Auch heute akzeptiert die Mehrheit der Deutschen und Österreicher den
Euro innerlich immer noch nicht. Akzeptanz ist die Zwillingsschwester der
Legitimität. Nur wo Akzeptanz ist, da ist auch Legitimität. Eine Währung braucht
Akzeptanz. Eine Währung, die nicht voll akzeptiert wird, die wird irgendwann
durch Ersatzwährungen abgelöst. Die Flucht von immer mehr Menschen in Sachwerte
und die um sich greifende Angst um Sparguthaben ist das deutlichste Anzeichen
dafür, dass die Akzeptanz des Euro bei den Bürgern schwindet. Für die fehlende
Legitimität des Euro, über dessen Einführung Deutsche und Österreicher nicht
abstimmen durften, bekommen die Politiker nun mit der schwindenden Akzeptanz der
Währung die Quittung. Der Euro ist eine beispiellose Serie von Vertragsbrüchen,
Lügen und Betrug. Wir Bürger sind die Betrogenen. Die Täter müssen dafür zur
Verantwortung gezogen werden.
Die Schwarzseher und Euro-Pessimisten von gestern sind die Realisten von
heute. Das ist die wichtigste Erkenntnis dieses Buches. Sie hatten den Mut,
gegen den Zwangsumtausch von D-Mark und Schilling aufzustehen, wo Politiker
sitzen blieben. Und sie haben gesprochen, wo Politiker schwiegen. Sie haben Nein
gesagt, wo Politiker Ja sagten. Sie haben innegehalten, wo Politiker mitliefen.
Ungeachtet eventueller schmerzhafter Folgen haben sie Courage gezeigt und gegen
die politische Korrektheit gekämpft. Jene Widerstandskämpfer der Gegenwart, die
von Anfang an die Folgen des Euro-Wahns erkannten, mussten übel dafür
büßen.
Jetzt, wo die einst von Politik und Medien mit viel Pomp gefeierten
Euro-Stabilitäts- und Rettungspakete zur Lachnummer verkommen sind, wird es
Zeit, Bilanz zu ziehen und festzuhalten, was man den Euro-Skeptikern früher
angetan hat. Viele Leser werden sich erstaunt die Augen reiben und gar nicht
wissen, zu was Politiker und Medien fähig gewesen sind. In diesem Buch ist es
dokumentiert. Mehr noch: Es wird auch dokumentiert, was Politiker heute
verdrängen möchten. Wer weiß denn heute schon noch, dass der frühere
Bundeskanzler und Euro-Einpeitscher Helmut Schmidt (SPD) am 29. Juni 1997 in der
Welt am Sonntag verkündete: »Die Stabilität des Euro wird größer sein
als die der Deutschen Mark«.
Wir werden uns noch viele andere obskure Verheißungen anschauen, die sich
rückblickend allesamt als Lug und Trug erwiesen haben. Da schrieb etwa Wolfgang
Schäuble (CDU) am 10. Januar 1997 im Pressedienst der CDU unter der Überschrift
»Wir brauchen den Euro« über Euro-Skeptiker: »Wer sich auf diesem Weg
verweigert, Ängste schürt und riskiert, dass die Entschlossenheit der Europäer
zur Einheit jetzt ungenutzt bleibt, der versagt vor der Geschichte wie vor der
Zukunft«. Rückblickend betrachtet werden wohl Menschen wie Schäuble als die
großen Versager in die Geschichtsbücher eingehen. Und dort wird dann wohl auch
stehen, was sie den Euro-Skeptikern angetan haben. Denn im kollektiven
Bewusstsein vieler Deutscher und Österreicher ist und bleibt der Zwangsumtausch
ihrer geliebten Währungen in den Euro eine nicht verheilende Wunde.
Die Anregung zu diesem Buch verdanke ich langjährigen Freunden aus den
Reihen deutscher Sicherheitsbehörden, vor allem vom Verfassungsschutz. Sie
schämen sich heute dafür, dass sie nicht wenige Euro-Kritiker in den
1990er-Jahren bespitzeln und beobachten mussten und diesen aufrechten Bürgern -
wo immer es unauffällig möglich war - im Auftrag der Politik die berufliche
Zukunft verbauen mussten. Weil sie keine Chance haben, mit ihrem Wissen an die
Öffentlichkeit zu gehen, ohne ihre Beamtenpensionen zu verlieren und wegen
Geheimnisverrats angeklagt zu werden, musste ich einen anderen Weg suchen, um
das alles an die Öffentlichkeit zu bringen.
Ich habe über viele Monate hin alle Personen der Zeitgeschichte, die in
den 1990er-Jahren als politisch nicht korrekte EU- oder Euro-Skeptiker im Visier
von Politik und Sicherheitsbehörden waren, angesprochen oder angeschrieben. Dazu
gehören Dutzende Wissenschaftler, die an ihren Universitäten Manifeste gegen den
Euro unterschrieben haben, Euro-Kläger wie die Professoren Hankel,
Schachtschneider, Nölling und Starbatty, Euro-kritische Journalisten der ersten
Stunde (etwa bei der FAZ und der Wirtschaftswoche) und jene
Politiker, die wie Henning Voscherau (SPD) von Anfang an vor dem Euro warnten.
Sie alle haben mir ebenso wie die damaligen Gegner des Euro aus den Reihen der
Deutschen Bundesbank und jene, die sich von Euro-Befürwortern zu Euro-Kritikern
gewandelt haben (wie Professor Sinn und Professor Henkel) geantwortet und mir
tiefe Einblicke darin gegeben, wie politisch nicht korrekte Menschen wegen
politisch unliebsamer Äußerungen in unserer angeblichen Demokratie stigmatisiert
wurden.
Ich habe sie alle gefragt, ob sie sich noch daran erinnern können, wie
sie damals von Politik und Medien behandelt wurden. Die Beobachtung einiger von
ihnen durch den Verfassungsschutz habe ich bewusst nicht erwähnt. Fast alle
haben mir geantwortet. Oder wir haben uns getroffen. Besonders erschreckend:
Jene, die von Anfang an vor den Gefahren des Euro warnten, werden auch heute
noch zumindest von der Politik als lästige Störenfriede und wie eine Art
Party-Pupser behandelt. Viele von ihnen wurden verunglimpft und diskriminiert –
etwa als »D-Mark-Nationalisten« und »Rechtsextremisten«. Anderen entzog man
Forschungsgelder oder den Job. Und manche bekamen es mit, wenn der
Verfassungsschutz sie beobachtete und Nachbarn befragte. Das ist die eine
Seite.
Auf der anderen Seite stehen jene, die als willfährige Erfüllungsgehilfen
der Politik in den Medien einseitig Propaganda für den Euro gemacht haben. In
vorderster Reihe standen dafür etwa Sabine Christiansen und Ulrich Wickert.
Während die Euro-Skeptiker fertiggemacht und diffamiert wurden, bombardierte man
die Menschen da draußen mit psychologisch ausgereiften Methoden, damit der große
Raubzug beginnen konnte. Ich habe all das in den nachfolgenden Kapiteln mit
öffentlich zugänglichen Quellen dokumentiert. Herausgekommen ist ein spannender
Einblick in Politik, Medien und im Untergrund arbeitende Sicherheitsbehörden.
Das Ergebnis lässt Historikern genügend Raum, die dafür Verantwortlichen in den
Geschichtsbüchern dort anzusiedeln, wo sie hingehören: auf den Abfallhaufen der
Geschichte oder in den Knast.
Weil nicht jeder Leser alle Begriffe der Euro-Entstehung kennen wird,
wurde ganz am Schluss dieses Buches eine Kurzgeschichte des Euro sowie ein
Glossar eingefügt. Und statt einer seitenlangen Danksagung mit den Namen all
jener, die mir bereitwillig Auskunft gegeben haben, danke ich an dieser Stelle
allen gemeinsam. Wie Sie an diesem Buch sehen werden, sind Ihre damaligen
Mahnungen nicht vergessen. Und auch das Leid, das viele Euro-Kritiker durch
Diffamierungen oder Angriffe erdulden mussten, wird uns allen im Gedächtnis
haften bleiben.
In der Kathedrale unserer Herzen wird für jene, die uns vor der Aufgabe
von D-Mark und Schilling gewarnt haben, für immer eine Kerze
brennen.
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