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Mittwoch, 9. Dezember 2015

Von mutmaßlichen Moslems und hundertprozentigen Rassisten

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von Thilo Thielke


Immer wenn ich den Namen Mazyek lese, zucke ich innerlich zusammen, denn ich weiß: Jetzt kommt eine Geheiminformation. Aiman Mazyek ist der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, und er weiß Dinge, auf die ich alleine nie kommen würde. Neulich hatte er erklärt, der Schoß, aus dem die Terroristen kröchen, seien die deutschen Schulen und die Opfer seien Muslime und die Täter seien neben den Deutschen auch die Polen, weil die nicht so viele Muslime bei sich aufnehmen wollten wie die kinderlose deutsche Kanzlerin. Und wenn ich so etwas höre, denke ich „Beim Barte des Propheten!“, was der Herr Mazyek da wieder herausgefunden hat.

Herr Mazyek hat jetzt festgestellt, daß man gegen den Islamischen Staat am besten nicht kämpfen sollte. „Wir haben Krieg gesät, und es sind Flüchtlinge und Terror gekommen“, meinte er zwischen Mittags- und Abendgebet zur „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (1). Und dann dachte ich erst: Wenn der Herr Mazyek vom Zentralrat der Muslime erklärt, wir hätten Krieg gesät, dann meine er wohl sich und die anderen Muslime und wunderte mich über soviel Selbstkritik. Aber dann wurde mir klar, daß er den Westen meint.

Es schlagen halt zwei Seelen in seiner Brust.Machen wir‘s kurz: Diesmal sind die Amerikaner und die Amerikafreunde Schuld, denn sie haben mit dem „War On Terror“ und einer „völlig falsch gelaufene Geo- und Kriegspolitik“ die Terroristen erst produziert, die es sonst gar nicht gegeben hätte: „Damals hat diese Rezeptur versagt und heute wissen wir umso mehr, dass Krieg gegen Terror nur noch mehr Terror hervorbringt, das heißt, aus Al-Kaida wurde IS und was kommt als Nächstes?“Was als nächstes kommt, weiß selbst der Herr Mazyek noch nicht.

Aber ob der Herr Mazyek wohl weiß, was genau wir mit unseren Antiterrorkriegen da so hervorgebracht haben? Und klar weiß er das: „solche absolut perversen und extremistischen Ausformungen von mutmaßlichen Muslimen.“ Ohauaha! Also von meiner Seite schon mal Entschuldigung dafür! Das habe ich nicht gewollt. Ich habe nicht studiert, anders als der Herr Mazyek (Philosophie, Volkswirtschaft, Politikwissenschaft und Arabistik). Darum muß ich Texte manchmal zweimal lesen, um sie zu verstehen, und plötzlich hat mich der Begriff „mutmaßlich“ stutzig gemacht: Das sind also eventuell gar keine Moslems, die da unten im Islamischen Staat leben und immerzu beten und „Allah ist groß“ rufen und alle Nichtmuslime ermorden, mindestens aber versklaven möchten? Puh! Das ist ja eine Nachricht.

Weiß das schon unser Geheimdienst?Aber wer ist das dann? grüble ich seitdem. Sind das verkleidete Jesiden, die sich denken: Komm wir ziehen uns mal schwarze Sachen an und schneiden unseren Verwandten die Köpfe ab? Oder heißen Sayid, Faruk und Ibrahim eigentlich Sepp, Franz und Ignaz und haben beim Oktoberfest einen über den Durst getrunken? Sind das suizidal veranlagte Juden, die sich selbst ins Meer treiben wollen?

Während wir bei den jungen Männern vom IS noch rätseln, ob das eventuell Mohammedaner sein könnten, wissen wir eines jedoch ganz sicher: daß der Lette Alvis Hermanis ein „rassistischer Regisseur“ ist - das erklärt jedenfalls die „taz“ (2). Da wird nicht lang gefackelt. Und warum ist das ein Rassist? Hermanis lebt derzeit in Paris, und zwar in dem Stadtteil, in dem Mazyeks mutmaßliche Moslems gerade ein Blutbad angerichtet haben. Er hat sieben Kinder, für die er Verantwortung trägt. Er weiß, daß ein paar der Massenmörder ungehindert durch Deutschland gereist sind, weil Merkel keine Lust hatte, die Grenzen zu sichern.

Er schreibt: „Also war der Preis, der bezahlt werden musste, bis man schließlich einen Zusammenhang von Migrationspolitik und Terrorismus einräumte, der Tod von 132 jungen Menschen in Paris. Ist dieser Zusammenhang in Deutschland immer noch ein Tabu?“ Tja, wer will ihm da widersprechen? Man versteht auch, daß er keine Lust hat, in eine Stadt wie Hamburg, aus der schon ein paar der die 9/11-Attentäter kamen, zu ziehen. Hermanis weiter: „Nach Gesprächen mit Thalia-Leuten habe ich verstanden, dass sie nicht offen sind für abweichende Meinungen. Sie sehen sich als Refugees-Welcome-Zentrum. Jawohl, ich will da nicht mitmachen. Kann ich mir diese individuelle Entscheidung, kann ich mir eigene Meinungen leisten? Wie steht’s mit der Demokratie? Ich denke nicht, dass meine politische Haltung radikaler ist als diejenige einer Mehrheit von Europäern. Wir teilen den Enthusiasmus hinsichtlich offener EU-Grenzen und unkontrollierter Einwanderung nicht. Vor allem im Osten Europas verstehen wir diese Euphorie schlecht.“

Und dann fragt er: „Wer glaubt denn allen Ernstes, vierzig Millionen polnische Bürger, um ein Beispiel zu machen, seien Neonazis und Rassisten?“Da dachte ich: Ich kenne da doch jemanden, der so etwas weiß – den Herrn Mazyek. Herr Mazyek, jetzt aber raus mit der Sprache! Sie wissen das bestimmt. Sie wollen uns doch nur auf die Folter spannen.










Achse des Guten

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Samstag, 5. Dezember 2015

Freitag, 23. Oktober 2015

Freitag, 4. September 2015

Mittwoch, 11. Februar 2015

Samstag, 5. Januar 2013

Auf dem Schlachtfeld der deutschen Animositäten

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Alle gegen alle – und besonders gegen Berlin. Die Thierse-Debatte zeigt nur einen kleinen Teil der landsmannschaftlichen Verfeindungen. Ein Rundgang über das Schlachtfeld der deutschen Animositäten.

Berliner versus Schwaben

Nichts Neues für den Berliner. Die hergezogenen Schwaben kriegen mal wieder Haue, und sie koffern zurück. Wolfgang Thierse ist nur eine neue Puppe in einem alten Kasperlstück.
Lust auf ein, zwei Ideen dazu? Hier die tiefenhistorische Erklärung: Seitdem die schwäbischen Hohenzollern den preußischen Laden vor knapp 600 Jahren übernahmen, sind beide Stämme nun mal schicksalhaft verbandelt. Und nachdem das schwäbische Preußenveredelungsprojekt vor knapp hundert Jahren auslief, muss man sich den Schwaben und den Berliner vorstellen wie zwei alte Knilche, die sich jeden Nachmittag um halb vier auf derselben Parkbank zum Zanken treffen.
Zu retro, Keule? Jut, hier die lebensnahe Erklärung: Berlin ist seit den 60er-Jahren die Deponie für
die renitente Westjugend. Schon die Hausbesetzer der Achtziger schwäbelten. Heute gehören ihnen die Häuser. Sie wollen's nett haben, wer will das nicht? Die, die neu in der Deponie sind. Die wollen noch e bissele Anarchie atmen, bevor auch sie kaufen und sanieren.
Und Opa Thierse erzählt dann ihren (seinen)   Kindern eine Geschichte aus wilder Zeit. Gut's Nächtle, Alter.
Wolfgang Büscher
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Hamburg versus Pinneberg

Pinneberg ist das kleine ungeliebte Anhängsel im Nordwesten von Hamburg. 43.000 Menschen leben in der schleswig-holsteinischen Kreisstadt. Stolz sind die Pinneberger auf Michael Stich (in Pinneberg geboren), Tim Mälzer (in Pinneberg zur Schule gegangen) und auf das kalendarische Highlight des Jahres, das Weinfest vor der Drostei. Und das war's dann auch schon.
Entsprechend verächtlich gucken die Hamburger nach Pinneberg. "Provinz-Idioten" nennen sie Autofahrer mit "PI"-Kennzeichen, "pennt immer" und "Perverse Irre". Die Provinzler werfen den Hansestädtern (HH) "Halbes Hirn" vor. Obwohl Speckgürtel und Hafenstadt eigentlich fest durch Arbeitsmigration miteinander verbunden sind.
Doch es geht auch noch schlimmer. In Pinneberg erzählt man sich folgenden Brüller: "Hamburg hat Pinneberg, aber Appen (Gemeinde im Kreis Pinneberg, Anm. d. Red.) hat Etz!" Etz wie Aids. Als wäre so ein kleiner Ort mit Baumschulen eine unheilbare Krankheit. Intimfeindschaften sind eben nicht immer niveauvoll.
Anne Klesse
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Ost versus West

Der eine witzelt: "Warum nennt der Ossi den Wessi 'Wessi'? Weil er das Wort 'Spezialist' nicht aussprechen kann!" Der andere kontert: "Was erhält man, wenn man einen Ossi mit einem Wessi kreuzt? Einen arroganten Arbeitslosen." Ein Dritter wirft ein: "In der DDR hat man 12 Jahre bis zum Abitur gebraucht, der Wessi braucht ein Jahr länger. Da ist ein Jahr Schauspielunterricht dabei."
Was wir hier erleben, ist nicht jener innerdeutsche Ost-West-Konflikt, den wir Deutschen uns seit gut 22 Jahren gern unterstellen. In Wahrheit gibt es diesen Konflikt nicht. Denn diese Witze entspringen – unabhängig von Geokoordinaten – dem urdeutschen Drang, Neid und Missgunst zu streuen, sich über Glück und/oder Leistung des anderen ganz und gar nicht freuen zu können.
Es ist dabei irrelevant, ob es sich um Neid auf materielle Besserstellung handelt oder um Missgunst angesichts der Tatsache, dass der andere es geschafft hat, seine Lebenssituation grundstürzend zu ändern.
Neid ist offenkundig Teil der deutschen DNA, vermeintliche Ost-West-Reibereien nur Substitutionshandlung dafür, dass wir uns selbst nicht leiden können. Sonst würden wir nämlich als fröhliches Volk wahrgenommen werden. Denn es geht uns sehr, sehr gut.
Oliver Michalsky

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