem politisierten Islamverständnis zu lösen und die hiesigen Gesetze nicht nur zu halten, sondern die europäischen Demokratien als gut und richtig zu bejahen. Hier ist auf beiden Seiten viel zu tun – zunächst Bewußtseinsbildung für die Versäumnisse der Vergangenheit, Informationsvermittlung, Gespräche, Beegegnung, Förderung der Chancenarmen, Forderung nach beiderseitigem Einsatz für ein friedliches Zusammenleben.

2. Die politische Herausforderung

Es ist heute jedermann bewußt, was mit der Thematik der „politischen Herausforderung” gemeint ist: Viele Menschen in Europa betrachteten in den letzten 30 Jahren die Beschäftigung mit dieser politischen Dimension in islamischen Ländern als Thematik einiger Nahostexperten. Man ging zu lange davon aus, dass sich extremistische Bestrebungen auf landesinterne Konflikte wie Algerien, Palästina oder den Iran beschränkten. Heute hat sich diese Sicht grundlegend gewandelt, und das zu Recht.
Wer seine Aufmerksamkeit nur mehr auf Länder wie Afghanistan als Rückzugsräume extremistischer Netzwerke richtet, wird die heutige Situation nicht mehr in ihrer ganzen Tragweite begreifen. Auch europäische Metropolen wurden zum Schauplatz terroristischer Angriffe, darunter Amsterdam, Madrid oder London, das bereits seit geraumer Zeit als Drehscheibe des internationalen politischen Islam gilt. Unter der logistischen und finanziellen Unterstützung aus dem Nahen und Mittleren Osten ist Europa zum Rückzugs- und auch zum Aktionsraum für extremistische Gruppierungen geworden. Manche Moscheen und islamischen Zentren wurden zu Rekrutierungsorten für Extremisten. Der internationale islamistische Terrorismus, lange hinsichtlich seiner Tragweite und seines Herrschaftsanspruchs unterschätzt, hat nicht vor den Toren Europas Halt gemacht, sondern ist heute – so erschreckend dieses Fazit auch ist – Bestandteil der europäischen Wirklichkeit geworden. Die Auseinandersetzung in und um Israel im Vorderen Orient zu führen, oder gegen das „kompromißbereite”, „unislamische” Regime im eigenen islamischen Land zu kämpfen, ist nicht mehr das einzige Ziel heutiger extremistischer Gruppierungen. Politische Gruppierungen betrachten Europa nicht mehr nur als „Ruhe-„, sondern auch als Aktionsraum. Das Internet macht dabei Reisen in Ausbildungscams wie auch persönliche Rekrutierungen mehr und mehr unnötig.

Der Islamismus als politische Kraft

Allerdings geht es beim politischen Islam nicht nur um Gewalt und Terror. Der gewaltbereite Extremismus ist nur ein Flügel des politischen Islam und insgesamt ein zahlenmäßig kleines Spektrum. Zum politischen Islam rechnet man auch jenen Bereich des Islamismus, der seine Ziele mit rechtsstaatlichen Mitteln, mit Strategie, z. T. aus dem Ausland stammenden Finanzquellen und gut geschultem Personal, aber nicht weniger entschlossen verfolgt. Der politisch motivierte Islam übt seinen Einfluß über Moscheevereine und Dachorganisationen aus und dies in zweifacher Weise: Zum einen erklärt er sich als organisierter Islam zum Sprachrohr „der” Muslime in Europa und verwendet dabei Titel wie „Zentralrat”, obwohl gerade der „Zentralrat” weniger als 1% der Muslime in Deutschland vertreten dürfte. Insgesamt gehören dort 5 bis höchstens 10% aller Muslime hierzulande einer dieser Organisationen an, also eine Minderheit. Dennoch formuliert der politisch organisierte Islam öffentliche Stellungnahmen, in denen er sich anmaßt, für alle Muslime zu sprechen. Da die muslimische Gemeinschaft keine den Kirchen vergleichbare Mitgliedschaft noch Hierarchie kennt, ernennt sich der organsierte Islam damit selbst zum Dialogpartner für die Kirche und zum Ansprechpartner für den Staat, obwohl doch eine Mehrheit von mindestens 90% aller Muslime in Europa nicht von einer dieser Organisationen vertreten werden möchten.
Vertreter des Islamismus suchen Einfluss in Universitäten und Politik, fordern die Gleichstellung mit den christlichen Kirchen und vermehrte Rechte oder Anpassungen der Gesetzgebung (für die Sondererlaubnis zur Schächtung von unbetäubten Tieren mußte in Deutschland das Tierschutzgesetz geändert werden). Andere höchstrichterlich ausgetragene Streitpunkte der vergangenen Jahre waren auch die Frage nach dem Kopftuch für beamtete Lehrerinnen oder der Gebetsruf per Lautsprecher.
Vorrangiges Ziel ist die gleichberechtigte Anerkennung des Islam in Europa, die Bekanntmachung und Durchdringung der westlichen Gesellschaft mit islamischen Werten sowie die Vereinnahmung der muslimischen Gemeinschaft für eine bestimmte Intepretation des Islam. Der zweite Schritt ist der aktive Einsatz für die Werte der Scharia, die Unterbindung jeglicher Kritik an islamischen Werten und schließlich die Proklamierung der Scharia, der islamischen Ordnung, zunächst über die muslimische Gemeinschaft. Zudem aber wirkt der politisch organisierte Islam auch in die muslimische Gemeinschaft hinein in dem Wunsch, Muslime zum Einhalten einer strikten Form des Islam in Europa anzuhalten. Erteilen Lehrerinnen des organisierten Islam an öffentlichen Schulen Religionsunterricht mit Kopftuch und vermitteln sie ihre traditionelle, die Frau rechtlich benachteiligende Rolle, wird der Druck offensichtlich größer, dass auch Schülerinnen in diesem Umfeld vermehrt und früher Kopftücher tragen und einem schariazentrierten, nicht aufgeklärten Islam bis in die Elternhäuser Vorschub geleistet wird.
Die Beschäftigung mit den Hintergründen des politischen Islam ist daher heute weder „weithergeholt” noch ein abwegiges intellektuelles Tätigkeitsfeld, sondern für die europäischen Gesellschaften von größter Bedeutung. Weder Panikmache noch Verharmlosungen noch Verallgemeinerungen sind am Platz. Nüchterne Bestandsaufnahmen sind gefragt.

Differenzierung schafft Nüchternheit

Wenn Hintergründe und Motive politisch-islamischer Gruppierungen einerseits erkannt und nüchtern analysiert werden, dient das der differenzierten Wahrnehmung der muslimischen Gemeinschaft und letztlich der Vermeidung von Falschurteilen. Wenn sich unpolitische muslimische Gruppierungen von Gewalt, Terror und Islamismus nachdrücklich distanzieren – ja, noch wertvoller, Begründungen aus dem Koran und den Schriften muslimischer Theologen finden, die die Berechtigung eines gewalttätigen Islam ablehnen – wird dies dazu dienen, die Unterschiede zur friedlichen Mehrheit der muslimischen Gemeinschaft in Europa deutlicher erkennbar zu machen. Weder eine aus Angst heraus entstandene Abwehr gegen muslimische Nachbarn und Mitbürger, noch eine Verharmlosung der politischen Aktivitäten der bekannten Gruppierungen wird dem friedlichen Zusammenleben und der konstruktiven Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft dienlich sein.

Bilanzierung ist gefragt

Für die dringend notwendige sachliche Auseinandersetzung müssen auch kritische Fragen zugelassen werden; kritische Fragen an die Mehrheits- wie die Minderheitengesellschaft. Themen könnten die Fehler der Vergangenheit, die versäumte Integration, aber auch Themen wie Zwangsheiraten und Ehrenmorde sein. Beides existiert in Europa seit über vierzig Jahren, war aber bisher für die Mehrheitsgesellschaft kaum von Interesse. Die Tatsache, dass es heute eher eine Zunahme an Ehrenmorden und immer noch eine hohe Zahl von Zwangsverheiratungen junger Migrantinnen in Europa gibt, stellt gleichzeitig die Frage nach der Verteidigung der eigenen, europäische Werten wie danach, wie Frauen Schutz zu gewähren ist und europäische Vorstellungen der Gleichberechtigung von Mann und Frau in einem Umfeld durchzusetzen sind , das diese Werte durch den Import althergebrachter Traditionen grundsätzlich in Frage stellt. Nur eine nüchterne Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Problemen wird einen Schritt vorwärts bringen.

3. Die Frage der Religion

In einer Zeit, in der im Westen der Grundtenor lautet, dass Religion kaum mehr öffentliche Bedeutung hat, von Aufklärung und Säkularisierung geprägt ist, so dass er im Bewußtsein vieler nur wenig mit der europäischen Werteordnung zu tun hat, begegnet uns der Islam als überaus vitale, weltweit vernetzte, finanzkräftige, missionarisch aktive und vor allem selbstbewusste Religion mit apologetisch vorgetragenem Absolutheitsanspruch.
Im Islam begegnet uns zwar nicht nur allein eine Religion, sondern auch ein Gesellschaftssystem, das eng mit Religion und Tradition verknüpft ist. Gleichzeitig ist die Religion in viel stärkerem Maß Bestandteil des Alltags, der Öffentlichkeit und der Familie als das im allgemeinen in Europa der Fall ist. Die mit dem Islam verflochtene Tradition enthält detaillierte Regeln für Kleidung und Speisen, für Feste und Feiertage, für das Verhalten von Männern und Frauen, für Heirat und Scheidung, für das Verhältnis von Muslimen zu Nichtmuslimen, für Krieg und Frieden. Weil Tradition und Glaube eng miteinander verbunden sind und die Tradition religiös begründet wird, erhält sie prägende Kraft für den Alltag. Schon von daher ist bei einer Frage wie nach der Bedeutung des Kopftuchs oder der Funktion einer Moschee der politische Bereich vom religiösen nicht ohne weiteres zu trennen. Mit der Religion und Tradition (die nicht immer spezifisch islamisch sein muß) verbinden sich gesellschaftliche und politische Aspekte. So ist das Kopftuch für viele Musliminnen eben nicht nur ein persönliches Bekenntnis, sondern steht auch für eine Anerkennung der schariarechtlichen Bestimmungen zu Ehe und Familie und der rechtlich benachteiligten Stellung der Frau. Damit geht aber die Bedeutung des Kopftuchs insgesamt weit über ein persönliches Bekenntnis hinaus.
Dadurch, dass der Islam das Thema der Religion neu zur Sprache bringt, wird sich auch die westliche Gesellschaft der Frage stellen müssen, welche Werte denn die Werte Europas des 21. Jahrhunderts sein werden. Ruhen die Werte der europäischen Gesellschaft auf dem Fundament eines jüdisch-christlichen Erbes? Wenn ja – muss dieses jüdisch-christliche Erbe bewahrt werden, um die tragenden Werte Europas bewahren zu können? Oder kann doch beides voneinander abgekoppelt werden? Dass diese Frage im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Islam letztlich immer unausgesprochen im Raum steht, hat wohl auch die teilweise hitzige Debatte im Rahmen eines möglichen EU-Beitritts der Türkei darüber gezeigt, ob denn Europa nun ein „christlicher Club” sei oder nicht. Diese Frage werden die europäischen Länder zunächst für sich selbst lösen müssen, bevor sie eine tragfähige Antwort in Richtung Türkei geben können.
Erkennbar ist auch, dass der Islam als Religion eher an Anziehungskraft gewonnen denn verloren hat. Von einem vielbeschworenen „Abschleifen” der Religion in der zweiten und dritten Generation kann heute keine Rede mehr sein. Sicher gibt es den Bereich des „säkularisierten” Islam; Muslime, die den gleichen Freizeitvergnügungen nachgehen wie europäische oder deutsche Jugendliche, aber aufs Ganze betrachtet, ist der Islam unter Immigranten eine lebendige Religion geblieben. Nicht indem vielleicht jede einzelne islamische Glaubensvorschrift in jeder Familie detailgenau beachtet wird, aber doch so, dass der Islam Rückhalt und Identität bietet. Z. T. wenden sich gerade junge Leute – nachdem ihre Eltern einen verhältnismäßig aufgeklärten Islam gelebt haben – ihrerseits wieder einer strikteren Befolgung der islamischen Vorschriften zu.
Bedenklich stimmt, dass manche islamischen Organisationen schon heute in Europa darauf drängen, dass nichts „Negatives” mehr über den Islam veröffentlicht werden dürfe, da dies Diskriminierung bedeute – mit anderen Worten, alles, was nicht aus muslimischer Sicht geschrieben wurde, ist zu unterbinden (eine Entwicklung, die z. B. in Großbritannien durch islamische Lobbyarbeit weitaus mehr fortgeschritten ist). Hier wird es ganz wesentlich daran liegen, wie „wach” die westliche Gesellschaft diese Entwicklung verfolgt und in welchem Maß sie bereit ist, ihre mühsam erkämpfte Presse- und Meinungsfreiheit zu verteidigen.

Fazit

Die gegenwärtige Debatte über die Fundamente dieser Gesellschaft und die Auseinandersetzung mit einer ganz anders gearteten Werteordnung und Religion hat sich uns mit aller Macht geradezu aufgedrängt. Das erschreckt nachhaltig und eröffnet doch gleichzeitig Wege zu einer fundierten Diskussion, sofern denn die westliche Gesellschaft in der Lage sein wird, nicht in Panik und Abwehr zu verfallen, sondern nüchtern über die Verhältnisse im eigenen Land und bei den Zuwanderern Bilanz zu ziehen und nach konstruktiven Lösungsansätzen zu suchen. Vielleicht verläuft die Debatte um die „Integration” auch deshalb so aufgeregt, weil die kulturell-gesellschaftlichen oder religiösen Besonderheiten Europas, die hierzulande verteidigt werden sollen, bisher selten klar definiert wurden. Führt der Islam der westlichen Gesellschaft vielleicht besonders deutlich ihre Ziel- und Wertelosigkeit vor Augen?
Die Mehrzahl der Muslime, die in Europa unpoltisch denkt und lebt und sich große Sorgen macht um die Rechte, die islamistische Gruppen Stück für Stück mit Erfolg einfordern, erwarten eine Antwort vom Staat, dessen Aufgabe es ist – aus einer vertieften Kenntnis des Islam – zu einer vernünftigen Grenzziehung gegenüber politischen Kräften zu kommen. Es darf keinen doppelten Rechtsstandard geben – bei der Stellung der Frau oder der Ankerkennung der Vielehe etwa – denn nur eine Verständigung auf eine gemeinsame Rechts- und Werteordnung wird den Erhalt unseres Staates auf Dauer garantieren können. Es lohnt sich, für ein echtes Miteinander einzustehen, das uns in Europa aber bei teilweise divergierenden Werteordnungen nicht in den Schoß fallen wird.
Gleichzeitig muss alles dafür getan werden, dass die Migranten in Europa dauerhaft Heimat finden. Viel zu viele fühlen sich entwurzelt, weder in dem Herkunftsland ihrer Eltern und Großeltern noch in ihrer neuen „Heimat” zu Hause – die viel zu oft eben noch keine Heimat geworden ist. Migranten fühlen sich ausgegrenzt und benachteiligt, diskriminiert und verachtet – teilweise beruht dieses Empfinden auf eigenen Erfahrungen mit Benachteiligungen, teilweise auf einer stellvertretend für die weltweite muslimische Gemeinschaft empfundenen Zurücksetzung, teilweise liegt die berufliche Perspektivlosigkeit aufgrund von geringer Schulbildung sehr nahe. Politische und wirtschaftliche Programme sind wichtig, damit mehr Migranten in Europa auch wirtschaftlich Fuß fassen können – aber auch abgesehen von dieser gesellschaftspolitischen Ebene müssen Muslime und Nichtmuslime stärker aufeinander zugehen, um im Europa des 21. Jahrhunderts nicht mehr nur nebeneinander, sondern miteinander zu leben.