Johlen im Fernsehstudio, widerwärtiger Spott in
Internetforen und Netzwerken, bisweilen blanker Hass – die katholische
Kirche und der aus Deutschland stammende Papst erleben in diesen Tagen
eine Form der Ablehnung, die jedes Maß verloren hat.
Häme und Aggression in Teilen der Öffentlichkeit und
der veröffentlichten Meinung kritisierte jüngst der Kölner Kardinal
Meisner. Wer das für überzogen hält, sollte sich die Reaktionen auf den
angekündigten Rücktritt von Papst Benedikt anschauen. Vorweg: Niemand
muss katholisch oder überhaupt Christ sein, niemand muss an Gott
glauben, und niemand muss überhaupt einen Papst mögen.
Doch die Reaktionen eines Teils der deutschen
Öffentlichkeit lassen mich am Verstand mancher Zeitgenossen zweifeln. In
Online-Foren und sozialen Netzwerken wie Facebook und insbesondere
Twitter schüren Kirchenfeinde, anders kann ich es nicht nennen, den
Hass. "Der Papst hat seinen Freund geheiratet und musste zurücktreten"
könnte man vielleicht noch unter Satire verbuchen. Aber Beiträge wie
"keine Knaben mehr zum Missbrauchen da?" oder "Keine Aufopferung bis zum
letzten Atemzug? Hat wohl bei der HJ nicht aufgepasst" überschreiten
jede Grenze zulässiger Kritik in einer zivilisierten Gesellschaft. Diese
Form der Menschenverachtung findet kaum Widerspruch – in Medien schon
gar nicht.
Kaum ein Blatt, kaum ein Sender, der die Top-Nachricht
dieser Woche nicht nutzt, vornehmlich Gegner der katholischen Kirche im
Allgemeinen und dieses Papstes im Besonderen ausführlich zu Wort kommen
zu lassen. Uta Ranke-Heinemann und Horst Herrmann, beiden entzog die
Kirche einst den Lehrstuhl, dürfen draufhauen, dass es kracht.
Heiner Geißler weiß, was der Vatikan "für ein Laden"
ist, und auch TV-Pastor Fliege ist als Experte geladen. Und das
"Handelsblatt" gibt der Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth breiten Raum
für ihr gewohntes
Sexualmoral-Zölibat-Frauenordination-Erneuerungs-Geweine. Mitglied der
Kirche ist sie nicht. Ob die Zeitung nun wenigstens Kardinal Meisner mal
etwas zu notwendigen Reformen bei den Grünen schreiben lässt?
Nur selten findet man mediale Würdigungen eines
Papstes, der die Lehre seiner Kirche weiterentwickelt und die wunderbare
Enzyklika "deus caritas est" verfasst hat. Dessen Worte im ehemaligen
Vernichtungslager Auschwitz auch uns Deutschen vor der ganzen Welt gut
angestanden haben. Wer würdigt seine Bemühungen, nach seiner
missverstandenen Rede in Regensburg, um ein besseres Verhältnis zur
islamischen Welt, zu Juden und orthodoxen Kirchen? Wo bleibt, wenn man
seine Lehren nicht teilt, wenigstens der Respekt vor dem ungemein
gebildeten und scharfsinnigen Denker?
Papst Benedikt hat seiner Kirche und unserem Land in
den Jahren seines Pontifikats alle Ehre gemacht. Es ist ein Trauerspiel,
das eine feixende, schadenfrohe Meute in diesen Tagen aufführt.
Von Klaus Kelle
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