Donnerstag, 7. Januar 2016

Hätt’ ich doch was gesagt! – Argumentationstraining gegen diskriminierende Äußerungen


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Der Klügere gibt nach 
- und steckt die Leberkässemmel weg

von Claudio Casula 


„Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich drauf!“

Dieses klare Bekenntnis von Katrin Göring-Eckardt (Grüne !)  auf dem Parteitag der Grünen im vergangenen November sollte man eigentlich von jedem anständigen Deutschen erwarten dürfen. Doch was sehen wir? Überall Hetzer, Miesmacher, Zweifler. Obwohl Politik und Medien ihr Bestes geben, „Welcome!“ rufen, über jedes von Migranten gefundene und brav abgelieferte Portemonnaie berichten und nur Paradebeispiele für gelungene Integration in die Talkshows einladen, will die Umerziehung noch immer nicht in dem gewünschten Umfang fruchten.

Hier gilt es anzusetzen! In diesem Sinne bietet das ZAF (Zentrum für Aus- und Fortbildung) der Freien und Hansestadt Hamburg 2016 zum Stichwort „Diversity“ allerlei Veranstaltungenan, die den Integrationswilligen unter den inländischen Behördenmitarbeiter/innen Hilfestellung im korrekten Umgang mit den Zuwandernden bieten. „Willkommen in Hamburg! – Fit für andere Kulturen“ etwa ist neu im Angebot („Sie erfahren, was für Menschen aus einer kollektiv geprägten Kultur von Bedeutung ist. Darüber hinaus lernen Sie, worauf es in der interkulturellen Kommunikation ankommt und wie sich der Spruch „You’re Welcome” mit Leben füllen lässt“).

Klingt dies noch etwas allgemein, so kann man sich unter dem Aufbauseminar „Islam im Arbeitsalltag“ schon etwas Konkretes vorstellen: Sollte man nur heimlich in die Leberkässemmel beißen, um keinen muslimischen Mitarbeiter zu verschrecken, oder lieber gleich ganz auf Lebensmittel mit Halal-Zertifikat umsteigen, um peinliche Situationen zu vermeiden? Wie sieht es mit dem Engagement von Gebetsraumpflegerinnen aus und wo kann der gläubige Kunde oder Kollege ungestört seinen Teppich ausrollen? Wie ermöglicht man ihm, die Gebetszeiten einzuhalten und bekommt er am traditionellen Tag des Zorns frei? Überhaupt: Wie wäre es mit einem gemeinsam begangenen Feiertag, etwa dem Zuckerfest, wie vom Historiker Michael Borgolte kürzlich angeregt? „Ohne Änderung unseres Lebensstils wird es nicht gehen“, meinte der Mediävist, der übrigens als Experte für die Zeit der Völkerwanderung gilt.

Eben! Vorurteile sind Gift für das gedeihliche Zusammenleben mit Millionen Migranten, darunter 1,1 Millionen Neubürger, und jenen, die noch kommen werden. Und deshalb scheint auch die Teilnahme an der Veranstaltung „Was guckst du? Wahrnehmung und Kommunikation im interkulturellen Kundenkontakt“ angeraten (Lernziele u.a.: „Unterschiede zwischen individualistischen und kollektivistischen Gesellschaften kennen lernen“ und „Sich die Migrationsgeschichten der Kundinnen und Kunden bewusst machen“) - gefolgt von „Interkulturelles Konfliktmanagement“, wo insbesondere die Maxime „Der Klügere gibt nach“ in den Vordergrund gestellt werden dürfte, wobei aber unbedingt der Eindruck zu vermeiden ist, dass „wir“ uns tatsächlich für die Klügeren halten. Das fehlte ja noch!

Schlimm genug, dass zahllose Dunkeldeutsche mit Herablassung auf Hunderttausende syrischer Ärzte und afghanischer Ingenieure herabblicken. Um diesen Xenophoben das Maul zu stopfen, kommt das Seminar „Hätt’ ich doch was gesagt! – Argumentationstraining gegen diskriminierende Äußerungen“ gerade recht. Dort lernen die Teilnehmer unter Verwendung politisch korrekten Vokabulars zu baxen, zu klebern und zu kaddorren, darauf aufmerksam zu machen, dass sich auch Einheimische daneben benehmen (Stichwort: Oktoberfest!) und dass schlimme Dinge nichts mit dem Islam zu tun haben, auf diskriminierende Äußerungen selbstsicher und überzeugend zu kontern („Du Nazi!“) und im Notfall unter Verweis auf die Instrumentalisierung durch Rechte verhindern zu wissen, dass Ewiggestrige von einer angeblichen Asylkrise schwadronieren, wo wir doch Menschen geschenkt bekommen haben.

Hoffen wir, dass der Erwerb persönlicher Kompetenzen der Hamburger Beamten Schule macht, dass endlich auch mal die Gemeinsamkeiten stärker betont werden (Israelkritik!) und viel mehr Verständnis für „kollektiv geprägte Kulturen“ entstehen möge, denn: „Wir Deutschen fallen gerne mit der Tür ins Haus, andere Kulturen pflegen eine längere Aufwärmphase, um eine Beziehung aufzubauen“. Außer vielleicht am Kölner Hauptbahnhof.







Achse des Guten
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