Kategori

Brief einer Lehrerin an Eltern zur Maskenpflicht: „Meine rote Linie ist hier erreicht.“zu Brief einer Lehrerin an Eltern zur Maskenpflicht: „Meine rote Linie ist hier erreicht.“

Meine rote Linie ist hier erreich

Liebe Eltern,
Wie sie aus dem Schulbrief entnehmen konnten, sollen nun in der Schule dauerhaft Masken getragen werden. Singen und Sport sind weiterhin nicht erlaubt und mit Masken und/oder Abstand ist selbst auf dem Schulhof das Spielen mit Klassenkameraden und Freunden schwierig. Ausflüge sind nicht gestattet. Spaziergänge mit Abstand, oder Maske sind in direkter Schulnähe erlaubt. Die Zahlen der positiver PCR-Tests gehen zurück, wir haben einen Impfstoff, der bereits für einige Risikogruppen zur Verfügung steht und die Fallzahlen an unserer Schule waren und sind verschwindend gering. Dennoch sollen nun alle Kinder dauerhaft Masken tragen oder sich einander nicht nähern.

Ich habe das Bedürfnis ihnen diesbezüglich meine Gedanken mitzuteilen.

Vor über einem Jahr hätten die meisten von uns vermutlich noch unterschrieben, dass die Kinder mit allen Sinnen lernen müssen, dass Bewegung und Singen das Immunsystem stärken, dass soziales Miteinander das Lernen bereichert und für die Psyche und damit die Gesundheit wichtig ist. Heute drängt sich die Angst vor einer Virusinfektion so sehr in den Vordergrund, dass wir vergessen was für eine gute Entwicklung unserer Kinder wichtig ist. Wir leben zudem nicht in einem kurzen Ausnahmezustand, sondern haben die aktuelle Situation als Normalität akzeptiert und sollen das wohl auch so annehmen.

Es gibt bis heute keinen gesicherten Nachweis darüber, dass die Masken tatsächlich einen sicheren Schutz bieten. Es hieß zunächst beim RKI, Masken können einen Schutz bieten. Dann wurde einfach gesagt sie müssen getragen werden. Nun sollen wir FFP2-Masken und sogenannte medizinischen Masken tragen. Für die einen gibt es laut Arbeitsschutz Auflagen, die erfüllt sein müssen, für die anderen gilt, dass sie eigentlich nicht helfen, da auf den Packungen der Masken steht, sie seien kein medizinisches Produkt und keine Schutzausrüstung. Und selbst wenn sie diesen Schutz bieten würden, gibt es auf der anderen Seite keine Sicherheit darüber, dass diese Masken bei dauerhaftem Gebrauch (für den sie ja nicht gedacht waren) keinen Schaden anrichten. Und auch wenn die Kinder noch Stoffmasken tragen dürfen, frage ich mich, wer trägt die Verantwortung, sollte ein Kind kurz-oder langfristig körperlichen Schaden nehmen? Und wenn ich rechtlich abgesichert wäre, würde ich dennoch nicht gegen mein Wissen und meine Überzeugung handeln und die Kinder dauerhaft eine Maske tragen lassen.

Aber es gibt noch einen anderen Grund warum ich die Maske im Unterricht ablehne. Unsere Schulkinder, besonders die kleineren, lernen auch über die Beziehung zum Lehrer. Mimik und Gestik, die nonverbale Sprache machen einen großen Teil meiner Kommunikation aus. Und besonders für Kinder mit emotionalen Auffälligkeiten oder Sprachproblemen ist es wichtig, dass sie sehen, was in meinem Gesicht passiert. Meiner Klasse habe ich dieses Schuljahr im sozialen Lernen beibringen wollen, dass man im Gesicht des Anderen sehen kann, wenn es jemandem beim Spielen zu viel wird, oder man verbal verletzend wird.

Der Umgang mit Menschen findet nun auch in der Schule unter der permanenten Bewusstheit von Gefahr statt. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass das Spuren in den Gehirnen und Herzen der Kinder hinterlassen wird.

Ich werde darum die Kinder in meinem Unterricht nicht auffordern eine Maske tragen bzw. ihnen erlauben sie abzunehmen und auch selbst keine aufsetzen. Ich werde natürlich Ihre Haltung als Eltern respektieren. Das macht die Kinder zum Instrument, oder eher zur Projektionsfläche der unterschiedlichen Haltungen. Das ist mir klar. Ich sehe nur gerade keine Alternative. Aus den beschriebenen Gründen und weil ich bei permanentem durch Stoff sprechen, meine Stimme Schaden nimmt, werde auch ich keine Maske tragen. Ich habe seit Jahren Stimmbandknötchen. Das schränkt mich sonst nicht sonderlich ein, bei übermäßiger Belastung schwellen sie allerdings wieder an, so dass meine Stimme heiser klingt.

Tod und Leid sind unsere menschlichsten Urängste. Risiken und Gefahren bestehen im Leben permanent. Nur machen wird sie uns sonst nicht so bewusst oder werden, so wie jetzt, täglich daran erinnert. Das Leben ist tatsächlich lebensgefährlich. Wenn wir aus Angst vor dem Tod das Leben unterbinden, mit allem was unser Menschlichstes ausmacht, haben wir nichts gewonnen und eine Menge verloren. Das Virus wird immer da sein, so wie viele andere Viren und Bakterien.

In meinem Umfeld kenne ich unterdessen Menschen die an Covid erkrankt waren und habe im weiteren Umfeld auch von Coronatoten gehört. Ebenso habe ich im nahen Umfeld Fälle von Krebs, Schlaganfall, schweren psychischen Erkrankungen und existenzieller Bedrohung durch die Maßnahmen. Ich habe auch noch Großeltern (als Scheidungskind habe ich sogar noch drei Omas), die weit über achtzig sind, sowie verängstigte Familienmitglieder, die ich seit Monaten nicht treffen kann. Dennoch bin ich ein Freund des Lebens und des Lebendigen.

Ich respektiere die Ansichten und Ängste eines jeden Menschen. Dort wo sie mich einschränken und ich mich plötzlich als Gefährder fühlen soll, weil jemand anderes Angst hat, wird es schwierig für mich. Und besonders bedenklich finde ich, dass wir auch Kinder in diese Lage bringen. Da kann ich nicht einfach die Maske hochziehen. Ich denke, dass jeder Mensch irgendwo eine rote Linie hat, was den Eingriff in sein Leben und seine Bedürfnisse, sowie die Entwicklung der Kinder angeht. Meine rote Linie ist hier erreicht.

Mir ist bewusst, dass das Probleme aufwirft und ich habe natürlich auch Sorge um meinen Job. Ich stehe hiermit schlicht für meine ganz persönliche Überzeugung, als Mensch, der ich auch in der Schule bin und ich glaube daran, dass am Ende alles irgendwie gut wird.

Sie alle haben Ihre eigene Haltung dazu, die ebenso auf Erfahrungen, Wissen und Gefühlen beruht wie meine. Jeder von uns denkt und fühlt in seiner Welt und das Einzige was ich mir wünsche ist, dass wir alle über die Dinge, die hier passieren nicht die Menschen dahinter vergessen, dass wir im Dialog bleiben und vielleicht sogar Lösungen finden.

Liebe Grüße


Corona-Blog