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Freitag, 27. Dezember 2013

Kardinal Meisner und das Mädchen

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Ach Mädchen….

26. Dezember 2013
by Webmaster
Vladimir Putin, Barbie, Heidi Klum, Markus Lanz, nun also auch Kardinal Meisner. Die Femen kommen weit rum. Soll mal einer sagen, Frauen wüssten ihren Körper nicht einzusetzen.

Josephine Witt hat sich ausgezogen. Auf dem Altar des Kölner Doms. In der Weihnachtsmesse am 25. Dezember. Wir feiern die Geburt Jesu. Es war zudem ein Tag vor dem Geburtstag von Kardinal Meisner, der die Messe zelebrierte. Es sollte wohl ein ganz besonderer Geburtstagsgruß werden.
Fräulein Witt wollte damit gegen das Machtmonopol und die Ausgrenzung bestimmter Gruppen durch die katholische Kirche protestieren, gab sie diversen Medien anschließend zu Protokoll. Und da gerade Köln als Hochburg der Katholiken in Deutschland gelte und Meisner für eine sehr konservative Ausrichtung stehe, hat sie sich diese Messe ausgesucht.
Meisner reagierte souverän. Segnet den Altar neu ein und betete in der Messe für die junge Dame, die sich auf Englisch (die internationale Presse soll schließlich auch bedient werden) die Worte „Ich bin Gott“ auf die nackten Brüste gemalt hatte und diese irrige Annahme auch laut in die Kirche brüllte. Gibt’s dagegen nicht auch etwas von Ratiopharm?
Immerhin, wir wollen das wenigstens lobend erwähnen, auch diesmal alles richtig gemacht. Nackte Brüste ziehen einfach immer. Nippelgate im Dom, das gibt genug Presse. Zumal in einer Medienwelt, die von Bildern bestimmt wird. Waren die Ziele der weiblichen Exibitionist_Innen-Riege bislang eher internationaler Natur, so rückt Deutschland offenbar näher ins Visier für ihre Nackteinlagen. Ist ja auch viel einfacher und sicherer hier.
Während man in Russland Gefahr läuft in Straflagern zu landen, oder in Tunesien auch mal einen Monat im Gefängnis sitzt, wie von Frau Witt schon erfolgreich erprobt, ist es in Deutschland risikoärmer. Hier stellt man einfach Strafanzeige gegen die Menschen, die einen dann gewaltsam vom Schauplatz tragen. Einer habe ihr in den Intimbereich getreten, sagte sie der „Bild“.
Ja wirklich, man hat ihr offenbar Unrecht angetan. Schließlich hätten die Herren, die sie schreiend und strampelnd aus der Kirche trugen auch einfach einmal höflich bitten können, ob es ihr nicht zu viele Umstände bereite, die Kirche wohl wieder zu verlassen. Ganz sicher wäre sie der Bitte doch nachgekommen. Schließlich hat sie doch gezeigt, dass ihr die Meinung der anwesenden gläubigen Männer und Frauen wirklich wichtig ist. Hat sie nicht auch irgendwie den Diskurs gesucht durch ihre nackte Ansprache auf dem Altar? Ein Herr aus der zweiten Reihe sah sich auch gleich angesprochen, eilte vor und verpasste ihr eine Ohrfeige. Ich nehme an, er braucht jetzt einen guten Anwalt. Kollege Schmitz? Haben Sie schon ein Mandat?
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Montag, 16. September 2013

»Dann mach doch die Bluse zu!«: Eine Frau kämpft gegen Gender-Wahn und Männer-Hetze

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Gerhard Wisnewski



In ihrem neuen Buch wehrt sich die Journalistin Birgit Kelle gegen »Quoten-Zwangsbeglückung«, die »Diktatur des Feminismus« und »Gender-Wahn«. Während sich andere als schwul, lesbisch, trans-, metro- und bisexuell outen, outet sich Kelle als Mutter und Frau. Und das ist heutzutage mindestens so unerschrocken, wie vor 50 Jahren in einer Bundeswehrkaserne öffentlich zu seinem Schwulsein zu stehen. Das neue mutige Bekenntnis unserer Zeit heißt denn auch nicht: »Wir haben abgetrieben!«, sondern: »Wir haben geboren!«

Wussten Sie schon: An der Universität Leipzig gibt es nur noch Dozentinnen und Professorinnen! Donnerwetter – eine Frauenquote von 100 Prozent? Keineswegs. Sondern stattdessen wurde im April 2013 »beschlossen, einfach nur noch die weibliche Bezeichnung zu führen....auch die Herren Professoren sind jetzt ›Herr Professorin‹«. Das ist aber noch gar nichts. Auf der Websitefrauensprache.com hat man auch das »Vaterunser« politisch korrekt umgedichtet. Das geht jetzt nämlich so: »Oh Du, atmendes Leben in allem, Ursprung des schimmernden Klanges. Du scheinstin uns und um uns, selbst die Dunkelheit leuchtet, wenn wir uns erinnern. Vater-Mutter des Kosmos, oder Atmendes Leben in allem, Namen aller Namen, unsere Identität entwirrt sich durch Dich.« Bescheuert? Irre? Durchgedreht? Vielleicht. Aber während die Irren heute die Gesellschaft prägen, sitzen die Normalen in der Klapsmühle, wie der Fall Mollath eindrucksvoll belegte.


Die Normalen sitzen heute in der Klapsmühle
Die oben genannten Beispiele stammen aus dem neuen Buch der Journalistin Birgit Kelle. Das Werk nimmt seinen Anfang bei der künstlichen Sexismus-Affäre um den FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle, der von einer Stern-Journalistin Anfang 2013 »sexistischer Bemerkungen« beschuldigt wurde. In einem Artikel mit dem Titel »Der Herrenwitz« fiel der Stern-Reporterin Laura Himmelreich am 24. Januar 2013 siedend heiß ein, dass sie von Brüderle ein Jahr zuvor sexuell schrecklich diskriminiert worden sei. In der Nacht vor dem Dreikönigstreffen in Stuttgart im Jahr 2012 soll Brüderle anzügliche Bemerkungen über ihre Oberweite gemacht haben (»Sie können ein Dirndl auch ausfüllen«). Fertig war der »Sexismus-Skandal«. Das nächtliche Bar-Genuschel des FDP-Spitzenkandidaten beschäftigte wochenlang die Talkshows. Für die bekannte Kolumnistin Kelle jedoch ein Anlass, der vermeintlich sexuell Belästigten entgegenzurufen: »Dann mach doch die Bluse zu!« – und ein Buch daraus zu machen.

Schwimmen im zähen Mainstream

Aus dem empörten Ausruf wurde ein 220 Seiten starkes Werk, das sich gewaschen hat. Mutig schwimmt die 38-jährige Kelle gegen den zähen Gender-Mainstream und bietet dem totalitären Feminismus die Stirn. Die vierfache glückliche Mutter holt die schweigende Mehrheit der Frauen ab, die sich angesichts der wider- bzw. allgegenwärtigen Gender-Propaganda inzwischen nicht mehr trauen, sich zu ihrem Mutter- und Frausein zu bekennen: »Ich bin gern Frau, und ich bin gern Mutter«, schreibt Kelle – ein Bekenntnis, das man – pardon: frau! – heute eigentlich gar nicht mehr offen ablegen darf. Aber »es gibt Hunderttausende Frauen wie mich in diesem Land«, schreibt Kelle, »Frauen, die gern Frauen sind, es gern zeigen und das auch nicht ständig diskutieren müssen. Mütter, die gern Mütter sind und wegen der Mutterschaft auch gern mal lange aus dem Beruf aussteigen«. Habe ihr Lebensmotto ursprünglich gelautet: »Bad girls go everywhere!«, habe sie erst von anderen Frauen erfahren müssen, »dass ich mit meinem Lebensentwurf eine gescheiterte Existenz darstelle«. Heute, als vierfache Mutter, sei sie 38 und habe »turbulente, aber auch unfassbar schöne 14 Jahre hinter mir, in denen ich Mutter von inzwischen vier Kindern bin«. Und – ganz verwerflich – »niemand hätte mir dieses Glück vorher beschreiben oder gar anpreisen können; man muss es selbst erfahren«.

Kinder mit selbst gekochtem Essen gefoltert

Ja, man mag es kaum aussprechen: Frau Kelle bekennt sich offen zur feministischen Ketzerei. Aus feministischer Sicht sei sie nämlich eine »traurige Gestalt, die über ihren Kindern gluckt«, sie mittags zu Hause einsperrt und mit »selbst gekochtem Essen« foltert. Grauenhaft! Da ist der Name »Kelle« vermutlich schon Programm. Aber es kommt noch dicker: Auch Männer sind für die Autorin und Vorsitzende des Vereins Frau 2000plus keine Feinde! »Ich mag Männer«, schreibt die attraktive Kelle. Herrje! Beziehungsweise: Frauje! Natürlich sei sie auch schon Männern mit schlechtem Benehmen begegnet, bekennt Kelle unter Anspielung auf die »Brüderle-Affäre«: »Dem stehen jedoch Tausende von täglichen Begegnungen mit Männern gegenüber, die völlig korrekt verliefen.« Kaum zu glauben. »Andererseits kenne ich auch Frauen, die sich nach ein paar Gläsern Alkohol absolut zum Fremdschämen aufführen, vor allem in ihrem Umgang mit Männern.«

Da soll doch gleich die Schwarze Alice dreinfahren! Die Wahrheit ist: Während sich andere als Transe, Zicke, Tucke, Tunte, Bitch, Amazone oder Kampflesbe bekennen, outet sich Kelle als Mutter und Frau. Puh. Ist es schon wieder soweit? Und ob. Mit ihrem Buch markiert Birgit Kelleeinen neuen Frauenaufbruch und reklamiert das Recht der Frauen auf wirkliche Selbstbestimmung – nicht nur das Recht auf Unterwerfung unter den Gender-Wahn. Denn dessen Bild der vielbeschworenen »starken Frau«, die Karriere macht, Männer aus den Jobs verdrängt und nebenher die Kinder in den Hort abschiebt, ist in Wirklichkeit nur das Bild einer »starken Mitläuferin«, »starken Opportunistin« und »starken Ja-Sagerin« – nämlich zu jedem Irrsinn, den ihr der Gender-Mainstream abverlangt.

Das Gruselkabinett des »Gender-Wahns«

Die Autorin Kelle dagegen führt auf ebenso unterhaltsamen wie leicht zu lesenden 220 Seiten durch das ganze Gruselkabinett des »Gender-Wahns« und fordert ihre Geschlechtsgenossinnen schließlich auf, »auf die Barrikaden« zu steigen, damit sie endlich wieder Frau, Mutter und eine echte Partnerin sein können, ohne sich dafür zu schämen. Das Problem ist nämlich schon längst nicht mehr die Emanzipation der Frauen von den Männern, sondern von einem totalitären Feminismus, der Frauen einreden will, sie seien die besseren Männer – wobei letztere sowieso überflüssig seien. Und so »beschweren wir uns jetzt, dass der echte Kerl nur noch schwer zu finden ist«, stellt Kelle fest.

Und das ist logisch. Denn wer Frauen und Weiblichkeit abschafft, legt natürlich auch Hand an die Männlichkeit – so will es nun mal die Dialektik der Geschlechter. Aber »ehrlicherweise können wir die Geschlechterfrage gar nicht lösen ohne den Mann«, so Kelle: »Ohne dass er sich an dieser Debatte beteiligt, seine Standpunkte festlegt, Grenzen verteidigt.« Eben »männlich ist«. Fast klingt das wie ein Hilferuf. Ob der Mann ihn wohl noch hören kann? Ob er aus seinem traurigen Buggyschubser-Dasein noch einmal erwachen kann? Niemand weiß es. Denn wie es die zitierte Dialektik so will, wird mit der Frau und Mutter auch der Mann und Vater zerstört. Dennoch macht das Buch Dann mach doch die Bluse zu! Hoffnung. Denn abseits der ganzen Gender-Propaganda ist es das Buch einer wirklich »starken Frau« – für wirklich »starke Frauen«. Hoffentlich werden es viele lesen.



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Freitag, 26. Juli 2013

Der Elite-Feminismus

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In Deutschland und anderswo gibt es viel Aufregung. Die Quote stimmt nicht. Noch gibt es zu wenig Frauen in Führungspositionen, ist immer wieder zu hören. Die Ökonomin Alison Wolf lässt sich von den Informationsstürmen wenig irritieren und wertet Studien akribisch aus.

Das Ergebnis überrascht: Die Kluft trennt heute nicht Frauen und Männer, sondern die Frauen untereinander. Der Elite-Feminismus in den egalitären Wohlfahrtsstaaten hat eine neue „Kaste“ geschaffen:

Was ist in Schweden los? Was in allen reichen Industrienationen passiert, sagt Wolf, nur zeigt es sich in Schweden besonders deutlich: Während die Männer und Frauen zuoberst meist gleich viel verdienen, werden Frauen in schlechten Jobs immer noch miserabel bezahlt. Mehr noch: Mit dem Erfolg von Frauen entsteht gleichzeitig eine neue Klasse von Bediensteten, auf welche die Anwältin, Investmentbankerin oder Chirurgin zunehmend angewiesen sind. Es sind nun Nannys, Putzfrauen und Haushaltshilfen, die die Karrierepaare von häuslichen Aufgaben befreien. Wolf schreibt: «Skandinavische Länder halten den Rekord bei der Geschlechtertrennung, gerade weil sie traditionelle weibliche Aktivitäten am stärksten outsourcen und unbezahlte Hausarbeit in eine reguläre Beschäftigung verwandelt haben.»
Hier der sehr lesenswerte Beitrag von Birgit Schmid und ein Interview mit Alison Wolf (DAS MAGAZIN vom 24. Juni 2013): blog.dasmagazin.ch.



Theo-Blog
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Freitag, 19. April 2013

Frauenquote und Menschenhandel,

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oder: .... Die Gleichberechtigung der gut Situierten

 
Die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (gemeinsam mit sie unterstützenden Parteifreunden) kann Forderungen und Programme mit ungeheurer Beharrlichkeit und Sturheit so lange vorantreiben, bis ihre Partei ermüdet zumindest zum Teil nachgibt. So jüngst mit der Frauenquote für Aktiengesellschaften geschehen.
 
Im Falle der Frauenquote geschieht das im Namen der Gleichberechtigung. Ich habe aber das Empfinden, dass hier gut situierte Frauen vor allem an die Gleichberechtigung von gut situierten Frauen denken. Ich wünschte mir, dass die Bundesarbeitsministerin ebenso beharrlich, forsch und fordernd gegen Menschenhandel in Deutschland und der EU vorgehen würde, von der – vor allem in der Zwangsprostitution – überwiegend Frauen betroffen sind. Hier kann man Frauen helfen, deren erzwungene Arbeit überhaupt nicht bezahlt wird. Hier kann man Gleichberechtigung herbeiführen, wo sie massiv verletzt und die Würde von Frauen mit Füßen getreten wird.
 
Dass das nicht nur an die Adresse der Arbeitsministerin, sondern auch an die Adresse der Frauenquotenpläne der derzeitigen Oppositionsparteien zu sagen ist, ist klar. Aber diese Parteien stellen derzeit nun mal nicht die Arbeitsministerin. Und das Bundesarbeitsministerium hat eine Schlüsselstellung, das Justizministerium und andere Behörden zu notwendigen rechtlichen, ausstattungsmäßigen und ideellen Verbesserungen in Bezug auf Menschenhandel zu drängen.
 
Nur wenn wir an die schwächsten Frauen zuerst denken, die unterdrückt werden, und ihre Würde wieder her stellen, haben wir auch die moralische Berechtigung, die Gleichberechtigung der oberen Etagen auszubauen.
 
 
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Samstag, 9. Februar 2013

Dirndlgate und was Voltaire dazu sagt

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Als ob ein Ventil geöffnet wurde – so hat ein Freund die Reaktionen auf meinen Artikel „Dann mach doch die Bluse zu“ beschrieben. Eine Nachbetrachtung.

Der gewaltige Zuspruch ist das eine. Das andere dürfte die Erkenntnis sein, dass es in Deutschland die viel zitierte schweigende Mehrheit immer noch gibt.

Ja, Autoren sind eitel, sie wollen gelesen werden, sie wollen Aufmerksamkeit, sie verbreiten Meinung, und sie setzen sich auch mal richtig in die Nesseln. Worst Case bleibt allerdings: nicht gelesen zu werden.

Es ist nicht planbar, nicht kalkulierbar und schon gar nicht beeinflussbar, ob die eigene Meinung ankommt. Entweder man trifft den Nerv oder nicht. Wenn man ihn überhaupt treffen will! Es war also nicht abzusehen, dass sich dieser Artikel zu einem Phänomen entwickeln würde, das mich – das dürfen Sie glauben – am meisten überrascht hat.
Das Frauenkollektiv ist tot
Geschrieben in der Nacht, wütend, aufgebracht. Die Schreibfeder platzte nach der Gruppentherapie-Sendung von Günther Jauch. Diese klammheimliche Freude von Alice Schwarzer. Dies Beharren auf dem ewigen Opfer-Status der Frau, gepaart mit einer Ich-hab’s-schon-immer-gesagt-Attitüde. Als Frau fühlte ich mich da nicht vertreten. Auch nicht von der #Aufschrei-Urheberin Anne Wizorek, die mit in der Sendung saß. Angeblich die moderne Frau von heute, die mit mir aber nichts zu tun hat, genauso wenig wie mit den Frauen, mit denen ich eine Woche lang über das Thema Sexismus diskutiert hatte. Es war genug Frauen-Happening. Das Frauenkollektiv ist tot. Diese Debatte ist der beste Beweis. Frau Schwarzer konnte kaum noch an sich halten. Ist irgendjemandem außer mir noch aufgefallen, dass Sie Frau Wizorek ständig beim Vornamen anredete und den auch noch verhaspelte? Wir, die Anne und ich, wir wissen, was Sache ist. Das sollte wohl die Botschaft sein. Eine Anmaßung, die mich in Rage bringt.

Seit „mach die Bluse …“ online ist, strömten Hunderte, Tausende von Reaktionen durch das Netz. Die Seite explodierte hier beim European und brach bei freiewelt.net, die den Text nachdruckten, sogar zusammen. Ich bekam Post von Männern und Frauen. Letzteres freut mich besonders. Ja doch, ich bin wenig zimperlich ins Gericht gegangen mit meinem eigenen Geschlecht. Der Schuss hätte auch nach hinten losgehen können. Selbst oder gerade, weil es die Wahrheit ist, dass wir Frauen unsere weiblichen Waffen sehr wohl oft und gezielt einsetzen. Doch weiblicher und männlicher Zuspruch halten sich die Waage, auch wenn mir manche Damen gerne unterstellen, ich bediente nur die Macho-Fraktion. Tut mir leid, ich bleibe dabei, die Fakten sprechen eine andere Sprache. Es sind selbstbewusste Frauen, die mit ihrem Frausein glücklich sind und sich nicht als hilfsbedürftige Mäuschen betrachten lassen wollen.
„Das konnte nur eine Frau schreiben“
Männer schreiben anders. Die häufigsten E-Mails und Briefe enthalten Formulierungen wie „Das konnte nur eine Frau schreiben, ein Mann wäre anschließend erledigt“. Mindestens jedes zweite Schreiben enthält den Hinweis, ich möge doch bitte das Lob für den Artikel nicht falsch verstehen. Dies sei ein ehrliches Kompliment, einfach so, ohne Hintergedanken. Männer fühlen sich also neuerdings genötigt, dies extra anzumerken. Keine Frage also, die Debatte hat Wirkung hinterlassen. Ob das wünschenswert ist, steht auf einem anderen Blatt.

Wüste Beschimpfungen und Beleidigungen von der Toleranzfraktion waren natürlich auch im Postfach, so in der Art:
„This is the most sexist, fucked up, slut-shaming, victim-blaming, feminism-unaware, and uninformed piece of trash that I have read all year. And I am following Fox News.“
Wirklich ganz großes Kino. Ach ja, ein paar Heiratsanträge und Liebeserklärungen sind ebenfalls eingegangen. Sehr höflich formuliert, aber ich muss leider absagen meine Herren, ich bin schon lange in festen Händen.

Männer schreiben mir auch ihre Wut – danke für das Vertrauen an dieser Stelle – und sie erzählen von eigenen Begegnungen der besonderen Art. Alle Berufe, alle Altersklassen. Anwälte, Lehrer, Pfarrer, Kneipenwirte, Handwerksmeister und Journalisten-Kollegen. Von Frauen, die sich danebenbenehmen, die sie offen anmachten, was sie als Mann nicht als angenehm empfanden. Von wegen, „die Männer“ stehen auf so etwas. Sie sind peinlich berührt, wissen oft auch nicht, wie man damit richtig umgehen soll.
  • Der angehende Pastor, der von einem jungen Mädchen belästigt wird, „Kanzelschwalben“ nennt man so etwas unter seinen Kollegen, der Begriff war mir neu …
  • Die Sekretärin, die sich ungefragt bei der Weihnachtsfeier auf den Schoß des verheirateten Chefs setzt …
  • Die Studentin, die halb ausgezogen zum Gespräch über die zu scheiternde Promotion kommt …
  • Die Schülerinnen, die im Sommer „fast in Unterwäsche“ im Unterricht sitzen …
Vielleicht stelle ich mal eine anonymisierte Liste zusammen, was Mann mir so aus dem Alltag berichtet hat. Dies alles soll den tatsächlich existierenden Sexismus gegen Frauen in diesem Land keineswegs relativieren. Aber es zeigt deutlich, dass auch diese Medaille eine Kehrseite hat.
Da steht selbst Brüderle als Kavalier da
Festzuhalten bleibt: Sexismus ist nicht allein Geschäft irgendwelcher notgeiler Männer, Frauen beherrschen es auch. Die einen kämpfen mit Herrenwitz, die anderen mit dem, was sich schon immer bewährt hat. Wer Erfahrungsaustausch braucht, kann ja heute an Weiberfastnacht einmal durch die Kölner Südstadt und andere jecke Hochburgen laufen und darüber berichten, wie es so ist, als Mann in ein Rudel betrunkener Frauen zu geraten. Witzig geht anders. Da steht selbst Brüderle am Ende noch als Kavalier da.

Wenn wir also über Sexismus reden wollen, dann müssen bitte alle einmal abrüsten und im Gegenzug alle Aspekte auf den Tisch bringen. Auch diejenigen, die wir Frauen nur ungern hören.

Dann müssen wir auch darüber reden, warum Jungs in Schulen nur aufgrund ihres Geschlechtes im Durchschnitt schlechter benotet werden. Dann müssen wir darüber reden, warum bei Sorgerechts-Streitigkeiten in 90 Prozent die Mütter das Sorgerecht bekommen. Dann müssen wir darüber reden, warum es in Stadträten aufgeregte Sondersitzungen gibt, wenn H&M halbnackte Frauen an die Bushaltestellen plakatiert, die Sitzungen aber nicht stattfinden, wenn uns an gleicher Stelle David Beckham in Unterwäsche anlächelt. Dann müssen wir darüber reden, wieso Männer Signale nie falsch verstehen dürfen, Frauen aber die alleinige Deutungshoheit halten, wie ihre Signale bitte schön zu verstehen seien. Dann müssen wir darüber reden, warum es lustig ist, wenn Männer in der Werbung als dämlich dargestellt werden, es aber als sexistisch gilt, wenn wir Gleiches mit Frauen tun. Wenn wir also das Fass aufmachen, dann bitte ganz.
Die Schweigespirale lebt
Warum hat es bei diesem Thema eigentlich erst so einen Anstoß-Artikel gebraucht, damit sich die Gegenmeinung zum Aufschrei wie ein Dammbruch im Netz artikuliert? Es ist diese Frage, die mich noch viel mehr beschäftigt. Belegt sie doch offensichtlich das Problem, dass es in Deutschlands politischem Alltags-Diskurs Meinungen gibt, die als Tabu gelten. Die in den Mainstream-Medien nicht zu Wort kommen, selbst wenn ein ganzes Land gerade diskutiert. Aus Angst. Aus Unsicherheit. Weil es schlecht für die Karriere sein kann, sich gegen den Mainstream zu stellen.

Die Political Correctness hat sich wie Mehltau über den normalen demokratischen Austausch gelegt. Mann muss ja nicht jede Meinung teilen, geschweige denn gutheißen. Aber man muss doch darüber reden dürfen. Wer Toleranz fordert, muss sie auch selber aufbringen. Im besten Sinne nach Voltaire: „Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, dass Sie Ihre Meinung frei äußern können.“ Was für ein großartiger Satz! Ja, ich begreife gerade seit vergangener Woche, wie recht Elisabeth Noelle-Neumann mit ihrer Theorie von der Schweigespirale hatte. Wer glaubt, auf der Verliererseite zu stehen, hält lieber den Mund.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich selbst diese Erfahrung mache, öffentlich angegriffen zu werden, im Hintergrund aber massenhaft Unterstützung erfahre. Oft reicht ein Reizwort, und die Berufsempörten sind zur Stelle. Zweifeln Sie mal am menschgemachten Klimawandel. Argumentieren Sie mal sehr sachlich gegen ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Oder zitieren Sie in einer Talkshow mal ganz wertfrei Thilo Sarrazin.

Dann lernen Sie die Medienmaschinerie und auch viele ihrer Mitmenschen mal ganz anders kennen.

Und wo bleibt die Politik bei all diesen brisanten Themen, die die Menschen bewegen? Wer greift das auf? Es ist das Drama der etablierten Parteien der Mitte, dass sie offensichtlich nicht in der Lage sind, die Sorgen und Nöte der Mehrheit der Bevölkerung aufzufangen. In direkter Folge verstummen zu viele in allgemeiner Politikverdrossenheit nebst Wahlenthaltung und driften vormals normale Wählergruppen zu den politisch linken und rechten Idioten ab, weil sie sich in der Mitte nicht mehr verstanden und vertreten fühlen.

Doch wer andere Meinungen und Lebenserfahrungen als die eigenen verteufelt oder totzuschweigen versucht, leistet der freien, offenen und, wie man so schön sagt, bunten Gesellschaft einen Bärendienst.

Lesen Sie auch die letzte Kolumne von Birgit Kelle: Dann mach doch die Bluse zu!


Quelle
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Dienstag, 29. Januar 2013

Dann mach doch die Bluse zu!

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Frauen bestehen auf ihrem Recht, sexy zu sein – ganz für sich selbst, natürlich. Darauf reagieren darf Mann nämlich nicht, sonst folgt gleich der nächste Aufschrei.



Vielleicht wäre uns diese ganze Debatte erspart geblieben, wenn an diesem ominösen Abend an der Bar nicht Rainer Brüderle, sondern George Clooney gestanden hätte, um seine Tanzkarte an Frau Himmelreich weiterzureichen. Aber so müssen wir alle teilhaben an dem jämmerlichen Balzversuch des Altpolitikers gegenüber der aufsteigenden Jungjournalistin. Denn die ganze Nummer bekommt einen ganz neuen Dreh, wenn männliche Annäherung auf fruchtbaren Boden fällt. Dann wäre es unter Umständen die Geschichte eines heißen Flirts geworden und Frau Himmelreich hätte bis an ihr Lebensende einen echten Clooney bei ihren Freundinnen zum Besten geben können. Was wir daraus lernen? Wo persönliche Befindlichkeit als ausreichender Gradmesser erscheint, um Sexismus zu definieren, verkommt der Begriff zur Beliebigkeit.


Ein Bärendienst für alle Journalistinnen
 
Nein, ich wollte mich dazu nicht äußern. Weil ich diese ganze Brüderle-Sexismus-ich fühl-mich-ganz-doll-bedrängt-Diskussion aufgebauscht und heuchlerisch finde. Weil die einzige Diskussion zu dem Thema Brüderle, die es wert wäre, geführt zu werden, die ist, wieso neuerdings der „Stern“ als Qualitätsmedium gegen Sexismus aller Art gilt. Etwa wegen der zahlreichen unbekleideten Damen, die regelmäßig auf dem Cover zu sehen sind, um den investigativen Charakter des Blattes zu unterstreichen? Und die zweite Frage, die mir als Frau dazu einfällt, ist diejenige, wieso die Herren in der Redaktionsleitung des „Stern“ eigentlich eine junge Journalistin, die sich angeblich von einem Politiker bedrängt fühlt, ein ganzes Jahr noch auf weitere Termine mit dem gleichen Mann schickt.

Wenn es also tatsächlich so unverzeihlich und dramatisch ist, was ein Brüderle sich da nachts an der Bar geleistet hat, dann hätte ein verantwortungsvoller Arbeitgeber seine junge Mitarbeiterin davor bewahren und schützen müssen, anstatt sie dem weiter auszusetzen. Stattdessen sitzt der Chefredakteur bei Günther Jauch und gibt den Vorkämpfer der Frauenbewegung. Und als Gipfel fordert die Medienmeute eine Entschuldigung von Brüderle bei der Journalistin. Um es mal klar zu sagen: Die einzige Entschuldigung, die hier fällig ist, wäre die von Rainer Brüderle an seine eigene Frau, und die hat es mit Sicherheit schon gegeben.

Gleichzeitig hat die Geschichte allen Journalistinnen im Land einen Bärendienst erwiesen, denn welcher Politiker wird es ab sofort noch wagen, sich alleine mit einer Journalisten-Kollegin irgendwo zu treffen? Ein falscher Satz und gleich ist wieder Aufschrei. Gerhard Schröder kann von Glück reden, dass er seine Doris, einst Journalistin beim „Focus“, schon vor mehreren Jahren dienstlich traf. Heute hätte das junge Glück ein jähes Ende gefunden, noch bevor es richtig an Fahrt gewinnt. Denn heute hätten seine Berater dafür gesorgt, dass er niemals in die Verlegenheit kommt, sich ihr zu nähern, oder zumindest eine Anstandsdame dazwischen gesetzt. Auch Joschka Fischer könnte heute Ehefrau Nummer vier aus dem Lebenslauf streichen. Presse-Praktikantin Nicola hätte man heute nicht mehr zu ihm vorgelassen. Vertrauliche Hintergrundgespräche und gemütlicher Ausklang an der Bar werden ab sofort männliches Privileg sein. Danke, liebe „Stern“-Redaktion.
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Die amerikanische Schauspielerin Megan Fox ziert gerade in Unterwäsche das aktuelle Cover des „Esquire“, gibt aber gleichzeitig von sich, sie wolle von ihrem sexy Image weg. Dann mach doch die Bluse zu, möchte man ihr da zurufen! Vielleicht schaut dir dann auch mal einer in die Augen. Wir verpacken schon kleine Mädchen in Lolita-Klamotten und zerreden die Intimität von Sexualität als Prüderie. Wir laufen in Slutwalks durch die Straßen und proklamieren das Recht, wie Schlampen herumlaufen zu dürfen. Gleichzeitig wollen wir aber nicht als Schlampe bezeichnet oder gar behandelt werden. Wir punkten mit unserem Aussehen, gelten als das schöne Geschlecht, schnüren uns die Brüste hoch beim Oktoberfest, aber nein, wir wollen damit keine Aufmerksamkeit, wir wollen damit nur unsere inneren Werte betonen.

Gerade prostituieren sich bei RTL wieder junge Damen mit ihrem Aussehen in der x-ten Staffel des „Bachelor“. In einer Folge „Bachelor“ lernt man mehr über Frauen als durch 100 feministische Bücher. Frauen ziehen sich aus für den „Playboy“ und haben für das Recht gekämpft, ihren Körper verkaufen zu dürfen. An Männer. Keine Frage, die weibliche Anatomie taugt sehr gut als Waffe. Wenn eine Heidi Klum fröhlich erzählt, das Erste, was ihr an ihrem Ex Seal auffiel, sei das große Gemächt in der engen Radlerhose gewesen, dann ist das unser Heidi, ach nein wie süß. Der gleiche Spruch von einem Mann über den Busen seiner Frau wäre Sexismus. Er könnte einpacken. Wir messen mit zweierlei Maß.

Nein, mein Gott, ich möchte nicht Mann sein in dieser Welt, in der bereits 13-Jährige mit Push-up-BHs zur Schule gehen. Ich möchte nicht Mann sein in einer Welt, in der man überlegen muss, ob man noch mit einer Kollegin Kaffee trinken kann. Und vor allem möchte ich als Frau nicht in einer Welt leben, in der ich als armseliges Opfer betrachtet werde und Männer vor lauter Angst, etwas Falsches zu sagen, lieber gar nichts mehr sagen. Wir haben es selbst in der Hand als Frauen, wir haben die Männer in der Hand.

Lesen Sie auch die letzte Kolumne von Birgit Kelle: Landlust reloaded


Quelle 
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Sonntag, 27. Januar 2013

Aufstand der Frauen

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Janis Anmerkung:
Sexismusdebatte ... weinerliche Frauen ... das schwache Geschlecht ... wie jämmerlich! Mit Sicherheit gibt es Männer, deren Wortschatz zu wünschen übrig lässt. Aber genauso gibt es Frauen, die dem entsprechen. 

Macht mich jemand dumm an, bekommt er die passende Antwort - wenn nötig, nicht nur verbal. Fertig! Muss ich deswegen nach Papa Staat rufen? Nee, nicht wirklich. Auf der einen Seite wollen diese weinerlichen Damen emanzipiert sein - mit allen Konsequenzen - auf der anderen Seite jedoch, brauchen sie eine starke Schulter zum Beschützen und Anlehnen. 

Und dann stelle man sich einmal vor, kein Mann würde diese Damen als Frauen wahrnehmen. Was würde das für einen Aufschrei geben! Die Emanzen ala Schwarzer  wollen keine Männer, sondern Frauen in Männeroutfit. Wenn dann aber so ein richtiger Macho aus den Südländern auftritt, verlieren sie ihren Verstand.
Und was ist der eigentliche Hintergrund dieser Debatte - ausgelöst von einer jungen Journalistin, die ein Jahr für ihre Recherchen brauchte, um sie dann im Wahljahr 2013 zu präsentieren?

Frauen können sich wehren, wenn sie denn wollen

Der landesweite Aufstand der Frauen in Sachen Sexismus ist überzogen. Zu sehr wird der unsouveräne Opfer-Diskurs bemüht, der bereits eine einfache Anmache von Rainer Brüderle skandalisiert. Von

Was ist eigentlich peinlicher: tüdelige alte Dödel, die sich an junge hübsche Dinger ranwanzen? Oder all die jungen hübschen Dinger, die so tun, als ob sie sich gegen plumpe Anmache tüdeliger alter Dödel nur mit massenhaftem öffentlichem Aufschrei wehren könnten?

Wenn schon ein wenig gelungener Auftritt eines offenbar nicht mehr ganz nüchternen Politikers in einer Bar zur späten Stunde alle weibliche Welt über "Sexismus" wehklagen lässt, dann frag ich mich, wie wir künftig Verhalten nennen wollen, das wirklich sexistisch ist. Weil es handgreiflich und gewalttätig Frauen ihrer Freiheit und ihrer körperlichen Unversehrtheit beraubt.

Und nicht nur unangenehm ist wie ein Handkuss (Brüderle) oder eine Hand auf dem Oberschenkel (der Fahrlehrer) oder eine Anzüglichkeit, für die der Kerl ein deutliches Wort oder zur Not auch eine Ohrfeige verdient, aber doch bitte keinen landesweiten Aufstand der entrechteten und entehrten Frauen der Republik. Herrscht hier schon der Taliban? Also!

Kann man euch etwa nicht mehr allein in die Kneipe gehen lassen? Oder in die Hotelbar? Oder an andere Orte, wo sich Männer aufhalten könnten, die noch nicht umerzogen sind? Und, sorry, hat euch die Frauenbewegung denn wirklich gar keine Einsicht hinterlassen? Dort hieß es einst: "Die Arbeit am Mann ist einzustellen." Warum? Weil sie nichts nützt.

Manche Männer kann man nicht belehren. Aber man kann sich gegen sie wehren – am besten nicht erst ein Jahr später, sondern gleich. An einer öffentlichen Hotelbar sollte das nicht schwerfallen.

Frauen und das Hinterhältige am Opfer-Diskurs

Man kann dumme Sprüche ignorieren. Man kann sie ironisch kontern. Man kann die biedere Anmache lächerlich machen. Man kann das alles souverän an sich abperlen lassen. Man muss auch nicht beleidigt flüchten, es sind ja noch andere in der Bar. Vielleicht Jüngere und Hübschere.

Und schließlich, sollte wirklich alles nichts nützen und man vor der verdienten Ohrfeige zurückschrecken: Ein wohlplatziertes Glas Wein, Bier oder Wasser ins Gesicht macht spitze Männer schlagartig stumpf. Und dann lächelnd sagen: "Dieses Glas geht auf meine Rechnung."

Aber das ist offenbar zu praktisch gedacht. Es ist womöglich gar zu männlich gedacht. Denn viele Frauen wollen Probleme keineswegs lösen. Sie wollen sie behalten, schon um der Welt zu zeigen, wie unendlich verbesserungswürdig sie ist. Mann soll sich ändern. Die Welt soll sich ändern. Nur sie selbst nicht. Sie sind ja Opfer.

Das ist das Hinterhältige am Opfer-Diskurs: Er schließt aus, dass man etwas dagegen tun könnte, ein Opfer zu sein. Denn dann wäre man ja auch den Opfer-Bonus los – oder darf man das jetzt wieder nicht sagen, wegen "Opfer-Abo"? Ach was. Man muss es sagen.
Frau müsste blind sein, um nicht zu sehen, dass es beides gibt: Frauen, die sich als Opfer geben, ohne es zu sein, und eine Öffentlichkeit, die es nicht wagt, Frauen zuzutrauen, dass sie selbstbewusste Subjekte mit keineswegs ausschließlich nur gutem Willen sein könnten. Und damit auch Täterinnen. Ja, doch, es gibt einen Opfer-Bonus. Er bedeutet Entmündigung auf samtweichen Pfoten.

Schreckensvision einer Welt ohne Flirt

Die meisten Frauen aber sind keine Opfer. Sie können sich wehren. Und manche von ihnen wünschen sich gar keine von dummen Sprüchen und sexistischer Anmache porentief gereinigte und triebbefreite Welt, auch wenn sie das eine oder andere männliche Gehabe übel, empörend oder störend finden.

Denn die haben jetzt schon keinen Spaß mehr an den Opportunisten, die ihr geschlechtergerechtes "Zuhörer und Zuhörerinnen" auch dann noch skandieren, wenn gerade mal eine einzige Alibifrau im Publikum sitzt. Oder an den ewig schuldbewussten Buben, die peinlichst darauf achten, keinen Anlass für ein geschlechtsspezifisches Missverständnis zu geben. Als ob nicht die Möglichkeit eines Missverständnisses das Reizvolle am Flirt ist.

Den darf man demnächst begraben, wenn es keinen Raum mehr gibt für Zwischentöne, für alles, was zwiespältig, riskant, hart an der Grenze oder über sie hinaus, andeutend und anzüglich ist.

Schöne neue cleane angstbesetzte prüde Welt. Gegen diese Schreckensvision würde ich die nicht mehr ganz frischen Herrenwitz-Schwadroneure in Kauf nehmen.

Skandalisierung als Waffe

Worum also geht's? Ums große Saubermachen, weil ein paar Frauen meinen, sie könnten Männern keine Grenzen zeigen? Oder – und jetzt wird's ganz finster: weil es auch im journalistischen Gewerbe Kolleginnen geben soll, die ihre genetisch bedingten Vorzüge schamlos ausreizen? Denn dass Männer auf primitive Lockspeisen wie Bier und Titten vorhersehbar reagieren, kann frau auch zu ihrem Vorteil nutzen.

Der Beispiele sind unendlich viele. Sind diese Kolleginnen unfair? Wenn ja, wem gegenüber? Den Männern, den armen Triebgesteuerten? Oder den anderen Frauen, die keine ganz so dirndlkonforme Strategie verfolgen können oder wollen? Und muss man da der Gerechtigkeit halber für alle den Ganzkörperschleier empfehlen?

In dieser Sache gibt es nicht nur Opfer unter den beleidigten Frauen. Gelitten hat auch der "Qualitätsjournalismus", auf den man sich beim "Stern" beruft. Ja, es gibt Verhalten, das man öffentlich machen muss.

Annett Meiritz hat das im Spiegel cool und souverän getan, denn was man sich bei den Piraten ihr gegenüber geleistet hat, war nicht nur geschmacklos, sondern rufschädigend. Dagegen kann sich eine Journalistin übrigens auf die machtvollste Weise wehren, die sich denken lässt: durch Öffentlichkeit.

Im Fall Brüderle aber wurde das für einen Politiker besonders gefährliche Skandalisieren gezielt als Waffe eingesetzt. Das Opfer ist in diesem Fall der Mann. Und auch die Öffentlichkeit ist ein Opfer: Das Eingeständnis, dass QualitätsjournalistInnen wesentliche Erkenntnisse an der Hotelbar suchen, erklärt manches und lässt noch Schlimmeres befürchten.


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