Donnerstag, 7. März 2013

7 Wochen Ohne Fastenmail

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4. Woche: Widerspruch riskieren – ohne Blatt vor dem Mund

Hesekiels Berufung zum Prophetenamt (Hesekiel 2,3–7)
 
Liebe Risikobereite!
Die Propheten unserer Bibel sind wunderbare Protagonisten für das Motto dieser Fastenwoche. Sie sind geradezu professionelle Widersprecher. Sie nehmen gegenüber ihren Königen kein Blatt vor den Mund, sie prangern Ungerechtigkeit an und machen Hoffnung in dem Moment, wo alle anderen verzweifeln. Gott selbst beruft sich seine Propheten. Was sie sagen, das hat das Gewicht seiner Worte. Wer Prophet ist, widerspricht in Gottes Auftrag und Namen. Ist das nicht eine verführerische Vorstellung? Wir sehen ein Unglück kommen, wissen, dass etwas im Argen liegt, und dann widersprechen wir im Namen Gottes!
Wenn wir sonst widersprechen, dann sind Zweifel und Vorsicht geboten. Vielleicht irre ich mich in meiner Einschätzung der Dinge ja. Eigentlich ist das eine gute Einstellung, und dennoch: Schön wäre es, wenn wir tatsächlich einmal so auftreten könnten wie ein alttestamentlicher Prophet: mit breiter Brust und Gott im Rücken. Dann, so sollte man meinen, kann ja auch nichts mehr schiefgehen. Von Gott gesandt zu sein, heißt ja nicht nur, genau zu wissen, was das Richtige ist; die Erfolgsaussichten steigen sicherlich enorm, wenn ich nicht allein den Mund aufmache, sondern sagen kann: So spricht Gott!
Sollte der Priester Hesekiel vor seiner Berufung jemals so gedacht haben, so bekommt er diesen Zahn gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Prophet gezogen. Nur: Weil Hesekiel im Auftrag des Herrn unterwegs sein wird, bedeutet das noch lange nicht, dass er mit seinem Widerspruch Erfolg haben wird, dass er die Missstände beseitigen wird. Gott macht dem frisch gebackenen Propheten gleich klar, dass er seine Umgebung als Dornen und Skorpione erleben wird. Denn die Gesellschaft, in die er geschickt wird, ist selbst "ein Haus des Widerspruchs" gegen die Weisungen ihres Gottes. Und darum sagt Gott es gleich zweimal zu Hesekiel: Du sollst zu ihnen reden – egal, ob sie nun gehorchen oder nicht!
Wenn wir also unseren Mund zum Widerspruch auftun – sei es aus eigenem Antrieb oder aus der Überzeugung heraus, dass es Gottes Wille ist – dann sollen wir das tun, weil es eben getan werden muss, nicht weil wir damit unbedingt Erfolg haben werden. Widerspruch kann dazu führen, dass Unheil abgewendet wird, aber selbst wenn das nicht geschieht, sollen wir doch reden. "Sie sollen wissen, dass ein Prophet unter ihnen ist", sagt Gott zu Hesekiel. Sie sollen wissen, dass jemand unter ihnen ist, der weiß, was richtig ist und der ihnen das sagt. Wenigstens das!
Widersprechen Sie also mutigen Herzens – und lassen Sie sich nicht enttäuschen, wenn Ihr Widerspruch nicht fruchtet. Manchmal geht es einfach darum, dass er ausgesprochen wird.
Eine gute Woche wünscht Ihnen
Ihr Frank Muchlinsky
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