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Montag, 31. Oktober 2016

Protest gegen weichgespülten Luther

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Lasst uns froh und Luther sein
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Es ist schwerverdaulich, was in diesen Tagen über die Reformation zu hören und zu lesen ist. Es wimmelt nur so von schwachsinnigen Gegenwartsbezügen. Im Radio vernahm ich gerade einen Gottesdienstmitschnitt zum Thema „Luther und die Inklusion“: Wir wollen feiern, dass wir alle Kinder Gottes sind.
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Aber es gibt Ausnahmen! Jürgen Kaube hat in der FAZ einen wunderbaren Kommentar mit dem Titel „Lasst uns froh und Luther sein“ veröffentlicht. Die evangelische Kirche macht – so Kaube – das Reformationsjubiläum zu einem Festival des Banalen. Martin Luther wird fürs „Liebsein“ in Dienst genommen. Was er wollte und bewirkte, scheint vergessen.

Es steht „Luther“ drauf, aber es ist kein Luther drin. Um das zu sehen, bedarf es nur der Lektüre prominenter Mitteilungen des evangelischen Führungspersonals. Es ist die Litanei der Wertbekräftigung, die hier die Predigten durchzieht. Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld sowie Vergebung sind gut, lässt uns etwa Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wissen. Hass hingegen ist nicht gut. Deswegen müsse „jetzt, wo sich Angst und Unsicherheit auszubreiten droht(!)“, das Singen wieder gelernt werden. Andernorts ist es nicht der Hass, von dem Bedford-Strohm die Sanftmut unterscheidet, sondern „ein Leben mit Ellenbogen und Rücksichtslosigkeit“. Dass Gott zugleich „über allen, durch alle und in allen“ sei, wie es in derselben Predigt heißt, legte zwar die Implikation nahe, dass er auch in Investmentbankern und Waffenhändlern wirkt, aber so weit will Bedford-Strohm offenbar nicht gehen. Was gehen ihn seine Nichtgedanken von vor zwei Sätzen an?
Der amtliche Protestantismus der Reformationsfeiern protestiert vorzugsweise gegen das, wogegen aus verständlichen Gründen so gut wie alle protestieren, die bei Verstand sind. Ein Risiko liegt darin nicht, mit Theologie hat es nichts zu tun. Wer Luther, der aus theologischen Gründen keinem Risiko auswich, für diese Gegenwart beansprucht, hat ihn darum vermutlich länger nicht gelesen.
Unbedingt reinschauen: www.faz.net.
Das Deutschlandradio hat außerdem mit dem Historiker Thomas Kaufmann über den Ausbruch der Reformation gesprochen. Kaufmann, Experte für Reformationsgeschichte in Göttingen, hat ein beachtetes Buch über die Reformation herausgegeben und grenzt sich wohltuend von dem Kitsch, der sonst über Luther und die Reformation zu lesen ist, ab.
Hier das Gespräch mit Professor Kaufmann:

weiterlesen Theo-Blog


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Bekenntnis 95


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Dienstag, 24. März 2015

aus "Die Deutschen und ihre Mythen"

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"Deutsches Volk, 
in stolzem Ton 
Nenn ihn deinen besten Sohn, 
Einen deutschern sahst Du nicht, 
Seit man Thuiskon Sprache spricht. 
Deutsch sein Name, deutsch sein Blut, 
Deutsch sein Trotz und Mannesmut, 
Deutsch sein frommes Kinderherz, 
Froh in Gott in Ernst und Schmerz. 
Horch, das Festgeläute ruft,  
Steig empor aus deiner Gruft! 
Martin Luther, Mann von Herz, 
Feuergeist und Felsenherz!"

Verfasser: Karl Gerok, 1883, zitiert nach Herfried Münkler, Die Deutschen und ihre Mythen, Reinbek 3. Auflage 2014, 192 f.



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Dienstag, 13. September 2011

Martin Luther - Die Zeit


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Martin Luther wird in eine Zeit mit vielen Spannungen und Konflikten hineingeboren. Es ist die Übergangszeit vom Mittelalter zur Neuzeit. Er selbst wird die großen Veränderungen dieser Zeit entscheidend mitprägen. Der Augustinermönch wird mit seinem Aufbegehren gegen den Ablaß eine Welle durch Europa in Bewegung setzen, die er so gar nicht bezweckt hatte.

Luther wirkt auf seine Zeit und leistet mit seiner Bibelübersetzung einen wichtigen Beitrag zum Entstehen der deutschen Schriftsprache.

Er schafft viel Neues, verfällt aber auch manchmal in alte Vorurteile, wie gegenüber den Juden.** So ist der große Reformator in seiner Zeit, in den folgenden Jahrhunderten und auch heute noch in vielen Dingen umstritten.

Die Welle, die er in Gang setzte ist nicht mehr aufzuhalten, sie wirkt nach seinem Tod weiter und führt zum Entstehen der evangelischen Kirche. 
 

Jani's Kommentar: 

**Luther ist umstritten. Na und, dass doch wohl bloss von denen, die eine andere Meinung vertreten. Oder deren Ego gekränkt ist, die ihm einfach übel nachreden wollen. In der Frage der Juden war Luther ein Kind seiner Zeit. Was will man ihm vorwerfen? Das er etwas nicht erkannte? Oder dass er nicht an allen Fronten kämpfen konnte? 
Egal was Luthers Widersacher sagen. Es schmälert nicht seine Verdienste! Er war ein frommer ein mutiger Mensch. Er stellte sich gegen den Papst. Das sollen die, die ihm übel nachreden, erst einmal nachmachen. Luther wurde als vogelfrei erklärt. Was nichts anderes bedeutet, als dass ihn jeder hätte töten können.
Aber das sind höchstwahrscheinlich solche, die niemals in ihrem Leben für andere Menschen einstehen würden. Solche, die immer erst über ihren eigenen Vorteil nachdenken.  Und wenn sich der nicht ergibt, ganz schnell hinter ihrem Ofen zurückkriechen. 
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Montag, 12. September 2011

Unser großer Reformator

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Für den großen Kirchen-Reformator Dr. Martin LUTHER (1483-1546)  war die Liebe zu seinem deutschen Vaterland eine sich aus dem Glauben ergebende innige Herzenshaltung. Seine Worte sind, wenn auch z.T. mit den Begriffen der damaligen Zeit ausgedrückt, in der gegenwärtigen Lage Deutschlands wieder voll drängender Mahnkraft.

Ich kann es ja nicht lassen; ich muß mich sorgen um das arme, elende, verlassene, verachtete, verratene und verkaufte Deutschland, dem ich ja kein Arges, sondern alles Gute gönne, als ich schuldig bin meinem lieben Vaterland.

Für meine Deutschen bin ich geboren. Ihnen will ich auch dienen.

Ich wünsche aus innigstem Seufzen meines Herzens heraus, daß Deutschland, meinem Vaterland, geraten und geholfen werde.

Einigkeit könnte viel helfen. Ach, daß wir Deutschen treulicher beieinander stünden.

Ich suche nicht das meine, sondern der Deutschen Heil und Seligkeit.

Von ganzem Herzen möchte ich dem edlen deutschen Volk und dem ganzen Reich das Allerbeste geraten haben.

Liebe Herrn, Kaiser und Fürsten! Deutschland ist Euch von Gott gegeben, daß Ihr's schätzen, regieren und ihm helfen sollt.

Es müßte ein schändlicher Schelm sein, der seinem Vaterland nicht günstig sein wollte.
Quelle
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Samstag, 30. Oktober 2010

"Dem Volk aufs Maul schauen": Luthers Katechismus

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Martin Luther gelang es brillant, die Inhalte des Glaubens in die Alltagswelt seiner Zeitgenossen zu transportieren. Dies zeigt auch sein Katechismus, den wir hier als Audiopodcast anbieten.

Von Arnd Brummer

Dem Volk aufs Maul schauen und ihm dann in seiner Sprache erzählen, was christlicher Glaube ist, was die Texte der Bibel bedeuten. Das war die große Leistung des Doktor Martinus Luther. "Dem Volk aufs Maul schauen" – dieses Bild stammt von ihm selbst. Er hat damit in seinem "Sendbrief vom Dolmetschen" erklärt, warum er die Heilige Schrift ins Alltagsdeutsch seiner Zeit übersetzt hat.

Luther, selbst ein durch und durch hoch gebildeter Intellektueller verscherzte es sich mit dieser Tat bei Seinesgleichen gründlich. Die Top-Akademiker seiner Zeit hielten es für brandgefährlich, ungebildeten Menschen einen direkten Zugang zu den heiligen Texten zu gestatten. Was wichtig und bedeutsam war, wurde zunächst mal auf Latein unter Gelehrten verhandelt. Die sollten es dann sorgsam und ausgewählt den einfachen Leuten erklären. Die Kuhstall-Sprache Deutsch erschien ihnen als völlig unbrauchbar für die komplexen und wunderbaren Inhalte der Schrift.

Was Luther tat und was er riskierte, muss man sich vorstellen, als würde ein Nobelpreisträger bei Stefan Raab Immanuel Kants "Kritik der praktischen Vernunft" oder Schriften von Hegel und Theorien von Einstein als Rap präsentieren. Bei Kollegen wie Erasmus von Rotterdam war er spätestens mit seiner Bibel-Übersetzung völlig unten durch.

Mündige Gemeindemitglieder

Aber wie genau und brillant Luther die Inhalte des Glaubens in die Alltagswelt seiner Zeitgenossen transportiert hat, ja wie gigantisch seine literarische Leistung der Übersetzung ist, zeigt sich in ihrer Wirkung. Er machte aus unmündigen Schafen, als die der Klerus getaufte Menschen ohne Priesterweihe gerne ansah und partiell noch heute betrachtet, selbstbewusste, mündige Gemeindeglieder, die verantwortlich mit den Inhalten des Christentums umgehen.

Auch sein kleiner Katechismus, der bei evangelisch.de als Podcast mit meiner Stimme zu hören ist, gehört in Luthers Programm, normalen Menschen den persönlichen Zugang zu den zentralen Themen ihres Glaubens zu öffnen, ohne dass sie dazu noch einen priesterlichen Vormund bräuchten. Mütter und Väter sollten ihren Kindern mit dieser Hilfe selbst erklären können, was zum Beispiel die Taufe verändert. Luther fragt rhetorisch: "Was bedeutet denn solch Wassertaufen?" Und antwortet: "Es bedeutet, dass der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten; und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott ewiglich lebe."

Große Themen des Christentums

Aktuell würden Kommunikationsexperten und Marketingleute wohl formulieren: Luther holt die Leute dort ab, wo sie sind, und zeigt ihnen, dass die großen Themen des Christentums mit ihrem ganz alltäglichen Leben, mit ihren persönlichen Themen und Problemen unmittelbar zu tun haben.

Luther hat übrigens nie Interesse daran gehabt, dafür auf ein Podest gestellt zu werden. Er würde jedem, der heute ähnliches versucht, zunächst einmal kräftig zur Seite springen. Ja, man darf nicht nur, würde er sagen, man muss, die zentralen Botschaften Jesu Christi so erzählen, dass sie Herz und Kopf der Leute auf der Straße erreichen. Würde Luther heute leben, er würde Raps schreiben, Videoclips drehen, Podcasts aufnehmen. Aber er würde das nicht einfach so hinschludern. Er würde wieder, wie vor fast 500 Jahren, um einzelne Bilder und Formulierungen ringen. Und genau das würde er auch von uns verlangen. Schlechte, ungenaue Texte sollen ihn granatenzornig gemacht haben. Ganz im Sinne des großen Reporters Egon Erwin Kisch, der in Luther den ersten modernen Journalisten sah und dem die Erkenntnis zugeschrieben wird: Das Schwerste ist einfach schreiben. Einfach, verständlich und genau – ohne den Sinn des Textes zu verfälschen, zu verändern, zu verkürzen.


Quelle

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