Donnerstag, 28. März 2013

Pfaffenhofen sagt nein

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Pfaffenhofen (PK) Ein Flugblatt, das gegen die Moscheepläne der türkisch-islamischen Gemeinde in Pfaffenhofen Stimmung macht, schlägt derzeit hohe Wellen. Dahinter steckt die Interessengemeinschaft Hohenwarter Straße (IG Howa). Ihr erklärtes Ziel: Sie wollen den Bau des Projekts verhindern.
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Die Flugblätter der „Bürger gegen Islamzentrum an der Hohenwarter Straße in Pfaffenhofen“ sind am vergangenen Wochenende in vielen Briefkästen im Pfaffenhofener Westen gelandet. Die Verfasser warnen vor den Folgen einer Moschee: „Zerstörte Heimat, Balkanisierung, importierte Konflikte“. In der Kritik der IG Howa steht auch der Bauausschuss des Stadtrats, welcher der Moschee Mitte Dezember mit 8:5 Stimmen das gemeindliche Einvernehmen erteilt hat – und zwar „vorbei an der großen Mehrzahl der Betroffenen, vorbei an Bürgern und Anwohnern“. Noch dazu habe das Gremium sieben Befreiungen vom Bebauungsplan erteilt: „Es ist erkennbar, dass sich die Erbauer der Moschee nicht an unsere Gesetzgebung halten wollen“, heißt es im Flugblatt. Otto-Normalbürgern hingegen seien Abweichungen beim Kniestock im Zentimeterbereich nicht erlaubt. „Was darf man von einer gesellschaftlichen Integration erwarten, wenn schon baulich jegliche Bereitschaft fehlt, die üblichen Vorgaben zu beachten und sich in die Nachbarschaft einzupassen“, fragen die Verfasser.
 
Die IG Howa befürchtet auch Verkehrschaos und Lärm. Thematisiert werden weiter eine „Einflussnahme“ des türkischen Staats auf Ditib, den Dachverband der türkisch-islamischen Gemeinden in Deutschland, sowie die Unterdrückung von Frauen im Islam oder eine „erzwungene Spendenbereitschaft türkischer Mitbürger“. Unterstrichen sind die Ausführungen mit Slogans wie „Alteingesessene Pfaffenhofener Bürger wehren sich“ oder „Wir sagen Nein“.
 
Wie viele Unterstützer die IG Howa als Herausgeber des Flugblatts hat und wer sich bei der Bewegung engagiert, ist nicht bekannt. Die 85-jährige Pfaffenhofenerin und Anwohnerin Magdalena Koppenwallner, die für das Flugblatt verantwortlich zeichnet und Domaininhaberin der dazugehören Homepage www.ig-howa.de ist, will sich dazu nicht äußern: „Keine Auskunft.“ Sie verweist stattdessen auf ihren Sohn, Hans Koppenwallner aus dem Hettenshausener Ortsteil Prambach. „Wir sind mehrere – und zwar nicht wenige“, deutet dieser auf Anfrage unserer Zeitung einen regen Zulauf zur Interessengemeinschaft an. „Wir haben uns zusammengetan, um die Leute zu informieren“, erklärt er. Auslöser sei, dass die Bürger schlecht über die Moscheepläne informiert worden seien.
 
Welche konkreten Schritte die IG Howa unternehmen will, hielt Koppenwallner offen. „Man könnte auch klagen“, sagt er. Doch erst müsse die Entscheidung des Landratsamts als Genehmigungsbehörde abgewartet werden. Dort liegt der Bauantrag der türkisch-islamischen Gemeinde seit über drei Monaten zur Prüfung. Weiter wollte Koppenwallner sich nicht zur Sache äußern – die IG Howa beantworte Fragen aber gerne schriftlich.
 
Der Vorsitzende der angegriffenen türkisch-islamischen Gemeinde in Pfaffenhofen, Recep Bal, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, weil er sich auf einer Pilgerfahrt befindet. Stattdessen reagieren die Pfaffenhofener Vereine, die sich Integration und interreligiösen Dialog auf die Fahne geschrieben haben, besorgt auf das Flugblatt. „Wir nehmen die Leute und ihre Sorgen ernst“, betont Sepp Steinbüchler, Vorsitzender des Internationalen Kulturvereins. Er sei aber „traurig und empört“, weil die IG Howa Informationen und Fakten mit hetzerischen Unterstellungen bis hin zu Verleumdung vermische.
 
In einer ersten Reaktion hat sich gestern auch der Verein Soziale Skulptur an unsere Zeitung gewandt, der „elementare Grundrechte“ gefährdet sieht. Zwar habe jeder das Recht, seine Meinung in einem Flugblatt auszudrücken, sagt Manfred „Mensch“ Mayer vom Vorstand des Vereins. „Es kann aber nicht sein, dass man jemandem ein Grundrecht verwehren will – nämlich das Recht auf freie Religionsausübung“, kritisiert er. Dem Flugblatt attestiert er „unterstes Stammtischniveau mit dem unterschwellig Fremdenfeindlichkeit geschürt wird“.


Quelle
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