Montag, 30. Januar 2012

Willkommen und Abschied

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Und wenn man ihr begegnet, dann sollte man aufpassen, ob sie etwas von Liebe versteht. Denn oftmals ist sie die Ergänzung des eigenen Selbst bzw. umgekehrt. Hat man nun ein großes Herz, dann bedeutet es im Umkehrschluß, die große Liebe hat nur ein kleines und vielleicht auch keines. Und dann, sollte man sein eigenes festhalten.
 
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
Es war getan fast eh gedacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
und an den Bergen hing die Nacht;
schon stand im Nebelkleid die Eiche
ein aufgetürmter Riese, da,
wo Finsternis aus dem Gesträuche
mit hundert schwarzen Augen sah.

Der Mond von einem Wolkenhügel
sah kläglich aus dem Duft hervor,
die Winde schwangen leise Flügel,
umsausten schauerlich mein Ohr;
die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
doch frisch und fröhlich war mein Mut:
In meinen Adern welches Feuer!
In meinem Herzen welche Glut!

Dich sah ich, und die milde Freude
floss von dem süßen Blick auf mich;
ganz war mein Herz an deiner Seite,
und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter 
umgab das liebliche Gesicht,
und Zärtlichkeit für mich, ihr Götter!
Ich hofft' es, ich verdient' es nicht!

Doch ach, schon mit der Morgensonne
verengt der Abschied mir das Herz:
In deinen Küssen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Ich ging, du standst und sahst zur Erden
und sahst mir nach mit nassem Blick:
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein Glück!

 Johann Wolfgang Goethe





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