Sonntag, 26. September 2010

Irischer Segenswunsch ...

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Gott sei vor Dir um Dir den Weg der Befreiung zu zeigen.
Gott sei hinter Dir, um Dir den Rücken zu stärken
für den aufrechten Gang.
Gott sei neben Dir, eine gute Freundin und ein guter Freund
an Deiner Seite.
Gott sei um Dich wie ein schönes Tuch und eine wärmende Alpaka-Decke,
wenn Kälte Dich blass macht und Lieblosigkeit Dich frieren lässt.
Gott sei in Dir und weite Dein Herz, zu lieben
und für das Leben zu kämpfen.




Donnerstag, 23. September 2010

Nachdenklich ....

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Achte gut auf dein Herz.
Wer den Kontakt zu seinem Herzen verliert,
der verliert alles.
Denn das Herz ist der Ort,
wo du zu allererst die Stimme Gottes hörst.

John Eldredge

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Mittwoch, 22. September 2010

Etwas Nettes ...


Der Engel in dir
freut sich über dein
Licht
weint über deine
Finsternis

Aus seinen Flügeln rauschen
Liebesworte
Gedichte
Liebkosungen

Er bewacht
deinen Weg
Lenk deinen Schritt
engelwärts

Rose Ausländer

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Wo der Kalte Krieg fortlebt

Kuba hat zwar viele Probleme, aber es achtet die Menschenrechte. Westliche Gegner des sozialistischen Inselstaats machen es sich mit ihrer Kritik deshalb oft viel zu einfach.
VON EDGAR GÖL


Wir wissen, dass auf Kuba hunderte Gefangene einsitzen - trotz internationaler Kritik, trotz Drucks humanistischer Organisationen. Sie sind nachweislich gefoltert worden, fast alle wurden unter ominösen Umständen inhaftiert. Viele sind inzwischen "frei", aber knapp 300 sitzen noch - und zwar in Guantánamo, in Käfigen der US-Regierung, bewacht und gefoltert von US-Soldaten und US-Geheimdienstlern. Das widerspricht den Wünschen Kubas, dem die Hafenregion gehört, die 1902 in Kolonialmanier von den USA in Form einer "Pacht" entwendet worden ist.

Dieses Vorgehen der USA ist ein Beispiel dafür, dass sie alles versuchen, um der "Roten Insel" einen "Regime Change" aufzuzwingen. Die benachbarte Superpower greift aber auch zum "Zuckerbrot": Sobald Kubaner US-Boden betreten, bekommen sie Aufenthaltsrecht, Greencard und Unterstützung. Würde dies auch anderen Nachbarländern der USA gewährt, wäre Mexiko innerhalb von zwei Tagen menschenleer. Doch zu Mexiko haben die USA eine Hightech-Grenzanlage errichtet, an der jährlich hunderte Menschen umkommen.

Dauer und Intensität der US-Blockade gegen Kuba sind historisch einmalig, ihre Negativfolgen immens. Doch dieser Kontext wird in den westlichen Medien bestenfalls beiläufig erwähnt. Stattdessen soll Kuba mit einseitigen Berichten "sturmreif geschrieben" werden. So stürzen sich westliche Medien wie die Geier auf einen Satz, den Fidel Castro im Rahmen eines mehrtägigen Gesprächs einem US-Journalisten gegenüber geäußert haben soll: das kubanische Modell "funktioniere "nicht einmal mehr für uns". Zwar hat Castro klargestellt, dass er missverstanden worden sein. Doch westliche Medien feiern lieber die vermeintliche Bankrotterklärung des Máximo Líder.

Ein weiteres Beispiel für den fragwürdigen Umgang mit Kuba ist die Politik-Justiz-Posse gegen fünf Kubaner in den USA. Nachdem Terrorattacken gegen Kuba Mitte der 1990er Jahre einen Höhepunkt erreicht hatten, waren diese Kubaner nach Florida gegangen, um rechte Exilgruppen zu beobachten und weiteren Terror zu verhindern. Kuba übergab in dieser Sache Dutzende von Akten an das FBI. Doch statt die Terrorgruppen zu bestrafen, wurden die fünf Kubaner weggesperrt - teils in Isolationshaft und ohne Besuchsmöglichkeiten.

Nur vor dem Hintergrund dieses Kalten Kriegs gegen Kuba kann das System auf der Insel verstanden werden. Hierzu gehört das oft monierte Demokratiedefizit, das eine genaue und differenzierte Betrachtung verdient. Aus der Perspektive westdeutscher Schulbücher weist das kubanische Einparteien- und Wahlsystem tatsächlich Defizite auf. Gemessen aber an der Realität, die in westlichen Gesellschaften und Kubas Nachbarländern herrscht, sieht die Lage keineswegs so schwarz-weiß aus. Kuba ist relativ frei von Kapitallogik, frei von Hyperkonsum und Überausbeutung von Mensch und Natur, frei auch von Expansionismus inklusive Krieg. Gleichwohl hat Kuba jede Menge Probleme. Die aber werden ausgiebig debattiert, nach Auswegen wird gesucht. Das geschieht in unzähligen Nachbarschafts- und Betriebsversammlungen, die Julia Sweig (US Council on Foreign Relations) kürzlich als "enormous pulse-taking exercise" bezeichnete.


Kubanische Selbstbestimmung

Kubas Demokratie weist ein besonderes System von "checks and balances" auf. Die Aufstellung von Kandidaten erfolgt in entsprechenden Versammlungen, auf unterer Ebene kandidieren keine Parteimitglieder, das Wahlalter beträgt sechszehn Jahre. Auch die im Volk verwurzelten Führungspersönlichkeiten sind sich der Herausforderungen und des Reformbedarfs bewusst, aber auch der äußeren Bedrohungen. Kubas Kurs sollte daher den Menschen auf Kuba überlassen werden - nicht der CIA, der Adenauer-Stiftung oder abgetakelten Exlinken im Westen.

Schließlich weist Kuba im Vergleich zu seinen Nachbarn eine sehr positive Menschenrechtsbilanz auf. Die Berichte von Amnesty International, Human Rights Watch, ja selbst die CIA beweisen: Anders als in den USA wird auf Kuba keine Todesstrafe vollstreckt. Es gibt auch keine Folter, keine Entführungen und extralegale Hinrichtungen wie in vielen Nachbarländern; keine Morde an Journalisten oder Gewerkschaftern, keine Massaker an Regimegegnern oder Attentate auf Oppositionelle, keine Misshandlungen Homosexueller.


Das schlechte linke Gewissen

Kubas eigenständiger sozialistischer Weg wird nicht nur von den Völkern der Region, sondern auch von ausländischen Fachleuten als Vorbild angesehen. So stuft das Global Footprint Network seit Jahren Kuba als einziges Land als "zukunftsfähig" ein, weil es sozial und ökologisch viel erreicht hat - mehr als kapitalistische Staaten. Auch die UN erkennen Kubas soziale, ökologische, kulturelle und politische Errungenschaften an. Doch im Westen wird das ignoriert, es würde ja eine Systemalternative stärken. Da ist das Thema Menschenrechte ein tolles Irritationswerkzeug. Wer ist schon gegen Menschenrechte? So entledigen sich Exlinke ihres schlechten Gewissens.

Logisch, dass gerade jetzt wieder eine Kampagne gegen Kuba läuft: In Lateinamerika erstarken Linke, bei Obama bestand eine Chance für reale Verbesserungen der Beziehungen zu Kuba, und in der EU-Kommission sollte der "Gemeinsame Standpunkt" geändert werden, der eine Verbesserung der Beziehungen zu Kuba verhindert. Um dies zu unterlaufen, werden NGO-Vertreter aus den USA nach Kuba geschickt, um Hightech-Geräte an Regimegegner zu verteilen. Da wird ein normalkrimineller Häftling und dessen Hungerstreik (für TV-Gerät und Handy) zum Oppositionshelden hochstilisiert. Da werden die "Damen in Weiß" nicht als Bräute von einsitzenden Gesetzesbrechern, sondern zu Freiheitskämpferinnen stilisiert. Da wird eine vom systemfeindlichen Westen unterstützte Bloggerin als Lichtgestalt bejubelt.

Es geht nicht darum, Kuba zu glorifizieren. Sondern dem Land eine faire Entwicklungschance zu lassen und die Subversion zu beenden. Aber die Hardliner des Westens blockieren genau dies - und vergießen dann Krokodilstränen.

Quelle:


WASHINGTON, 03. September (RIA Novosti)

Die Vereinigten Staaten haben ihr Wirtschaftsembargo gegen Kuba erneut um ein Jahr verlängert.


Die Weltgemeinschaft schätzt das US-Wirtschaftsembargo gegen Kuba als illegitim ein, denn in diesem Fall versuchen die USA unter anderem, ihre eigenen Gesetze bei den Beziehungen zu Drittländern, die Handels-, Wirtschafts- und Finanzbeziehungen mit Kuba unterhalten, anzuwenden.


Seit 1992 beschließt die UN-Vollversammlung Resolutionen, die die Aufhebung der einseitigen Sanktionen der USA gegen Kuba fordern. Diese Sanktionen widersprechen der UN-Charta, verletzen das Völkerrecht und die internationalen Handelsgesetze, heißt es in UN-Dokumenten. Außerdem untergraben diese Einschränkungen die kubanische Wirtschaft, verletzen die Rechte der Kubaner, so auf Durchsetzung der Programme zum Gesundheitsschutz, der Lebensmittelversorgung und der Kultur.

Quelle:


Jani's Fazit: ... Bist du nicht willig - so brauch ich Gewalt! Was Unrecht ist, muß auch als Unrecht bezeichnet werden - auch wenn es das Weltbild so mancher durcheinanderbringt.

Soziale Gerechtigkeit in den USA

Interessanter Artikel ... ob er wohl wegweisend für Deutschland's Zukunft ist ....? Schaun wir uns doch einmal die Diskussion des Bundestages am heutigen Tag an:

SPD-Experte Lauterbach "Das ist das Ende des solidarischen Gesundheitssystems"

An diesem Mittwoch will die Regierung ihre Gesundheitsreform absegnen - die Opposition ist empört: Die Pläne seien "Brandbeschleuniger für die Zweiklassenmedizin", wettert SPD-Sozialexperte Lauterbach im SPIEGEL-ONLINE-Interview. Minister Rösler richte "großen Schaden" an.

Quelle

.... noch Fragen ... Irgendetwas nicht verstanden?

Ohne Vergangenheit keine Zukunft ... In der Vergangenheit spielten christliche Werte wie - einer trage des anderen Last ... liebe deinen Nächsten wie dich selbst ... gib dem, der nichts hat ... die tragende Rolle in unserer Gesellschaft. Wie wir nun klar erkennen (gilt zumindest für manche), verabschieden sich Politik & Wirtschaft immer mehr von diesem Gedanken der Solidargemeinschaft.

Der Gedanke, der dieser Gesellschaft (wohlgemerkt allen!) 40 Jahre Wohlstand ... Sicherheit ... ein gedeihliches Miteinander gesichert hat. Ohne Gott keine Zukunft! Der Schrei nach Gott, wird aber erst dann kommen, wenn alles kaputt ist. Aber dann wird es wohl kein Zurück mehr geben ... siehe auch "Die letzten 7 Tage der Erde".

Gesegnete Grüße Jani


Ein Land, das so nicht sein sollte

23.05.2008, 15:45

Von Sarina Märschel

Soziale Ungerechtigkeit in Deutschland? Ihr habt ja keine Ahnung, was Ungleichheit ist, sagt der Amerikaner Paul Krugman. Ein Treffen zwischen dem Princeton-Ökonom und Studenten der FU Berlin.

Es gibt einen Schuldigen. Dass die Schere zwischen Arm und Reich in den USA seit 30 Jahren immer weiter auseinander geht, ist nicht allein das Werk von Globalisierung und unsichtbaren Marktmächten, sagt Paul Krugman. Der Trend zu sozialer Ungleichheit sei vor allem eines: Politisch geschaffen, und zwar von konservativen Kräften. Paul Krugman spricht im Audimax der Freien Universität Berlin.

Es ist nicht irgendein Ökonom, der da um am frühen Abend ans Rednerpult tritt; Krugman lehrt an der Elite-Universität Princeton und gilt seit Jahren als möglicher Anwärter auf den Wirtschaftsnobelpreis.

"Er ist ein bedeutender Ökonom", sagt Irwin Collier, der mit Krugman zusammen promoviert hat und gerade einen Ruf als Professor am J.F. Kennedy-Institut in Berlin angenommen hat, "das kann man schon allein an den Treffern in Google sehen". "Er ist ein Megaphon", sagt Davud Rostau-Afschar, VWL-Student im 5. Semester und Zuhörer im Audimax. Ein Lautsprecher für linksliberale politischen Ansichten und ein Kämpfer für die Rechte der sozial Benachteiligten in den USA.

Als Kolumnist in der New York Times und als Blogger kritisiert Paul Krugman US-Präsident Bush und die konservative Politik regelmäßig scharf. Mit seinem neuen Buch "The Conscience of a Liberal", das in Deutschland unter dem verkaufssteigernden Titel "Nach Bush. Das Ende der Neokonservativen und die Stunde der Demokraten" erschienen ist, wird er sich im konservativen Lager wohl auch keine Freunde machen. Es ist eine Generalabrechnung mit den Konservativen.


Das Netzwerk hat Erfolg gehabt

Ein konservatives Netzwerk aus marktradikalen Ökonomen, Politikern und Medienschaffenden, das in den vergangen 30 Jahren immer größeren Einfluss gewann, habe nur ein Ziel gehabt: den New Deal zu zerstören. Der New Deal war ein Bündel von Wirtschafts- und Sozialreformen, mit dem der neu gewählte Präsident Franklin D. Roosevelt 1933 auf die Folgen der Weltwirtschaftskrise reagierte.

Zum New Deal gehörte die Einführung eines Sozialversicherungssystems und eines Steuersystems, durch das die Reichen viel abgeben mussten. Der "Konservativen Bewegung", wie Kurgman das Netzwerk nennt, gehe es letztlich darum, die Maßnahmen zurückzuschrauben, die einer kleinen, begüterten Elite wehtun.

Das Netzwerk hat Erfolg gehabt. Es hat erreicht, dass eine ganz konkrete Umverteilung von unten nach oben stattgefunden hat: Niedrigere Steuern für Superreiche, Schwächung der Gewerkschaften, Abbau des Sozialstaates - Krugmann diagnostiziert eine Politik der Ungleichheit.


"Die Wahl wird eine harte Zeit für mich"

"Ich hoffe, das Amerika bereit ist für einen Richtungswechsel", sagt Krugman zu Beginn seiner Buchvorstellung in Berlin, "Amerika ist heute nicht das Land, das es sein sollte". Mit den Ellenbogen stützt er sich aufs Rednerpult, mit einem Fuß wippt er hin und her. Krugmans größtes Ziel: Dass die USA ihren Bürgern in Zukunft medizinische Versorgung garantieren. Krugman will nicht einsehen, dass ein hochentwickeltes Industrieland das nicht schafft.

Fest steht für ihn, dass ein Demokrat an die Macht kommen muss, wenn Amerika diesem Ziel irgendwie näher kommen soll - ob das klappt, ist natürlich noch nicht ganz sicher. "Die Wahl wird deshalb eine harte Zeit für mich", klagt er und grinst dabei, "aber mein Buch ist ein fröhliches Buch, weil ich denke, dass die Bush-Ära vorbei ist."

Er weiß, dass soziale Ungleichheit auch in Deutschland die Gemüter bewegt. Doch für ihn sind die deutschen Probleme im Vergleich zu den USA ein Klacks: "Ich glaube nicht, dass Sie eine Vorstellung davon haben, wie echte Ungleichheit aussieht", sagt er den deutschen Zuhörern.

Feststellen, ob man "liberal" ist

Dann schimpft er über Managerlöhne in Millionenhöhe und unterirdische Löhne für einfach Arbeiter. Dass George Bush trotz der wachsenden Ungleichheit im Jahr 2004 die Präsidentschaftswahl gewonnen hat, erklärt er mit dem Bedürfnis nach Sicherheit: Terrorismus wurde von der Bevölkerung damals als große Bedrohung wahrgenommen, und die Leute hätten es Bush eher zugetraut als Kerry, auf Amerika aufzupassen.

Am Ende des Vortrags, als die Studenten ihre Fragen stellen dürfen, erklärt Krugman ihnen noch, wie sie feststellen können, ob sie "liberal" sind, auf deutsch würde man das mit sozialdemokratisch oder linksliberal übersetzen. "Glaubst du, dass der kategorische Imperativ für die Gesellschaft gilt? Willst du, dass Arme und Arbeitslose so behandelt werden, wie du in dieser Situation behandelt werden wollen würdest?" Krugman selbst hat diesen Test vor langer Zeit gemacht. Er hat die Fragen mit "Ja" beantwortet.

Dienstag, 21. September 2010

«In keiner anderen Stadt ist die Stimmung so schlecht»

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DESSAU-ROSSLAU/MZ. Karl Lichtblau hat schon viele Städte gesehen und erlebt. "Doch in keiner anderen Stadt", sagt der Mann vom Institut der Wirtschaft in Köln, "war die Stimmung so dramatisch schlecht wie in Dessau-Roßlau." Ein halbes Jahr lang hat sich Lichtblau intensiver mit dem kreisfreien Oberzentrum an Elbe und Mulde auseinander gesetzt, hat Daten gesammelt, mit vielen Entscheidungsträgern vor Ort gesprochen. All das passierte im Auftrag der Stadt, die sich von externen Experten ein eigenes Wachstums- und Entwicklungskonzept gewünscht - und es in dieser Woche auch erhalten hat. "Ich weiß nicht, ob diese schlechte Stimmung die Realität ist, die Wahrnehmung ist es auf jeden Fall." Für Lichtblau erschwert das alles. "Die subjektive Stimmung in der Stadt schränkt die objektiven Rahmenbedingungen zusätzlich ein."


Wenig Überraschungen
Lichtblaus Präsentation am Montag im Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Tourismus war mit Spannung erwartet worden. Große Überraschungen blieben aus. Wer im April die Zwischenpräsentation der Stärken-Schwächen-Analyse gehört hatte, der kannte vieles, der staunte allenfalls, wie sehr Lichtblaus vorgeschlagene Maßnahmen schon mit den zuletzt gestarteten Bemühungen der Verwaltung übereinstimmten. Was war da zuerst da?

Dessau-Roßlau, so die ernüchternde Analyse, hat vor allem zu wenig. Zu wenig Studenten. Zu wenig wissenschaftliche Institute. Zu wenig funktionierende Netzwerke, die mehr als Lobbyismus betreiben. Zu wenig Exporte. Zu wenig Wertschöpfung aus dem Tourismus. Zu wenig Beschäftigte im Tourismus. Und Dessau-Roßlau hat ein demografisches Problem: Die Stadt verliert dramatisch an Einwohnern. All das sind Punkte, die Wirtschaftswissenschafter eigentlich wenig Stoff geben, Zukunftsperspektiven für eine Stadt zu entwickeln. In Dessau-Roßlau versuchten Lichtblau und Kollegen, aus der Not eine Tugend zu machen.

Ihr Wachstums- und Entwicklungskonzept basiert auf drei Säulen: dem Faktor Wissen, dem Status als Oberzentrum und dem Tourismus. Allein in diesen drei Bereichen gibt es ihrer Ansicht nach Hoffnung, die Stadt nach vorn zu bringen. "Ich rate ihnen ab, auf den großen Investor zu warten", sagte Lichtblau und forderte die Stadt auf, "Tauschmengen" für die Region zu entwickeln. "Die Stadt Dessau-Roßlau allein wird es nicht schaffen, den Strukturwandel zu gestalten. Es muss Kooperationen nach innen und nach außen geben." Um für alles gewappnet zu sein. "Über kurz oder lang", sagte Lichtblau voraus, "wird es wieder Diskussionen über die Kreisfreiheit geben."

Das Institut der Wirtschaft in Köln hat konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. Im Bereich der Wirtschaft rät es zur Gründung von wissenschaftlichen Instituten, die am Biopharmapark Rodleben, am Städtischen Klinikum und am Umweltbundesamt angesiedelt sein können. Im Biopharmapark und am Klinikum gibt es dazu seit langem Gespräche. Im Bereich der Bildung soll eine Kooperation der Hochschule Anhalt und der Berufsbildenden Schule in Dessau forciert werden, wird ein Ausbildungszentrum für Pflegeberufe empfohlen. Das entspricht der Idee von einem Gesundheitscampus, die in der Stadt immer mal wieder auftaucht. Überhaupt sieht Lichtblau die Bildung als große Chance für die Stadt. Dem Traum von einer Dessauer Bauhaus-Universität erteilte Lichtblau zwar eine klare Absage. "Das hat keine Chance mehr." Eine Akademie für Aus -und Weiterbildung sei aber sinnvoller - und realistischer.

Im Bereich des Verkehrs sieht Lichtblau vor allem die B 6n und den Hafen Roßlau mit dem begonnenen Ausbau als Industriegebiet als Chance. Die aus dem Harz kommende B 6n wird südlich von Dessau die die Autobahn 9 erreichen. Dort empfehlen die Kölner die Neuausweisung von Gewerbeflächen, unabhängig davon, dass dies Anhalt-Bitterfelder Gebiet ist. Lichtblau sieht hier eine Tauschmenge. Dessau-Roßlau hilft bei Errichtung und Vermarktung des Gewerbegebietes. Anhalt-Bitterfeld könnte sich im Gegenzug an der Finanzierung des Anhaltischen Theaters beteiligen. Das ist die Theorie. Das Beispiel setzt aber voraus, dass Anhalt-Bitterfeld die Dessau-Roßlauer Hilfe braucht und annimmt.


Zusammenarbeit im Tourismus

"Der Leidensdruck wird zunehmen", sah Joachim Hantusch, der Dessau-Roßlauer Dezernent für Wirtschaft und Stadtentwicklung, eine größer werdende Chance für eine regionale Zusammenarbeit, die vor allem im Tourismus notwendig ist. "Zu wenige Mehr-Tages-Touristen lassen zu wenig Geld hier", bilanzierte Lichtblau. Ändern lässt sich das nur gemeinsam unter der Dachmarke "Luther-Bauhaus-Gartenreich" - und mit einem regionalen Kultur- und Ausstellungszentrum, das die Kölner ausdrücklich forderten. In Dessau. Wo, das blieb am Montag offen.

Bis das steht, gilt es, an der Stimmung in der Stadt zu arbeiten. Lichtblau empfahl mehr Transparenz bei politischen Entscheidungen, eine verstärktes bürgerschaftliches Engagement und sah die städtische Wirtschaftsförderung als Motor für die Klimaverbesserung in der Stadt. Mitmachen müssen am Ende alle. "Es gibt in dieser Stadt so viele Vereine und Verbände", resümierte Lichtblau. "Doch es fehlt ein Ziel, ein Miteinander." Und es fehlt ein Stadtmarketing. "Das kann zwar nicht alle Probleme lösen. Es kann aber besser und stärker auf die Potenziale dieser Stadt hinweisen." Dass es diese gibt, ist unstrittig.


mz.web


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Eine Branche sahnt ab

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Berlin/dapd. Mit dem Magenmittel Omep wurde in Deutschland 2009 ein Umsatz von 182 Millionen Euro erzielt. Der Hersteller Sandoz hat dabei einen schönen Gewinn gemacht. Immerhin lag der Preis pro 100-Kapsel-Packung mit 60,46 Euro hierzulande 545,9 Prozent über dem in Schweden, wo Omep 9,36 Euro kostete. Omep ist kein Einzelfall, wie Ulrich Schwabe, Herausgeber des Arzneimittelreports 2010, am Dienstag in Berlin anhand weiterer Beispiele belegte. So kosteten die 50 umsatzstärksten Nachahmer-Präparate (Generika) in Deutschland 2009 durchschnittlich doppelt so viel wie in Schweden. Für die 50 führenden patentgeschützten Medikamente lagen die deutschen Preise um 48 Prozent über den
schwedischen.


Dabei, und dies betonte Pharmakologe Schwabe, sei der skandinavische Nachbar nicht wegen eines besonders geringen Preisniveaus zum Vergleich herangezogen worden, "sondern weil dort die Daten öffentlich zugänglich sind". Die Preise in anderen Ländern könnten mithin noch niedriger liegen.


Deutsche Besonderheit

Es scheint also nicht so kompliziert, Gründe für die extrem hohen Arzneimittelausgaben in Deutschland zu finden. Dass an Pillen und Kapseln hierzulande gut verdient wird, liegt laut Schwabe an einer deutschen Besonderheit, die die gesetzlich Krankenversicherten und deren Arbeitgeber 2009 rund 9,4 Milliarden Euro kostete: "Deutschland ist neben Malta und Dänemark das einzige Land, in dem pharmazeutischen Unternehmen Preise für patentgeschützte Arzneimittel frei festlegen können. In allen anderen EU-Ländern werden die Preise reguliert."

Die Regulierung orientiere sich an internationalen Preisvergleichen, wobei Deutschland oftmals als Referenzland diene. Daher hätten die Pharmahersteller großes Interesse daran, die Preise auf dem hiesigen Markt besonders hoch anzusetzen - was wegen fehlender Regulierung problemlos möglich sei. Der Arzneimittelreport verdeutliche, dass nicht zuvörderst Ärzte, Patienten oder Apotheker für den starken Ausgabenanstieg für Arzneimittel verantwortlich seien, sondern die Pharmahersteller.

"Unter vier Augen bezeichnen Branchenvertreter die Verhältnisse bei uns als paradiesisch", berichtet der ehemalige Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und Mitglied des gemeinsamen Bundesausschusses, Leonhard Hansen. Hauptkostentreiber sind von jeher wenige Arzneimittelgruppen mit patentgeschützten Präparaten. So stieg der Umsatz der patentgeschützten Produkte laut Report von 1,6 Milliarden Euro 1993 auf 13,2 Milliarden Euro im vorigen Jahr. "Sie erklären damit fast den gesamten Anstieg der Arzneimittelkosten in diesem Zeitraum", so Schwabe.

Dabei ziehen die Patent-Medikamente aber auch die Preise für nicht geschützte Präparate nach oben. "Für Generika werden 70 bis 80 Prozent des Preises für die Original-Arzneien verlangt, deshalb sind auch Generika in Deutschland extrem teuer", sagt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Sogar in der Schweiz sind Generika nach Schwabes Angaben billiger.

"Einfache Maßnahme"

Gesundheitsexperte Lauterbach schlägt derweil eine "einfache Maßnahme" vor: " Die Bundesregierung müsste die Preise nur auf dem durchschnittlichen europäischen Niveau festlegen, dann könnte die GKV jedes Jahr fast zehn Milliarden Euro sparen."

Bis es soweit ist, steigen die Arzneimittelausgaben weiter. Nach einem Plus um 4,8 Prozent 2009 betrug die Steigerungsrate nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden der AOK Schleswig-Holstein und Mitherausgeber des Arzneimittelreports, Dieter Paffrath, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 4,6 Prozent. Erneut ein Milliardengeschäft.

Quelle:


Jani's Anmerkung:

Was schließen wir nun daraus? Vielleicht, dass die Lobby der Pharmakonzerne in Deutschland besonders stark ist? Da haben wir mit Philipp Rösler dann den richtigen Gesundheitsminister am Hebel der Macht. Denn bekanntlicherweise ist die FDP besonders unternehmerfreundlich. Die ersten Auswirkungen hatten wir ja bereits mit der Hotellerie.

Und dass Rösler das Gesundheitswesen auf Kosten der Allgemeinheit refomieren will, anstatt die Pharmazeuten sowie deren Großhändler endlich einmal in die Schranken zu weisen und deren Preise auf europäisches Niveau zu drücken, zeigt uns genau, wofür die FDP steht. Jedenfalls nicht für das eigene Volk - denn das geht denen - mit Verlaub gesagt - am Allerwertesten vorbei...

Was soll's - das Volk wählt sich seinen Henker schließlich selbst. Und das das Volk in den vielen Jahren der Demokratie nicht wirklich etwas kapiert hat - läßt auch tief blicken. Solange es satt ist, muckt es nicht auf. Aber die Zeit des Wohlseins ist vorbei - das zeigt sich in diesem Land auf allen Ebenen.

Die Politiker bedienen sich, wie sie gerade lustig sind (Geheimaktion Diätenerhöhung) ... so mancher Oberbürgermeister setzt sich dann auch schon mal ein eigenes Denkmal - sei es mit einer vermeintlich tollen Kreisfreiheit (die letztendlich in die absolute Unfreiheit führen wird) - sei es mit einem Bahnhof, den kein Stuttgarter Bürger haben will.

Manchmal glaube ich tatsächlich, in einem Land zu leben, in dem Tollheit anstelle von Vernunft und Weitsicht regiert.

grübel ... grübel ... grübel ...




Mittwoch, 15. September 2010

Wahrheiten ...

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„Dieses Land mit seinen Institutionen gehört den Menschen, die es bewohnen. Wann immer sie der existierenden Regierung überdrüssig werden, können sie ihr verfassungsmäßiges Recht anwenden, diese abzuändern, oder ihr revolutionäres Recht anwenden, diese zu entmachten oder zu überwerfen.“

Abraham Lincoln, 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in seiner Antrittsrede

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Wahrheiten ...

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„Es ist gefährlich in Dingen Recht zu haben,

in denen die etablierten Autoritäten Unrecht haben.“


Voltaire

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Wahrheiten ...

„Das effektivste Mittel, um Tyrannei zu verhüten,

ist, so weit wie möglich den Geist der Menschen zu erhellen,

und besonders, ihnen das Wissen über diese Fakten mitzuteilen.“

Thomas Jefferson
3. Präsident der Vereinigten Staaten


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Wahrheiten ...

„Ziviler Ungehorsam ist nicht unser Problem.

Unser Problem ist ziviler Gehorsam. Unser

Problem ist, dass Unzahlen von Menschen aus

aller Welt den Diktaten der Anführer ihrer

Regierungen gehorcht haben und in den Krieg

gezogen sind – und Millionen sind aufgrund

dieses Gehorsams ermordet worden. Unser

Problem ist, dass Menschen aus aller Welt

angesichts Armut und Hunger, Grausamkeit,

Dummheit und Krieg gehorchen. Unser Problem

ist, dass Menschen gehorchen, während die

Gefängnisse voller unbedeutender Diebe sind,

während die ganz großen Diebe die Gesellschaft

anführen und ausrauben. DAS ist

unser Problem.“

Howard Zinn in Failure to Quit

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Monatsspruch September 2010

Ein Mensch,
der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen,
das ist eine Gabe Gottes.

Prediger 3,13

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Donnerstag, 2. September 2010

Über Gerüchte und böse Zungen zum Rufmord

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Das schlechte Reden über einen Menschen, wird von den Weisen Israels auf das Schärfste verurteilt. Zahlreiche Abhandlungen und Gesetze befassen sich mit der "
boesen Zunge", der Laschon hara. Gemeint sind ueble Nachrede, Verleumdung, Verhetzung, Propaganda, geistige Brandstiftung, Anleitung zu Neid, Missgunst, Zorn, Hass, Blutvergießen...


Abb. Rabbi Israel Meir HaCohen Kagan, bekannt als der "Hofez Hajim"

Im Mittelpunkt stehen bei diesen Erörterungen die Verletzungen und Schädigungen, Herabsetzungen und Beleidigungen, Kränkungen und Erniedrigungen, die in Folge unbedachter oder gar bewusst böswilliger Rede eintreten können.

Der Schulchan arukh bewertet den Schaden durch eine "Kränkung mit Worten" höher als eine Schädigung im Vermögen; denn diese läßt sich zurückgeben, jene aber läßt sich nicht zurückgeben, wie folgendes Bild beschreibt:

... Ein Mann hatte schlecht über einen anderen gesprochen. Er ging zum Rabbi und fragte ihn, wie er das wieder gut machen könne.
Der Rabbi trug ihm auf, ein Federkissen zu besorgen und herzubringen. Das tat der Mann und der Rabbi gab ihm den Auftrag, das Kissen aufzuschneiden und die Federn aus dem Fenster zu schütteln.
Als der Mann damit fertig war, stellte sich der Rabbi neben ihn und sah eine Weile zu, wie die Federn vom Wind über die ganze Stadt verteilt wurden. Dann sagte er zu dem Mann: "So, und nun fange damit an alle Federn wieder einzusammeln." ...

Die Gefahren der 'boesartigen Rede' werden in den heiligen Schriften eindringlich beschrieben und oft wird die "Kränkung durch Worte" als Schwerstverbrechen bezeichnet und mit dem Blutvergießen auf eine Stufe gestellt.

Bis heute ist ''haLaschon har'a'' ein stets aktuelles Thema. Fuer den Hafez Hajim war es das Thema ueberhaupt. Die Torah - sie ist unser Leben und die Laenge unserer Tage - fordert von uns 'Schmirath haLaschon' (uebersetzt: 'Achte auf was Du sagst!'). Sie ruft uns dazu auf die Konsequenzen unserer Rede zu bedenken bevor wir sprechen.

Das Einhalten der Gebote der 'reinen Rede' wird den Segen G'ttes in unser Leben bringen: Unsere Mitmenschen zu lieben und gut von ihnen zu reden ist nach der Torah die Grundvoraussetzung zum G'ttesdienst.


Zur Erfuellung dieser entscheidenden Mizvah, empfahl Rabbi Israel Meir HaCohen Kagan, der Hofez Hajim, das Lernen der 'Gebote zur Huetung der Zunge' in kleinen taeglichen Portionen.

Definiert wird die "Laschon hara" als negative und herabsetzende Bemerkungen, egal ob zutreffend oder falsch. Es ist einfach verboten von irgendeinem Menschen abfällig oder gar verunglimpfend zu sprechen und jeder der üble Nachrede und Gerüchte verbreitet verletzt das Verbot in Lev. 19:16: "Lo telekh Rahil b'Amekha". Geh nicht um als Zuträger unter deinen Nächsten.


Verboten werden ausdrücklich Lashon hara (schlechte Rede) und Rechilut (das Zutragen von Gerüchten und Tratsch, welches zu Hass, Zorn und Groll verleiten kann). An vielen weiteren Stellen der heiligen Schriften wird auf das Thema Bezug genommen.
  • Die "Rechiluth" (das Gerüchtestreuen) ist streng verboten und man halte sich von Tratsch und Klatsch fern.
  • Das noch größere Vergehen ist die "Laschon hara", Also das Herumgehen und andere in Verruf bringen, indem man schlecht über sie spricht oder ihre Reputation in Zweifel zieht. Das Verbot gilt selbst wenn die Informationen völlig zutreffend sind.
  • Sind die Informationen gar irgendwie "aufgebauscht oder fabriziert", so sprechen wir von Verleumdung oder Rufmord (Mozi Schem ra). Ein "Mozi Schem ra", also einer, der Unwahrheiten in den Raum stellt oder verbreitet, wird als Schleuderer übler, bösartiger und falscher Berichte bezeichnet. Er ist der niedrigste aller Gemeinen und wird als "moralisch Aussätziger" betrachtet.

Jani's Anmerkung:

Ich finde diesen Artikel sehr gut. Unterstreicht er doch meine Meinung zum 8. Gebot, dass da lautet ...."Du sollst nicht falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten."....

Was heißt das?

Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht aus Falschheit belügen, verraten, verleumden oder hinter seinem Rücken reden, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.

Würde sich die Menschheit an dieses Gebot halten, wäre diese Welt eine Bessere! Persönlich halte ich dieses Gebot für eines der Wichtigsten überhaupt. Jedenfalls, was die Gebote zwischen Mensch - Mensch (Gebote 4 - 10) betrifft.



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Friedensverhandlungen ....

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Benjamin Netanjahu und Mahmud Abbas treffen sich zu Friedensverhandlungen in Washington. Netanjahu will aber erst noch etwas erzählen:
“Als die Israeliten durch die Wüste zogen, ging Moses einmal in einer Oase baden. Als er aus dem Wasser kam, waren seine Kleider verschwunden.“
„Wer war das?“, rief er wütend.
„Die Palästinenser!“, rief das Volk.
„Moment mal“, unterbrach Abbas, „da gab es keine Palästinenser.“
„Gut“, sagte Netanjahu. „Nachdem wir das geklärt haben, können wir anfangen.“
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Mittwoch, 1. September 2010

Sprüche ...

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"Das moralische Urteilen und Verurteilen 
ist die Lieblings-Rache 
der Geistig-Beschränkten an denen, 
die es weniger sind" 
(Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, Nr. 219) .

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Deutschland schafft sich selbst ab


Rezension (Quelle) bezieht sich auf: Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen (Gebundene Ausgabe)
Ganz unbescheiden darf ich mich rühmen, Sarrazin-Fan der ersten Stunde zu sein. Es muss irgendwann im Jahre 2002 gewesen sein, als der damals frisch ins Amt gebrachte Finanzsenator Berlins bei Sabine Christiansen in der Runde saß. Und was tat mir dieser so nett aussehende Mann leid. Seine rhetorische Unbeholfenheit, die sich in überlangen Pausen und dem ständigen Abbruch und Neubeginn von Sätzen äußerte, ließ sich mir die Frage stellen, warum man ihm und den Zuschauern das eigentlich antut. Wie dem auch sei, schon bald wurde klar, dass Sarrazin vieles ist, aber bestimmt nicht schüchtern oder um klare Formulierungen verlegen. Als der Senat in Berlin die Kitagebühren erhöhte, schleuderte er protestierenden Eltern entgegen, sie sollen doch bitte doch nicht so tun, als müssten sie ihre Kinder ins Konzentrationslager schicken. Zudem rechnete er Hartz4-Empfängern mal kurz vor, dass man sich für 5 Euro am Tag gesund und ausgewogen ernähren kann. Und neulich ließ er verlauten, dass er keinen anerkennen muss, der diesen Staat ablehnt und ein Großteil der Türken und Araber in Berlin lediglich Gemüseläden betreibe und Kopftuchmädchen produziere. Womit wir beim Thema des Buches wären. In "Deutschland schafft sich ab" äußert sich der Großmeister der gepflegten Provokation zur seiner Ansicht nach unser Land zerstörenden Einwanderungspolitik.

"Ich möchte, dass meine Urenkel in 100 Jahren noch in Deutschland leben können, wenn sie dies wollen. Ich möchte nicht, dass das Land meiner Enkel und Urenkel zu großen Teilen muslimisch ist, dass dort über weite Strecken Türkisch oder Arabisch gesprochen wird, die Frauen ein Kopftuch tragen und der Tagesablauf vom Ruf der Muezzine bestimmt wird. Wenn ich das erleben will, kann ich eine Urlaubsreise ins Morgenland buchen." Reicht dieser Satz aus, um Sarrazin mal wieder aus der SPD ausschließen und sein Buch auf rassistisches Gedankengut untersuchen lassen zu wollen wie es Sigmar Gabriel heute gefordert hat? Befindet sich Sarrazin auf den Spuren von Haider, Wilders und Co und spielt auf der Klaviatur rechtsextremer Ressentiments? Oder leistet er einen wertvollen Beitrag zu einem uns alle angehenden Politikfeld, indem er es erreicht, dass durch seine klare Formulierungen ein breiter Teil der bildungsfernen Bevölkerungsschichten erreicht wird, die sich sonst nur durchs Unterschichtenprogramm zappt? Das wirkliche interessante an Sarrazins Buch ist nicht wirklich das, was er schreibt, sondern wie er es schreibt. Mal Hand aufs Herz: Wer zieht schon mit seinen Kindern freiwillig in einen Bezirk, wo er oder sie weiß, dass die eigenen Kindern in der Schule eine ethnische Minderheit darstellen werden? Auf welche Schulen schickt das linksliberale Establishment seine Kinder? Öztürk und Al-Kuz heißen da höchsten die Reinigungskräfte. Ich denke, dass Sarrazin so die Emotionen hochkochen lässt, da er vielen Deutschen einen Spiegel vorhält, in dem sie sich so sehen, wie sie eigentlich überhaupt nicht sein möchten. Man möchte wirklich aus tiefstem Herzen tolerant sein, man möchte, dass jeder Mensch seine Kultur ausleben kann. Aber dennoch ahnt man, dass der Preis für diese Toleranz ein hoher sein könnte, dass fremde Kulturen nicht immer an einem friedlichen Zusammenleben interessiert sind, dass man für den Erhalt der eigenen kulturellen Identität früher oder später auch mal den Mut zur Intoleranz haben muss. Das ist die für viele brutale Wahrheit, die der Hofnarr Sarrazin den Menschen ins Gesicht schreit.

Das lustige ist, dass Sarrazins konkrete Forderungen relativ gemäßigt daherkommen: Verpflichtende Teilnahme an Sprachkursen für Migranten mit Abzügen bei ALG II bei Nichtteilnahme, verpflichtender Besuch eines Kindergartens ab dem dritten Lebensjahr, keine Grundsicherung für zuziehende Ehegatten für zehn Jahre, Verbot von Kopftüchern an Schulen, Zuwanderung zuvörderst für Hochqualifizierte. Mit diesen Forderungen deckt Sarrazin das politische Spektrum von Mitte-Links bis Mitte-Rechts ab, aber eben nicht darüber hinaus. Der Grund für die Aufregung liegt, wie beschreiben, eher im tiefenpsychologischen Bereich.

Fazit: Natürlich vereinfacht Sarrazin, natürlich wählt er seine Statistiken höchst selektiv aus, natürlich verallgemeinert er, aber welcher Politiker macht das alles nicht?? Auch denke ich, dass das Buch von vielen Menschen, die seit Jahren als Migranten vollassimiliert in Deutschland leben, als verletzend empfunden werden kann. Dies ist meiner Ansicht jedoch ein fairer Preis, den man dafür zahlt, in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft leben zu dürfen. Debatten werden hier frei, unzensiert und daher auch mit harten Bandagen geführt. Emotionale Kollateralschäden im Verlauf solcher Debatten sind für Betroffene nicht angenehm, aber auch nicht immer zu vermeiden. Und das ist auch gut so...

Anmerkung: Diese Rezension beruht auf einer Vorabveröffentlichung im "Spiegel".



Jani's Kommentar:

Ich komm nicht drumherum - ich muß es selbst lesen - auch wenn ich eine eher gespaltene Einstellung zu Herrn Sarrazin habe. Denn seine Äußerungen - frei von jeglicher Emphatie - über Hartz 4 Empfänger hatten mich doch sehr, wie im Übrigen viele Ost-Deutsche, getroffen.

Seine Form, die Dinge an- und auszusprechen, läßt doch sehr zu wünschen übrig. Auch muß man bedenken, dass er doch ein Träger dieses Systems über Jahrzehnte war. Und nein, ich habe mich bis dato mit seiner Person und Arbeitsweise nicht auseinandergesetzt.

Gemäß dem, wie schon in der Bibel geschrieben steht ... "Drum prüfet alles und das Gute behaltet." Nichts ist so schlecht, dass man daraus nichts lernen kann. Um ihm sachlich gerecht zu werden, muß man dieses Buch lesen. Denn seine Thesen sind für jemanden, der sich seit Jahren mit dem Islam auseinandersetzt, nicht Neues. Insofern hat er mit vielem, was er schreibt, inhaltlich Recht.

Und das, was jetzt in den Medien passiert, was von Politikern aller Parteien mitgetragen - sogar forciert wird??? - ist nicht besser, als das was man Thilo Sarrazin vorwirft.

Noch leben wir in einem Land der Meinungsfreiheit, auch wenn diese ganz offensichtlich beschnitten werden soll. Bspw. indem man versucht, alle Islamkritiker als Nazis zu diffamieren oder ihnen zumindest Ausländerfeindlichkeit zu unterstellen. Das ist der Versuch, Menschen mundtot zu machen.

Unbequeme Mitmenschen "nehmen sich dann auch schon mal das Leben" ....... . In diesem Zusammenhang erinnere ich mal wieder an Kristen Heisig ==> "Das Ende der Geduld". Dieses Buch erhärtet so manche These Thilo Sarrazin's.