Kanada Drama im Eismeer
EDMONTON/MZ. Das
Drama der Natur spielt im Norden der Hudson Bay nahe einer kleinen
Inuit-Gemeinde mit dem Namen Inukjuak. Und es fand offenbar in der Nacht
ein gutes Ende. Zwölf Schwertwale, die tagelang im dicken Eis vor der
Küste eingeschlossen waren, sind Augenzeugenberichten zufolge wieder
frei.
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Vor den Augen der Inuit kämpften die vom Eis eingeschlossene „Giganten
des Meeres“ tagelang ums Überleben. Die Inuit versuchten verzweifelt,
die schwarz-weiß gefleckten Killerwale zu retten. Am Mittwoch hatten sie
im Wettlauf mit der Zeit auch die kanadische Regierung um Hilfe
gebeten.
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Ein Jäger der Inuit hatte die um Luft ringenden Meeressäuger am Dienstag
etwa 30 Kilometer vor der Küste Inukjuaks in einer Öffnung im Eis
entdeckt. Das Atemloch hatte nur etwa die Größe eines Lastwagens und zog
sich aufgrund der Meeresströmungen immer weiter zusammen. Um das Loch
herum sah man nur Eis, so weit das Auge reicht.
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Der Bürgermeister von Inukjuak vermutet, dass die Tiere bei der
Robbenjagd vom Eis überrascht wurden und Opfer des Klimawandels wurden.
„Das Eis kam in diesem Jahr wegen der ungewöhnlich warmen Temperaturen
später als normal und dann auf einmal ganz plötzlich“, berichtete Peter
Inukpuk im kanadischen Sender CBC. Die Wale hätten den Kontakt zum
offenen Wasser verloren und seien den Augenzeugenberichten zufolge
völlig verängstigt gewesen. Immer wieder tauchten sie für eine längere
Zeit ab, offenbar auf der Suche nach der offenen See. Danach kehrten sie
abwechselnd doch wieder zum Loch zurück und schnappten panisch nach
Sauerstoff.
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Mindestens einer der Wale hatte sich bei den Tauchmanövern an den
scharfen Kanten des Eises verletzt und blutete stark, berichteten
Bewohner, die sich bis auf etwa drei Meter dem Atemloch nähern konnten.
Offenbar hatte es vor zwei Tagen auch ein Eisbär auf die geschwächten
Tiere abgesehen; er wurde von den Inuit erschossen. Mit Kettensägen und
Stemmeisen versuchten die Bewohner, das Atemloch so lange wie möglich
offen zu halten, doch angesichts der Temperaturen von bis zu minus 30
Grad war dies kein leichtes Unterfangen. „Ohne Hilfe von außen werden
wir die Wale auf Dauer nicht retten können“, sagte der Bürgermeister
noch am Mittwoch. An die kanadische Regierung appellierte er, einen
Eisbrecher zu entsenden, um den Walen einen Fluchtweg zu schaffen.
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Die Fischereibehörde Kanadas schickte ein zunächst Expertenteam in die
entlegene Region. Inukjuak liegt etwa 1 500 Kilometer nördlich von
Montréal und ist im Winter nur mit dem Flugzeug zu erreichen. Die
Wissenschaftler sollten herausfinden, ob es überhaupt eine Möglichkeit
gäbe, die Wale zu retten. Der nächste in der Region kreuzende Eisbrecher
war zu weit entfernt, um rechtzeitig eingreifen zu können.
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„Wir alle beten, dass sich der Wind dreht und das Treibeis von der Küste
wegfegt“, hatte der Bürgermeister gesagt. Und seine Gebete wurden am
Donnerstag überraschend erhört: Der Wind drehte über Nacht, und den
Tieren gelang es offenbar, sich selbst zu befreien.
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Killerwale kommen im Januar normalerweise nicht in der Hudson Bay vor,
da sie sich im Winter gewöhnlich in wärmeren Gewässern aufhalten.
Biologen glauben, dass die Klimaerwärmung die so genannten Orcas in
immer nördlichere Gebiete lockt. Derzeit leben in der östlichen Arktis
zwischen 250 und 1 000 erwachsene Tiere. Von den Inuit werden sie wegen
ihrer geringen Zahl und dem ungenießbaren Fleisch nicht bejagt.
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Es war nicht das erste Wal-Drama dieser Art. Vor 25 Jahren nahm vor der
Küste Alaskas ähnlicher Vorfall ebenfalls ein glückliches Ende. Damals
waren drei Grauwale vom Eis eingeschlossen, am Ende konnte ein
Eisbrecher der US-Küstenwache ihnen eine Fahrrinne ins offene Meer
freimachen. Die spektakuläre Rettung wurde letztes Jahr in dem
Hollywood-Streifen „Der Ruf der Wale“ verfilmt.
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