Montag, 27. Juni 2011

Platon ...

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Ich kenne keinen sicheren Weg zum Erfolg, aber einen sicheren Weg zum Misserfolg: Es allen Recht machen zu wollen.


Die Natur ist ein Brief Gottes an die Menschheit.


Einem Kind, das die Dunkelheit fürchtet, verzeiht man gern; tragisch wird es erst, wenn Männer das Licht fürchten.
 

Donnerstag, 23. Juni 2011

"Sonntags gehören Papi und Mami uns"

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Die Europäische Bürgerinitiative

Am 1. Dezember 2009 ist der Lissabon-Vertrag in Kraft getreten. Er gibt den Bürgern Europas erstmals die Möglichkeit, eine Bürgerinitiative auf europäischer Ebene zu starten. Eine Million Unionsbürger aus einer erheblichen Zahl der Mitgliedsstaaten können die Europäische Kommission auffordern, einen Rechtsakt in ihrem Sinne auf den Weg zu bringen. Dies ist eine einmalige Chance für die Bürger der EU, direkte Demokratie auszuüben!

Artikel 11, Absatz 4 der „Konsolidierten Fassung des Vertrags über die Europäische Union" besagt:
"Unionsbürgerinnen und Unionsbürger, deren Anzahl mindestens eine Million betragen und bei denen es sich um Staatsangehörige einer erheblichen Anzahl von Mitgliedstaaten handeln muss, können die Initiative ergreifen und die Europäische Kommission auffordern, im Rahmen ihrer Befugnisse geeignete Vorschläge zu Themen zu unterbreiten, zu denen es nach Ansicht jener Bürgerinnen und Bürger eines Rechtsakts der Union bedarf, um die Verträge umzusetzen."

Die Europäische Bürgerinitiative existiert somit formal bereits seit dem Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages am 1. Dezember 2009. Derzeit läuft jedoch noch ein Verfahren, in dem die genaue juristische Ausgestaltung der Europäischen Bürgerinitiative festgelegt wird. So muss etwa geklärt werden, aus wie vielen Ländern die Unterschriften kommen müssen oder wie lange der Zeitraum zur Unterschriftensammlung bemessen sein wird. Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, fällt der offizielle Startschuss für unsere erste europäische Bürgerinitiative. 

Für den Erfolg der Initiative ist es wichtig, dass wir rechtzeitig alle Vorbereitungen getroffen haben, um schnell und unkompliziert starten zu können. Registrieren Sie sich deshalb schon heute als Unterstützer der Ersten Europäischen Bürgerinitiative für den freien Sonntag in Europa!



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Mittwoch, 22. Juni 2011

Warten auf den neuen Nahen Osten

Von Zvi Mazel


Der sogenannte Arabische Frühling hat der arabischen Welt bisher noch keine Demokratie gebracht. Die Situation bis jetzt: Ägypten und Tunesien, die beiden moderatesten und pro-westlichsten Länder in der Region, haben ihre Regierungen gestürzt. In Libyen und im Jemen herrscht ein blutiger Bürgerkrieg. In Syrien tötet Bashar Assad hunderte Zivilisten im vergeblichen Versuch, die Proteste zu unterdrücken - doch die internationale Gemeinschaft steht am Rand, da sie ihre (bisher erfolglose) Libyen-Intervention nicht wiederholen will. Saudi Arabien, das Land mit dem womöglich repressivsten Regime, bleibt indes eine Insel der Stabilität.
Iran wittert die Chance auf mehr Einfluss in der Region und verursacht große Unruhe. Die iranischen Agenten hetzen die Schiiten in Bahrain und Kuwait gegen die sunnitischen Herrscherfamilien auf, verschärfen die Spannungen in der Golfregion und verunsichern die Saudis.

Die Unruhen haben bisher die Wirtschaft aller betroffenen Länder in die Knie gezwungen. Der Tourismus, eine Grundlage für Tunesien und Ägypten, läuft so schlecht wie nie. Ausländische Investoren haben sich zurückgezogen. In Ägypten streiken die Arbeiter für höhere Löhne, bringen Import und Export zum Erliegen und führen zu einer Knappheit der Güter des täglichen Bedarfs.

In der ganzen Region blicken die einst hoffnungsvollen Massen, die für bessere Lebensbedingungen und gegen diktatorische Regime auf die Straße gegangen sind, einer Wirtschaftskrise entgegen, die schlimmer ist als alles, was sie zuvor erlebt haben. Und das wird mit Sicherheit zu mehr Instabilität, mehr Gewalt und einer Verschlechterung der Situation führen.

Was also ist überhaupt neu? Einmal mehr versammelt sich die arabische Welt in ihrer angestammten Position gegen den Friedensprozess. In Ägypten gibt es Stimmen für einen Bruch des Friedensvertrags und ein Ende der Gaslieferungen nach Israel, und das, obwohl Frieden und engere Handelsbeziehungen mit den Israelis im Interesse Ägyptens wären. Doch wie die Dinge zurzeit stehen - ohne Regierung und ohne klare Ziele nach dem Fall des alten Regimes - scheint nichts einfacher, als sich erneut gegen Israel zu wenden.

Islamische Indoktrinierung, von Schulen bis Moscheen, ist stärker als rationale Überlegungen. Als die Demonstrationen in Tunesien und Ägypten begannen, wurde viel von der sogenannten "neuen Generation" gesprochen, die für ihre Rechte kämpft und sich von dem alten Klischee befreit hat, dass Israel an allem schuld sei, was im Nahen Osten falsch läuft. Das erwies sich als vorzeitige Einschätzung. Selbst Asmaa Mahfouz, eine Mitbegründerin der ägyptischen Jugendbewegung des 6. April, deren gefeierte Auftritte bei Youtube die großen Demonstrationen angestoßen haben sollen, hat kürzlich im Fernsehen gesagt, dass die Beendigung der Beziehungen mit Israel eine der wichtigsten Aufgaben sei, die erfüllt werden müssten.

Was ist mit den Palästinensern? Auch hier haben sich extremere Ansätze in Bezug auf Israel entwickelt. Viele sind davon überzeugt, dass die massiven Demonstrationen der arabischen Länder wiederholt werden könnten, um Druck auf Israel auszuüben und internationale Unterstützung für die palästinensische Position zu gewinnen. Obwohl sich Hamas und Fatah anscheinend entschieden haben, ihre Differenzen beiseite zu legen und der Grenzübergang Rafah geöffnet wurde, sind dies nichts weiter als nationalistische und anti-israelische Aktionen, die nicht die politische Realität beeinflussen können.

Die Hamas ist kein Stück von ihrer Position abgewichen, und ihre Führer erklären noch immer täglich, dass sie Israel zerstören wollen. Dabei verhöhnen sie das Nahost-Quartett, das von ihnen verlangt, Israel anzuerkennen, sich an die unterzeichneten Abkommen zu halten und dem Terror abzuschwören. Die Organisation verweigert kategorisch, ihre Sicherheitskräfte zu entwaffnen und diese dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) zur Verfügung zu stellen. Ganz im Gegenteil: Die Hamas versucht noch immer mit allen Mitteln, die Autonomiebehörde zu übernehmen.

Bizarrerweise hat die Fatah dem Beitritt der Hamas zur PLO zugestimmt und ihr somit eine Rolle in den Verhandlungen mit Israel gewährt. Offensichtlich hat die PA mit der Hamas Frieden geschlossen, ohne dass diese Konzessionen hätte machen müssen, es geht nur darum, im September als einheitliche Front vor den Vereinten Nationen aufzutreten und die internationale Anerkennung zu beantragen. Die PA ist damit beschäftigt, Massendemonstrationen an Israels Grenzen und in arabischen sowie westlichen Großstädten zu organisieren, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und eine Verbindung zwischen der arabischen Revolution und der angeblichen Notlage der Palästinenser herzustellen.

Die Öffnung des Grenzübergangs Rafah ist ein eigenartiges Nebenprodukt der Revolution. Das revolutionäre Ägypten will mit seiner Unabhängigkeit von den USA und Israel protzen, während es gleichzeitig die Wünsche der anti-israelischen Kräfte erfüllt, die aufgrund der neuen Situation immer stärker werden. Wenige Tage nach der viel beworbenen Grenzöffnung wurde jedoch klar, dass sie nicht das war, was die Hamas wollte; die Organisation machte deutlich, dass sie die Regeln und Begrenzungen, die denen auferlegt wurden, die die Grenze passieren wollten, verurteilt. Tatsache ist, dass sich das strategische Gleichgewicht nicht geändert hat, und dass Ägypten sehr wohl versteht, was es bedeutet, wenn Waffen unkontrolliert in den Sinai zu den Beduinenstämmen gelangen können, und wie es um die Möglichkeit neuer Terroranschläge steht. Daher die zweigleisige Politik: Auf der einen Seite öffnen sie den Grenzübergang, auf der anderen Seite kontrollieren sie ihn streng.

Führen die arabischen Revolutionen irgendwohin? Die Tageszeitung Asharq Alawsat hat am 1. Juni einen umfangreichen Kommentar eines arabischen Publizisten veröffentlicht: "Die Geschichte hat uns gezeigt, dass eine Revolution, die ein stabiles Regime stürzt, um später sukzessive Reformen durchzuführen - wie in Bahrain und Ägypten - immer zu einem extremistischeren Regime führt, dass sich weniger um den Schutz der zivilen Rechte schert. Die Revolutionen der arabischen Welt sind nicht mit 1848 in Westeuropa oder 1989 in Osteuropa vergleichbar. Sie sind nichts weiter als ein Massenaufstand in einer Region, in der extreme religiöse und nationalistische Kräfte wirken."

Der Autor fährt fort: "Die gesamte Region macht derzeit zweifelsohne einen schwierigen historischen Prozess durch, aber viele Kommentatoren verstehen nicht, dass dieser Prozess nicht notwendigerweise in ein oder zwei Jahren vorbei sein wird, sondern wahrscheinlich erst in vielen Jahren, und dass er nicht notwendigerweise zu einer Verbesserung in punkto Demokratie führen muss, also nicht unbedingt eine faire Regierung und vor allem wirtschaftlichen Wohlstand zur Folge haben muss."

Er fügt hinzu: "Der beste Beweis dafür, dass sich die Anarchie zu diesem Zeitpunkt verbreitet, ist, dass die Verbesserung der Wirtschaftslage, die der Anstoß für die Demonstrationen war, nicht länger auf der Agenda der Demonstranten steht. Alles, was übrig ist, ist der Wunsch nach Rache und der Geist der Revolution, der sich in hochtrabenden Idealen verrennt und aus nicht gerechtfertigten Gründen das Blut und Eigentum von Menschen verlangt, nur um sich vollständig von dem vorherigen Regime zu befreien."

In der Tat eine heftige Einschätzung; eine, die der Westen nur zögerlich akzeptiert, da er bevorzugt schwärmerisch vom arabischen Frühling spricht, in dem naiven Glauben, dass die liberalen Kräfte an die Macht kommen und die arabische Welt zu einer westlichen Form der Demokratie führen, die auf Toleranz und Akzeptanz des anderen, Redefreiheit, Gleichheit für Frauen und Menschenrechte basiert.

Doch die Realität sieht anders aus. Libyens Muammar Gaddafi und Syriens Assad sind noch immer sehr präsent und geben nicht ohne einen blutigen Kampf auf. Das Schicksal des verwundeten Ali Abdullah Saleh im Yemen ist noch unklar. Wenn die Regime fallen, sind islamistische Organisationen in den Startlöchern, um zu übernehmen. Denn in diesen drei Ländern sind die Muslimbruderschaft und die salafistischen Gruppen die zentrale politische Kraft, die "die Früchte der Revolution ernten" kann. Es darf nicht vergessen werden, dass die Muslimbruderschaft in Ägypten alles daran setzt, zusammen mit anderen extremen islamischen Gruppierungen einen islamischen Block zu formieren, um die nächsten Parlamentswahlen zu gewinnen. In Jordanien wird die Muslimbruderschaft von der Front for Islamic Action repräsentiert und ist dort ebenfalls an vorderster Front beim Aufruf zu Demonstrationen.

Auf der einen Seite steigen die umstürzlerischen Aktivitäten des Iran stark an; auf der anderen Seite setzt die Muslimbruderschaft alles daran, einige Länder im Nahen Osten zu übernehmen. Es sieht nicht so aus, als ob die Region noch weiter den Weg der Demokratie gehen würde, ganz zu schweigen von Toleranz oder gar der Anerkennung Israels als Staat des jüdischen Volkes.

Der Autor ist ehemaliger Botschafter in Ägypten, Rumänien und Schweden und Fellow des Jerusalem Center for Public Affairs. Übersetzung: Botschaft des Staates Israel in Berlin


Quelle

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Dienstag, 21. Juni 2011

Was wäre gewesen, wenn die Juden den palästinensischen Weg eingeschlagen hätten?

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Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel gemäß dem UN-Teilungsplan von 1947 ausgerufen.
Keine 24 Stunden danach fielen die Streitkräfte Ägyptens, Jordaniens, Syriens, des Libanon und des Irak in das Land ein und zwangen Israel, die in seiner alten Heimat wieder erlangte und von der internationalen Gemeinschaft anerkannte Souveränität mit Waffengewalt zu verteidigen. In diesem Unabhängigkeitskrieg Israels, der mit Unterbrechungen 15 Monate dauerte, konnten die gerade erst aufgestellten, schlecht ausgerüsteten israelischen Verteidigungsstreitkräfte die Angreifer zurückwerfen. Die heftigen Kämpfe forderten unter den Israelis über 6000 Todesopfer, fast 1% der damaligen jüdischen Gesamtbevölkerung des Landes.


 Von Warren Kozak

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Es ist zu bezweifeln, ob Menschen unter humanitären Gesichtspunkten jemals schäbiger behandelt wurden als die jüdischen Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg. Halb verhungert und staatenlos waren sie in den Ländern, in denen sie seit Generationen gelebt hatten und assimilierte und gebildete Bürger gewesen waren, nicht wieder willkommen. Deutschland war kein Ort, an den man hätte zurückkehren können, und im polnischen Kielce wurden vierzig Juden, die den Holocaust überlebt hatten, ein Jahr nach Kriegsende bei einem Pogrom getötet. Die europäische Judenheit wurde 1945 schnell vom Opfer zur Flüchtlingskatastrophe.

Dieser schreckliche Zustand hielt jedoch nicht lange an, er war so schnell vorbei, dass sich heute nur noch wenig Menschen an diese Zeit erinnern können. Wie konnte dies so schnell geschehen, wenn die Palästinenser zur selben Zeit über Generationen weiter staatenlos geblieben sind?

1945 befanden sich Hunderttausende jüdischer Überlebender in DP (displaced persons) -Camps in ganz Europa. Sie wurden von jüdischen und internationalen Hilfsorganisationen mit Nahrung und Kleidung versorgt. Hätte sich die jüdische Weltbevölkerung in dieser Situation so verhalten, wie es die Araber und Palästinenser taten, sähe heute alles ganz anders aus.

Zunächst einmal würden die Juden immer noch alle in jenen DP-Camps leben, nur dass diese nun zu heruntergekommenen Ghettos überall in Europa geworden wären. Die Flüchtlinge würden immer noch von einem Komitee im Stile des UNRWA (das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten, das seit 1948 hauptsächlich von den Vereinigten Staaten finanziert wird) mit Nahrung und Kleidung versorgt. Mit einer der höchsten Geburtenraten weltweit, wären sie nun bereits mehrere Millionen. Und 66 Jahre später würde in einer neuen Generation, aufgewachsen mit einer Mischung aus Hass und Lügen über die Europäer, der Zorn schwelen.

Irgendwann in den frühen Sechzigern hätte die jüdische Führung dieser Flüchtlingslager, nachdem sie (wie Yassir Arafat) in Moskau dazu ausgebildet worden wären, im Westen Chaos anzurichten, begonnen, Terrorismus einzusetzen, um Regierungen in die Knie zu zwingen. Flugzeugentführungen in den Siebzigern hätten die Tötung von Passagieren mit sich gebracht. Es hätte auch Anschläge auf besonders prestigeträchtige Ziele gegeben – so wie vielleicht die deutsche oder die polnische Olympia-Mannschaft.

In den 1990ern wäre es dann richtig losgegangen. Aufgewachsen in der Opferrolle und missbraucht als Kanonenfutter von ihren korrupten Anführern hätte eine Generation jüngerer Juden Busse, Restaurants und sich selbst in die Luft gesprengt. Die Millionen von Dollar, die verschiedenen Regierungen abgenötigt worden waren, wären nicht an die Bewohner der Lager gegangen. Das Geld wäre jetzt auf schweizer Bankkonten der berühmten und großspurigen Anführer und deren Lakaien.

Jetzt sind wir also in der Gegenwart angelangt, Generationen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, und für das schwelende jüdische Flüchtlingsproblem in Europa ist absolut kein Ende in Sicht. Der schlimmste Teil dieser Geschichte wären die verschwendeten Leben von Millionen von Menschen in den Lagern – Erfindungen, die nicht gemacht, Krankheiten, die nicht geheilt, Startups, die nicht gegründet, Symphonien und Bücher, die nicht geschrieben wurden; eine echte kulturelle Wüste.
Nichts davon ist natürlich geschehen. Anstelle dessen sind die jüdischen Flüchtlinge in das Land ihrer Vorfahren zurückgekehrt. Sie haben in Europa alles hinter sich gelassen, was ihnen gehörte und wandten dem Kontinent den Rücken zu – ohne nach einem „Recht auf Rückkehr“ zu fragen. Sie wurden von den 650 000 israelischen Juden willkommen geheißen.

Zusätzlich drängten 700 000 jüdische Flüchtlinge aus arabischen Ländern in den neuen Staat, nachdem sie dort, kurz gesagt, vertrieben worden waren. Auch sie hatten nach Generationen am selben Ort alles verloren, auch sie wurden in ihrer neuen Heimat willkommen geheißen.

In Israel nahmen sie nicht den leichten Weg. Sie bauten das Land von null auf, mit Straßen, Wohnhäusern und Schulen. Sie bildeten landwirtschaftliche Kollektive zur Versorgung. Man etablierte eine erfolgreiche Wirtschaft ohne heimische Ölvorkommen und eine der lebhaftesten Demokratien der Welt in einer Region, die sich durch die traurige Abwesenheit von Gedankenfreiheit auszeichnet.

Es stimmt, die Israelis haben all das mit der finanziellen Unterstützung von Juden auf der ganzen Welt erreicht, und auch andere haben ihnen dabei geholfen, wieder auf die Beine zu kommen, damit sie für sich selbst sorgen können. Diese Außenseiter haben sie nicht ignoriert, erniedrigt oder als Bauernopfer in ihren eigenen politischen Spielchen missbraucht – so wie es die arabischen Nationen mit den Palästinensern getan haben.

Man könnte jetzt argumentieren, dass die Juden all das zwar erreicht haben, man ihnen allerdings nicht ihr Land gestohlen hat. Dies ist natürlich eine Ente, eine andere bequeme Lüge. Sie haben Besitz überall in Europa und dem Mittleren Osten verloren. Und es hat niemals ein unabhängiges Palästina gegeben, das von palästinensischen Arabern regiert wurde. Niemals. Juden und Araber haben in dieser Region gelebt, zunächst unter türkischer, dann britischer Oberhoheit. Die UN haben die Zweistaatenlösung, von der wir heute so viel hören, bereits 1947 vorgeschlagen. Das Problem damals und heute ist, dass sie nur von einer Seite, nämlich Israel, akzeptiert wurde. Es steht außer Zweifel, dass die Situation der arabischen Bewohner des Mittleren Ostens damals schwierig war, doch es ist unfassbar, dass ihr Los schwerer gewesen sein soll als das der Juden nach dem Zweiten Weltkrieg.

Wir hören nicht viel hierüber, da Menschen Hoffnung und einen Lebenssinn zu geben keine Schlagzeile wert ist. Elend, Opfer und Terror sind immer aufregender. Vielleicht war es am Ende das größte Verbrechen der Juden, dass sie in aller Stille etwas aus dem Nichts geschaffen haben. Und in diesem Prozess haben sie sich selbst gewandelt.

Golda Meir soll einmal gesagt haben, dass, wenn sich die Juden nicht gegen die arabischen Armeen erfolgreich zur Wehr gesetzt hätten und 1948 vernichtet worden wären, man auf sie in der Welt die allerschönsten Elogen gehalten hätte. Stattdessen haben sie sich entschieden, sich zu verteidigen. Und da sie gewonnen haben, wurden sie von der Welt verurteilt. Meir erklärte, sie würde immer die Verurteilung den Elogen vorziehen.

Warren Kozak ist der Autor des Buches „LeMay: The Life and Wars of General Curtis LeMay“

(Wall Street Journal, 20.06.11, zitiert nach dem Newsletter der Botschaft des Staates Israel in Berlin vom 21.06.2011) 

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Montag, 20. Juni 2011

...aus einer traumatisierten Stadt

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Jani's Anmerkung: 


Ich mag gar nicht den gesamten Text einstellen - es ist schon beim Lesen zu grausam - erschütternd ....  Hier die Quelle


Wir waren am 11. Mai 2011 in der syrisch-katholischen Kirche Sayidat al-Nejat im Stadtteil Karrada von Bagdad. Die Gottesdienstbesucher in dem Gebäude mit dem monumentalen Kreuz im hohen Rundbogen sind am 31. Oktober letztes Jahr Ziel des bisher folgenschwersten Anschlags auf die christliche Minderheit im Irak geworden.
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Sonntag, 12. Juni 2011

...da wird auch dein Herz sein. 33. Deutscher Evangelischer Kirchentag


Impressionen aus Dresden

Pfingstlosung

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Unser Herz freut sich des HERRN, 
und wir trauen auf seinen Heiligen Namen.
Psalm 33,21


Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass.
1. Thessalonicher 5, 16 - 17


Pfingsten - Nach der Kreuzigung Jesu, seiner Auferstehung und Himmelfahrt erfuhren die Jünger die Nähe Gottes durch ein Ereignis, das sie verwandelte. Es machte aus einer ängstlichen Schar plötzlich mutige Männer, die von ihrem Glauben in aller Offenheit redeten: das Pfingstwunder. Seit Jahrhunderten hat die Darstellung des Heiligen Geistes Maler und Bildhauer besonders gereizt - ging es doch darum, das Unsichtbare ins Bild zu setzen.


von Andreas Rehnolt



"Sie alle wurden erfüllt von dem Heiligen Geist", heißt es in den biblischen Berichten. Eine der ältesten Pfingstdarstellungen im syrischen Rabula-Evangeliar aus dem späten 6. Jahrhundert zeigt Flammenzungen, die sich auf den Häuptern der Apostel niedergelassen haben.

Flammen, Tauben und helle Strahlen zählen zu den beliebtesten Pfingst-Symbolen. Oft treten alle zusammen in einem Kunstwerk auf, etwa auf einem bemalten Holzrelief aus dem 17. Jahrhundert in der Kirche von Stora Köpinge in Schweden. In älteren Kunstwerken trägt der Heilige Geist manchmal auch die Gestalt einer Frau oder eines Jünglings, erhalten allerdings nur in manchen Darstellungen der Dreifaltigkeit. "Die Darstellung des Heiligen Geistes in menschlicher Gestalt gab es vereinzelt in der Epoche des süddeutschen Barock, etwa im Deckengemälde der ehemaligen Klosterkirche in Oberndorf am Neckar", sagt der Kunstbeauftragte der evangelischen Landeskirche Württemberg, Reinhard Lambert Auer.
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Taube kommt in der Bibel gar nicht vor

Nach und nach aber wurde die Taube zum zentralen Sinnbild - obwohl in der biblischen Pfingsterzählung von ihr gar nicht die Rede ist. Dort wird vielmehr von einem Brausen und von Feuer gesprochen. In der Barockzeit wurden zu Pfingsten lebende Tauben in vielen Kirchen freigelassen. In anderen Gotteshäusern ließ man eine hölzerne Taube über den Köpfen der Gläubigen durch eine Öffnung in der Kirchendecke herunter, das "Heilig-Geist-Loch". Mit Weihrauch und Gebet empfing die Gemeinde dann das Heilig-Geist-Symbol.

Schon der Maler des Rabula-Evangeliars hatte in seine Darstellung des Heiligen Geistes auch die Taube hineingetragen. Hintergrund sind nach Darstellung von Kunsthistorikern die Berichte von der Taufe Jesu im Jordan. Im Markusevangelium heißt es dazu: "Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie ein Taube herabkam auf ihn" (Markus, 1,10).

Auf dem Wildunger Altar des Conrad von Soest symbolisiert ein ungewöhnliches Bilddetail die Gegenwart des Heiligen Geistes: Petrus trägt darauf eine Brille - eine um 1400 neuartige Erfindung. "Göttliche Geistesgaben finden auf diesem Altarbild Ausdruck im menschlichen Erfindergeist", urteilen Kulturhistoriker.
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Pfingsten als Triumph der Kirche in der Gegenreformation

Rund zwei Jahrhunderte später zeigte der spanische Barockmaler El Greco um 1600 eine aufgeregte Schar von Menschen mit Feuer auf den Häuptern, deren verzückte Gesichter vom göttlichen Geist erleuchtet sind - ganz wie in der biblischen Apostelgeschichte beschrieben: "Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen."

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde Pfingsten häufig zum Bildgegenstand - nicht zuletzt, weil die katholische Gegenreformation darin die Möglichkeit sah, den Triumph der Kirche zu veranschaulichen. Der flämische Maler Peter Paul Rubens malte 1619 das Bild "Herabkunft des Heiligen Geistes" in Antwerpen. Sebastiano Bombelli schuf 100 Jahre später "Die Taube des heiligen Geistes" im Lichtkranz und umrandet von Engelsgesichtern.
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Mystische Tiefen des menschlich-göttlichen Seins

Ganz andere Absichten trieben viele Künstler der Moderne zum Pfingstmotiv. "Einem unwiderstehlichen Verlangen nach Darstellung von tiefer Geistigkeit, Religion und Innigkeit war ich gefolgt, doch ohne viel Wollen und Wissen und Überlegung", schrieb etwa der deutsche Maler Emil Nolde 1909 über sein farbintensives Pfingstbild. "Ich ging hinunter in die mystischen Tiefen menschlich-göttlichen Seins. Fünf der Apostel waren gemalt, in ekstatischer, übersinnlicher Empfängnis des Heiligen Geistes."

Einen starken Eindruck von der Dynamik, in die sich die Urgemeinde versetzt sah, vermittelt auch ein in den 1960er Jahren entstandenes Pfingstbild des spanischen Surrealisten Salvador Dalí: Er lässt gleich ganze Ströme von gelbrotem Feuer auf die Apostel regnen.



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 evangelischer

Bitte Schulden machen

von Giacomo Corneo

Eine rasche Tilgung der Staatsschulden bringt uns keine Generationengerechtigkeit, schafft Spielraum für politischen Opportunismus und schadet den deutschen Kleinanlegern. Vor allem lenkt sie die Debatte von den wichtigen ökonomischen Fragen in Deutschland ab.


Als ich noch in Italien lebte, plünderten Christdemokraten und Sozialisten dort die Kassen des Staates. Es herrschten Verschwendung und Korruption, und die Staatsverschuldung kletterte auf 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), begleitet vom sinkenden Vertrauen in öffentliche Institutionen und die Politik. Kein Wunder also, dass ich die deutsche Stabilitätskultur als angenehm beruhigend empfinde. Gleichwohl ist es für den Ökonomen in mir befremdlich, wie oft in Deutschland die Staatsverschuldung verteufelt wird.

Schlagworte wie Schuldenbremse, Generationengerechtigkeit oder Haushaltskonsolidierung bestimmen hierzulande die Debatte. Dabei sind Schulden an sich nichts Schlimmes, während die Politik durch unkontrolliertes Sparen des Staates das bisher so erfolgreiche Gesellschaftsmodell Deutschlands aufs Spiel setzen kann.

Zwar ist die Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen zu Recht das zentrale Grundanliegen jedes guten Finanzministers. Denn sie bedeutet, dass der Staat sämtliche Verpflichtungen erfüllen wird, die er mit der Aufnahme von Schulden eingegangen ist. Der Blick ist dabei in die Zukunft gerichtet, auf den Zeitpunkt, wenn die Zinsen gezahlt und die Schulden getilgt werden müssen. So konnte sich der japanische Staat bisher trotz einer Schuldenstandsquote von 200 Prozent immer noch problemlos refinanzieren. Die irischen öffentlichen Finanzen galten dagegen bereits bei einer Schuldenstandsquote von etwa 60 Prozent als nicht mehr nachhaltig. Das liegt daran, dass die Märkte nicht nur auf die Höhe der Staatsschulden schauen, sondern auch auf die zu erwartenden Haushaltssalden. Japan trauen die Anleger zu, in Zukunft ausreichende Primärüberschüsse zu erzielen. Bei Irland fürchten sie dagegen, dass das Land zahlungsunfähig wird, und verlangen daher eine Risikoprämie.

Es ist unbestritten, dass Länder wie Irland ihre Haushalte konsolidieren sollten, um den Zinssatz für neue Kredite zu verringern. In Ländern wie Deutschland, das von den Märkten als hundertprozentig kreditwürdig betrachtet wird, gilt diese Logik aber nicht. Für sie ist es viel wichtiger herauszufinden, wie hoch ihre optimale, staatliche Neuverschuldung ist.

Ja, so etwas gibt es. Die beste Analogie, um das zu erklären, ist die des „guten Familienvaters“. Wann geht dieser zur Bank, um einen Kredit aufzunehmen? Wenn er dadurch das Wohlergehen seiner Familie erhöht. Dies geschieht, wenn für seine Familie der Nutzen der durch die Verschuldung ermöglichten Investition die Kosten der Verschuldung (Zinsen und Tilgung) übersteigt. Analog dazu sollte der Staat zum Weltkapitalmarkt pilgern und sich verschulden, wenn für seine Bürger der Ertrag der damit finanzierten Maßnahmen (Steuersenkung, Transfererhöhung, Erhöhung des Staatskonsums oder der öffentlichen Investitionen) die Kosten der Verschuldung (Zinsen und Tilgung) übersteigt. Umgekehrt ist ein Schuldenabbau sinnvoll, wenn die vermiedenen Kosten der Verschuldung größer sind als der soziale Ertrag der Maßnahmen, auf die verzichtet wird.

Als guter Familienvater kann der Staat durch eigene Verschuldung und Entschuldung die Steuersätze im Zeitverlauf konstant halten. Dadurch verringert er die Kosten für die Privathaushalte, die aus einer ständig schwankenden Besteuerung resultieren würden. Ferner sollte die staatliche Neuverschuldung antizyklisch sein. So bedingt die relativ hohe Arbeitslosigkeit während einer Rezession, dass die tatsächlichen Kosten von Neueinstellungen für den Staat geringer sind als die dafür bezahlten Löhne. Kreditfinanzierte öffentliche Vorhaben, die indirekt Arbeitsplätze schaffen oder sichern, sind daher am Anfang einer Rezession viel sinnvoller als während eines Booms.

Entgegen der Sicht der Boulevardpresse und des Bundes der Steuerzahler beinhaltet die nominale Höhe der Staatsverschuldung keine relevante Information. Dagegen signalisiert ein konstantes Verhältnis der Staatsschulden zum BIP – die Schuldenstandsquote – sowohl den Wählern als auch den Märkten, dass die künftige Verschuldung nicht ausufern wird. Falsch ist die Vorstellung, dass ausgeglichene Haushalte die Schuldenstandsquote stabilisieren. Bei nominal wachsendem BIP und Nulldefiziten verringert sich ständig die Schuldenstandsquote, bis sie verschwindend gering ist.

Hartnäckig wird auch behauptet, dass eine rasche Schuldentilgung zu geringeren Kosten für den Staat führe. Es stimmt zwar, dass eine hohe Verschuldung mit hohen Schuldendienstaufwendungen einhergeht. Beträgt die Schuldenstandsquote 70 Prozent und refinanziert sich der Staat zu einem Zins von 4 Prozent, gibt er jedes Jahr 2,8 Prozent des BIP für die Zinsen aus. Es ist aber ein Irrtum, dass die Lasten für den Staat geringer wären, wenn er sofort einen Teil seiner Schulden tilgen würde. Zahlt der Staat heute eine bestimmte ausgeliehene Summe vorzeitig zurück, vermeidet er zwar entsprechende künftige Zinsausgaben, aber das auf diese Art verwendete Geld steht ihm dann nicht mehr zur Verfügung. Der Staat hätte dieses Geld beispielsweise für festverzinsliche Wertpapiere ausgeben können. Durch die Tilgung verzichtet der Staat auf die Zinsen, die diese Wertpapiere abgeworfen hätten. Dieser verborgene Einnahmeverlust ist mindestens so groß wie die Zinsausgaben, die sich der Staat dank der vorzeitigen Tilgung erspart.


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Mittwoch, 8. Juni 2011

Mobbing

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Vor einiger Zeit lass ich: "Wer hinter meinem Rücken redet, redet zu meinem A..." Hmmmm. Nicht jeder ist so selbstbewusst. Bestimmt wird hinter dem Rücken auch nichts Gutes gesprochen. Täglich werden Menschen krank, weil sie das nicht verkraften. 

Menschen, die über Andere schlecht reden, meinen kein Gesicht zu haben. Vielleicht liegt es daran, weil sie versuchen Anderen ihr Gesicht zu nehmen. Im heutigen Sprachgebrauch nennt man es Mobbing. 

Zur Zeit Martin Luthers nannte man es "Afterreden". Was kann nur Gutes dabei herauskommen? Nichts! Und doch sind wir alle anfällig dafür, hinzuhören und mitzumachen. Wenn wir so sind, wenn wir das zulassen, sind wir Kopflos und nehmen jemanden das Gesicht und mehr.

Im Buch der Bücher wird ein solches Verhalten aufs Schärfste angeprangert. Warum? Weil wir alle von der vergebenden Liebe Gottes leben und uns darum kein richtendes Urteil über Andere zusteht. Vielmehr sollen wir Gutes übereinander reden. Den Anderen, der runtergezogen wird aufbauen und dem Schwätzer (und uns selbst) klare Grenzen aufzeigen. 

Auf dem Bild ist kein Gesicht. Wer jedoch genau hinsieht, entdeckt einen Baum im Hintergrund. So sollen wir sein. Verwurzelt in der Güte und Liebe Gottes, der niemanden das Gesicht nimmt, und in dessen Rinde man durchaus hinein ritzen darf: Von Gott geliebt!

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Donnerstag, 2. Juni 2011

Fünf Vorschläge für Christen in Europa


In den meisten Fällen begegnen Europäer dem Christentum heutzutage mit Gefühlen irgendwo zwischen Unverständnis und Feindseligkeit. Diese schwer einzuordnende Stimmung versteckt sich zumeist hinter Worthülsen und Nettigkeiten. Was hat das zu bedeuten? Existiert da eine Art von Phobie? Stören sich die Menschen an der bloßen Präsenz der Christenheit?  
 
Ist das Christentum so etwas wie ein ständig wiederkehrender Fingerzeig auf etwas, das niemand hören möchte? Was macht Ausdruckformen des Christentums so unerträglich, dass sie, als scheinbar letzter Zufluchtsort von etwas, vom Gesetz her zu Tode gehetzt werden müssen?
 
Und warum findet die größte Basis-Organisation in Europa - sofern der Leser mir gestattet, diesen Ausdruck auf die Christenheit hin anzuwenden - so wenig Gehör in der Öffentlichkeit? Welche Gemeinschaft hat sowohl ein Büro als auch ein Büropersonal, das rund um die Uhr in jedem noch so kleinen Dorf präsent ist, und dennoch wenig mehr als Kritik erfährt?

Alasdair MacIntyre schrieb, dass der Heilige Benedikt nicht darauf abzielte Europa zu retten, sondern vielmehr das Christentum mit seinen Freunden zusammen in einer radikalen Form zu leben: und damit rettete er nebenbei Europa. John Courtney Murray schrieb, „Der Heilige Geist steigt nicht in der Gestalt einer Taube in die ´Stadt der Menschen´ herab. Er kommt vielmehr im immerwährend tatkräftigen Geist der Gerechtigkeit und Liebe herab, die im ´Menschen der Stadt´, also dem Laien, wohnt. Was sollen diese tatkräftigen Laien jetzt also tun?
 
Der erste Schritt besteht darin, immer bessere Christen zu werden. Erinnern Sie sich an Mutter Theresas Ausspruch „Die einzigen Dinge, die sich verändern müssen, sind Sie und ich.“ Auf einer konkreten persönlichen Ebene bedeutet dies, in den vielen kleinen Dingen des Lebens, die uns täglich auf unserem Weg begegnen, Treue zu zeigen, danach zu streben, das Evangelium zu verkünden, ja, sich auf den Weg zu machen und es auf den Bergen zu verkünden.
  
Christen äußern sich in der Öffentlichkeit oftmals zu gesellschaftlichen Themen, aber ohne dabei den Glauben zu erwähnen, und zwar in der Intention, ein Argument nicht nur für Gläubige, sondern für jeden Interessierten anzubieten. Das ist sehr taktvoll. Und doch ist dem etwas entgegenzuhalten: Lassen wir damit nicht das Wesentliche weg, das der Durchschnittsbürger vor dem Fernsehgerät so dringend hören sollte? Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin ganz und gar überzeugt von der christlichen Tradition des Naturgesetzes und der Möglichkeit, fast alles von der Vernunft her erklären zu können. Aber vielleicht sollten wir Christen mehr mit den Zuhörern und in deren suchende Herzen hinein über ihren Glauben sprechen, anstatt den das Interview führenden Journalisten zur Zustimmung bringen zu wollen. Wäre das nicht eine Überlegung wert?

In meinem Heimatdorf ist ein großes Kreuz an die Außenwand der örtlichen Gemeindekirche angebracht. Auf ihm sind alle Jahre, beginnend mit dem Jahr 1865, verzeichnet, in welchen eine groß organisierte Volksmission durchgeführt worden ist. Die Inschrift endet mit dem Jahr 1961.

Der zweite Schritt besteht darin, dass Christen freimütiger im Reden werden. Ein deutsches Forschungsinstitut hat kürzlich geschlussfolgert, dass die bemerkenswerteste Sache an heutigen Christen die sei, dass sie eben nicht in Erscheinung treten. Es liegt nun in der Verantwortung jedes einzelnen Christen, dies zu ändern.

Christen sind dazu aufgerufen die öffentliche Debatte mitzugestalten. Da gibt es eine ganze Menge zu tun! Kein wichtiges Thema sollte unkommentiert bleiben. Der wohl wichtigste Aufruf an Christen besteht darin, authentischer und weniger ängstlich zu sein, sich gut zu informieren und sich mit nachvollziehbaren und vernünftigen Argumenten zu Wort zu melden. Es ist für den Christen ein Akt der Nächstenliebe, sich am öffentlichen Diskurs zu beteiligen. 


 
  • Vom Christentum inspirierte Politiker sollten ihren Glauben nicht wie einen Hut an der Garderobe in den Vorhallen der Macht ablegen. Sie haben allen Grund, weniger furchtsam zu sein. Es sollte ihnen viel daran gelegen sein, für den Schutz der Menschenwürde einzutreten, sowie gegen gesetzliche Restriktionen, die eine direkte oder indirekte Auswirkung auf Christen haben. All dies sollte im Bewusstsein dafür geschehen, dass im Kontext übertriebener gesetzlicher Regelungen, die manchmal sogar grundlegende Freiheiten beschränken, fadenscheinige und notdürftige Ausnahmeregelungen für Christen nicht ausreichen, um eine freie und gerechte Gesellschaft zu erhalten oder zu formen.
  • Diejenigen, die in Medien und Kunst tätig sind, sollten versuchen, ein authentischeres Bild der Christen zu zeichnen und die durch langjährige Stereotypisierung geschaffenen Vorurteile zu bekämpfen.
  • Diejenigen, die akademisch oder auf intellektueller Ebene tätig sind, wären dazu aufgerufen, die „christlichen Prinzipien“ aus ihrem momentanen abgeschiedenen Ghetto herauszuführen und in den allgemeinen Diskurs einzubringen.
  • Christliche Eltern sollten die Weitergabe des Glaubens an ihre Kinder zu einer Priorität erheben.
  • Kirchenführer sollten sich selbst zugestehen, den christlichen Standpunkt klar und deutlich zu benennen und die für alle Menschen auf der Suche nach dem Glück fundamentalen und „lebensnotwendigen“ Konzepte und Hilfen aufzuzeigen.
Es ist an der Zeit, den Couchplatz des kritischen Beobachters gegen ein engagiertes Laiendasein im öffentlichen wie privaten Raum einzutauschen!
Ist das nun der große Masterplan? Wahrscheinlich nicht. Aber als Christen wissen wir: Wir sind nur für das verantwortlich, was wir im Stande sind zu tun. Unser vornehmliches Ziel muss es sein, unseren Teil am Aufbau dieser Welt in dem Maße zu leisten, dass diese ein Ort wird, an dem alle glücklich werden können. Aber wenn wir keine Veränderungen im großen Stil zuwege bringen können, muss es unser zweites Anliegen sein, jenen Menschen eine Hilfe zu sein, die zuhören und damit beginnen, das zu bedenken und zu erwägen, was das Christentum ihnen zu sagen hat. Und selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, oder niemand zuhört, wird es dennoch wertvoll gewesen sein, der Wahrheit sozusagen eine Stimme gegeben zu haben, für die Schwächsten eingetreten zu sein und den christlichen Glauben verkündet zu haben.    


Von Gudrun Kugler und dem Europa für Christus! Team

Dieser Text ist eine Zusammenfassung eines Beitrags zu dem Buch “Exiting a Dead End Road, A GPS for Christians in Public Discourse” 

 

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