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Dienstag, 4. Oktober 2016

Eine gelingende Einheit ist eine schöne Utopie

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Kommentar zum 3. Oktober
 
 
Das beschädigte Land

von Thorsten Hinz


Die politischen Klüfte und Bruchlinien in Deutschland haben 26 Jahre nach dem Vollzug der staatlichen Einheit nur noch mittelbar mit dem alten Ost-West-Gegensatz zu tun und sind auch nicht mit der ehemaligen Zonengrenze identisch. Sie verlaufen in Ost und West durch Familien, Freundeskreise, Belegschaften.

Ursächlich ist die Verletzung des Landfriedens, den der politisch-mediale Komplex dem Staatsvolk zumutet und der im „Willkommensputsch“ von 2015 einen Höhepunkt erreicht hat. Die Gräben verlaufen zwischen Betreibern, Nutznießern, ideologischen Befürwortern und Mitläufern des ethnisch-kulturellen Umbaus und denen, die ihn für eine Katastrophe halten und sich dagegen wehren. Richtig ist allerdings, daß dieser Kulturkampf in der Ex-DDR eine ganz andere Intensität und Anschaulichkeit besitzt als in den alten Bundesländern.


Erinnerung an Kampagnen in der DDR

Dort hat die Entwicklung, die nun eskaliert, sich über die Jahrzehnte schleichend vorbereitet. Die Verhältnisse sind vielerorts schon soweit gekippt, daß ein Aufbegehren nun erst recht sinnlos oder riskant erscheint. Sozialer, aber auch physischer Druck sowie langjährige Indoktrination blocken die basisdemokratischen Energien häufig ab oder leiten sie auf die Mühlen des Staates.

Die zivilgesellschaftlichen Willkommensinitiativen erinnern an Kampagnen in der DDR, mit denen die SED die Folgen ihrer Miß- und Mangelwirtschaft zu beheben versuchte. Zudem ist in westdeutschen Ländern noch immer eine naive Staatsgläubigkeit verbreitet, die sich aus der Erinnerung an den funktionierenden Rechts- und Sozialstaat von früher speist.


Der Osten denkt und handelt anders

Das alles gibt es auch im Osten, und trotzdem ist die Situation eine andere. Der Umbau bewirkt hier ein Schockerlebnis, das sich in spontanen Unmutsäußerungen entlädt. Die DDR-Erfahrung, daß ein Staat trotz schöner Worte alle rechtlichen Hüllen fallen läßt und die Handlungslogik einer Räuberbande realisiert, bewirkt eine Resistenz gegenüber volkspädagogischen Belehrungen, so daß der Selbsterhaltungstrieb sich gegen den nationalen Nihilismus der Politik behauptet. Hinzu kommt die Tradition antistaatlicher Aufmüpfigkeit, die im Juni 1953 erfolglos und im Herbst 1989 erfolgreich erprobt wurde.

In dieser Beharrung liegen eine gewisse Chance für das vereinte Land und ein Risiko- und Störfaktor für das politische und mediale Establishment. Das ist deshalb bemüht, die Ex-DDR als ein gesellschaftspolitisches Rückstandsgebiet, als Reservat von Halbwilden, hinzustellen und den Bürgerprotest als den mentalen Restmüll einer Diktatur zu entsorgen.


Mit aller Entschlossenheit gegen „Rechts“

Auch der Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2016 schreibt diese neue Teilung von oben fort. Er umfaßt rund hundert Seiten. Ganz vorn, nach einer kurzen Schilderung der wirtschaftlichen Lage, heißt es im huxleyschen Neusprech: „Ostdeutschland wird nur als weltoffene Region, in der sich alle dort lebenden Menschen zu Hause fühlen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben, gute Entwicklungsperspektiven haben.“ Wenn es so einfach wäre, müßten Gegenden wie Duisburg-Marxloh, wo schon heute maximale Weltoffenheit herrscht, prosperierend durch die Decke schießen.

Der amtliche Pressetext wird noch deutlicher: „Die Zunahme von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus gefährden jedoch die Integration von Flüchtlingen. Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz behindern die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der neuen Länder. Die Bundesregierung geht gegen diese besorgniserregenden Entwicklungen mit aller Entschlossenheit vor.“


Kritik als Defekt, der therapiert wird

Ins Auge fällt der autoritäre Gestus, der sich bis zur Drohung steigert: Die Daueransiedlung von Menschen aus anderen Kulturkreisen und der Import inneren Unfriedens sind beschlossene Sache. Ablehnung und Widerstand verweisen auf geistige und moralische Defekte, die therapiert werden sollen.

Die deutsche Einheit zu vollenden bedeutet konsequenterweise, auch die frühere DDR mit Parallelgesellschaften, Clanstrukturen und Moscheevereinen zu überziehen, dort ein Heer aus diversen Beauftragten zu stationieren und flächendeckende Überwachungs-, Denunziations- und Indoktrinationsstrukturen zu etablieren. 

Das widerspricht allerdings den Interessen der Bewohner der neuen Länder und auch vieler Westdeutscher, denen ihre Städte fremd oder unheimlich werden und die die Städte und Landschaften im Osten als Ruhe- und Rückzugsgebiete schätzengelernt haben.


Gemeinsam ideologische Altlasten überwinden

Folglich muß die Deutsche Einheit neu definiert werden. Sie kann nicht länger in der ungefragten Übernahme westlicher Vorstellungen und Strukturen bestehen. Die DDR war auch deshalb ein beschädigtes Land, weil sie ein ideologisches Konzept zu verwirklichen versuchte, das die Menschen zu Werkzeugen degradierte. Beschädigt war und ist aber auch die Bundesrepublik, weshalb die Evaluierung ihres ideologischen Erbes überfällig ist. In den Jahren der Teilung hatte sie sich in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht als Statthalterin für das ganze Deutschland bewährt.

Im akademischen, medialen und Kulturbetrieb jedoch war längst ein Erosionsprozeß im Gange, der die Zerstörung und Auflösung als nationales Selbstkonzept durchsetzte. Inzwischen hat er alle Bereiche einschließlich der Politik unterminiert und das Land und seine Bevölkerung zur Wehrlosigkeit gegen lebensgefährliche Zumutungen verdammt. Gelingende Einheit kann deshalb nur heißen, gemeinsam die ideologischen Erblasten der DDR und die der alten Bundesrepublik zu überwinden.

JF 40/16





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Montag, 9. Mai 2016

Die 40 ist ein Zeichen Gottes !

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Wenn Gott Geschichte macht

- 1989 contra 1789


Der friedliche Epochenumbruch 1989/90 hat nicht nur die Bevölkerung der westlichen Welt überrascht, sondern auch alle Experten, wie Politiker, Journalisten, Wissenschaftler und Philosophen, nicht nur, aber besonders in Deutschland. Hier brach nicht nur die zweite deutsche Diktatur, die von etlichen Linken als das bessere Deutschland angesehen worden war, zusammen. Durch den unwiderstehlichen Volkswillen kam es  zur Aufhebung der deutschen Teilung, die als die gerechte Strafe für nationalsozialistische Untaten angesehen wurde, von den Machthabern der DDR und jenen Linken, die im demokratischen Teil Deutschlands saßen und nicht unter dem sozialistischen Staat zu leiden hatten.

Von diesen Linken ging schon ab Beginn der 90er Jahre die Uminterpretation  des großartigen deutschen Freiheitsereignisses aus. Maßgeblich hervorgetan hat sich dabei Jürgen Habermas, der in mehreren Interviews und Aufsätzen von der Friedlichen Revolution als einem „regressiven Prozess“ sprach, um den sich „keine historisch bleibenden Erinnerungen kristallisieren“ werde.

 

In den Schulen steht die friedliche Revolution unter „ferner liefen“ auf dem Plan


Tatsächlich wurde viel getan und noch mehr unterlassen, um die Erinnerung an die Friedliche Revolution zu schwächen. In den Schulen steht sie, wenn überhaupt unter ferner liefen auf dem Lehrplan. Auch in der veröffentlichten Meinung wird ausgerechnet die „ethisch qualifizierteste Revolution (Ulrich Schacht) ausgesprochen stiefmütterlich behandelt. Das zeigte sich zuletzt auch in der Entscheidung des Deutschen Bundestages, das „Einheits- und Freiheitsdenkmal“ nicht mehr zu finanzieren.

Diesem Trend der Geschichtsvergessenheit etwas entgegenzusetzen, hatte sich die Evangelische Bruderschaft St. Georgs-Orden mit ihrer Tagung zum 20. Jahrestag der Friedlichen und dem 220. Jahrestag der Französischen Revolution zum Ziel gesetzt.  Im kürzlich erschienen Band „Wenn Gott Geschichte macht! 1989 contra 1789“ sind Beiträge von sieben Referenten dieser Tagung versammelt. Anders als andere Tagungspublikationen ist ein spannendes, zeitloses Werk entstanden, das immer wieder in die Hand genommen und gelesen werden sollte.

Es geht um den "heilsgeschichtlichen Antwortcharakter der Friedlichen Revolution von 1989 auf die blutige von 1789 und ihren gewaltsamen Folgeumbrüchen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Russland (1917) und Deutschland (1933).“

Alle, die das letzte Datum zusammenzucken lässt, werden von den Autoren daran erinnert, dass sich nicht nur Lenin mit seiner Partei neuen Typus als Machtinstrument für den Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus positiv auf den jakobinischen Terror bezog. Auch der Präsident des nationalsozialistischen Volksgerichtshofes Roland Freisler erinnerte bei seiner Begründung für die Notwendigkeit dieses Terrorinstruments an das französische Revolutionstribunal, das nur Freispruch oder Todesurteil kannte.

 

Die Gewaltaffinität von 1789 hat das westliche Denken entscheidend geprägt


Von der Französischen Revolution ging eben nicht nur ein Freiheitsimpuls aus, sondern auch eine Akzeptanz von Gewalt zur Erreichung politischer Ziele. Diese Gewaltaffinität hat das westliche Denken entscheidend geprägt.  Selbst friedensbewegte Theologinnen wie Dorothee Sölle konnten sich Hass, der ja Quelle der Gewalt ist, als  „potentiell kreativ denken“.

Man muss sich das vor Augen führen, um zu verstehen, warum manche westliche Denker in der Friedlichen Revolution sogar eine Konterrevolution sehen wollten, weil die Revolutionäre von 1989/90 nicht daran dachten, blutige Rache an ihren Unterdrückern zu üben. Sie setzten sich mit ihnen sogar an Runde Tische, um den Übergang von der Diktatur zur Demokratie friedlich zu gestalten. Dieses geschichtsprägende Phänomen wird von den Autoren des Buches aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. 

Wie ein roter Faden zieht sich durch alle Beiträge die Frage, welche Rolle Gott in dieser Revolution, die alle Kriterien einer klassischen Revolution über den Haufen geworfen hat, spielt. Kann man sie gar als moralischen Gottesbeweis ansehen? Die Antworten darauf fallen unterschiedlich aus. Eines ist jedoch sicher: die radikale Abwendung von der Kultur der Gewalt, die in der Französischen Revolution ihren Ursprung hat, führte zu einer neuen Ehrfurcht vor dem Leben. Das ist die Auflösung eines geschichtlichen Paradoxons: Als der Mensch in den Mittelpunkt der Welt gestellt wurde, brach die Zeit der zahllosen Menschenopfer für eine humanere Zukunft an. Sobald diese absolutistische Weltsicht abgelöst wurde zugunsten unideologischer, pragmatischer Freiheitsziele, wurde das menschliche Leben wieder so kostbar, dass es nicht geopfert werden durfte.

Der berühmte Marxsche Spruch, die Philosophen hätten die Welt nur interpretiert, es käme darauf an, sie zu verändern, wurde 1989 auf den Kopf gestellt. Die Welt wurde grundlegend verändert. Die Philosophen haben nun die Aufgabe, diese veränderte Welt zu interpretieren. Das besprochene Buch ist dafür ein guter Anfang.







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Sonntag, 3. Oktober 2010

Wieder EIN deutsches Volk ...


Quelle: Mitteldeutsche Zeitung


Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden,
Werd' ich es immer wiederfinden.

Heinrich Heine
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