Mittwoch, 7. Juli 2010

Fußball: Krake(el)-Orakel

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Von Silvia Meixner. - Wenn der Mensch nicht weiter weiß, befragt er gerne Orakel. Das hat den Vorteil, dass man das Denken den anderen überlassen kann und jegliche Verantwortung von vornherein abgibt. Diesmal an einen Tintenfisch.

„Paul“ ist der heimliche Star der WM. Er ist ein Oktopus, der in einem Aquarium in Oberhausen lebt. Per Futterauswahl zeigt er den Menschen, wie es bei der Fußball-Weltmeisterschaft weitergehen wird. Verspeist er zum Beispiel das mit der spanischen Flagge gekennzeichnete Muschelfleisch, so gewinnen die Spanier, delektiert er sich an mit deutscher Fahne dekorierter Unterwasserkost, gewinnen die Deutschen usf. Paul irrt sich fast nie.

Fußball kann so einfach sein! Der Oktopus ist ein alter Hase im Kickergeschäft, schon bei der EM 2008 sagte er alle Ergebnisse richtig vorher, nur beim Endspiel irrte er sich, aber das muss auch mal gestattet sein. Nun ist es leider so, dass das gute Tier für Mittwoch Abend die Niederlage der Deutschen prophezeiht. Ich bin für Optimismus: Wollen wir unser Glück vom Hunger eines Tintenfisches abhängig machen? Ich habe mein Ameisenorakel bemüht und das hat in einem Quickie-Orakel exklusiv für achgut.com herausgefunden, dass diese Vorhersage möglicherweise ein Fehler ist – wie damals bei der EM.

Ebenso habe ich die Ameisen befragt, wie das Duell Lahm gegen Ballack ausgehen wird – beide wollen Mannschaftskapitän sein, eine Fußballmannschaft braucht aber nur einen Chef, weshalb Ballack kürzlich beleidigt Südafrika verließ (Immer schlecht, das Schlachtfeld vor Ende der Schlacht zu verlassen, sagen die Ameisen und gucken treuherzig). Nichts ist mehr mit Fußballmärchen und Harmonie, jetzt schlägt das Testosteron durch und die Jungs wollen an die Macht, leider zu viele gleichzeitig. Das hat meine sensiblen Balkon-Ameisen verschreckt, sie haben sich Bedenkzeit erbeten. Dieweil ich in der Bild-Zeitung lesen muss, dass die Argentinier unserem Kraken-Orakel an die Gurgel wollen, eine Zeitung druckte gar ein Rezept für Paella con Paul. Sehr unsportlich. Ein argentinischer Star-Koch will das harmlose Tier „in kochendem Wasser versenken“.

Wenn ich Paul wäre, ich steckte den Sand in den Kopf. Das hat Lothar Matthäus (war mal ein berühmter Fußballspieler) mal gesagt. Es ist nie verkehrt. Da können Sie jedes Orakel fragen.

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