Der Ausvolker
von Felix Krautkrämer
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) gibt sich gern als Mann
des Volkes. Hemdsärmelig und gerade heraus. Ein Freund der klaren Worte.
Leider kann Schulz sich das Volk nicht aussuchen, als dessen
Repräsentant er sich sieht. Wenn es nach ihm ginge, hätten alle Bürger
ein SPD-Parteibuch, würden ihn bei Auftritten mit Winkelementen zujubeln
und ihr Kreuz stets brav bei der SPD machen.
Doch die Realität sieht leider anders aus. Auf der Beliebtheitsskala
sind die Sozialdemokraten dem Rausch der Tiefe verfallen. Und bei
öffentlichen Auftritten bläst führenden Genossen regelmäßig ein rauher
Wind entgegen.
In einem Interview mit der Zeit hat Schulz seinem Frust über
das undankbare Volk nun Luft gemacht. Anlaß waren die Proteste am Tag
der Deutschen Einheit in Dresden. Auf die Frage, was er denn denke, wenn
in Sachsen Menschen „Wir sind das Volk“ rufen und sich damit gegen die
Demokratie aussprächen, antwortete Schulz: „Diejenigen, die heute
schreien ‘Wir sind das Volk’ und gleichzeitig die Repräsentanten der
Demokratie anpöbeln, die haben den Ausruf nicht verstanden und das Volk
sind sie schon gar nicht.“
Wer das Volk ist, bestimmt Schulz
Anders ausgedrückt: Wer die Staatsführung nicht liebt, gehört nicht
mehr zum Volk. Ginge es nach ihm, würde er solch renitente Querulanten
am liebsten ausbürgern. Leider ist diese Praxis aber mit der friedlichen
Revolution von 1989 aus der Mode gekommen. Deshalb bleibt Schulz nur
die Möglichkeit der verbalen Ausbürgerung. Wer das Volk ist, bestimmt
der frühere Bürgermeister Würselens ganz allein. Und die „Merkel muß
weg“-Forderer und „Volksverräter“-Rufer von Dresden sind es ganz klar
nicht.
Den Statuts einer Volkspartei hat die SPD längst eingebüßt. Nun
arbeitet man im Willy Brand Haus offenbar an einem neuen Image, dem der
Anti-Volkspartei. Parteichef Sigmar Gabriel hat mit seiner
„Pack“-Beschimpfung im vergangenen Jahr schon die Marschrichtung
vorgegeben. Auch Partei-Vize Ralf Stegner gefällt sich in der Rolle des
dauerpöbelnden Wählerbeschimpfers. Da ist es nur konsequent, daß Schulz
mittlerweile als Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten gehandelt wird.
Junge Freiheit
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