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Montag, 31. Oktober 2016

Bekenntnis 95


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Chance zur Umkehr ?

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95 neue Thesen


Fünf Theologiestudenten fordern die EKD heraus



Die 95 neuen Thesen sollen auf „Missstände“ in der EKD aufmerksam machen.


Screenshot: www.bekenntnis95.wordpress.com


Krelingen (idea) – Mit einem ungewöhnlichen Projekt wollen fünf evangelische Theologiestudenten auf „Missstände“ in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aufmerksam machen. Dafür haben sie die 95 Thesen des Reformators Martin Luther (1483–1546) umgeschrieben und an die aktuelle Situation angepasst. Einer der Initiatoren, Tobias Kolb (Krelingen), sagte der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Die EKD befindet sich in einer problematischen und reformbedürftigen Lage. Deswegen wollen wir zu einer Umkehr zur wahren Botschaft anregen, dass Jesus Christus der einzige Weg zum Vater ist.“ Die Kirche sei in ihrer Lehre oft nicht mehr eindeutig. Die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen werde nicht mehr gepredigt, die an den theologischen Fakultäten gelehrten Inhalte seien häufig säkularisiert. Der Sühnetod Jesu und die leibliche Auferstehung würden von manchen Dozenten geleugnet.

Insgesamt gebe es die Tendenz, auf christliche Grundbotschaften zu verzichten. Über Themen wie Sünde und Schuld werde nur ungern gesprochen. Vor diesem Hintergrund sehen die Initiatoren ihre Thesen als einen Diskussionsbeitrag, „in dem wir nach bestem Wissen und Gewissen um die Wahrheit ringen“. Sie betonen, dass sie sich alle der evangelischen Kirche verbunden fühlen.

Politische Vorträge werden 
dem biblischen Charakter einer Predigt nicht gerecht
So heißt beispielsweise die 54. Luther-These („Unrecht geschieht dem Wort Gottes, wenn in ein und derselben Predigt den Ablässen gleich viel oder längere Zeit gewidmet wird wie ihm selbst“) nun wie folgt: „Dem Wort Gottes geschieht Unrecht, wenn in ein und derselben Predigt den politischen, gesellschaftlichen oder philosophischen Themen die gleiche oder höhere Aufmerksamkeit gewidmet wird als dem biblischen Evangelium von Jesus.“ Die These entspreche den eigenen Erfahrungen, sagte Kolb. So habe sich die Predigt (von Pastorin Nora Steen aus Hildesheim) im Abschlussgottesdienst des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2015 in Stuttgart nur oberflächlich mit dem dafür vorgesehenen Bibeltext beschäftigt, um dann „lang und breit“ über Einwanderungspolitik zu reden: „Ich finde es wichtig, dass die Kirche auch die Stimme der Schwachen ist. Aber politische Vorträge – anstatt das Wort Gottes zu verkündigen – werden dem Charakter einer Predigt nicht gerecht, die sich um die Freiheit in Christus drehen sollte.“


Kirche darf die Missionierung nicht aufgeben 
– Kritik an der rheinischen Kirche
Die 16. These der Studenten lautet nun: „Nach biblischem Zeugnis gibt es eine Unterscheidung nach dem Tod, eine ewige Trennung zwischen Himmel und Hölle, zwischen Rettung und Verlorensein (Offenbarung 20,11-15).“ Laut der 35. These predigt unchristlich, wer meint, „in einer anderen Religion Gott gefunden zu haben“, und Mission sei nicht nötig sei. Als Beispiel nennt Kolb die Evangelische Kirche im Rheinland. Sie habe sich in ihrer 2015 veröffentlichten Broschüre unter dem Titel „Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen“ gegen die Missionierung von Muslimen ausgesprochen. Das halte er für falsch, sagte Kolb: „Die Kirche muss klar predigen, dass Menschen ohne Jesus verloren sind.“ Hinter dem Projekt stehen neben Kolb noch die Theologiestudenten Konstantin Vogel (Marburg), David Schwarz, Philemon Greiner (beide Heidelberg) und Timotheus Kuhs (Krelingen). 

Alle Thesen können auf der Internetseite www.bekenntnis95.wordpress.com nachgelesen werden.



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Sonntag, 25. September 2016

Heute vor 333 Jahren

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Liebe Brüder und Schwestern!

„Dein Bruder war verloren und er ist wieder gefunden. Er war tot und er lebt wieder.“ (Lk 15,32) Was ist das für eine Situation, mit der Jesus zu tun hat? Warum fällt es so schwer, die Barmherzigkeit Gottes anzunehmen? Warum tun gerade wir, die wir so ganz drinnen sind in der Kirche, uns manchmal so schwer, zu verstehen, warum Jesus, warum Gott, gerade mit denen, die verloren sind, besonders barmherzig ist? Gerade mit denen, die besonders verloren sind. Man hat fast den Eindruck, als würde es Gott hinziehen zu denen, die verloren sind. Und wenn wir in der Kirchengeschichte schauen, da gibt es auch heute immer wieder diese ganz starken Berufungen: Menschen, die irgendwie ganz besonders hingezogen sind zu jenen, die ganz am Rand, ganz unten sind.

Vor einer Woche wurde Mutter Teresa von Kalkutta heiliggesprochen. Da war doch genau das, was wir hier heute im Evangelium hören. Da haben sich auch Leute aufgeregt – und sie tun das bis heute -, Mutter Teresa habe das nur gemacht, um Selbsterfüllung zu finden, sie habe nicht wirklich den Armen geholfen, sie habe ja nicht die Welt verändert usw.

Aber es hat sie hingezogen zu denen, die besonders am Rand waren, besonders zu den Ausgestoßenen. Was ist das im Herzen Gottes, im Herzen Jesu, das so hinzieht zu denen, die ja gerade das sind, was einen nicht anzieht? Warum ist ein Damian de Veuster auf die Insel Molokai gegangen? Auf diese Insel hatte man die Leprakranken verbannt, damit man sie nicht sehen muss, damit ihr unvorstellbar schreckliches Schicksal aus unseren Augen ist. Gerade dorthin hat es Damian de Veuster gezogen.

Die Logik der drei Gleichnisse in den heutigen Lesungen ist eine ganz eigenartige. Wenn man hundert Schafe hat, ja mein Gott, dann geht halt eins verloren, das kommt doch vor… Papst Franziskus hat einmal etwas Hartes gesagt über unsere Kirche heute: 99 Schafe unserer Kirche sind schon weggelaufen und das eine, das noch da ist, streicheln wir zu Tode.

Jesus geht dem verlorenen Schaf nach, es ist ihm nichts zu mühsam. Man könnte doch sagen, das ist doch ganz unlogisch, ganz unvernünftig! Warum dem einen nachgehen?

Gehen da nicht die 99 in Gefahr, wenn der Hirte sie verlässt? Aber was ist das für eine wunderbare Erfahrung, wenn uns Jesus sagt: Selbst wenn du noch so verloren bist, du bist für mich kein Verlorener. Ich werde dir nachgehen, wohin du dich auch verirrt hast.

Es gibt für Jesus keine hoffnungslosen Fälle. Er geht mir wirklich nach. Und ich finde es so berührend für die 99, die zurückbleiben. Sie könnten ja sagen: Um Gottes Willen, der Hirte ist weg, was wird uns passieren? Aber wenn sie erfahren, dass der Hirte dem verlorenen nachgeht, bis es gefunden ist? Das ist doch eine wunderbare Botschaft für uns, denn jeder von uns könnte einmal verloren gehen. Auch wenn wir vielleicht nicht äußerlich verloren gehen, weil wir einen sicheren Lebensrahmen haben, Versicherungen usw. Denn wir können auch seelisch verloren gehen, wir können den Boden unter den Füßen verlieren, in Depression geraten, in Verzweiflung und Sinnlosigkeit. Und dann ist es wunderbar zu wissen: Wenn mir das passiert, dann wird ER mich nicht verlassen!

Dann das Gleichnis von der Drachme: Wenn ich noch so sehr im Dreck liege, im Staub, am Boden, irgendwo im Mist, ER wird mich suchen, bis er mich gefunden hat, er wird mich aufheben. Und das Bild, das auf der Münze ist, ist das Bild Gottes in uns, das Bild wird wieder leuchten, er wird mich aus dem Staub heben, und es wird Freude sein.

In allen drei Gleichnissen ist im Mittelpunkt die Freude. Und Jesus will sagen: Freut euch doch, dass Gott so barmherzig ist, freut euch doch, dass es für ihn keine hoffnungslosen Fälle gibt!

Aber wir sind angesprochen von dem älteren Bruder, der vom Feld zurückkommt, der Musik hört, Tanz… Und er fragt sich: Was ist da los? „Dein Bruder ist zurückgekommen und der Vater hat das Mastkalb geschlachtet, weil er gesund ist“, sagt der Knecht. So wie wir sagen: Das Wichtigste ist Gesundsein. Dann kommt der Vater heraus, und der ältere Bruder ist ganz zornig, und er sagt: DEIN Sohn, der DEIN Vermögen mit den Dirnen durchgebracht hat… Wenn der Vater zur Mutter sagt: „DEINE Tochter“, dann weiß man schon, was es geschlagen hat. Nein, es ist unsere Tochter, müsste sie dann sagen, es ist UNSERE Tochter, genauso Deine Tochter. Er sagt: Dein Sohn. Der Vater sagt zu ihm: Dein Bruder. Er erinnert ihn: Es ist DEIN Bruder. Dein Bruder, der auf die schiefe Bahn geraten ist. Dein Bruder war tot und er lebt wieder.

Brüder und Schwestern, ich muss noch etwas hinzusagen, das vielleicht die Wirtschaftsleute unter ihnen besser verstehen und was gerne verschwiegen wird bei diesem Gleichnis: Der Jüngere, der alles vertan hat, kommt zurück, und er weiß ganz genau, dass er das Erbe verspielt hat. Darum sagt er zum Vater: „Nimm mich als Taglöhner, nimm mich als Knecht bei dir, ich hab kein Recht mehr, Sohn zu sein. Ich hab mein Erbe vertan“. Was macht der Vater? Er sagt: „Schnell, holt das beste Gewand, steckt ihm einen Ring an den Finger, wir müssen feiern, denn mein Sohn lebt!“

Was heißt das praktisch und wirtschaftlich, dass der Vater ihn wieder als Erben einsetzt, als Sohn? Und wer muss die Rechnung zahlen? Der ältere Bruder! Denn der Erbteil, den der jüngere Bruder durchgebracht hat, ist ja weg. Da ist nur noch das Erbteil des Älteren. Und mit diesem Falotten muss der Ältere jetzt das Erbe teilen. Das ist der wirtschaftliche Hintergrund, denn Jesus hat gewusst, wie es in der Wirtschaft läuft, und in seinen Gleichnissen ist er immer ganz konkret.

Der Ältere ist aufgefordert, mit seinem jüngeren Bruder nicht nur das Haus zu teilen, sondern auch das Erbe. Ich weiß, wovon ich rede, ich kenne das aus eigenen Familiengeschichten. Das tut weh! Aber die Barmherzigkeit kostet etwas, die Barmherzigkeit ist nicht billig. Barmherzig sein ist nicht ein Zuckerguss, den man drüberstreut. Barmherzigkeit kostet etwas.

Jetzt muss ich ganz zum Schluss noch auf die Lesung aus dem Buch Exodus eingehen. Dort haben wir nämlich dieselbe Geschichte gehört, nur umgekehrt. Das Volk ist schnell vom Weg abgewichen, es hat sich einen Götzen gemacht. Und was sagt Gott zu Mose: DEIN Volk, das DU aus Ägypten herausgeführt hast… Gott redet wie der ältere Bruder zum Vater: DEIN Volk. Es ist das Volk Gottes, nicht das Volk des Moses. Und Mose antwortet ihm: Herr, strafe doch nicht DEIN Volk, was werden die Leute sagen, wenn du DEIN Volk so behandelst?

Mir kam heute mit Blick auf unsere Situation in Europa Folgendes in den Sinn: Wir sind ein wenig wie der jüngere Bruder. Wir haben das Erbe durchgebracht, wir haben das christliche Erbe durchgebracht und verschleudert. Und jetzt wundern wir uns, wie es in Europa ausschaut. Es geht uns wie dem verlorenen Sohn, der das kostbare Gut des Vaters, das kostbare christliche Erbe durchgebracht hat. Und jetzt stellen wir fest, dass es uns hinten und vorne fehlt, wenn wir in Not geraten. Nicht nur wirtschaftlich, auch das wird kommen, aber vielmehr auch menschlich, religiös und glaubensmäßig.

Was wird aus Europa werden?


Heute vor 333 Jahren ist Wien gerettet worden.
Wird es jetzt einen dritten Versuch einer islamischen
Eroberung Europas geben? Viele Muslime denken und
wünschen sich das und sagen: Dieses Europa ist am Ende.  
Und ich denke, dass das, was heute Moses in der Lesung
tut und was Gott der Barmherzige mit seinem jüngeren
Sohn tut, wir heute für Europa erbitten sollen: Herr, gib
uns noch einmal eine Chance! Vergiss nicht, dass wir dein
Volk sind So wie Moses ihn daran erinnert: Es ist doch
DEIN Volk, DU hast es herausgeführt, DU hast es geheiligt,
es ist DEIN Volk.

So bitten wir: Herr, erinnere Dich daran, es ist DEIN Volk.
Und wenn wir in die Irre gegangen sind und wenn wir das
Erbe durchgebracht haben, Herr, verstoß uns nicht! 
Verstoß nicht dieses Europa, das so viele Heilige
hervorgebracht hat. Verstoß uns nicht, weil wir im
Glauben lau geworden sind. In allen drei Lesungen
gibt uns Gott heute eine Verheißung. Die Verheißung,
die Paulus in das wunderbare Wort zusammenfasst:

Ich habe Erbarmen gefunden. Obwohl ich es nicht
verdient habe! Zweimal sagt er: Ich habe Erbarmen
gefunden, obwohl ich der Erste unter den Sündern bin.

Brüder und Schwestern, ich lade ein, dass wir bei
dieser Maria Namen Feier, in ihrer großen 70jährigen
Tradition Gott in diesem Jahr der Barmherzigkeit bitten:

Hab Erbarmen mit deinem Erbe, hab Erbarmen mit
deinem Volk, mit Europa, das daran ist, Dein
christliches Erbe zu verspielen! Hab Erbarmen mit uns
und richte uns wieder auf, zur Ehre deines Namens
und zum Segen für die Welt!
 
Amen.

Schreibfreiheit
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Samstag, 17. September 2016

Die Gleichwertigkeit der Werte führt zur Gleichgültigkeit dieser

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Janis Anmerkung... * für Christus kein Platz mehr ist = bedeutet, kein Platz mehr für Liebe! Denn Jesus Christus ist die fleischgewordene Liebe. In keiner Religion finden wir bedingungslose Liebe! Im Koran findet sich nicht einmal ein Wort für Liebe.


Assisi IV – 

Neuauflage des umstrittenen Treffens der Religionen mit Papst Franziskus 


(Rom) Der katholische Publizist Camillo Langone verfaßte einen Kommentar zum Weltgebetstreffen für den Frieden „der Religionen und Kulturen“, das vom 18.-20. September in Assisi stattfindet. Veranstalter des Treffens ist die 1968 gegründete, katholische Gemeinschaft Sant‘Egidio. Die Treffen finden seit 1986 an wechselnden Orten statt, vier bisher in Assisi. 

Das diesjährige Treffen erinnert an das erste Treffen vor 30 Jahren, an dem Papst Johannes Paul II. teilnahm. Wegen synkretistischer und blasphemischer Vorfälle gehört es zu den umstrittensten Momenten seines Pontifikats.

Trotz der heftigen Kritik nahmen er und seine Nachfolger an weiteren Treffen teil, die in Assisi stattfanden. Das Programm wurde korrigiert, doch die Grundausrichtung blieb bestehen.

Am dritten Treffen in Assisi nahm 2002 erneut Johannes Paul II. teil, am vierten Treffen 2011 Papst Benedikt XVI., obwohl ihm nahestehende Intellektuelle ihn darum gebeten hatten, den „Geist von Assisi“ zu meiden.
Vom „Geist von Assisi“ spricht die Gemeinschaft Sant‘Egidio, so jüngst ihr Vorsitzender Massimo Impagliazzo in einem Video, mit dem er die Bedeutung des umstrittenen interreligiösen Treffens erläuterte.


Am Dienstag wird mit Franziskus der dritte Papst an der Abschlußveranstaltung teilnehmen und ihr dadurch Bedeutung und Aufmerksamkeit verschaffen, wie das Medienverhalten zeigt. 

Die Gemeinschaft Sant‘Egidio überträgt die Veranstaltungen aller drei Tage im Internet. CTV, der Fernsehsender des Vatikans, berichtet nur am letzten Tag die Programmpunkte, an denen Papst Franziskus teilnimmt, also am Dienstag auch das Ökumenische Gebet der Christen ab 16 Uhr. 

Das italienischen Staatsfernsehen RAI überträgt ausschließlich ab 17 Uhr die Schlußkundgebung des Papstes mit den rund 500 erwarteten Religionsvertretern aus aller Welt. Dieser Programmpunkt wird auch von verschiedenen anderen Fernsehanstalten übernommen.

Die modellierbare, geschmolzene Religion 
Ich verstehe die Atheisten. Ich verstehe sie sogar sehr gut. Wenn ich die Fotos von den alten interreligiösen Treffen in Assisi sehe (morgen beginnt eine Neuauflage mit dem Titel: „Durst nach Frieden“), wenn ich die Bilder von den Kitteln aus Ost und West sehe, von christlichen, antichristlichen und achristlichen, dann wird auch mir schwindelig.
Ich wußte durch das Buch Deuteronomium, daß Gott eifersüchtig ist, und dank dem Heiligen Cyprianus, daß extra ecclesiam nulla salus.

Ich war der Überzeugung, daß das Heil und das ewige Leben für einen wirklich religiösen Mann wichtiger sei als der Frieden, der seine kurze irdische Existenz betrifft.

Man muß nicht einmal religiös sein. Es genügt ein Minimum an philosophischen Kenntnissen und etwas logischer Hausverstand, um diese Musterschau des Heiligen mit Skepsis zu betrachten.

Der Philosoph Franco Volpi, der sich mit dem Nihilismus befaßte, schrieb: „Die Isosthenie der Werte führt zur zur Entwertung und schließlich zur Gleichgültigkeit der Werte“.

Es ist kein Zufall, daß morgen in Umbrien auch Zygmunt Bauman anwesend sein wird, der ideale Soziologe im Kontext einer flexiblen, formbaren, vielmehr geschmolzenen Religion.

Die Organisatoren, die Hypogläubigen der Gemeinschaft Sant‘Egidio, bezeichnen den katholischen Glauben ausdrücklich als „religiöse Tradition“. Mit anderen Worten: Der katholische Glauben ist nur mehr ein überkommenes Relikt, das dazu bestimmt ist, in der neuen Weltreligion aufzugehen, in der für Christus kein Platz mehr ist *, da Emire und Rabbinen, Pastoren und Muftis, Zoroastrier, Buddhisten, Jainisten, Schintoisten … in Einklang gebracht werden müssen.

Bis zum kommenden Dienstag wird Assisi die Welthauptstadt des Synkretismus, des Indifferentismus, des heiligen Was-auch-immer sein.

Möge mein kleiner Glaube solche Spektakel überleben.



Text: Camillo Langone
Übersetzung: Giuseppe Nardi




Katholisches.de

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Freitag, 1. Juli 2016

Glauben und Denken heute 1/2016

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Die neue Ausgabe der Zeitschrift  

Glauben und Denken heute (1/2016, Nr. 17)

ist erschienen. Folgende Beiträge sind enthalten:

 

Artikel

  • Ron Kubsch: Editorial
  • Thomas Schirrmacher: Die Grünen, Pädophilie, der damalige Zeitgeist und die Neuauflage heute
  • David F. Wells: Auslegungen der Heiligen Schrift
  • Thomas K. Johnson: Religiös motivierter Terror, Brüssel und die Suche nach dem Sinn
  • Hanniel Strebel: Wie sollen wir als Christen im 21. Jahrhundert leben?

Rezensionen

  • Kim Riddlebarger. Streitfall Millennium (Hanniel Strebel)
  • Anthony Esolen: Defending Marriage (Hanniel Strebel)
  • Blaise Pascal. Briefe I: Die private Korrespondenz (Ron Kubsch)
  • Karl-Heinz Vanheiden: Center Church – Kirche in der Stadt (Timothy Keller)
  • Christoph Heilig: Hidden Criticism? (Benedikt Mankel)
  • Timothy Keller: Beten: Dem heiligen Gott nahekommen (Ron Kubsch)
  • Andrew Goddard u. Don Horrocks: Homosexualität (Ron Kubsch)
  • Manfred Niehoff: Lerne Latein mit der Bibel! (Daniel Facius)
  • Hans Schwarz: Theologie im globalen Kontext (Johannes Traichel)
  • Scott R. Swain. Trinity, Revelation, and Reading (Mario Taffner)

Buchhinweise

  • Alvin Plantinga. Gewährleisteter Christlicher Glaube (Ron Kubsch)
  • Jürgen Moltmann. Werke (Ron Kubsch)
  • Marie-Christine Kajewski u. Jürgen Manemann. Politische Theologie und Politische Philosophie (Ron Kubsch)
  • Christof Müller, in Zusammenarbeit mit Robert Dodaro u. Allan D. Fitzgerald. Kampf oder Dialog? (Ron Kubsch)
  • Harald D. Seubert. Mission und Transformation (Ron Kubsch)
Die Ausgabe kann hier heruntergeladen werden: 2016_gudh_1b.pdf.






Theo-Blog
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Dienstag, 28. Juni 2016

Man höre & staune und überlege, ob man austritt

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Reformation und Islam

Ich habe kürzlich das Impulspapier „Reformation und Islam“ der Konferenz für Islamfragen der EKD gelesen. Ein echtes Leseerlebnis. Wer wissen will, wie es um weite Kreise innerhalb der Evangelischen Kirchen bestellt ist, sollte sich diese Erfahrung gönnen. Es ist kein Vergnügen.

Nun gäbe es sehr viel über das Impulspapier zu sagen. Auffällig beispielsweise gleich zum Einstieg die für die Kulturwissenschaften bezeichnende (therapeutische) Sprache, die gewählt wurde, um die Empfindungen derer zu beschreiben, die sich mit der Frage befassten, ob wohl bald auch Wien an die Türken fallen werde. „Zur Zeit Luthers sah Europa sich militärisch und politisch vom expandierenden Osmanischen Reich bedrängt.“ Die Betonung liegt auf „sie sahen es so“. Konstantinopel war 1453 gefallen und die Türken waren auf dem Vormarsch nach Europa. „Man nahm sie wahr als die Anderen und Fremden, als die bedrohliche Macht aus dem Südosten“ (S. 7).
Aber lassen wir das. Wenden wir uns einer Argumentationsfigur zu, die heutzutage oft zu finden ist. Es geht um das „sowohl als auch“. Auf S. 24 wird das Argument sehr anschaulich entfaltet.

Zunächst heißt es:
Die anhand der Rechtfertigungslehre vor 500 Jahren gewonnenen zentralen Einsichten reformatorischer Theologie können heute in fünf Kernpunkten zusammengefasst werden: solus Christus – allein Christus, sola gratia – allein aus Gnade, solo verbo – allein  im  Wort,  sola  scriptura, – allein  aufgrund  der  Schrift  und  sola fide – allein  durch den Glauben.
Das klingt doch gut. Aber dann geht es weiter. Ungefähr so: So schön diese Einsichten auch waren und vielleicht noch sind. Es gibt ein großes Problem! Die Reformatoren haben es damals tatsächlich so gemeint, wie sie es geschrieben haben. Oder anders formuliert: Das Problem ist, dass mit dem „allein Christus“ die Vorstellung verbunden wurde und auch heute noch verbunden werden kann, dass außerhalb von Christus niemand das Heil findet. Wir müssen so von Christus sprechen lernen, dass die Heilsversprechen anderer Religionen nicht deklassiert werden.

Bezugnehmend auf den EKD-Grundtext „Rechtfertigung und Freiheit“ heißt das (S. 25):
Die Herausforderung besteht darin, von Christus zu sprechen, aber so, dass dabei nicht der Glaube des anderen abgewertet oder für unwahr erklärt wird. So wie für den Christen das Gehören zu Christus der einzige Trost im Leben und im Sterben ist, so ja auch für den Anhänger der anderen Religion sein spezifischer Glaube. Dies darf auf beiden Seiten des Gespräches anerkannt werden.

Die Reformatoren waren also damals der (heute!) ungeheuerlich Vorstellung aufgesessen, es handele sich bei der muslimischen Religion um eine Irrlehre. Heute haben wir, bedingt durch geistesgeschichtliche Entwicklungen, den Glauben, der zwischen wahren und falschen Lehren unterscheidet, glücklicherweise überwunden. Wenn also beispielsweise Petrus vor knapp 2000 Jahren der Meinung war, dass Jesus Christus der Eckstein ist und in keinem anderen als in diesem Namen unsere Rettung zu finden ist (vgl. Apg 4,11–12), dann hatte er zwar recht. Er übersah allerdings (falls er es überhaupt so gesagt hat), dass dies nicht so zu verstehen ist, als ob allein Jesus retten kann.

Das sei ihm aber verziehen. Schließlich kannte er die dialogischen Ansätze, die uns heute zur Verfügung stehen, noch nicht.


Kyrie eleison





Theo-Blog
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Donnerstag, 5. Mai 2016

Kanzelverbot für Bischof

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Vöhringen/Schwerin (idea) – Paukenschlag in Bayern: 


Ein Geistlicher hat dem Leitenden Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), untersagt, auf der Kanzel der Martin-Luther-Kirche in Vöhringen/Iller zu predigen.


Der dortige Pfarrer Jochen Teuffel begründet dies mit einer „Osterbotschaft“, die der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) in der Evangelischen Zeitung (EZ) für Schleswig-Holstein und Niedersachsen (Ausgabe vom 27. März) veröffentlicht hatte. Darin schrieb er unter anderem: „Jesus, der Gottesmann und Meister, ist tot. Sein Leib wird vergehen wie jeder Menschenleib. Aber das, was in ihm göttlich war, seine Sache, seine Leidenschaft für das wahre Leben, das ist mitnichten tot. Es lebt – wenn sie, die Nachfolger und Nachfolgerinnen, es wollen.“ 

Teuffel hat nach eigenen Angaben den Landesbischof mehrfach in Briefen darauf hingewiesen, dass diese Verkündigung „im Widerspruch zum Evangelium sowie zu den Lehrbekenntnissen unserer Kirche steht“. Er habe Ulrich aufgerufen, die Äußerungen „als christliche Falschaussage in aller Form zurückzunehmen und sich zur Unauflöslichket der Menschwerdung des Gottessohnes zu bekennen“.


Vorwurf: Landesbischof Ulrich bricht Ordinationsversprechen
 
Der Landesbischof sei dieser Aufforderung nicht nachgekommen und habe damit zum Ausdruck gebracht, dass er sich nicht länger seinem Ordinationsversprechen bzw. dem Lehrkonsens der Kirche verpflichtet wisse. 

Teuffel: „Folglich habe ich Herrn Ulrich nicht nur das Kanzelrecht entzogen, sondern darüber hinaus auch ein explizites Kanzelverbot ausgesprochen.“ Zur Begründung verweist der Pfarrer auf das für die lutherische Kirche maßgebliche Augsburger Bekenntnis, in dem es heißt: „Wenn die Bischöfe aber etwas gegen das Evangelium lehren, festsetzen oder einrichten, haben wir Gottes Befehl, in einem solchen Fall nicht gehorsam zu sein.“ 

Der Leitende Bischof der VELKD hat laut deren Verfassung das Recht, „auf allen Kanzeln der Vereinigten Kirche zu predigen“. Zu ihr gehören sieben Landeskirchen mit zusammen rund 9,5 Millionen Mitgliedern. Die Äußerungen Ulrichs waren bereits im März auf heftige Kritik theologisch konservativer Christen gestoßen. Nach Ansicht des Vorsitzenden der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordkirche, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), stehen die Aussagen in völligem Gegensatz zum Auferstehungsglauben, wie er in der Bibel bezeugt sei. Der Landesbischof bezweifle die leibliche Auferstehung Jesu. Ulrich spreche genauso wie Beerdigungsredner, wenn sie sagten: „Solange wir an den Verstorbenen denken, ist er nicht tot.“ 


Pfarrer Teuffel hatte bereits mit seinem 2014 erschienenen Buch „Rettet die Kirche. Schafft die Kirchensteuer ab.“ (Fontis-Verlag Basel) Aufsehen erregt.





idea.de
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Montag, 18. April 2016

Jesus braucht dich, um die Weltsuppe genießbar zu machen

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Die biblische Mengenlehre

„Ihr seid das Salz der Erde.“ (Matthäus 5,13)


Von der Weltbevölkerung bilden die Christen gerade mal ein Drittel. Aber deswegen brauchen sie noch lange keine Minderwertigkeitskomplexe zu bekommen. Wer in der Minderheit ist, ist deswegen nicht weniger wert. Meistens ist es sogar umgekehrt. Die Menschen, die eine Wirbelsäule haben, sind in der absoluten Mehrheit. Das sind alle. Aber nicht alle Menschen haben ein Rückgrat. Das haben die wenigsten. Aber gerade diese wenigen sind die wirklich Wertvollen. Sie können andere verändern. Also nur keine Minderwertigkeitskomplexe, wenn du als Christ in deiner Umgebung ein seltener Vogel bist.

Wenn deine Firmenfeten zum Besäufnis ausarten, wenn sie auf deiner Arbeitsstelle schweinische Witze erzählen, dann bist du ein seltener Vogel, wenn du da nicht mitmachst. Aber wenn du dafür sorgst, dass in deiner Gegenwart keine säuischen Witze gerissen werden, kannst du die Atmosphäre einer ganzen Clique verändern, du, als Einzelner.

Man nehme zum Beispiel einen Eierkuchen. Da sind Eier und Mehl die Mehrheit, das Salz die Minderheit. Mehl tütenweise. Eier dutzendweise. Salz prisenweise. Das alles ist eine Sache der Relation und Funktion. Aber kein Grund zum Größenwahn für die Mehlsäcke und Eierköpfe oder zu Minderwertigkeitskomplexen für die Salzkrümel. Eine Prise Salz genügt, um einen ganzen Klacks Mehlmumpe samt fadem Eierschleim so zu verwandeln, dass ein schmackhafter Kuchen draus wird.

Wenn Jesus sagt: Ihr seid das Salz der Erde, dann heißt das: Ihr seid zwar eine Minderheit, eine Prise, die man zwischen den Fingern zerreiben kann, aber mit euch paar Salzkrümeln will ich die Welt verändern und das Leben genießenswert machen. Das ist die biblische Mengenlehre, die biblische Mehrwerttheorie. Mensch, du bist wer! Du bist etwas wert! Du bist als Christ ein nützliches Glied der Gesellschaft. Jesus braucht dich, um die Weltsuppe genießbar zu machen.


Pfr. Dr. Theo Lehmann


Aus: AUFBRUCH – Informationen des Gemeindehilfsbundes, Januar 2016. Der „Aufbruch“ kann bei der Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes bestellt und zum kostenlosen Bezug abonniert werden (Mühlenstr. 42, 29664 Walsrode, Tel. und Fax: 05161/911330, Email: info@gemeindehilfsbund.de)







Gemeindenetzwerk
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Montag, 4. April 2016

Keinen geistlichen Aufbruch ohne Fundament !

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Auswendiglernen ade

Burkhard Weitz geht in der aktuellen chrismon-Ausgabe (April 2016, S. 25) der Frage nach, was die Konfirmation ist und begrüßt bei der Gelegenheit den verbreiteten Abschied von der Katechese:
Eines bekommen Konfirmanden heute nicht mehr: fertige Antworten auf fertige Fragen. Glaube ist Gewissenssache, er lässt sich nicht verordnen. Die Zeiten, als junge Konfirmanden Martin Luthers „Kleinen Katechismus“ auswendig lernten, sind vorbei. „Du sollst den Feiertag heiligen. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern es heilig halten, gerne hören und lernen“, so ging es über viele Seiten.
Was Menschen auswendig gelernt haben, in sich tragen, hilft in Zeiten der Not – stellte man sich vor. Ob ausgerechnet der Katechismus hilft, hat damals niemand überprüft.

Wie kurzsichtig und armselig! Was dann bleibt, ist ein gefühliges Kauderwelsch oder die Anbetung des Zweifels. Das bedeutet in guten Zeiten nichts und kann in schlechten Zeiten nicht tragen. Ungezählt dagegen die Zeugen dafür, dass es gut ist, zu wissen, was der einzige Trost im Leben und im Sterben ist.

Um es klar zu sagen: Ohne Wiederbelebung der Katechese wird es in Deutschland keinen geistlichen Aufbruch geben. Wie wichtig schon in den ersten Gemeinden die biblische Unterweisung war, können wir einer Anspielung aus Galater 6,6 entnehmen: „Wer aber im Wort katechesiert wird, lasse den, der ihn katechesiert, an allen Gütern teilhaben.“


Als gute Einführung zur Katechese sei empfohlen:
  • J.I. Packer u. Gary A. Parrett, Grounded in the Gospel, BakerBooks, 2010




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Sonntag, 3. April 2016

Glaube als Verdrängung?

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Georg Huntemann geht in Angriff auf die Moderne der Frage nach, ob der Mensch, wie Freud behauptet hat, das Glück auch ohne Umweg über den Glauben finden kann (1966, S. 55–56):
Auf die Frage, ob die Religion dem Menschen irgendwie nützlich sein könnte, antwortet Freud: »Wenn der Gläubige sich endlich genötigt findet, von Gottes unerforschlichem Ratschluss zu reden, so gesteht er damit ein, daß ihm als letzte Trostmöglichkeit und Lustquelle im Leiden nur die bedingungslose Unterwerfung übrig geblieben ist. Und wenn er zu dieser bereit ist, hätte er sich wahrscheinlich den Umweg ersparen können.« Es stellen sich einige herausfordernde Fragen: Ist man nur »religiös«, weil man mit dem Leben nicht fertig wird? Sind nur diejenigen Christen, die sich in ihrem Leben nicht durchsetzen können?
Viele Schüler Freuds (sie bestimmen insbesondere in Amerika die psychologische Forschung) meinen: Die Triebe und Wünsche des Menschen müssen erfüllt werden. Wir müssen ihn locken und reizen, daß er seine Wünsche nicht unterdrückt. Der Mensch ist ein Triebwesen. Erfüllt ihm seine Wünsche, und die Religion wird überflüssig. Ist die Religion nicht schon überflüssig geworden, weil wir heute viel unbefangener unsere Wünsche aussprechen und erfüllen als in der »gläubigen«, letzten Endes »gehemmten« Welt unserer Väter und Großväter? Unsere Hobbys, unsere Reisen, unsere sexuellen Befriedigungen, die vielen Dinge auf dem Konsummarkt — die zunehmende Befreiung von der Qual der Arbeit — ist das alles nicht viel handfester als die letztlich ungedeckten Versprechungen der Religion? Haben wir nicht das Glück heute erfunden?
In vollem Ernst meinen viele Psychologen, den Menschen dadurch glücklich machen zu können, daß sie die Welt in einen riesigen Spielplatz für Erwachsene verwandeln und das Leben zu einem einzigen Vergnügen, in dem immer wieder neue Freuden ersonnen, geplant und geliefert werden.
Als Freud um die Jahrhundertwende seine Entdeckungen über die menschliche Seele verkündete, war man zunächst erschüttert. Man dachte, der Mensch sei ein moralisches und geistiges Wesen, das von Ideen, aber nicht von Trieben geleitet würde. Diese »Erschütterung« ist heute längst abgekühlt. Sie war eigentlich auch unberechtigt. In einem gewissen Sinne hatte Freud ja recht.

Die Bibel weiß seit je, daß der Mensch von der Gier nach Welt überfallen wird. Der Apostel Paulus gebraucht den Ausdruck »Fleisch«, wenn er die Zügellosigkeit der Weltverkrampfung meint. Stand nicht auf den ersten Seiten der Bibel, daß der Mensch — wissend geworden — sterben muß, daß Kain seinen Bruder Abel erschlägt, daß neben der Gier nach Leben die Lust am Zerstören und Morden steht?

In diesem Punkt aber unterscheiden wir uns von Freud und seinen Schülern: Die Kräfte der Seele können nicht wie die Wasser eines Stauwerkes manipuliert werden. Man kann dem Menschen keine restlose Triebbefriedigung »verschaffen«. Man würde ihn dadurdi audi nidit glücklich machen können. Im Gegenteil: Wenn der Mensch alles bekommt, wonach er giert, dann hat er gar nichts mehr. Es ist noch etwas anderes in der Seele des Menschen. Es ist ein Verlangen, das die Welt nicht befriedigen kann, weil es über die Welt hinausgeht.


Preis: EUR 8,49
4 gebraucht & neu erhältlich ab EUR 8,49




Theo-Blog
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Samstag, 2. Januar 2016

Verirrungen in der Theologie

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Gottes Mutterherz?

Einleitung

In einem Artikel vom 29. Dezember 2015 plädiert Tobias Faix für eine stärkere Betonung der weiblichen Seite Gottes in der christlichen Verkündigung. Er hat dabei auf verschiedene lexikalische Beobachtungen zurückgegriffen, die erörterungswürdig sind.
Ich möchte jedoch in der nachfolgenden, rasch ausgeführten, Untersuchung lediglich danach fragen, ob die zahlreichen in Anschlag gebrachten Bibeltexte die eingeforderte Rede vom „Mutterherz Gottes“ stützen. Ich zitiere dafür die angeführten Beweistexte, die in der feministischen Literatur immer wieder auftauchen, und ergänze sie durch kurze Vermerke.

Betrachtung der Bibeltexte

1. Gott als gebärende Frau

Dtn 32,18: „An den Fels, der dich gezeugt hat, dachtest du nicht mehr, und den Gott, der dich geboren hat, hast du vergessen.“
Der Vers spricht nicht von einer Frau, sondern davon, dass Gott (der Fels) uns gemacht hat. Das hebräische ḥyl kann gebären, aber auch zeugen, hervorbringen o. schaffen bedeuten. Da die Nomen „Gott“ und „Fels“ sowie das Verb „zeugen“ grammatisch maskulin sind, ist davon eher auszugehen.
Jes 42,4: „Lange bin ich still gewesen, habe ich geschwiegen, habe ich mich zurückgehalten, wie die Gebärende werde ich nun schreien, werde so sehr schnauben, dass ich um Luft ringen muss.“
Der Vers spricht nicht über eine Frau, sondern davon, dass Gott wie eine Gebärende schreien wird. Hier wird eine Tätigkeit Gottes beschrieben. Eine Eigenschaft oder Aktivität ist nicht mit Identität zu verwechseln. Zu sagen, dass mein Auto so schnell ist wie eine Rakete, bedeutet nicht, dass mein Auto eine Rakete ist.
Num 11,12: „Habe denn ich dieses ganze Volk empfangen, oder habe ich es gezeugt, dass du zu mir sagst: Trage es an deiner Brust, wie der Wärter den Säugling trägt, in das Land, das du seinen Vorfahren zugeschworen hast?“ 
Es handelt sich um einen Spruch des Mose. Er beschwert sich bei Gott, da dieser von ihm verlangt, sich um das Volk Gottes zu sorgen, so als sei es sein Kind. Es ist möglicherweise eine rhetorische Frage, die implizit mitteilt: „Du Gott hast das Volk gezeugt und aufgezogen“. Aber selbst dann, wenn das Bild feminin ist, ist der Text kein Beleg für die Weiblichkeit Gottes.
Hiob 38,8: „Wer hat das Meer mit Schleusen verschlossen, als es hervorbrach, heraustrat [wie] aus dem Mutterschoß, …“
Die Erde wird als Mutterschoß beschrieben, aus dem das Meer hervorgekommen ist. Gott war derjenige, der das Wasser mit Toren zurückgehalten hat. Die GN übersetzt trefflich: „Wer hat das Meer mit Toren abgesperrt, als es hervorbrach aus dem Schoß der Erde?“.
Hiob 38,29: „Aus wessen Schoß ist das Eis gekommen, und wer hat den Reif des Himmels geboren?“
Der Vers erinnert tatsächlich an das Bild einer Mutter. Allerdings steht hier wie in V. 28 das Verb jld, welches, je nachdem, ob eine Frau oder ein Mann gemeint ist, mit gebären oder zeugen übersetzt wird. Da es hier maskulin ist, passt zeugen besser.
Joh 16,21: „Wenn eine Frau niederkommt, ist sie traurig, weil ihre Stunde gekommen ist. Wenn sie das Kind aber geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Bedrängnis vor Freude, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist.“
Hier wird die Verbildlichung einer gebärenden Mutter gebraucht, um die Zeit der Drangsal und Traurigkeit zu beschreiben, die auf die Jünger Jesu zukommt.

2. Gott als stillende Mutter

Num 11,11-12: „Und Mose sprach zum HERRN: Warum gehst du so übel um mit deinem Diener, und warum finde ich keine Gnade in deinen Augen, dass du die Last dieses ganzen Volks auf mich legst? Habe denn ich dieses ganze Volk empfangen, oder habe ich es gezeugt, dass du zu mir sagst: Trage es an deiner Brust, wie der Wärter den Säugling trägt, in das Land, das du seinen Vorfahren zugeschworen hast?“
Der Text wurde unter Num 11,11 bereits kommentiert. Hier beschwert sich Mose bei Gott. Auch dann, wenn die Fragen rhetorisch gestellt sind, ist die feminine Illustration kein Beleg für die Weiblichkeit Gottes. Gott spricht maskulin (’mr).
Ps 131,2: „Fürwahr, ich habe meine Seele besänftigt und beruhigt; wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter, wie das entwöhnte Kind ist meine Seele ruhig in mir.“
David beschreibt seine seelische Verfassung. Seine Seele ist wie ein entwöhntes Kind stille in ihm [also in David].
Jes 49,15: „Würde eine Frau ihren Säugling vergessen, ohne Erbarmen mit dem Kind ihres Leibs? Selbst wenn diese es vergessen würden, werde doch ich dich nicht vergessen!“
Ein Vergleich. Eine Mutter vergisst ihr Säugling nur ausgesprochen selten. Selbst wenn sie es vergisst, so ist Gott anders als eine Mutter. Er wird sein Volk nie vergessen.
Hos 11,4: „Mit menschlichen Seilen habe ich sie gezogen, mit Stricken der Liebe, und ich war für sie wie jene, die das Kleinkind an ihre Wangen heben, und ich neigte mich ihm zu, ich gab ihm zu essen.“
Das Bild bezieht sich auf Ephraim als Kuh (vgl. Hos 10,11). Gott hat das Arbeitstier schonend behandelt.
1Petr 2,2: „Verlangt jetzt wie neugeborene Kinder nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch sie heranwachst zum Heil, …“
Petrus greift wie in 1Petr 1,23 das Bild vom Neugeborenen auf. Die wiedergeborenen Christen sehnen sich nach geistlicher Nahrung wie Säuglinge sich nach Muttermilch sehnen.

3. Gott, der einkleidet

Gen 3,21: „Und der HERR, Gott, machte dem Menschen und seiner Frau Röcke aus Fell und legte sie ihnen um.“
Dieser Text hat keinerlei Beweiskraft für die These des Artikels, es sei denn, es wird vorausgesetzt, dass ausschließlich Frauen in der Lage sind, Menschen einzukleiden.
Mt 6,25-34: „Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen werdet, noch um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Schaut auf die Vögel des Himmels: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen — euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht mehr wert als sie? Wer von euch vermag durch Sorgen seiner Lebenszeit auch nur eine Elle hinzuzufügen? Und was sorgt ihr euch um die Kleidung? …“
Wie bei Gen 3,21 hat auch dieser Text keine Beweiskraft. Hinzu kommt, dass in Mt 6 ausdrücklich vom „himmlischen Vater“ gesprochen wird (vgl. 6,26.32).

4. Gott erzieht

Jes 46,3-4: „Hört auf mich, Haus Jakob, und ihr, der ganze Rest des Hauses Israel, die ihr mir schon im Leib eurer Mutter aufgeladen worden seid und die ihr vom Mutterschoß an getragen worden seid: Bis in euer Alter bin ich es und bis ins hohe Alter: Ich bin es, der euch schleppt. Ich habe es getan, und ich werde tragen, und ich werde euch schleppen und euch retten.“
Gott trägt das Volk vom Zeitpunkt der Geburt an und wird es auch in Zukunft tragen und retten. Der Bezug zur These fehlt, es sei denn, es wird davon ausgegangen, dass nur eine Frau schleppen, tragen und retten kann.
Hos 11,1–4: „Als Israel jung war, habe ich es geliebt, und ich rief meinen Sohn aus Ägypten. Sooft man sie rief, haben sie sich abgewandt von ihnen; den Baalen bringen sie Schlachtopfer dar und den Götterbildern Rauchopfer! Dabei war ich es, der Efraim das Gehen beigebracht hat – er hob sie auf seine Arme –, sie aber haben nicht erkannt, dass ich sie geheilt habe. Mit menschlichen Seilen habe ich sie gezogen, mit Stricken der Liebe, und ich war für sie wie jene, die das Kleinkind an ihre Wangen heben, und ich neigte mich ihm zu, ich gab ihm zu essen.“ 
Siehe oben unter Punkt 2 (Hos 11,4).

5. Gott tröstet

Jes 66,13 „Wie einen, den seine Mutter tröstet, so werde ich euch trösten, und getröstet werdet ihr in Jerusalem.“ 
Es handelt sich um einen einfachen Vergleich, nicht um eine behauptete Identität von Gott und Mutter. Vgl. die Anmerkung zu Jes 42,14 unter Punkt 1. Der Sprecher, Jahwe (v. 12), redet in der männlichen Form (’mr).
Offb 21,4: „Und abwischen wird er jede Träne von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, und kein Leid, kein Geschrei und keine Mühsal wird mehr sein; denn was zuerst war, ist vergangen.“
Der Text hat keinerlei Beweiskraft im Blick auf die These, es sei denn, es wird verneint, dass ein Vater Trost spenden kann. Gen 5,29 spricht allerdings z.B. ausdrücklich davon, dass der Mann Noah trösten wird.

6. Gott als Geburtshelferin

Ps 22,10–11: „Du bist es, der mich aus dem Mutterschoß zog, der mich sicher barg an der Brust meiner Mutter. Auf dich bin ich geworfen vom Mutterleib an, von meiner Mutter Schoß an bist du mein Gott.“
Der Text hat keinerlei Beweiskraft, außer, es wird vorausgesetzt, dass ein Mann bei einer Geburt nie ein Helfer sein kann, so wie beispielsweise ein Gynäkologe die Geburt unterstützt.
Jes 66:
Hier gilt das Gleiche wie bei Ps 22,10-11.
7. Gott als Bärenmutter
Hos 13,8: „Ich falle über sie her wie eine Bärin, der man die Jungen genommen hat, und ich zerreiße die Brust über ihrem Herzen. Und dort fresse ich sie wie eine Löwin, die Tiere des Feldes reißen sie in Stücke.“
Hier wird Gott mit wilden Tieren verglichen, um den Ernst des göttlichen Gerichts herauszustreichen.
Ps 123,2: „Sieh, wie die Augen der Diener auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin, so blicken unsere Augen auf den HERRN, unseren Gott, bis er uns gnädig ist.“
Ein einfacher Vergleich ohne Beweiskraft im Blick auf die These. Es wird nicht gesagt, dass Gott eine Gebieterin ist.
Lk 15,8-10: „Oder welche Frau, die zehn Drachmen besitzt und eine davon verloren hat, zündet nicht ein Licht an, kehrt das Haus und sucht eifrig, bis sie sie findet? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir, denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte. So, sage ich euch, wird man sich freuen im Beisein der Engel Gottes über einen Sünder, der umkehrt.“
Erkenne keinen Zusammenhang mit der These.

8. Gott als Bäckerin

Mt 13,33: „Ein anderes Gleichnis nannte er ihnen: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mischte, bis alles durchsäuert war.“ 
Ein Gleichnis. Erkenne keinen Zusammenhang mit der These.
Lk 13,20-21: „Und wiederum sprach er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist einem Sauerteig gleich, den eine Frau nahm und mit drei Scheffel Mehl vermengte, bis alles durchsäuert war.“
Ein Gleichnis. Erkenne keinen Zusammenhang mit der These.

9. Gott als Adlermutter

Ex 19,4: „Ihr habt selbst gesehen, was ich Ägypten getan und wie ich euch auf Adlersflügeln getragen und hierher zu mir gebracht habe.“ 
Ich bin kein Vogelkundler. Aber meines Wissens vertreibt oft die Adlermutter die Küken aus den Nestern und lässt sie fallen, damit sie fliegen lernen. Der Adlervater fängt sie dann mit seinen Flügeln auf. Aber selbst bei Arbeitsteilung spricht der Text nicht davon, dass Gott eine Adlermutter ist.
Dtn 32,11: „Wie ein Adler, der seine Brut aufstört zum Flug und über seinen Jungen schwebt, so breitete er seine Flügel aus, nahm es und trug es auf seinen Schwingen. Der HERR allein leitete es, kein fremder Gott war mit ihm.“
Ebenso wie Ex 19,4.

10. Gott als Henne

Ps 17,8: „Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges, birg mich im Schatten deiner Flügel“
Ps 57,2: „Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig, denn bei dir suche ich Zuflucht. Im Schatten deiner Flügel suche ich Zuflucht, bis das Verderben vorüber ist.“ 
Figurative Rede, wie sie oft zu finden ist. Bei Gottes Flügeln findet man Zuflucht und Schutz, vgl. z.B. Ps 36,7; 57,1; 63,7-8.
Mt 23,37: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder um mich sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel sammelt, und ihr habt nicht gewollt.“
Lk 13,34: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt.“ 
Auszug aus einer Strafrede Jesu. Das Bild von der Henne ist eindeutig figurativ zu verstehen.

Fazit

Der Artikel „Das Mutterherz Gottes“ wirft zahlreiche theologische Fragen auf. Um einige zu nennen: Ist im Hebräischen tatsächlich die Gebärmutter Ort der Gefühle und des Glaubens? Prägt die Biografie den Glauben eines Menschen prinzipiell stärker als die Theologie, determinieren also Vita und soziales Milieu die Bibelauslegung? Ist das zu Anfang geschilderte Beispiel nicht ein immens starker Hinweis darauf, dass wir unsere Erfahrungen gerade nicht auf Gott projizieren, sondern diese vielmehr von Gott her erleuchten lassen sollten? Ist das Shalom Gottes eine transformatorische Zusage Gottes für den Frieden in dieser Welt? Steht über das Wesen Gottes nur sehr wenig in der Heiligen Schrift? Warum finden wir in der Bibel keine Aufforderung, Gott als Mutter anzusprechen, die geforderte Anrede als Vater dagegen sehr wohl?
Diese kleine Untersuchung war freilich nicht den großen Fragen gewidmet. Es ging lediglich darum, ob die im Beitrag „Das Mutterherz Gottes“ aufgeführten 30 Bibeltexte die These stützen, dass die Heilige Schrift Gott mit zahlreichen weiblichen Bildern beschreibt (und „Mutterherz“ ein angemessener Begriff ist, um das Herz Jahwes zu bezeichnen). Viele der angeführten Begründungstexte haben im Blick auf die Behauptung keine Beweiskraft. Einige Texte rufen entsprechende Bilder oder Assoziationen hervor, ohne das sie ein weiblicheres Gottesbild erzwingen. Lediglich Hiob 38,29 könnte die Ansicht, Gott werde als gebärende Frau gekennzeichnet, stützen. Jedoch ist auch dieser Text nicht so evident, dass er den restlichen Befund kompensieren kann.
Ron Kubsch



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