Posts mit dem Label Feministenliga werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Feministenliga werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 4. Januar 2016

Feministen - Heuchler

....

Aufschrei 0.0 - 

Wenn die feministische Empörung ausbleibt


Ein Gastkommentar von BIRGIT KELLE

Es ist ziemlich genau drei Jahre her, dass uns im Januar 2013 Rainer Brüderle und ein altherrendämlicher Anmachversuch in einer Hotelbar eine Sexismus-Debatte in Deutschland bescherte, angeheizt durch den sogenannten #aufschrei bei Twitter. Da waren wir also, wir Damen. Opfer der FDP, Opfer der Männer, Opfer von Verbalattacken, von falschen Blicken, falschen Worten. Alles mächtig schlimm, denn es war klar: Frauen sind ständig dem unkontrollierbaren Potenzgebaren und den patriarchalen Unterdrückungsphantasien heterosexueller weißer Männer ausgesetzt.

Nun sind wir zwei Jahre weiter. In der Neujahrsnacht haben sich Szenen auf der Kölner Domplatte und vor dem Hauptbahnhof (Foto) abgespielt, die ich als blanken Horror bezeichnen würde. Bislang haben über 30 Frauen Anzeige erstattet, selbst die Polizei vermutet noch eine große Dunkelziffer von Opfern, die sich bisher nicht bei der Polizei gemeldet haben. Eine Gruppe von geschätzt 40 bis 100 Männern haben systematisch junge Frauen eingekreist, sie betatscht, ihnen in den Schritt, an die Brüste, unter den Rock gegriffen. Sie als Huren beschimpft, sie ausgelacht und teilweise auch noch ausgeraubt. Laut Presseberichten ist einer jungen Frau Strumpfhose und Slip heruntergerissen worden, eine andere berichtet, sie habe die fremden Hände in „allen Körperöffnungen“ gespürt. Gleiche Szenen scheinen sich auch ganz in der Nähe vor dem Alten Wartesaal in Köln ereignet zu haben. Auch vom Stuttgarter Bahnhof wird aus der Silvesternacht ähnliches berichtet, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie in Köln.

Und während man spontan vermutet, in einem Land, in dem jedes falsche Wort und jeder vermeintlich falsche Blick zu einem feministischen #aufschrei führt, weil Mann sich angeblich falsch benommen hat, bleibt das feministische Netz angesichts dieser unglaublichen Vorgänge in Köln stumm. Aufschrei 2016? Eher Aufschrei 0.0 – kein Aufschrei, nirgends.

Der Grund ist einfach: Es waren wohl die falschen Täter. Laut Augenzeugenberichten und Zeugenaussagen der betroffenen Opfer, waren es nämlich arabisch aussehende Männer, die Polizei selbst sprach von nordafrikanisch aussehenden Männern. Wer auch immer sie waren, die Polizei hat inzwischen eine Ermittlungsgruppe zusammengestellt, die die Vorfälle untersucht. Eines ist klar: Es waren offenbar Männer mit Migrationshintergrund. Und wohl deswegen bleibt das feministische Netz stumm. Eine kurze Durchsicht bei Twitter, Emma Magazin, Missy Magazin, sonst Garanten akuter Empörungsreflexe, zeigt: Kein Reaktion.

Ich poste einen Bericht zu den Kölner Vorfällen auf meiner Facebook-Seite, die Reaktionen sind erwartungsgemäß in drei Fraktionen aufgeteilt: Entsetzte Reaktionen angesichts dieses Ausmaßes an sexuellen Übergriffen mitten im öffentlichen Raum. Ein Drittel spontanes Dumpfbackentum, das Messer zücken will und zur Lynchjustiz aufruft an allen, die irgendwie fremd aussehen und innerhalb von Sekunden bei der Unterstellung landet, das passiert eben, wenn so viele Flüchtlinge von der „doofen Merkel“ ins Land gelassen werden. Und dann das unvermeidliche Gutmenschentum, das sich darüber beschwert, dass überhaupt veröffentlicht wird, dass es Männer mit arabischem oder afrikanischem Aussehen waren. Denn das sei ja irrelevant, außerdem hetzerisch und rassistisch und spiele zudem „nur den Dumpfbacken“ in die Hände. Also mal besser nicht darüber reden, wer die Täter wohl waren, wie sie aussahen, bloß keine Details, man will ja niemandem auf die Füße treten. Damit sind sie auf einer Linie mit Löschung von diversen Facebook-Postings in Diskussionsforen, wo über die Kölner Vorfälle berichtet wurde. Sowohl Kritik an dem Einsatz der Polizei als auch die Hinweise auf die mögliche Abstammung der Täter und selbst Augenzeugenberichte wurden immer wieder von Administratoren gelöscht. Augen zu, Ohren zu, Mund zu.

Nun könnte man ja sagen: Na gut, solange man noch nichts sicher weiß und die Identität der Täter nicht klar ist, wollen wir mal nicht spekulieren und falsche Debatten anheizen. Zwei Einwände: Hätte es sich bei den Tätern zum Beispiel um deutsche Hooligans gehandelt, wir wüsten alle inzwischen deren Vornamen, die Tagesschau hätte berichtet und Justizminister Maas hätte einen runden Tisch eingesetzt. Niemand hätte ein Problem damit, dass die Identität der Täter offen genannt wird, zumal Pranger in Deutschland ja wieder ganz hoch im Kurs sind.

Wie um Himmels willen soll nach Tätern gefahndet werden, wenn es nicht mehr möglich sein darf, sie zu beschreiben? Und ja, verdammt, es ist relevant, wie jemand aussah, genauso relevant, wie die Frage, welche Sprache er sprach, welchen Akzent er hatte oder wie alt er ungefähr war. Wer einen Täter finden will, muss ihn so genau wie möglich beschreiben (dürfen).


Noch einmal zurück zu Rainer Brüderle. Ein angetrunkener Politiker macht einer Journalistin ein missglücktes Kompliment – das reichte vor zwei Jahren aus, um die halbe Bevölkerung Deutschlands als sexistische Chauvinisten unter Generalverdacht zu setzen. Es reichte aus, um Forderungen nach neuen Gesetzen und Verhaltenskodexen aufzustellen Und es reichte aus, Mann zu sein, um sich latent auf der Täterseite wiederzufinden, selbst wenn man sich nie etwas hat zu Schulden kommen lassen. Wir sind ein Land geworden, in dem man sprachlich nur noch von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen tappt, weil sich eine Frau oder eins der hunderten von Geschlechtern falsch, gar nicht, oder nicht angemessen sprachlich berücksichtigt fühlt. Wir sind ein Land, in dem man als Mann überlegt, zu einer Frau alleine in den Aufzug zu steigen oder als Vorgesetzter Gespräche mit Mitarbeiterinnen noch unter vier Augen zu führen, es könnte ja falsch verstanden werden.

Und jetzt Köln. Männer die Frauen massiv körperlich betatschen, sie sexuell nötigen, sie beleidigen, sie ausrauben. Auf einem öffentlichen Platz. Kein Einzelfall, sondern massiv, gezielt und offenbar ohne Angst vor der Videoüberwachung und der Polizeipräsenz. Der Aufschrei bleibt aus. Genauso übrigens, wie er im Herbst ausblieb, als die ersten Berichte aus Flüchtlingsunterkünften veröffentlicht wurden, dass es dort zu sexuellen Übergriffen gegenüber Flüchtlingsfrauen kommt. Auch damals kein Aufschrei, stattdessen der Rechtsextremismusvorwurf an diejenigen, die Sorge äußern, dass ein Frauenbild zuwandert in unserem Land, das wir nicht dulden können. Auch hier waren es wohl die falschen Täter. 

Der Sexismus-Vorwurf, sonst schnell zur Hand, weicht der Aufforderung zum Verständnis für andere Kulturen. Ich will kein Verständnis haben und werde es auch nicht aufbringen. Es ist mir egal, welche Nationalität ein Täter hat, welche Hautfarbe oder welche Sprache. Und wenn wir mit manchen Nationalitäten, Hautfarben und Sprachen mehr Probleme haben, als mit anderen, gehört es zur ganzen Wahrheit dazu. Weil es auch kein Unterschied macht, ob das Opfer eine Deutsche, oder eine Frau mit Migrationshintergrund ist, ob sie Flüchtling ist oder Asylbewerberin. Wenn wir Täter jedoch mit zweierlei Maß messen, lassen wir die betroffenen Frauen im Stich.



Quelle


....

Freitag, 27. Dezember 2013

Wie ist sie mir doch sympathisch und was geht mir dieses Feministengequatsche auf die Ketten

...
Das Dinosaurier-Problem


Eine neue Studie enthüllt, was der politische und publizistische Mainstream nicht wahrhaben will: Junge Frauen haben durchaus Lust auf die traditionelle Rollenverteilung in der Familie. Ernst nimmt sie aber leider niemand.
Die Deutschen leben konservativer als noch in den 1990er-Jahren. Frauen kümmern sich mehr um die Familie, Männer mehr um die Karriere und – oh Wunder – die Mehrheit ist damit glücklich. Es gibt Erkenntnisse, für die braucht man keine wissenschaftlichen Studien oder gar Umfragen, da reicht ein wacher Blick auf die Menschen um einen herum.
In diese Kategorie fällt wohl die aktuelle Umfrage des Institutes für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Unternehmens „Vorwerk“, wonach die traditionelle Rollenaufteilung in der Familie nicht etwa ein Auslaufmodell sei, wie uns Politik und Medien gerne weismachen wollen, sondern sogar an Attraktivität gewonnen hat seit den 1990er-Jahren.
Nun gut, in der „Spiegel“-Redaktion ist man ganz mit den Nerven runter angesichts solcher Erkenntnisse. Dort hat man auch einen Erklärungsversuch für die Tatsache, dass vor allem Frauen in diesen „Backlash“ an den Herd eingestiegen sind: Die Resignation der Frauen, die es angeblich leid sind, immer wieder im gesellschaftlichen Kampf gegen „gläserne Decken“ zu stoßen.
Frustriert zurück am Herd? Von wegen
Ja, wir Frauen sind so frustriert, dass wir uns gebrochen an den Herd zurückziehen und anstatt Karrierepläne zu machen lieber Marmelade einkochen. Ja, wo keine Argumente mehr zur Hand, da müssen immer „gläserne Decken“ herhalten. Das ist in der Frauen-Quotendebatte so und nun auch bei der Frage, warum die Mehrheit des Volkes einfach nicht mitzieht beim fröhlichen Rollenaufbrechungsreigen. Sie alle begreifen nicht, was die gute Simone de Beauvoir jedenfalls schon wusste: „Keiner Frau sollte es erlaubt sein, zu Hause zu bleiben und ihre Kinder großzuziehen. Die Gesellschaft sollte ganz anders sein. Frauen sollten diese Möglichkeit nicht haben und zwar genau deswegen, denn hätten sie diese Möglichkeit, dann würden sie zu viele Frauen nutzen.“
Es möge also ein Trost sein für die „Spiegel“-Redaktion, dass sie mit dieser grandiosen Fehleinschätzung der menschlichen Natur nicht alleine steht: Neben Fräulein de Beauvoir haben sich alle Parteien, die im deutschen Bundestag vertreten sind, diese Einstellung zu eigen gemacht, allein die CSU hält einsam die Stellung in einer Gesellschafts- und Familienpolitik, die schon lange aufgehört hat, die Politik so zu gestalten, wie die Menschen wirklich leben wollen. Stattdessen drängen sie sie ständig in ein Modell, in das sie ganz offensichtlich nicht wollen. Und dabei sind wir in Deutschland noch nicht mal alleine mit diesem Trend.
Als im Mai 2011 das österreichische Familienministerium seinen Jugendmonitor veröffentlichte, fiel der versammelte politische Fortschritt fast hinten rüber, weil über die Hälfte der jungen Frauen zwischen 14 und 24 Jahren angegeben hatte, sie könnten sich vorstellen, als Hausfrau zu leben, wenn der Mann genug verdient. Als Hausfrau! Das österreichische Magazin „profil“ wiederum hakte bei diesen Frauen nach den Gründen nach. Die Bandbreite reichte von Frauen, die noch nie etwas anderes wollten, als Mutter und Hausfrau zu sein, über Karrierefrauen, die den Job geschmissen hatten, weil ihnen die Mutterrolle besser gefiel, über Doppelbelastete, die eine Weile versucht hatten zu vereinbaren, was kaum zu vereinbaren ist bis hin zu Geringverdienerinnen, die gar nicht einsahen, warum sie für einen Hungerlohn arbeiten gehen sollen, um mit dem Geld dann die gleichzeitige Betreuung ihrer Kinder zu finanzieren.
Stoisches Dinosaurierverhalten
Sie hatten wohl nicht verinnerlicht, was der Chef der französischen Notenbank Christian Noyer für die deutschen Mütter, aber vermutlich für alle Mütter als Zielvorgabe hat, nämlich dass die jungen Damen Kindergartenplätze brauchen, um ein eigenes Einkommen zu haben, damit sie mehr konsumieren und den Binnenmarkt damit ankurbeln.
Damit steht Noyer übrigens auch ganz in sozialistischer Tradition, um nicht zu sagen in kommunistischer Vollendung, wie das Zitat aus dem „ABC des Kommunismus“ von N. Bucharin und E. Preobraschensky zeigt:
Der Gesellschaft gehört auch das ursprünglichste und fundamentalste Recht der Kindererziehung. Von diesem Standpunkte aus müssen die Ansprüche der Eltern, durch die Hauserziehung in die Seele ihrer Kinder ihre eigene Beschränktheit zu legen, nicht nur abgelehnt, sondern auch ohne Erbarmen ausgelacht werden … Die gesellschaftliche Erziehung ist daher nicht allein aus pädagogischen Erwägungen notwendig; sie bringt ungeheuer große wirtschaftliche Vorteile. Hunderte, Tausende, Millionen Mütter werden durch die Verwirklichung der gesellschaftlichen Erziehung für die Produktion und für ihre eigene kulturelle Entwicklung frei werden. Sie werden von der geistestötenden Hauswirtschaft und der unendlichen Zahl der kleinlichen Arbeiten, die mit der Hauserziehung der Kinder verbunden sind, befreit.


weiter geht es hier Birgit Kelle

...

Samstag, 9. Februar 2013

Dirndlgate und was Voltaire dazu sagt

....
Als ob ein Ventil geöffnet wurde – so hat ein Freund die Reaktionen auf meinen Artikel „Dann mach doch die Bluse zu“ beschrieben. Eine Nachbetrachtung.

Der gewaltige Zuspruch ist das eine. Das andere dürfte die Erkenntnis sein, dass es in Deutschland die viel zitierte schweigende Mehrheit immer noch gibt.

Ja, Autoren sind eitel, sie wollen gelesen werden, sie wollen Aufmerksamkeit, sie verbreiten Meinung, und sie setzen sich auch mal richtig in die Nesseln. Worst Case bleibt allerdings: nicht gelesen zu werden.

Es ist nicht planbar, nicht kalkulierbar und schon gar nicht beeinflussbar, ob die eigene Meinung ankommt. Entweder man trifft den Nerv oder nicht. Wenn man ihn überhaupt treffen will! Es war also nicht abzusehen, dass sich dieser Artikel zu einem Phänomen entwickeln würde, das mich – das dürfen Sie glauben – am meisten überrascht hat.
Das Frauenkollektiv ist tot
Geschrieben in der Nacht, wütend, aufgebracht. Die Schreibfeder platzte nach der Gruppentherapie-Sendung von Günther Jauch. Diese klammheimliche Freude von Alice Schwarzer. Dies Beharren auf dem ewigen Opfer-Status der Frau, gepaart mit einer Ich-hab’s-schon-immer-gesagt-Attitüde. Als Frau fühlte ich mich da nicht vertreten. Auch nicht von der #Aufschrei-Urheberin Anne Wizorek, die mit in der Sendung saß. Angeblich die moderne Frau von heute, die mit mir aber nichts zu tun hat, genauso wenig wie mit den Frauen, mit denen ich eine Woche lang über das Thema Sexismus diskutiert hatte. Es war genug Frauen-Happening. Das Frauenkollektiv ist tot. Diese Debatte ist der beste Beweis. Frau Schwarzer konnte kaum noch an sich halten. Ist irgendjemandem außer mir noch aufgefallen, dass Sie Frau Wizorek ständig beim Vornamen anredete und den auch noch verhaspelte? Wir, die Anne und ich, wir wissen, was Sache ist. Das sollte wohl die Botschaft sein. Eine Anmaßung, die mich in Rage bringt.

Seit „mach die Bluse …“ online ist, strömten Hunderte, Tausende von Reaktionen durch das Netz. Die Seite explodierte hier beim European und brach bei freiewelt.net, die den Text nachdruckten, sogar zusammen. Ich bekam Post von Männern und Frauen. Letzteres freut mich besonders. Ja doch, ich bin wenig zimperlich ins Gericht gegangen mit meinem eigenen Geschlecht. Der Schuss hätte auch nach hinten losgehen können. Selbst oder gerade, weil es die Wahrheit ist, dass wir Frauen unsere weiblichen Waffen sehr wohl oft und gezielt einsetzen. Doch weiblicher und männlicher Zuspruch halten sich die Waage, auch wenn mir manche Damen gerne unterstellen, ich bediente nur die Macho-Fraktion. Tut mir leid, ich bleibe dabei, die Fakten sprechen eine andere Sprache. Es sind selbstbewusste Frauen, die mit ihrem Frausein glücklich sind und sich nicht als hilfsbedürftige Mäuschen betrachten lassen wollen.
„Das konnte nur eine Frau schreiben“
Männer schreiben anders. Die häufigsten E-Mails und Briefe enthalten Formulierungen wie „Das konnte nur eine Frau schreiben, ein Mann wäre anschließend erledigt“. Mindestens jedes zweite Schreiben enthält den Hinweis, ich möge doch bitte das Lob für den Artikel nicht falsch verstehen. Dies sei ein ehrliches Kompliment, einfach so, ohne Hintergedanken. Männer fühlen sich also neuerdings genötigt, dies extra anzumerken. Keine Frage also, die Debatte hat Wirkung hinterlassen. Ob das wünschenswert ist, steht auf einem anderen Blatt.

Wüste Beschimpfungen und Beleidigungen von der Toleranzfraktion waren natürlich auch im Postfach, so in der Art:
„This is the most sexist, fucked up, slut-shaming, victim-blaming, feminism-unaware, and uninformed piece of trash that I have read all year. And I am following Fox News.“
Wirklich ganz großes Kino. Ach ja, ein paar Heiratsanträge und Liebeserklärungen sind ebenfalls eingegangen. Sehr höflich formuliert, aber ich muss leider absagen meine Herren, ich bin schon lange in festen Händen.

Männer schreiben mir auch ihre Wut – danke für das Vertrauen an dieser Stelle – und sie erzählen von eigenen Begegnungen der besonderen Art. Alle Berufe, alle Altersklassen. Anwälte, Lehrer, Pfarrer, Kneipenwirte, Handwerksmeister und Journalisten-Kollegen. Von Frauen, die sich danebenbenehmen, die sie offen anmachten, was sie als Mann nicht als angenehm empfanden. Von wegen, „die Männer“ stehen auf so etwas. Sie sind peinlich berührt, wissen oft auch nicht, wie man damit richtig umgehen soll.
  • Der angehende Pastor, der von einem jungen Mädchen belästigt wird, „Kanzelschwalben“ nennt man so etwas unter seinen Kollegen, der Begriff war mir neu …
  • Die Sekretärin, die sich ungefragt bei der Weihnachtsfeier auf den Schoß des verheirateten Chefs setzt …
  • Die Studentin, die halb ausgezogen zum Gespräch über die zu scheiternde Promotion kommt …
  • Die Schülerinnen, die im Sommer „fast in Unterwäsche“ im Unterricht sitzen …
Vielleicht stelle ich mal eine anonymisierte Liste zusammen, was Mann mir so aus dem Alltag berichtet hat. Dies alles soll den tatsächlich existierenden Sexismus gegen Frauen in diesem Land keineswegs relativieren. Aber es zeigt deutlich, dass auch diese Medaille eine Kehrseite hat.
Da steht selbst Brüderle als Kavalier da
Festzuhalten bleibt: Sexismus ist nicht allein Geschäft irgendwelcher notgeiler Männer, Frauen beherrschen es auch. Die einen kämpfen mit Herrenwitz, die anderen mit dem, was sich schon immer bewährt hat. Wer Erfahrungsaustausch braucht, kann ja heute an Weiberfastnacht einmal durch die Kölner Südstadt und andere jecke Hochburgen laufen und darüber berichten, wie es so ist, als Mann in ein Rudel betrunkener Frauen zu geraten. Witzig geht anders. Da steht selbst Brüderle am Ende noch als Kavalier da.

Wenn wir also über Sexismus reden wollen, dann müssen bitte alle einmal abrüsten und im Gegenzug alle Aspekte auf den Tisch bringen. Auch diejenigen, die wir Frauen nur ungern hören.

Dann müssen wir auch darüber reden, warum Jungs in Schulen nur aufgrund ihres Geschlechtes im Durchschnitt schlechter benotet werden. Dann müssen wir darüber reden, warum bei Sorgerechts-Streitigkeiten in 90 Prozent die Mütter das Sorgerecht bekommen. Dann müssen wir darüber reden, warum es in Stadträten aufgeregte Sondersitzungen gibt, wenn H&M halbnackte Frauen an die Bushaltestellen plakatiert, die Sitzungen aber nicht stattfinden, wenn uns an gleicher Stelle David Beckham in Unterwäsche anlächelt. Dann müssen wir darüber reden, wieso Männer Signale nie falsch verstehen dürfen, Frauen aber die alleinige Deutungshoheit halten, wie ihre Signale bitte schön zu verstehen seien. Dann müssen wir darüber reden, warum es lustig ist, wenn Männer in der Werbung als dämlich dargestellt werden, es aber als sexistisch gilt, wenn wir Gleiches mit Frauen tun. Wenn wir also das Fass aufmachen, dann bitte ganz.
Die Schweigespirale lebt
Warum hat es bei diesem Thema eigentlich erst so einen Anstoß-Artikel gebraucht, damit sich die Gegenmeinung zum Aufschrei wie ein Dammbruch im Netz artikuliert? Es ist diese Frage, die mich noch viel mehr beschäftigt. Belegt sie doch offensichtlich das Problem, dass es in Deutschlands politischem Alltags-Diskurs Meinungen gibt, die als Tabu gelten. Die in den Mainstream-Medien nicht zu Wort kommen, selbst wenn ein ganzes Land gerade diskutiert. Aus Angst. Aus Unsicherheit. Weil es schlecht für die Karriere sein kann, sich gegen den Mainstream zu stellen.

Die Political Correctness hat sich wie Mehltau über den normalen demokratischen Austausch gelegt. Mann muss ja nicht jede Meinung teilen, geschweige denn gutheißen. Aber man muss doch darüber reden dürfen. Wer Toleranz fordert, muss sie auch selber aufbringen. Im besten Sinne nach Voltaire: „Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, dass Sie Ihre Meinung frei äußern können.“ Was für ein großartiger Satz! Ja, ich begreife gerade seit vergangener Woche, wie recht Elisabeth Noelle-Neumann mit ihrer Theorie von der Schweigespirale hatte. Wer glaubt, auf der Verliererseite zu stehen, hält lieber den Mund.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich selbst diese Erfahrung mache, öffentlich angegriffen zu werden, im Hintergrund aber massenhaft Unterstützung erfahre. Oft reicht ein Reizwort, und die Berufsempörten sind zur Stelle. Zweifeln Sie mal am menschgemachten Klimawandel. Argumentieren Sie mal sehr sachlich gegen ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Oder zitieren Sie in einer Talkshow mal ganz wertfrei Thilo Sarrazin.

Dann lernen Sie die Medienmaschinerie und auch viele ihrer Mitmenschen mal ganz anders kennen.

Und wo bleibt die Politik bei all diesen brisanten Themen, die die Menschen bewegen? Wer greift das auf? Es ist das Drama der etablierten Parteien der Mitte, dass sie offensichtlich nicht in der Lage sind, die Sorgen und Nöte der Mehrheit der Bevölkerung aufzufangen. In direkter Folge verstummen zu viele in allgemeiner Politikverdrossenheit nebst Wahlenthaltung und driften vormals normale Wählergruppen zu den politisch linken und rechten Idioten ab, weil sie sich in der Mitte nicht mehr verstanden und vertreten fühlen.

Doch wer andere Meinungen und Lebenserfahrungen als die eigenen verteufelt oder totzuschweigen versucht, leistet der freien, offenen und, wie man so schön sagt, bunten Gesellschaft einen Bärendienst.

Lesen Sie auch die letzte Kolumne von Birgit Kelle: Dann mach doch die Bluse zu!


Quelle
.... 

Dienstag, 29. Januar 2013

Dann mach doch die Bluse zu!

....
Frauen bestehen auf ihrem Recht, sexy zu sein – ganz für sich selbst, natürlich. Darauf reagieren darf Mann nämlich nicht, sonst folgt gleich der nächste Aufschrei.



Vielleicht wäre uns diese ganze Debatte erspart geblieben, wenn an diesem ominösen Abend an der Bar nicht Rainer Brüderle, sondern George Clooney gestanden hätte, um seine Tanzkarte an Frau Himmelreich weiterzureichen. Aber so müssen wir alle teilhaben an dem jämmerlichen Balzversuch des Altpolitikers gegenüber der aufsteigenden Jungjournalistin. Denn die ganze Nummer bekommt einen ganz neuen Dreh, wenn männliche Annäherung auf fruchtbaren Boden fällt. Dann wäre es unter Umständen die Geschichte eines heißen Flirts geworden und Frau Himmelreich hätte bis an ihr Lebensende einen echten Clooney bei ihren Freundinnen zum Besten geben können. Was wir daraus lernen? Wo persönliche Befindlichkeit als ausreichender Gradmesser erscheint, um Sexismus zu definieren, verkommt der Begriff zur Beliebigkeit.


Ein Bärendienst für alle Journalistinnen
 
Nein, ich wollte mich dazu nicht äußern. Weil ich diese ganze Brüderle-Sexismus-ich fühl-mich-ganz-doll-bedrängt-Diskussion aufgebauscht und heuchlerisch finde. Weil die einzige Diskussion zu dem Thema Brüderle, die es wert wäre, geführt zu werden, die ist, wieso neuerdings der „Stern“ als Qualitätsmedium gegen Sexismus aller Art gilt. Etwa wegen der zahlreichen unbekleideten Damen, die regelmäßig auf dem Cover zu sehen sind, um den investigativen Charakter des Blattes zu unterstreichen? Und die zweite Frage, die mir als Frau dazu einfällt, ist diejenige, wieso die Herren in der Redaktionsleitung des „Stern“ eigentlich eine junge Journalistin, die sich angeblich von einem Politiker bedrängt fühlt, ein ganzes Jahr noch auf weitere Termine mit dem gleichen Mann schickt.

Wenn es also tatsächlich so unverzeihlich und dramatisch ist, was ein Brüderle sich da nachts an der Bar geleistet hat, dann hätte ein verantwortungsvoller Arbeitgeber seine junge Mitarbeiterin davor bewahren und schützen müssen, anstatt sie dem weiter auszusetzen. Stattdessen sitzt der Chefredakteur bei Günther Jauch und gibt den Vorkämpfer der Frauenbewegung. Und als Gipfel fordert die Medienmeute eine Entschuldigung von Brüderle bei der Journalistin. Um es mal klar zu sagen: Die einzige Entschuldigung, die hier fällig ist, wäre die von Rainer Brüderle an seine eigene Frau, und die hat es mit Sicherheit schon gegeben.

Gleichzeitig hat die Geschichte allen Journalistinnen im Land einen Bärendienst erwiesen, denn welcher Politiker wird es ab sofort noch wagen, sich alleine mit einer Journalisten-Kollegin irgendwo zu treffen? Ein falscher Satz und gleich ist wieder Aufschrei. Gerhard Schröder kann von Glück reden, dass er seine Doris, einst Journalistin beim „Focus“, schon vor mehreren Jahren dienstlich traf. Heute hätte das junge Glück ein jähes Ende gefunden, noch bevor es richtig an Fahrt gewinnt. Denn heute hätten seine Berater dafür gesorgt, dass er niemals in die Verlegenheit kommt, sich ihr zu nähern, oder zumindest eine Anstandsdame dazwischen gesetzt. Auch Joschka Fischer könnte heute Ehefrau Nummer vier aus dem Lebenslauf streichen. Presse-Praktikantin Nicola hätte man heute nicht mehr zu ihm vorgelassen. Vertrauliche Hintergrundgespräche und gemütlicher Ausklang an der Bar werden ab sofort männliches Privileg sein. Danke, liebe „Stern“-Redaktion.
....
....
....
Die amerikanische Schauspielerin Megan Fox ziert gerade in Unterwäsche das aktuelle Cover des „Esquire“, gibt aber gleichzeitig von sich, sie wolle von ihrem sexy Image weg. Dann mach doch die Bluse zu, möchte man ihr da zurufen! Vielleicht schaut dir dann auch mal einer in die Augen. Wir verpacken schon kleine Mädchen in Lolita-Klamotten und zerreden die Intimität von Sexualität als Prüderie. Wir laufen in Slutwalks durch die Straßen und proklamieren das Recht, wie Schlampen herumlaufen zu dürfen. Gleichzeitig wollen wir aber nicht als Schlampe bezeichnet oder gar behandelt werden. Wir punkten mit unserem Aussehen, gelten als das schöne Geschlecht, schnüren uns die Brüste hoch beim Oktoberfest, aber nein, wir wollen damit keine Aufmerksamkeit, wir wollen damit nur unsere inneren Werte betonen.

Gerade prostituieren sich bei RTL wieder junge Damen mit ihrem Aussehen in der x-ten Staffel des „Bachelor“. In einer Folge „Bachelor“ lernt man mehr über Frauen als durch 100 feministische Bücher. Frauen ziehen sich aus für den „Playboy“ und haben für das Recht gekämpft, ihren Körper verkaufen zu dürfen. An Männer. Keine Frage, die weibliche Anatomie taugt sehr gut als Waffe. Wenn eine Heidi Klum fröhlich erzählt, das Erste, was ihr an ihrem Ex Seal auffiel, sei das große Gemächt in der engen Radlerhose gewesen, dann ist das unser Heidi, ach nein wie süß. Der gleiche Spruch von einem Mann über den Busen seiner Frau wäre Sexismus. Er könnte einpacken. Wir messen mit zweierlei Maß.

Nein, mein Gott, ich möchte nicht Mann sein in dieser Welt, in der bereits 13-Jährige mit Push-up-BHs zur Schule gehen. Ich möchte nicht Mann sein in einer Welt, in der man überlegen muss, ob man noch mit einer Kollegin Kaffee trinken kann. Und vor allem möchte ich als Frau nicht in einer Welt leben, in der ich als armseliges Opfer betrachtet werde und Männer vor lauter Angst, etwas Falsches zu sagen, lieber gar nichts mehr sagen. Wir haben es selbst in der Hand als Frauen, wir haben die Männer in der Hand.

Lesen Sie auch die letzte Kolumne von Birgit Kelle: Landlust reloaded


Quelle 
....
...

Sonntag, 27. Januar 2013

Aufstand der Frauen

...
Janis Anmerkung:
Sexismusdebatte ... weinerliche Frauen ... das schwache Geschlecht ... wie jämmerlich! Mit Sicherheit gibt es Männer, deren Wortschatz zu wünschen übrig lässt. Aber genauso gibt es Frauen, die dem entsprechen. 

Macht mich jemand dumm an, bekommt er die passende Antwort - wenn nötig, nicht nur verbal. Fertig! Muss ich deswegen nach Papa Staat rufen? Nee, nicht wirklich. Auf der einen Seite wollen diese weinerlichen Damen emanzipiert sein - mit allen Konsequenzen - auf der anderen Seite jedoch, brauchen sie eine starke Schulter zum Beschützen und Anlehnen. 

Und dann stelle man sich einmal vor, kein Mann würde diese Damen als Frauen wahrnehmen. Was würde das für einen Aufschrei geben! Die Emanzen ala Schwarzer  wollen keine Männer, sondern Frauen in Männeroutfit. Wenn dann aber so ein richtiger Macho aus den Südländern auftritt, verlieren sie ihren Verstand.
Und was ist der eigentliche Hintergrund dieser Debatte - ausgelöst von einer jungen Journalistin, die ein Jahr für ihre Recherchen brauchte, um sie dann im Wahljahr 2013 zu präsentieren?

Frauen können sich wehren, wenn sie denn wollen

Der landesweite Aufstand der Frauen in Sachen Sexismus ist überzogen. Zu sehr wird der unsouveräne Opfer-Diskurs bemüht, der bereits eine einfache Anmache von Rainer Brüderle skandalisiert. Von

Was ist eigentlich peinlicher: tüdelige alte Dödel, die sich an junge hübsche Dinger ranwanzen? Oder all die jungen hübschen Dinger, die so tun, als ob sie sich gegen plumpe Anmache tüdeliger alter Dödel nur mit massenhaftem öffentlichem Aufschrei wehren könnten?

Wenn schon ein wenig gelungener Auftritt eines offenbar nicht mehr ganz nüchternen Politikers in einer Bar zur späten Stunde alle weibliche Welt über "Sexismus" wehklagen lässt, dann frag ich mich, wie wir künftig Verhalten nennen wollen, das wirklich sexistisch ist. Weil es handgreiflich und gewalttätig Frauen ihrer Freiheit und ihrer körperlichen Unversehrtheit beraubt.

Und nicht nur unangenehm ist wie ein Handkuss (Brüderle) oder eine Hand auf dem Oberschenkel (der Fahrlehrer) oder eine Anzüglichkeit, für die der Kerl ein deutliches Wort oder zur Not auch eine Ohrfeige verdient, aber doch bitte keinen landesweiten Aufstand der entrechteten und entehrten Frauen der Republik. Herrscht hier schon der Taliban? Also!

Kann man euch etwa nicht mehr allein in die Kneipe gehen lassen? Oder in die Hotelbar? Oder an andere Orte, wo sich Männer aufhalten könnten, die noch nicht umerzogen sind? Und, sorry, hat euch die Frauenbewegung denn wirklich gar keine Einsicht hinterlassen? Dort hieß es einst: "Die Arbeit am Mann ist einzustellen." Warum? Weil sie nichts nützt.

Manche Männer kann man nicht belehren. Aber man kann sich gegen sie wehren – am besten nicht erst ein Jahr später, sondern gleich. An einer öffentlichen Hotelbar sollte das nicht schwerfallen.

Frauen und das Hinterhältige am Opfer-Diskurs

Man kann dumme Sprüche ignorieren. Man kann sie ironisch kontern. Man kann die biedere Anmache lächerlich machen. Man kann das alles souverän an sich abperlen lassen. Man muss auch nicht beleidigt flüchten, es sind ja noch andere in der Bar. Vielleicht Jüngere und Hübschere.

Und schließlich, sollte wirklich alles nichts nützen und man vor der verdienten Ohrfeige zurückschrecken: Ein wohlplatziertes Glas Wein, Bier oder Wasser ins Gesicht macht spitze Männer schlagartig stumpf. Und dann lächelnd sagen: "Dieses Glas geht auf meine Rechnung."

Aber das ist offenbar zu praktisch gedacht. Es ist womöglich gar zu männlich gedacht. Denn viele Frauen wollen Probleme keineswegs lösen. Sie wollen sie behalten, schon um der Welt zu zeigen, wie unendlich verbesserungswürdig sie ist. Mann soll sich ändern. Die Welt soll sich ändern. Nur sie selbst nicht. Sie sind ja Opfer.

Das ist das Hinterhältige am Opfer-Diskurs: Er schließt aus, dass man etwas dagegen tun könnte, ein Opfer zu sein. Denn dann wäre man ja auch den Opfer-Bonus los – oder darf man das jetzt wieder nicht sagen, wegen "Opfer-Abo"? Ach was. Man muss es sagen.
Frau müsste blind sein, um nicht zu sehen, dass es beides gibt: Frauen, die sich als Opfer geben, ohne es zu sein, und eine Öffentlichkeit, die es nicht wagt, Frauen zuzutrauen, dass sie selbstbewusste Subjekte mit keineswegs ausschließlich nur gutem Willen sein könnten. Und damit auch Täterinnen. Ja, doch, es gibt einen Opfer-Bonus. Er bedeutet Entmündigung auf samtweichen Pfoten.

Schreckensvision einer Welt ohne Flirt

Die meisten Frauen aber sind keine Opfer. Sie können sich wehren. Und manche von ihnen wünschen sich gar keine von dummen Sprüchen und sexistischer Anmache porentief gereinigte und triebbefreite Welt, auch wenn sie das eine oder andere männliche Gehabe übel, empörend oder störend finden.

Denn die haben jetzt schon keinen Spaß mehr an den Opportunisten, die ihr geschlechtergerechtes "Zuhörer und Zuhörerinnen" auch dann noch skandieren, wenn gerade mal eine einzige Alibifrau im Publikum sitzt. Oder an den ewig schuldbewussten Buben, die peinlichst darauf achten, keinen Anlass für ein geschlechtsspezifisches Missverständnis zu geben. Als ob nicht die Möglichkeit eines Missverständnisses das Reizvolle am Flirt ist.

Den darf man demnächst begraben, wenn es keinen Raum mehr gibt für Zwischentöne, für alles, was zwiespältig, riskant, hart an der Grenze oder über sie hinaus, andeutend und anzüglich ist.

Schöne neue cleane angstbesetzte prüde Welt. Gegen diese Schreckensvision würde ich die nicht mehr ganz frischen Herrenwitz-Schwadroneure in Kauf nehmen.

Skandalisierung als Waffe

Worum also geht's? Ums große Saubermachen, weil ein paar Frauen meinen, sie könnten Männern keine Grenzen zeigen? Oder – und jetzt wird's ganz finster: weil es auch im journalistischen Gewerbe Kolleginnen geben soll, die ihre genetisch bedingten Vorzüge schamlos ausreizen? Denn dass Männer auf primitive Lockspeisen wie Bier und Titten vorhersehbar reagieren, kann frau auch zu ihrem Vorteil nutzen.

Der Beispiele sind unendlich viele. Sind diese Kolleginnen unfair? Wenn ja, wem gegenüber? Den Männern, den armen Triebgesteuerten? Oder den anderen Frauen, die keine ganz so dirndlkonforme Strategie verfolgen können oder wollen? Und muss man da der Gerechtigkeit halber für alle den Ganzkörperschleier empfehlen?

In dieser Sache gibt es nicht nur Opfer unter den beleidigten Frauen. Gelitten hat auch der "Qualitätsjournalismus", auf den man sich beim "Stern" beruft. Ja, es gibt Verhalten, das man öffentlich machen muss.

Annett Meiritz hat das im Spiegel cool und souverän getan, denn was man sich bei den Piraten ihr gegenüber geleistet hat, war nicht nur geschmacklos, sondern rufschädigend. Dagegen kann sich eine Journalistin übrigens auf die machtvollste Weise wehren, die sich denken lässt: durch Öffentlichkeit.

Im Fall Brüderle aber wurde das für einen Politiker besonders gefährliche Skandalisieren gezielt als Waffe eingesetzt. Das Opfer ist in diesem Fall der Mann. Und auch die Öffentlichkeit ist ein Opfer: Das Eingeständnis, dass QualitätsjournalistInnen wesentliche Erkenntnisse an der Hotelbar suchen, erklärt manches und lässt noch Schlimmeres befürchten.


....