Posts mit dem Label Zöliakie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Zöliakie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 1. Januar 2014

Diagnostik und Therapie der Zöliakie

.....
Deutsches Ärzteblatt Int 06.12.2013; 110(49): 835-46; DOI: 10.3238/arztebl.2013.0835

Schuppan, DetlefZimmer, Klaus-Peter 

Hintergrund: 
Die Zöliakie ist eine entzündliche Erkrankung des Dünndarms mit einer Prävalenz von etwa 0,5–1 %. Sie wird durch Verzehr von Gluten in genetisch disponierten Personen (HLA-DQ2/8) ausgelöst. Pathogenetisch beteiligtes Autoantigen der Zöliakie ist die Gewebetransglutaminase (TG2).
Methoden: 
Selektive Literaturrecherche unter Einschluss nationaler und internationaler Leitlinien.
Ergebnisse: 
Die Zöliakie kann sich in jedem Alter mit gastrointestinaler (beispielsweise Malabsorption) oder extraintestinaler Symptomatik (beispielsweise Dermatitis herpetiformis Duhring) oder in Assoziation mit anderen Erkrankungen (wie Typ-1-Diabetes) manifestieren. Ein Großteil der Erkrankungen verläuft oligosymptomatisch. 
Es gibt zahlreiche Differenzialdiagnosen, unter anderem Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Entzündungen des Darms, oder das Reizdarmsyndrom. Zur Diagnose sind der Nachweis der zöliakiespezifischen Autoantikörper gegen TG2 (Endomysium) mit einer Sensitivität und Spezifität > 90 %, charakteristische histologische Läsionen der Dünndarmschleimhaut und eine Remission unter glutenfreier Ernährung erforderlich.
Schlussfolgerung: 
Wegen ihrer Häufigkeit bei phänotypischer Heterogenität, einer effektiven Diagnostik, der leichten Behandlungsmöglichkeit und damit der Vermeidbarkeit akuter und langfristiger Komplikationen sollte die Zöliakie im klinischen Alltag aller Fachdisziplinen berücksichtigt werden. Die strikt glutenfreie Diät ist lebenslang einzuhalten.

Erst vor etwa 10 000 Jahren wurde in Mesopotamien Getreide in die Ernährung des Menschen eingeführt und erreichte vor circa 7 000 Jahren Mitteleuropa. Aretaeus von Kappadokien berichtete erstmals im 2. Jahrhundert n. Chr. über eine (ernährungsabhängige) „bauchige“ Erkrankung. S. J. Gee (London, 1888) wird als Erstbeschreiber der Zöliakie angesehen. In den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts war die hohe Letalität aufgrund der Zöliakie von bis zu 30 % gefürchtet (e1).
Erst der Pädiater K. W. Dicke (Den Haag/Utrecht) erkannte in den frühen 1930er-Jahren den Zusammenhang zwischen der Zufuhr von Weizen und der Erkrankung (e2). Er sah seine Vermutung bestätigt, als sich seine Patienten unter der Weizenverknappung im Verlauf der späten Jahre des 2. Weltkrieges erholten.
In den frühen 1950er Jahren identifizierten und charakterisierten Dicke, H.A. Weyers und J.H. van de Kamer Gluten, die Speicherproteine des Weizens, als Auslöser der Zöliakie (e2).
Das morphologische Korrelat der Zöliakie, die Zottenatrophie mit Kryptenhyperplasie, wurde von L.W. Paulley (Ipswich, 1954) und M. Shiner (London, 1956) detailliert untersucht, die Gliadin-Antikörper wurden von E. Berger (Basel, 1958) und der Endomysium-Antikörper von T.P. Chorzelski (Warschau, 1983) entdeckt. Ein weiterer Meilenstein war die Entdeckung des Autoantigens der Zöliakie, der Gewebetransglutaminase (TG2) (1).
Trotz der Möglichkeit einer differenzierten und rationalen Diagnostik ist die Zöliakie aufgrund ihres breiten klinischen Spektrums und bei fehlender Anwendung serologischer Screening-Methoden weit unterdiagnostiziert (23).
Heute beträgt die diagnostische Latenz etwa vier Jahre (e3). Dies ist umso bedauerlicher, weil mit der glutenfreien Diät eine sehr effektive Therapiemöglichkeit mit präventivem Potenzial zur Verfügung steht.
Grundlage des Artikels sind evidenzbasierte Leitlinien, die in den letzten Jahren von der Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ, 2004), der American Gastroenterological Association (AGA, 2006), der North American Society for Pediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition (NSPGHAN, 2005), dem National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE, 2009) und der European Society for Pediatric Gastroenterology, Hepatology, and Nutrition (ESPGHAN, 2012) entwickelt wurden (37), und eine selektive Literaturrecherche. Die Suchstrategie beinhaltete alle Publikationen der letzten zehn Jahre, die in PubMed unter dem Begriff „celiac disease“ mit den Einschlusskriterien „diagnosis“, „therapy“, „epidemiology“, „pathogenesis“ und „guideline“ angezeigt wurden.

Lernziele
Lernziele für den Leser sind:
  • neue Erkenntnisse zur Ätiopathogenese dieser Systemerkrankung zu gewinnen
  • die heterogene Symptomatik dieser Systemerkrankung frühzeitig zu erkennen, eine fundierte Basisdiagnostik durchzuführen und die weiterführende Konfirmationsdiagnostik zu veranlassen
  • Indikationen, Potenziale und Grenzen der glutenfreien Diät einschätzen zu können
  • Komplikationsspektrum und Präventionsmöglichkeiten der Erkrankung zu kennen.

Definition
Die Zöliakie (Synonym: einheimische Sprue) ist eine häufige entzündliche (autoimmune) Dünndarmerkrankung mit systemischer Manifestationsmöglichkeit, die durch den Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel (unter anderem Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel) ausgelöst wird. Sie lässt sich bei HLA-DQ2/8-positiven Patienten durch Serum-Autoantikörper gegen Endomysium (EMA) oder Gewebetransglutaminase (TG2), eine charakteristische duodenale Histologie (entzündliches Infiltrat, Kryptenhyperplasie, Zottenatrophie) und eine Remission der klinischen und serologischen Befunde unter glutenfreier Ernährung belegen. Neben der klassischen Zöliakie mit schwerer Diarrhö und Malabsorption manifestiert sich die Zöliakie häufiger mit geringen oder atypischen Symptomen oder primär über die mit ihr assoziierten Autoimmunerkrankungen (58).

Pathogenese
Die Zöliakie ist eine der am besten charakterisierten immunologischen Erkrankungen. Die betroffenen Patienten weisen Folgendes auf:
  • HLA-DQ2 oder -DQ8 als genetische Prädisposition
  • einen definierten Auslöser (Gluten)
  • hochsensitive und spezifische Autoantiköper gegen das körpereigene Enzym Gewebetransglutaminase (TG2).
TG2 spielt als Autoantigen der Zöliakie eine zentrale Rolle in der Pathogenese, da es die immunogenen Glutenpeptide durch eine chemische Reaktion im Dünndarm (Deamidierung) in ihrer Immunogenität potenziert.
Gluten, die alkohollösliche Fraktion des Weizenproteins, wird in großen Mengen (10–20 g pro Tag) mit der normalen Nahrung aufgenommen. Einige Glutenpeptide werden durch die gastrointestinalen Enzyme (e4) nicht abgebaut und über die Dünndarm-Mukosa transepithelial aufgenommen (9). Sie werden dort auf den antigenpräsentierenden Zellen von Trägern des HLA-DQ2 oder HLA-DQ8 (etwa 90 % beziehungsweise 10 % der Zöliakiepatienten) präsentiert und stimulieren damit glutenspezifische T-Zellen (Grafik 1).
.....
.....
.....


Die unbehandelte Zöliakie kann exazerbieren und ist nach langer Laufzeit mit einem erhöhten Risiko für gastrointestinale Malignome, insbesondere dem insgesamt sehr seltenen intestinalen T-Zell-Lymphom 

.....
.....
Von besonderer Bedeutung sind die extraintestinalen Manifestationen der Zöliakie, die gegenüber intestinalen Symptomen im Vordergrund stehen können und bei früher Diagnosestellung häufig auf eine glutenfreie Diät (GFD) reagieren. Hierzu gehören zum Beispiel Hepatopathien, die Dermatitis herpetiformis Duhring, IgA-Nephropathie - Nierenkörperchen, Temporallappen-Epilepsie, zerebelläre Ataxie, periphere Neuropathie, Lungenhämosiderose oder „unspezifische“ Symptome wie Gelenkbeschwerden, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen (Depression) und Obstipation(Kasten 1).
.....
.....
.....

weiterlesen im Ärzteblatt
.....

Dienstag, 29. Oktober 2013

Hirse

.....
 Hirse wird als Basen bildenes Getreide gehandelt und ist ebenso ein Schönheitselixier

Hirse   schmeckt etwas gewöhnungsbedürftig, da unsere moderne Lebensweise die Hirse zum großen Teil ausschließt, unser Gaumen diesen Geschmack also nicht kennt. Dabei zählte sie bis ins vorige Jahrhundert zu unseren Grundnahrungsmitteln. 


Mittlerweile ist sie zu einem festen Bestandteil in meiner Küche geworden. Zum Frühstück gibt es nun des öfteren süßen Hirsebrei. Rezepte finden sich jede Menge im Internet. Mein Frühstückshirsebrei bekommt den richtigen Geschmack mit etwas Zucker - Butter - Rosinen - Leinsamen und eventuell noch Früchten. Was die Küche so gerade hergibt. Herzhaften hatte ich mal zum Abendessen gekocht - mit glutenfreier Gemüsebrühe (gibt es recht günstig bei Rossmann) und Gewürzen. Allerdings machte mein Sohn seeeehr lange Zähne und schmierte sich dann Schnitten. Was mit dem etwas anderen Geschmack zusammenhängt. 


Gestern nun habe ich seit längeren mal wieder Paprikaschoten zubereitet, aus dem Rest des Gehackten wurden Klopse. Das Gehacktes bekam mit Hirseflocken (bei EDEKA) den richtigen Zusammenhalt. Und - man merkt nicht einmal die Hirse daran. Auch nicht mein Sohn!



Der Weg zur Wiederinkulturnahme der Rispenhirse

Mit der Entstehung des Bewußtseins für eine vollwertige und ausgewogene Ernährung mit Lebensmitteln aus ökologischem Landbau, fand auch das fast vergessene Hirsekorn wieder auf den Tisch zurück. Die stetige Entwicklung der Nachfrage für ökologisch erzeugte Produkte schuf die Basis für die Bildung eines Marktes für Hirsekorn, von dem mittlerweile auch vielfältigste Verarbeitungsprodukte angeboten werden. Bis zum Jahr 2004 beruhte das Angebot ausschließlich auf Importen aus Ländern wie den USA, Kanada, China, Ungarn, Österreich oder auch Russland. 

Diese Situation war und ist insofern unbefriedigend, da Rispenhirse bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland (der Anbau konzentrierte sich ab dem 17./18. Jh. in den südlichen Gebieten der Mark Brandenburg) ein einheimisches Getreide war, das in früheren Zeiten sogar als beste Frucht gegen den Hunger, somit als Grundnahrungsmittel, hoch geschätzt wurde.





(Zentrum der Gesundheit) - In Europa hält die Hirse, eine Getreideart aus der Familie der Süssgräser, wieder Einzug. Nicht zuletzt liegt dies daran, dass Ernährungswissenschaftler herausgefunden haben, dass die Hirse hervorragende positive Eigenschaften beinhaltet und so einen wichtigen Beitrag für die Gesunderhaltung des Körpers leisten kann. Damit steht die Hirse an der Spitze der Getreidesorten, bezüglich der gesundheitsfördernden Charakteristiken. Im nachfolgenden Artikel ist von der Goldhirse die Rede.



Hirse - ein glutenfreies Getreide


Aufgrund der Tatsache, dass die Hirse zu den glutenfreien Getreidearten gehört, wird sie gerade von Personen, die Probleme mit Gluten haben, gegenüber anderen Getreidesorten bevorzugt. Dies betrifft insbesondere Personen, die an Magen Darm Problemen oder Zöliakie leiden und eine glutenfreie Ernährung einhalten müssen


Hirse und ihr Nährwert

  • Die Vitamine B1 bis B9 sind in Hirseflocken ebenso enthalten wie Vitamin E. Magnesium ist mit 170 Milligramm auf 100 Gramm Hirseflocken sehr hoch dosiert. Auch Kalzium, Eisen, Zink und Kupfer haben einen festen Platz in den Hirseflocken.3

Die Nährwerte vom Mehl aus Hirse

  • Hirsemehl hat 345 kcal auf 100 Gramm Mehl. Weizenmehl vom Typ 405 hat nur minimal weniger Kalorien. Mit 337 kcal auf 100 Gramm Mehl ist kaum ein Unterschied zwischen Hirse- und Weizenmehl.1
  • Mehl aus Hirse liefert Ihnen 250 Mikrogramm Vitamin B1, aus Weizenmehl bekommen Sie nur 60 Mikrogramm.2
  • Der Nährwert des alten Getreides beim Vitamin B2 beträgt 190 Mikrogramm auf 100 Gramm Mehl. Von der gleichen Menge Weizenmehl erhalten Sie gerade einmal 30 Mikrogramm. Auch bei den Vitaminen B3, B5 und B6 schlägt das Hirsemehl das moderne Mehl aus Weizen um mindestens fünfzig Prozent.3
  • Auch die Nährwerte der Mengenelemente wie Magnesium, Kalzium und Kalium sind im Mehl aus Hirse fast doppelt so hoch wie in allen anderen Mehlen, die zurzeit gebräuchlich sind.4
Wenn Sie Getreideprodukte mit einer hohen Nährwertdichte essen wollen, dann ist Hirse für Sie die erste Wahl.

....

Glutenfreie Rezepte

.....

Bratensauce à la Landhotel Betz 
1 ½ kg klein gehackte Kalbsknochen
2 Zwiebeln
2 Möhren
1 Stange Staudensellerie
200 g Tomatenmark
Etwas Rotwein
3 l Wasser
2-3 Lorbeerblätter; Pimentkörner, Pfefferkörner und Wachholderbeeren, Salz, Rapsöl
Die Kalbsknochen in einem Bräter in Rapsöl anbraten. Das Gemüse waschen, schälen und in grobe Würfel schneiden. Das Tomatenmark hinzugeben und 2 bis 3 Mal mit etwas Rotwein ablöschen.
Mit 3 l Wasser auffüllen. 2 bis 3 Lorbeerblätter, Pimentkörner, Pfefferkörner und Wachholderbeeren hinzufügen, etwas Salz hinzu und alles ca. 4 bis 5 Stunden leicht köcheln lassen. Durch ein Tuch passieren, erkalten lassen und das Fett entfernen.

Quelle
....

Therapie der Zöliakie

....
Die einzige Möglichkeit, der Zöliakie entgegenzutreten, ist das Einhalten einer lebenslangen, strikten glutenfreien Diät. Es gibt keine Behandlungsmethode, die die Ursachen bekämpfen kann. Sollte die Erkrankung erst nach dem Eintreten verschiedener Komplikationen erkannt und mit einer dementsprechenden Ernährungsweise begonnen werden, ist bei Einhalten strikter Diät bei Jugendlichen und Erwachsenen erst nach 1–2 Jahren mit einer Regeneration der Darmschleimhaut und mit voller Belastbarkeit zu rechnen. 
Schon geringe Diätfehler beeinträchtigen das Allgemeinbefinden und die körperliche Leistungsfähigkeit. Intensive Trainingseinheiten können das unerkannte Krankheitsbild sogar verschlechtern. Dies macht es für Sportler besonders knifflig. Auf Wettkämpfen, die mehrere Tage andauern, im Trainingslager und immer dann, wenn Außerhausverpflegung angesagt ist, müssen betroffene Athleten besonders aufpassen. Oftmals wissen Gastronomen, obwohl glutenhaltige Getreide und daraus hergestellte Erzeugnisse immer auf Verpackungen deklariert werden müssen, selbst nicht, in welchen ihrer verwendeten Produkte Gluten enthalten sein könnte. Trotzdem, im Idealfall bei dauerhaft konsequenter Diät, gibt es nicht die geringste Einschränkung beim Sport. Wenn Sie als Sportler gewisse Dinge beachten und dementsprechend aufgeklärt sind, können Sie sportlich gesehen durchstarten. 
Mit dem Wissen, dass an Zöliakie erkrankte Menschen häufig einen niedrigeren Konsum an Kohlenhydraten und Ballaststoffen aufweisen als die allgemeinen Empfehlungen vorgeben, kann man in der Sporternährung gut arbeiten. Zumal eine fett-eiweißbetonte Basisernährung im Sport vielen Athleten gut bekommt. Außerdem ist es wichtig, bei Sportlern mit Zöliakie regelmäßig die Versorgung mit Mikronährstoffen mittels Blutanalyse zu checken. Gerade Eisen- und Folsäuremangel müssen aktiv gesucht und gegebenenfalls mit therapeutischen Dosen mithilfe von Supplementierungen behandelt werden. Auch die Lebensmittelindustrie zieht mit: so gibt es immer mehr Riegel, Gels und Getränke, die weder Laktose noch Gluten oder Fruktose enthalten.(2,3)

Für Zöliakiebetroffene gilt bezüglich ihrer Ernährung:
- Strikt zu meiden sind Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Grünkern, Kammut, Emmer, Triticale, Einkorn sowie alle daraus hergestellten Nahrungsmittel und Speisen wie Brot, Gebäck, Teigwaren, Flocken, Paniertes, Mehlsoßen etc.
- Erlaubt sind – da natürlicherweise glutenfrei – aus der Gruppe der Kohlenhydratlieferanten Kartoffeln, Reis, Mais, Buchweizen, Amaranth, Quinoa, Hirse und Hülsenfrüchte. Dazu kommen unverarbeitete Grundnahrungsmittel wie Milch, Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse, Obst, Pflanzenöle und Zucker.
- Vorsicht ist geboten bei sämtlichen Fertigprodukten. Lesen Sie die Deklaration auf den Produkten sehr sorgfältig, um sicher zu gehen, ob das Produkt geeignet ist. An der Zutatenliste lässt sich erkennen, ob zur Herstellung rezepturmäßig glutenhaltige Zutaten verwendet wurden. Beispiele sind: Weizenmehl, Weizenstärke, Gerstenmalzextrakt, Sojasauce (mit Weizen), etc.
- Im Handel sind außerdem glutenfreie Spezialprodukte erhältlich. Somit existieren Alternativen zu glutenhaltigen Produkten wie Mehl, Brot und Teigwaren. Gekennzeichnet sind diese Produkte mit dem „glutenfrei-Symbol“.
- Wichtig ist es für Betroffene mithilfe von Ernährungsberatern in hohem Maße aufgeklärt zu werden und eine neue Ernährungsweise für sich zu entdecken. Mit möglichst wenig Verzicht und vielen leckeren Alternativen!
- Tipp: Nutzen Sie Internetnetzwerke, dort finden Sei zahlreiche Rezeptideen.
- Die meisten handelsüblichen Sportgetränke sind glutenfrei. Allerdings ist bei einem Aufenthalt im Ausland Vorsicht mit Fertiggetränken geboten.
- Im Trainingslager und auf Reisen sollten Sportler immer ausreichend Spezialprodukte wie Riegel, Toast oder Brot dabei haben und auch Maltodextrin, um Getränke anreichern zu können.

Achten Sie auf Ihren Darm!

Ihr Darm ist ein wichtiger Baustein in der Funktionsvielfalt Ihres Organismus. Eine funktionierende Darmflora ist für Ihr Immunsystem ebenso wichtig, wie für die Aufnahme wichtiger Nährstoffe und Energieträger. Gerade das ist aber für Sportler ein wichtiger Aspekt, so dass das Auftreten von Problemen wie eine Glutenunverträglichkeit zu Einbußen in der Leistungsfähigkeit führen kann! Ist eine Erkrankung erkannt, stellt dies den Sportler vor das Problem, dass Weizen, Roggen, Gerste und Hafer unverträglich sind. Gerade diese Getreidesorten stellen jedoch einen wichtigen Grundstock im Sichern des Kohlenhydratbedarfs dar! Gerade Ausdauersportler müssen also darauf achten Ihren Energiebedarf über Reis, Kartoffeln, Mais oder Hirse zu decken. In keinem Fall darf eine erkannte Zölliakie zu einem Abbruch der sportlichen Tätigkeit führen. Im Allgemeinen dürften sich Symptome wie eine allgemeine Müdigkeit bedingt durch Eisenmangel oder auch Schwindel und Bauchschmerzen im Rahmen einer Diät verbessern. Das Aufnehmen eines sportlichen Trainings kann insgesamt helfen, die Darmtätigkeit zu optimieren, das Immunsystem zu unterstützen und die Leistungsfähigkeit insgesamt zu verbessern!
Wenn Sie also die wenigen Ratschläge beherzigen, sind Sie durchaus in der Lage auch herausragende sportliche Leistungen zu verbringen. Das kann sogar ein Marathonlauf oder ein Langdistanz-Triathlon sein. Insofern keine akuten Probleme vorhanden sind, stellt eine Zölliakie nicht unbedingt eine Einschränkung dar. Allein Ihre Wettkampfnahrung und auch die Sportgetränke müssen auf eine Glutenunverträglichkeit ausgerichtet sein, so dass Sie während der sportlichen Betätigung ausreichend mit Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt sind.

Hanna Sandig


...

Freitag, 4. Oktober 2013

Zöliakie: Wie erkennt man die Symptome und wie erfolgt die Diagnose?

....

Die Symptome der Zöliakie sind oft unspezifisch und leicht mit den Symptomen von Nahrungsmittelallergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu verwechseln. Die richtige Diagnose ist deshalb entscheidend. MeinAllergiePortal sprach mit Frau Dr. Stephanie Baas, medizinische Beraterin der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. (DZG) in Stuttgart über mögliche Symptome und das richtige Vorgehen bei der Diagnose.

 Frau Dr. Baas, welche Symptome sind typisch für eine Zöliakie?

Zunächst muss man sagen, dass die meisten Zöliakie-Patienten nur minimale Beschwerden haben und oft auch nur einzelne Symptome zeigen. Im Magen-Darm-Bereich kann sich die Zöliakie durch Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfungen Blähungen, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und das Gefühl von Müdigkeit und Schlappheit bemerkbar machen.


Häufig leiden Zöliakie-Betroffene aber nicht an diesen typischen Beschwerden. Vielmehr leiden Menschen mit Zöliakie oft unter Abgeschlagenheit und Nährstoffmangelerscheinungen und weisen Defizite an Eisen, Zink, Folsäure, Kalzium und Vitamin D. Besteht ein Zinkmangel kann es auch zu Hauterkrankungen kommen, z.B. zu Exanthemen (Hautausschläge). Kalziummangel und Vitamin D-Mangel können zu einer frühzeitigen Osteoporose führen. Der Mangel an Folsäure kann sich durch eine verminderte Bildung von weißen Blutkörperchen bemerkbar machen oder, bei werdenden Müttern, durch ein Spina bifida beim ungeborenen Kind. Auch erhöhte Leberwerte können ein Zeichen für eine Zöliakie sein.



Weitere Symptome zeigen sich in den sogenannten "extraintestinalen Manifestationen". Darunter versteht man die Manifestationen der Zöliakie, die außerhalb des Magen-Darm-Traktes zu finden sind und die nicht auf Nährstoffdefizite zurückzuführen sind. Zu diesen extraintestinalen Manifestationen gehören z.B. gynäkologische Probleme wie Infertilität, Fehlgeburten, Frühgeburten und Zyklusstörungen. Eine Zöliakie kann aber auch neurologische Probleme, Depressionen, Migräne, die erwähnten Leberwerterhöhungen oder eine Dermatitis herpetiformis Duhring verursachen.

Auch andere Organsysteme können Manifestationen der Zöliakie zeigen, allerdings sind diese seltener. Leider treten auch, trotz guter Diätführung, bei manchen Zöliakiebetroffenen neurologische Probleme auf, wobei deren Entstehung bishernoch nicht gut untersucht wurde.


Wie geht der Arzt vor, um die Zöliakie zu diagnostizieren und was ist zu beachten?

Die Diagnostik ist extrem wichtig. Insbesondere ist es wichtig, dass die Diagnose vor der glutenfreien Ernährung erfolgt. Heutzutage steht eine Vielzahl an glutenfreien Lebensmitteln zur Verfügung. Da liegt es nahe, dass man als Betroffener, bei Verdacht auf Zöliakie, diese Lebensmittel einfach ausprobiert, um zu sehen, ob sich die Beschwerden dann verbessern. Eine länger andauernde glutenfreie Diät von ca. 2 bis 4 Wochen erschwert jedoch die Diagnostik, denn dadurch werden die Antikörper abgebaut und die Darmschleimhaut baut sich wieder auf. Eine Zöliakie lässt sich dann nicht mehr gut nachweisen.
Patienten, die eine Zöliakie bei sich vermuten, sollten deshalb lieber gleich einen Gastroenterologen aufsuchen und nicht auf eigene Faust eine glutenfreie Diät beginnen. Ansonsten müssten diese Patienten, um eine sichere Diagnose zu gewährleisten, erneut über einen längeren Zeitraum Gluten zu sich nehmen. Dies kann sehr unangenehm sein, denn man ruft ja erneut Beschwerden hervor, wenn man nach einer beschwerdefreien Karenzphase wieder mit dem Verzehr von Gluten beginnt. Und dies nur, um eine sichere Diagnose zu stellen! Auf der anderen Seite ist es sehr wichtig, sicher zu wissen, ob es sich um eine Zöliakie handelt oder nicht. Ist dies nicht eindeutig geklärt, besteht die Gefahr, dass sich der Patient nach einer gewissen Zeit nicht mehr an die glutenfreie Diät hält und damit großen Schaden anrichtet.


Beim Arzt wird in der Regel wird zuerst ein Bluttest gemacht, der Tranglutaminase-IgA-Antikörpertest. Es gibt auch noch andere Testverfahren, die aber nicht so häufig eingesetzt werden. Der nächste Schritt wäre dann eine Magenspiegelung, bei der man mehrere Gewebeproben aus dem Zwölffingerdarm entnimmt. 



Dabei ist es besonders wichtig, dass nicht nur eine einzelne Probe, sondern fünf bis sechs Proben aus verschiedenen Bereichen des Zwölffingerdarms entnommen werden, damit man eine bessere Übersicht über den Gesamtzustand der Darmschleimhaut erhält. Bei der Zöliakie sind die Veränderungen der Darmschleimhaut manchmal nicht gleichmäßig verteilt. Vielmehr können die entzündlichen Veränderungen fleckenförmig auftreten. Bei einer einzelnen Biopsie besteht deshalb immer die Gefahr, die Zöliakie zu übersehen. 



Anhand dieser Gewebeprobe lässt sich dann die Schädigung der Darmschleimhaut erkennen. Aus der Kombination aus wegweisenden Symptomen, den Antikörpern im Blut, der Biopsie und der Verbesserung der Symptome unter glutenfreier Diät ergibt sich dann die Diagnose Zöliakie.   



Welche anderen Testverfahren gibt es und wann werden sie eingesetzt bzw. warum werden sie selten eingesetzt?

Neben dem Tranglutaminase-Antikörpertest gibt es noch andere Antikörpertests, wie z.B. den Test auf Endomysium-IgA-Antikörper). Dieser Test ist schon länger im Einsatz und entspricht qualitativ dem Tranglutaminase-Antikörpertest. Allerdings wird der Endomysium Antikörper-Test nicht von allen Laboren angeboten. Zum einen ist dieses Testverfahren deutlich aufwendiger als der Tranglutaminase-Antikörpertest. Zum anderen bedarf es auf Seiten des Labors einer gewissen Erfahrung und Expertise, um die Ergebnisse dieses Tests korrekt auszuwerten. Der Tranglutaminase-Antikörpertest ist im Vergleich deutlich einfacher in der Handhabung und wird deshalb von den Laboren bevorzugt. 


Außerdem gibt es noch die neueren Gliadin Antikörper-Tests, die sogenannten deamidierten Gliadin-Peptid-Antikörper-Tests. Hier kommen vor allem die IgG-Antikörper zum Einsatz. Diese Diagnoseverfahren sind etwas schlechter als Tranglutaminase-Antikörpertest und Endomysium-Antikörper-Test (IgA), werden aber eher bei einem IgA-Mangel eingesetzt. 



Das hat den folgenden Hintergrund: Die bei der Zöliakie auftretenden Antikörper sind hauptsächlich IgA-Antikörper und genau diese IgA-Antikörper werden durch den Tranglutaminase-Antikörpertest und den Test auf Endomysium-Antikörper bestimmt. In der deutschen Bevölkerung ist jedoch der IgA-Mangel der am häufigsten auftretende Immundefekt – die Häufigkeit liegt bei 1 zu 500. Besteht also dieser Immundefekt, d.h. ein IgA-Mangel, kann der Körper IgA-Antikörper entweder schlecht oder gar nicht produzieren. Diese werden deshalb auch bei bestehender Zöliakie nicht vom Körper gebildet. Wenn man vorher nicht weiß, ob der Betroffene einen IgA-Mangel hat, weiß man bei einem negativen Ergebnis der Tests auf Tranglutaminase-Antikörper und Endomysium-Antikörper nicht, ob nicht doch eine Zöliakie vorliegt. Es ist deshalb wichtig, zu Beginn der Diagnostik, zumindest einmalig, zu bestimmen, ob der Betroffene überhaupt IgA-Antikörper herstellen kann. Es ist deshalb sinnvoll, gleich zu Beginn der Diagnostik Transglutaminase IgA und das Gesamt-IgA abzuklären, denn dadurch werden zeitliche Verzögerungen durch evtl. weitere Tests vermieden. Dies ist auch deshalb wichtig, weil der Patient so schnell wie möglich erfahren sollte, ob bei ihm eine Zöliakie vorliegt oder nicht. Vergeht zu viel Zeit zwischen dem Zöliakie-Verdacht und der eigentlichen Diagnose, besteht die Gefahr, dass der Patient aus Ungeduld selbstständig mit einer glutenfreien Diät beginnt und dies würde die Ergebnisse aller nachfolgenden Tests verfälschen. Besteht tatsächlich ein IgA-Mangel, würde man bzgl. der Transglutaminase einen IgG-Antikörpertest bevorzugen und/oder den deamidierten Gliadin-Peptid-IgG-Antikörper-Test. Dieser Test kann auch immer dann zusätzlich angewendet werdent, wenn man mit der Transglutaminase-Testung nicht weiter kommt.



Die Symptome der Glutensensitivität sind denen der Zöliakie sehr ähnlich, worin bestehen die Unterschiede?

Anhand der Symptome lassen sich die Zöliakie und die Glutensenstivität nicht unterscheiden. Allerdings scheint die Glutensensitivität nicht so stark mit den extraintestinalen Beschwerden einherzugehen.


Wie sieht die Diagnose dann bei der Glutensensitivität aus?

Für die Glutensensitivität verfügen wir zurzeit noch nicht über einen Marker, der die Erkrankung im Blut nachweist – daran wird noch geforscht. Entzündungen des Darms findet man bei der Glutensensitivität nicht. Die Glutensensitivität stellt daher momentan eine Ausschlussdiagnose dar. Wenn man weder die für die Zöliakie typischen Antikörper im Blut findet, noch die typischen Veränderungen der Darmschleimhaut und wenn kein Hinweis auf eine Weizenallergie oder eine Roggenallergie vorliegt, sich die Beschwerden unter glutenfreier Diät aber verbessern, geht man von einer Glutensensitivität aus.

Ist die Glutensensitivität auch eine lebenslange Diagnose wie bei der Zöliakie?

Zurzeit weiß man das noch nicht so genau, da das Krankheitsbild erst seit einigen Jahren systematisch erforscht wird. Vermutlich ist es eher so, dass die Glutensensitivität nicht bei jedem Betroffenen gleich stark ausgeprägt ist und dass sie vermutlich auch in manchen Fällen wieder verschwindet. Man kann sich hier wahrscheinlich am Schweregrad der Symptome orientieren, auch in Bezug auf die glutenfreie Diät. Man muss eventuell keine strikt glutenfreie Diät einhalten, sondern es reicht aus, den Glutenkonsum so weit zu reduzieren, dass eine Beschwerdefreiheit gewährleistet ist.


Frau Dr. Baas, herzlichen Dank für dieses Gespräch!


Lesen Sie auch:





....

Freitag, 20. September 2013

Zöliakie - eine diagnostische Herausforderung

......
Zöliakie (hier synonym verwendet für einheimische Sprue) ist eine Erkrankung, die mit schwer-wiegenden Komplikationen für den Patienten verbunden ist, aber – einmal erkannt – effektiv behandelt werden kann. 

Experten schätzen, dass in Europa nur 1 von 5 - 10 Fällen mit Zöliakie erkannt wird. Warum ist die Diagnoserate so niedrig, obwohl wir über hochwertige Diagnoseverfahren verführen, die Diagnose-Algorithmen einfach sind und die Zöliakie in den Fachjournalen ausgiebig besprochen wird ? 

Als wichtige Gründe werden eine geringe medizinische Aufmerksamkeit und ein fehlende Infrastruktur für Zöliakie-Patienten genannt [1]. Da viele Patienten, insbesondere im Erwachsenen-Alter, nur uncharakteristische Symptome aufweisen, ist es wichtig, solche Konstellationen zu definieren, die zur Verdachtsdiagnose Zöliakie führen und  eine gezielte diagnostische Abklärung auslösen.


Positive Histologie bei negativer Serologie ? Andere Ursachen einer Zottenatrophie ausschließen !
Obwohl die histologische Diagnostik den morphologischen Beweis einer Zöliakie liefert, ist das histologische Ergebnis allein nicht beweisend für diese Krankheit. DD müssen andere Ursachen ausgeschlossen werden, wenn sich die Symptome unter Gluten-freier Kost nicht bessern. Eine Reihe anderer Ursachen für Enteritis können ein ähnliches histologisches Bild liefern, angefangen von Kuhmilcheiweiß-Intoleranz bis hin zu Giardiasis und Morbus Crohn.


Labor Schön


weitere Informationen
......

Kahlschlag unter den Darmzotten

......
von Elke Wolf, Rödermark

Lebenslang Diät zu halten – das ist eine schwere Bürde. Eine Bürde, die Zöliakie-Erkrankte zu tragen haben. Nachlässigkeit in der Gluten-Karenz wird bestraft. Dabei sind Blutarmut, verzögertes Wachstum bei Kindern und Durchfälle nicht immer die unmittelbaren Folgen der Inkonsequenz. Weitaus dramatischer ist die Tatsache, dass Zöliakie-Betroffene, die ihre Diät nicht streng einhalten, häufiger an Tumoren erkranken als diejenigen, die sich absolut glutenfrei ernähren.


Eine Krankheit mit drei Namen: Tritt sie im Kindesalter auf, heißt sie Zöliakie, im Erwachsenenalter Sprue. Und Gastroenterologen sprechen von der Gluten-sensitiven Enteropathie. Zugrunde liegt eine Unverträglichkeit des Organismus auf das Klebereiweiß Gluten. Gluten kommt in Weizen vor und besteht aus vielen Proteinfraktionen. Hierunter wiederum machen die Gliadine die wichtigste aus. Eine der Gliadinfraktionen löst die Erkrankung aus – wahrscheinlich getriggert durch zusätzliche bakterielle oder virale Infektionen. Auf verwandte Eiweiße aus Roggen, Gerste und Co. (Secaline und Hordeine) rebelliert der Organismus ebenfalls. Der Einfachheit halber spricht man immer vom Gluten als Übeltäter.

Gluten wirkt bei den Betroffenen toxisch auf die Dünndarmschleimhaut. Diese reagiert mit einer heftigen Entzündung, in deren Verlauf die Dünndarmzotten allmählich abflachen. Die Lebenszeit der Enterozyten, also der Darmepithelzellen, die auf den Zotten sitzen und die Nahrung aufnehmen, ist rapide verkürzt. Statt zwei bis fünf Tage verrichten sie nur sechs Stunden ihre Arbeit. Obwohl der Darm versucht, den Enterozytenverlust durch erhöhte Neuproduktion wettzumachen, ist der Zottenschwund nicht aufzuhalten. Zum Zeitpunkt der Diagnose sind die Zotten in aller Regel völlig verschwunden.


Nährstoffwerte im Keller

Der Kahlschlag unter den Darmzotten bleibt nicht ohne Folgen: Ziemlich wahrscheinlich entsteht ein mehr oder minder stark ausgeprägter Mangel an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen bei aktiver Erkrankung ohne Diät. Da die Zotten als Oberflächenvergrößerer (auf einem Quadratzentimeter stehen normalerweise etwa 200 Zotten) ihren Dienst versagen, werden weniger Nährstoffe ins Blut befördert. Viele Patienten verlieren Gewicht und leiden unter Anämie auf Grund eines Mangels an Eisen, Vitamin B12 und Folsäure sowie Krämpfen durch einen Calcium- und Magnesiummangel. Infolge eines Vitamin-K-Defizits kann die Blutgerinnung gestört sein (Tabelle 1). Der Eiweißmangel kann so gravierend sein, dass Mangelödeme an Hand- und Fußrücken entstehen. Möglicherweise erhöht fehlendes Selen langfristig das Risiko, an Krebs, vor allem Darmkrebs, zu erkranken.



Tabelle 1: Extraintestinale Manifestationen bei Sprue

Organsystem Manifestation Ursachen Blutbildendes System Anämie Eisen-, Folsäure-, Vitamin-B12-, Vitamin-B6-Mangel Blutungen Hypoprothrombinämie und selten Thrombopenie durch Folsäuremangel Skelett Knochenschwund Malabsorption von Calcium und Vitamin D pathologische Frakturen Osteopenie Osteoarthropathie unbekannt Muskulatur Atrophie (Muskelschwund) generelle Malabsorption Tetanie Calcium-, Vitamin D- und/oder Magnesium-Mangel Schwäche generalisierte Muskelatrophie, Hypokaliämie Nervensystem periphere Neuropathie Vitamin-B6-Mangel Demyelinisierung des ZNS unklar Hormondrüsen sekundärer Hyperparathyreoidismus Calcium- und Vitamin-D-Malabsorption, Hypocalcämie Amenorrhoe, Infertilität, Impotenz eventuell Malabsorption oder hypothalamisch-hypophysäre Dysfunktion Haut follikuläre Hyperkeratose, Dermatitis Vitamin-A-, Vitamin-B-Komplex-Malabsorption kleine Haut- und Schleimhautblutungen (Ekchymosen, Petechien) Hypoprothrombinämie Ödeme erniedrigtes Eiweiß und Albumine Dermatitis herpetiformis unbekannt

Die Schleimhautveränderungen sind im oberen Dünndarm krass ausgeprägt und nehmen nach unten hin ab. So präsentiert sich der unterste Dünndarmteil (Ileum) besonders bei älteren Kindern und Erwachsenen oft ganz normal. Wird jedoch Gluten über eine Sonde direkt in das Ileum eines Betroffenen eingebracht, schwinden auch dort die Zotten. Die Gewebeveränderung hängt demnach vom direkten Kontakt der Schleimhaut mit dem Gliadin ab. Dieses wird offenbar im oberen Dünndarm soweit verändert, dass es seine schädliche verliert. Jedoch: Ohne genetische Disposition keine Zöliakie. Und tatsächlich besitzen Patienten auf ihren Immunzellen das Histokompatibilitätsantigen HLA-DQ2 oder HLA-DQ8.



Das Zöliakie-Puzzle Für eine Autoimmunerkrankung weiß man über die Zöliakie recht viel. Man kennt das auslösende externe Agens, nämlich Gluten und verwandte Getreideproteine. Man kennt eine wesentliche genetische Veranlagung, HLA-DQ2 und -DQ8, und das Autoantigen, das Enzym Gewebetransglutaminase, das die Gliadine so verändert, dass sie vom Immunsystem über HLA-DQ2 oder -DQ8 besonders gut erkannt werden. Auch wenn deshalb die Zöliakie als Modell für andere Autoimmunerkrankungen dienen mag, fehlen den Wissenschaftlern noch einige Steinchen im Zöliakie-Puzzle.

  • Angehörige der weißen Rasse erkranken bevorzugt an Zöliakie. In China, Japan sowie in Schwarzafrika ist die Krankheit so gut wie unbekannt. Das hängt sicher auch mit anderen Ernährungsgewohnheiten (Reis) zusammen.

  • Frauen erkranken im Schnitt etwas häufiger als Männer (1,5 : 1). In Deutschland hat etwa jeder 1000. Bürger eine Zöliakie, damit gibt es rund 80.000 Betroffene.

  • Menschen, die auf ihren Immunzellen das Histokompatibilitätsantigen HLA-DQ2 oder HLA-DQ8 tragen, sind für Zöliakie empfänglich. Der HLA-Genkomplex kontrolliert Entzündungs- und Abwehrreaktionen des Organismus und scheint in besonderer Weise in die Entzündungsreaktionen der Dünndarmschleimhaut gegen Gluten verstrickt zu sein. Nach den Vererbungsgesetzen werden die HLA-Gene dominant vererbt. Die Zöliakie müsste daher, wenn sie allein auf dem Boden dieser vererbten Eigenschaft entstehen würde, in den betroffenen Familien häufiger auftreten, als sie es tatsächlich tut. Doch nur jeder 10. Verwandte ersten Grades erkrankt. Es müssen daher, so der Schluss der Gastroenterologen, weitere Puzzlesteine an der Zöliakie-Entstehung beteiligt sein.

  • Für den zusätzlichen Einfluss von Umweltfaktoren wie einer Infektion spricht die Beobachtung von eineiigen Zwillingen mit völlig übereinstimmendem Erbgut, bei denen der eine erkrankt war und der andere nicht. Allerdings leiden häufiger (75 Prozent) beide eineiigen Zwillinge an einer Zöliakie.

  • Gehäuft kommt die Zöliakie bei insulinpflichtigen Diabetikern vor, zudem besteht ein überdurchschnittlicher Zusammenhang mit Trisomie 21, Autoimmunkrankheiten der Schilddrüse, selektivem IgA-Mangel und mikroskopischer Kolitis (folgender Kasten).


Kaskade mit Modellcharakter

Wie genau die Gliadine die Mukosa schädigen, ist nicht genau bekannt. Wahrscheinlich handelt es sich um einen immunologischen Prozess, den man sich wie folgt vorstellt: Der Körper bildet Antikörper gegen Gluten, die dann als Antigen-Antikörper-Komplex die Schleimhaut schädigen. Als Antikörper wurden IgA-Antikörper gegen Endomysium (EmA), das Bindegewebe glatter Muskelzellen, ausgemacht. Die EmA-Autoantikörper kommen nur bei Zöliakie vor; ihr Titer korreliert mit der Erkrankungsaktivität.


Mit Sprue assoziierte Erkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • rheumatoide Arthritis
  • Nierenerkrankungen (IgA-Nephritis)
  • Blutungsstörungen (Thrombozytopenische Purpura)
  • autoimmunhämolytische Anämien
  • Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
  • Dermatitis herpetiformis Duhring
  • neurologisch-psychiatrische Krankheitsbilder: Depressionen, Psychopathien, Epilepsie

Seit kurzem ist auch das Autoantigen, das die EmA erkennt, identifiziert. Es ist das Enzym Gewebetransglutaminase, die neben anderen Bindegewebsproteinen besonders die Gliadine quervernetzt und deamidiert. Die veränderten Gliadine werden vom Immunsystem der Zöliakie-Patienten mit den speziellen HLA-Systemen besser erkannt. Es kommt zur Aktivierung von Lymphozyten, was wiederum die Zytokinproduktion anheizt. So wird zum Beispiel vermehrt Tumornekrosefaktor alfa gebildet, was die Schädigung der Schleimhaut vorantreibt. Zugleich reifen B-Lymphozyten und Plasmazellen heran, die IgA-Antikörper gegen Gliadin und Gewebetransglutaminase bilden. Das Autoantigen trägt somit wesentlich zur Aufrechterhaltung der Darmentzündung bei.


Diarrhö beim Kind nicht typisch

Zöliakie wird heute zunehmend erst bei älteren Kindern manifest. Längeres Stillen und der Trend zu glutenfreier Ernährung im ersten Lebens(halb)jahr dürften dafür verantwortlich zeichnen. Die Gesellschaft für Kinderheilkunde empfiehlt, glutenhaltige Lebensmittel frühestens ab dem 4. Monat der Nahrung beizufügen, denn bei einem erheblichen Teil der Patienten erfolgt die Sensibilisierung offenbar schon in der frühen Säuglingsphase. Es gibt Hinweise, dass das Intervall zwischen dem Beginn der glutenhaltigen Nahrung und dem Auftreten der ersten Symptome umso kürzer ist, je früher mit dieser Ernährung begonnen wurde. Kleine Kinder zeigen erst Beschwerden, nachdem sie mindestens drei bis sechs Monate Vollkorn- oder Grießbreie gegessen haben.
Bis zum Beginn der glutenhaltigen Ernährung gedeiht das Baby meist problemlos. Den Eltern fällt daher als erstes auf, dass das Kleine nicht mehr so zunimmt wie zuvor. Gleichzeitig wird es appetitlos und erbricht gelegentlich, besonders Breimahlzeiten. Dennoch nimmt die Stuhlmenge häufig zu. Charakteristisch sind ein fader, süß-säuerlicher Geruch des Stuhls und eine helle sandähnliche Farbe. Die Stuhlkonsistenz kann zwischen dünn-wässrig und knollig variieren. Nur eines steht fest: Die frühere, landläufige Ansicht, dass die Zöliakie immer mit Durchfällen auf sich aufmerksam macht, ist überholt. So zeigte eine groß angelegte Analyse, dass nur die Hälfte aller Säuglinge und Kleinkinder immer Durchfälle hat. Bei 25 Prozent wechseln normale Stühle mit Durchfällen ab, 15 Prozent haben völlig unauffällige Stühle, und 10 Prozent neigen gar zur Verstopfung.

Die kleinen Patienten sind meist sehr blass und verlieren ihre Lebhaftigkeit. Sie lächeln kaum, weinen häufig und scheinbar unbegründet und sind nicht mehr am Spielen interessiert. Schon erlernte Fähigkeiten wie Stehen oder Laufen können wieder verloren gehen. Bedrückt, muskelschwach und bewegungsarm ziehen sie sich zurück. Eltern wie Ärzten fällt in der Regel ein großer aufgeblähter Leib auf, der im Kontrast zum abgemagerten Körper steht. Als untrügliches Zeichen des Verlustes von Unterhautfettgewebe zeigen sich Falten in den normalerweise besonders gut gepolsterten Regionen wie Oberarmen, Oberschenkeln und Gesäß („der Anzug wird zu groß“).

Wird ein Zöliakie-Kind erst spät als solches erkannt, ist das beherrschende Symptom meist ein erheblicher Minderwuchs, der darauf hindeutet, dass die Mangelernährung schon jahrelang besteht. Gleichzeitig sind die bei Säuglingen auffälligsten Symptome geringer ausgeprägt oder gar nicht mehr vorhanden. Der aufgeblähte Leib ist kaum zu erkennen, nur gelegentlich wird über Bauchschmerzen geklagt. Der Stuhlgang wird subjektiv als nicht auffällig beschrieben, manchmal wohl nur deswegen, weil der Patient es nicht anders kennt. Nicht selten besteht eine Verstopfung. Die Geschlechtsreifung ist verzögert. Wichtiger Hinweis: Der Minderwuchs führt die Patienten häufig zuerst in die endokrinologische Praxis.

Wie stark sich die Zöliakie klinisch bemerkbar macht, hängt vom Alter bei Erkrankungsbeginn, der Erkrankungsdauer und der Vehemenz des Dünndarmschadens ab. Bedauerlicherweise führt eine größere deutsche Studie schwarz auf weiß vor Augen, dass der Zeitraum zwischen Beobachtung der ersten Symptome und Diagnosestellung immer noch relativ lang ist. Nur die Hälfte der Patienten wurde innerhalb von vier Monaten diagnostiziert, während es bei einem Drittel ein halbes Jahr länger dauerte. Besonders bei jüngeren Säuglingen (etwa 10 Prozent der Zöliakie-Kinder) kann es zu bedrohlichen Stoffwechselentgleisungen kommen, die nur mit Hilfe parenteraler Ernährung in der Klinik in den Griff zu bekommen sind.


Bei Erwachsenen oft nur diskret

Aber auch gesunde Erwachsene können plötzlich erkranken; viele Patienten sind bereits 30 bis 40 Jahre alt. Oftmals laborieren sie schon jahrelang an Beschwerden herum, bis die Diagnose endlich gestellt wird. Das mag daran liegen, dass die atypische Variante mit diskreteren Symptomen zehnmal häufiger als die klassische Sprue auftritt. Statt massivem Gewichtsverlust, Durchfall und Fettstühlen ist eine unklare Eisenmangelanämie, gelegentlich sogar nur ein erniedrigtes Serum-Eisen oder Ferritin (Speicherform) das einzige Indiz. Manchmal verläuft die Sprue auch gänzlich stumm. Dabei findet man zwar positive Antikörper und auch eine malträtierte Dünndarmschleimhaut, aber keine Beschwerden.

Egal ob klassisch oder stumm: Bei Nichtbehandlung können die Folgen in jedem Fall dramatisch sein. So ist das Malignomrisiko signifikant erhöht. Nach Angaben der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG) ist die Wahrscheinlichkeit für Hals-Nasen-Ohren-Tumoren fast 10-mal höher als bei der Normalbevölkerung. Das Risiko von Speiseröhrenkarzinomen liegt um 12,3-mal höher, und die Wahrscheinlichkeit für ein T-Zell-Lymphom ist gar 42,7-fach erhöht.


Gesundheit ist essbar

Ein Trost: Eine konsequente glutenfreie Ernährung ist eine wirksame Waffe gegen den Krebs. Studien zeigen, dass Sprue-Patienten, die streng glutenfrei leben, keiner erhöhten Gefahr mehr unterliegen, HNO-Tumore, Speiseröhrenkarzinome und maligne Lymphome zu bekommen. Bei Patienten aber, die ihre Diät nicht so ernst nehmen oder überhaupt keine einhalten, bleibt das Risiko bestehen. Das ist besonders fatal für diejenigen, bei denen sich die Sprue nicht oder kaum bemerkbar macht und die deshalb in ihrer Ernährung den Schlendrian walten lassen.

Daher der Rat der DZG: Patienten mit Sprue sollten sich trotz Wohlbefinden einmal jährlich untersuchen lassen, wobei neben Blutbild, Eisen- und Vitaminbestimmung auch eine Ultraschalluntersuchung des Magen-Darm-Trakts gemacht werden sollte.

Viele Patienten leiden zudem an vorzeitiger Osteoporose. Der Weg führt nichts ahnende Betroffene zum Orthopäden, der blutchemisch häufig nur ein erniedrigtes Serum-Calcium und eine erhöhte alkalische Phosphatase erfassen kann. Auch Arthritiden oder neurologische Erkrankungen wie Migräne kommen bei Sprue gehäuft vor.

Solange die Krankheit unerkannt bleibt und keine Diät erfolgt, nimmt offenbar die Wahrscheinlichkeit zu, dass sich Sprue-assoziierte Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes, Dermatitis herpetiformis (blasenbildende Hauterkrankung) oder Schilddrüsenerkrankungen entwickeln (Kasten „Mit Sprue assoziierte Erkrankungen“). Nach einer Krankheitsdauer von über 20 Jahren kann deren Rate wohl schon bei 35 Prozent liegen. Nach Studien scheint eine glutenfreie Diät diese Krankheitskette zu bessern oder sogar zu verhindern.

Was Zöliakie beispielsweise mit Typ-1-Diabetes verbindet, ist nicht klar. So leiden Schätzungen zufolge 0,01 bis 0,5 Prozent der Einwohner Europas an Zöliakie, unter den Typ-1-Diabetikern steigt der Anteil auf immerhin 5 Prozent. Es existieren zum einen genetische Gemeinsamkeiten. Zum anderen gibt es Hinweise, dass Autoimmunphänomene mit der Dauer der Glutenbelastung zunehmen. Eine Ursache hierfür könnte sein, dass der geschädigte Dünndarm für Fremdeiweiße zunehmend durchlässiger wird. So fanden italienische Forscher bei 36 Prozent der Diabetiker mit Zöliakie mindestens eine weitere Autoimmunerkrankung (besonders oft Hashimoto-Thyreoiditis), jedoch nur bei 6,3 Prozent der Diabetiker ohne Zöliakie. Bei erstgradigen Verwandten von Diabetikern mit Zöliakie waren es 19 Prozent, bei Verwandten von Diabetikern ohne Sprue nur 2,6 Prozent.


Ohne Biopsie keine Diagnose

Auch wenn Screenings auf Autoantikörper an Bedeutung gewonnen haben, ist und bleibt der diagnostische Goldstandard die Biopsie aus dem unteren Zwölffingerdarm. Diese sollte vor dem Beginn der glutenfreien Ernährung erfolgen. Was banal klingt, hat seine Berechtigung. Es gibt viele (vermeintliche) Patienten, die sich selbst eine glutenfreie Kost verordnet haben, obwohl die Diagnose Sprue nicht eindeutig gesichert wurde. Das macht die Diagnostik problematisch.

Die Antikörperdiagnostik ist unter der glutenfreien Diät nicht zu verwerten, und die Dünndarmschleimhaut beginnt rasch, sich zu regenerieren. Es zeigt sich das Bild einer partiellen Zottenatrophie – die aber kann viele Ursachen haben. Eine zottenlose und völlig flache Dünndarmschleimhaut ist dagegen Zöliakie-spezifisch. Um bei den selbst ernannten Patienten eine Aussage zu machen, ob sie tatsächlich eine Sprue haben oder nicht, müsste eine Belastung mit Gluten über mehrere Wochen erfolgen – mit den entsprechenden Nebenwirkungen. Fallen dann die Antikörpertests positiv aus und schwinden die Dünndarmzotten gänzlich, ist die Diagnose gesichert.
Serologische Untersuchungen auf Autoantikörper gewinnen zunehmend an Bedeutung, um in Familien von Sprue-Patienten nach weiteren Betroffenen zu suchen. Experten raten, auch Typ-1-Diabetiker und ihre Verwandten zu screenen. Diese wissen oft nichts vom Geschehen im Darm, da eher die unauffällige, stumme Form die Schäden setzt. Bei Kindern wie auch bei Erwachsenen ist die Endomysium-Antikörper-Bestimmung als Screening-Test geeignet. Ein negativer Antikörper-Test schließt eine Sprue nicht völlig aus. Ein positiver Test sollte den Arzt zu einer Biopsie veranlassen.

Bei fast allen Patienten lassen sich Antikörper gegen Gliadin im Blutserum messen. Hier ist der Nachweis von IgA-Antikörpern wesentlich spezifischer als der von IgG-Antikörpern. Jedoch ist der Test bei Erwachsenen nur wenig treffsicher, da nur etwa 10 Prozent derjenigen mit einem positiven IgA-Anti-Gliadin-Antikörper-Nachweis tatsächlich eine durch Biopsie belegte Sprue haben. Bei weitem der beste Bluttest ist der Nachweis von IgA-Antikörpern gegen EmA mit nahezu 100-prozentiger Treffsicherheit.


Diät lebenslänglich

Was bei Sprue derzeit einzig hilft, ist bekanntlich lebenslange glutenfreie Ernährung. Innerhalb weniger Monate, spätestens innerhalb eines Jahres haben sich die Darmzotten vollständig normalisiert. Über 90 Prozent der Sprue-Patienten sprechen meist prompt auf eine glutenfreie Kost an. Wenn nicht, liegt das meist an (unbewussten) Diätfehlern. Sind diese sowie Malignome ausgeschlossen, muss man an eine refraktäre Sprue denken, bei der Steroide indiziert sind.

Zahlreiche Getreidesorten enthalten das Klebereiweiß Gluten: Weizen, Roggen, Gerste, Grünkern und Dinkel. Zurzeit sind Experten mit der Frage beschäftigt, ob Hafer, wie bisher angenommen, auch schädlich ist. Nach finnischen Studien ist dies nicht der Fall. Jedoch liefen diese nur über höchstens zwölf Monate, und die Teilnehmer aßen nur wenig Hafer. Bis zur endgültigen Klärung empfiehlt die DZG, auf Hafer zu verzichten.

Die Patienten müssen die genannten Getreide und alle daraus hergestellten Produkte strikt meiden. Das gilt auch für deren Mehle sowie Grieß, Graupen, Nudeln, Brot, Brötchen, Knäckebrot, Zwieback, Kuchen, Kekse, Müsli, Getreidekeime, Malzkaffee oder Bier. Panieren oder Mehlieren von Fleisch und Fisch vor dem Braten ist ebenfalls tabu.

Mit der alleinigen Belehrung „Meide Weizen-, Roggen- und Gerstenprodukte!“ ist es aber nicht getan. Denn Gluten wird in der Lebensmittelindustrie auf Grund seiner günstigen Eigenschaften – es emulgiert, bindet Wasser und stabilisiert – vielfältig verwendet. Wer hätte daran gedacht, dass in Pommes frites, Schokolade, Joghurt, Frischkäsezubereitungen oder Senf Gluten enthalten sein kann? „Einkaufen dauert immer ein bisschen länger, weil man die Zutatenliste genau lesen muss. Aber mit den Jahren bekommt man Routine, was man essen kann und was nicht“, erklärt Martina Heberer, seit fünf Jahren an Sprue erkrankt, im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung.

Leider gibt die Zutatenliste auf Fertigprodukten keine Garantie, dass nicht doch Gluten enthalten ist. Besteht in Deutschland ein Lebensmittel aus mehreren Zutaten und die einzelnen Zutaten wiederum aus mehreren Bestandteilen, müssen die Bestandteile der Zutaten, wenn sie nur in geringen Mengen vorkommen, nicht deklariert werden. Auch hinter Angaben wie „Verdickungs- oder Bindemittel“ oder „andere Zusatzstoffe“ kann sich das Klebereiweiß verbergen. Im Übrigen enthalten viele Arzneimittel Gluten, denn Weizenstärke ist ein häufiger Hilfsstoff bei der Tablettenherstellung. Unterstützung im Gluten-Wirrwarr finden Betroffene bei der DZG (siehe Kasten). Die Arzneimittelliste der DZG hilft, entsprechende Medikamente ausfindig zu machen.


Nicht allein Sämtliche Informationen dieses Artikels stammen von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG). Sie klärt über das Krankheitsbild, die Diagnose und Therapie auf, bietet Backkurse an und versendet Anleitungen zur Ernährung, Listen glutenfreier Lebensmittel und Arzneimittel sowie Adressen von Herstellern von glutenfreien Fertigprodukten.
Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e. V.
Filderhauptstraße 61
70599 Stuttgart
Telefon (07 11) 45 45 14
Fax (07 11) 45 67 817




Gaumenschmeichler ohne Gluten

Statt der genannten Getreide sind Reis, Mais, Hirse, Buchweizen, Sojabohnen, Amaranth, Quinoa und Esskastanien erlaubt. Diese Nahrungsmittel dienen als Getreideersatz, aus dem Brote, Nudeln, Kuchen und Süßigkeiten hergestellt werden können. Weiterhin vertragen die Betroffenen Lebensmittel wie Milch, Joghurt, Quark, Dickmilch, Sahne, Schnitt- und Weichkäse, Öl, Margarine, Butter, Fleisch, Fisch, Eier, Obst, Gemüse, Tofu und Kartoffeln – solange sie industriell nicht bearbeitet sind. Zum Andicken von Soßen und Suppen eignen sich Kartoffelmehl oder -stärke, Maisstärke, Johannisbrotkernmehl, Guarkernmehl und Carrageen. Mit einer glutenfreien Ernährung lässt sich der Bedarf an lebenswichtigen Nahrungsstoffen sowohl qualitativ als auch quantitativ lückenlos decken.

„Je länger man sich mit der Sache beschäftigt, umso kreativer wird man im Rezepte-Ausprobieren und -Abwandeln. Mittlerweile schmecken mir die Sachen auch richtig gut. Ich glaube, dass sich die Geschmacksnerven irgendwann umgestellt haben. Ich weiß zwar noch, wie Weißbrot schmeckt - und manchmal rieche ich auch daran -, aber ich vermisse den Geschmack nicht mehr“, erzählt die 33-jährige PTA.

Als Alternative zum Selbstkochen und -backen bieten sich diätetische Lebensmittel aus glutenfreien Rohstoffen an. Auch glutenfreie Fertigprodukte sind im Handel. Das Logo der durchgestrichenen Weizenähre auf der Verpackung hilft, glutenfreie Waren zu identifizieren. Reformhäuser und manchmal auch Naturkostläden bieten diese Produkte an (Sibylle-Diät, 3 Pauly, Haus Rabenhorst). Betroffene können auch Nudeln, Pizzaböden, Zwieback und Ähnliches über den Versandhandel von speziellen Herstellern beziehen (zum Beispiel Olive e piu).
„Das Sortiment in den Reformhäusern hat sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Da hat sich wirklich was getan. Jetzt gibt es sogar Dominosteine, echt lecker“, informiert Heberer. „Sehr ärgerlich finde ich allerdings, dass man gezwungen ist, viel Geld für sein Essen auszugeben. So kostet beispielsweise eine 750-Gramm-Mehlmischung über 3 Euro. Das ist etwa zwei- bis dreimal so viel wie normal“, übt sie Kritik.

Wie ist es mit Ausgehen? „Wenn wir essen gehen, dann nur in gute Restaurants, wo ich mich darauf verlassen kann, dass zum Beispiel keine Gewürzmischungen, sondern die reinen Gewürze verwendet werden. Man muss egoistisch werden. So lasse ich schon mal den Küchenchef an den Tisch kommen, um ihm mein Problem zu erklären, oder ich gehe in die Küche und schaue dem Koch über die Schulter. Dieses Selbstbewusstsein hat sich erst mit der Zeit entwickelt, denn mit vornehmer Zurückhaltung schade ich mir“, beschreibt Heberer die Alltagsprobleme als Betroffene. In Deutschland sei es prinzipiell kein Problem, im Restaurant an sein glutenfreies Mahl zu kommen. Urlaub macht sie bevorzugt im englischsprachigen Ausland, wo sie ihr Anliegen kommunizieren kann. Selbst gebackenes Brot ist trotzdem auf jeder Reise mit dabei.

Um zu verhindern, dass in der Küche die glutenfreien Speisen durch andere Nahrungsmittel verunreinigt werden, gilt es einige Punkte zu beachten: Vor dem Kochen müssen alle Kochgeräte und Arbeitsflächen gründlich gereinigt werden. Auch Geschirr- und Handtücher sollten frei von glutenhaltigem Mehlstaub sein. Für das glutenfreie Kochen und Backen sollte man eigene Holzbretter und Kochlöffel verwenden, weil sich das Eiweiß in Rillen und Ritzen festsetzt. Auch Backbleche, Einsätze für Brotbackautomaten, Brotkörbchen, Brotmesser, Toaster und Friteusen verwenden Betroffene besser ausschließlich für sich. Das kann Heberer bestätigen: „Wir haben zwei Brotbackautomaten, einen für meinen Mann, den anderen für mich.“

Glutenfreie Zutaten, Brote und Backwaren sind von glutenhaltigen Mehlen und Lebensmitteln immer sorgfältig getrennt in dichten Dosen oder Tüten aufzubewahren. Glutenfreie Körner müssen in einer eigenen Getreidemühle gemahlen werden. Wer im Reformhaus die glutenfreien Körner mahlen lässt, muss fast immer mit Verunreinigungen durch vorangegangenes Mahlgut rechnen.

Zu Beginn der Nahrungsumstellung ist zu beachten, dass die Patienten wegen der Zottenatrophie oft auch andere Nahrungsmittel schlecht vertragen. So liegt meist ein Laktasemangel mit Laktoseunverträglichkeit vor. Nicht abgebauter Milchzucker verursacht zusätzlich Blähungen und Durchfälle. Die Patienten sollten anfangs auf Milch und deren Produkte verzichten oder diese stark einschränken. Haben sich die Darmzotten wieder ausgebildet, werden Milch und Co. vertragen. Auch Fett bereitet manchen Patienten Probleme, weil langkettige Fettsäuren oft nicht ausreichend resorbiert werden und es dadurch zu Fettstühlen kommt. Dann hilft es, die Gesamtfettzufuhr zu reduzieren und eventuell auf Spezialfette mit mittelkettigen Triglyceriden, so genannte MTC-Fette, umzusteigen...............................................



Die Autorin
Elke Wolf studierte Pharmazie in Frankfurt. Die Approbation als Apothekerin erfolgte 1995 im Anschluss an das praktische Jahr in der Apotheke Esser in Rödermark/Hessen und in der pharmazeutischen Industrie bei der damaligen Sandoz AG in Nürnberg. Nach einem Praktikum während des Studiums und einem Volontariat bei der Pharmazeutischen Zeitung schreibt sie seit 1997 als freie Journalistin für Fach- und Publikumsmedien sowie für die Industrie. Die PZ-Leser kennen Frau Wolf als Autorin zahlreicher spannender Titelbeiträge.

Anschrift der Verfasserin:Elke WolfTraminer Straße 1363322 Rödermark Top© 2003 GOVI-Verlag E-Mail: redaktion@govi.de



Pharmazeutische Zeitung
.....