Sonntag, 6. Januar 2013

Wegwerfgesellschaft

...

Warum Elektronik häufig so schnell kaputtgeht

....

Hersteller von Elektrogeräten achten darauf, dass ihre Produkte nicht ewig halten. Und wenn sie dann kaputt sind, soll der Kunde bloß nicht selbst Hand anlegen – wie ein aktueller Fall belegt. Von
.
Moderne Laptops, Smartphones und Tablet-PCs sind für gewöhnlich erstaunlich robust entworfen. Gehäuse aus Metall oder Kompositmaterialien, Innenrahmen aus Titan, Oberflächen aus Keramik oder speziell gehärtetem Glas verheißen den Kunden eine lange Lebensdauer.
-
Doch der Außeneindruck täuscht, die neuen Designs sind nicht so langlebig, wie sie aussehen – dafür sorgen die Hersteller teilweise selbst: Sie schließen Altgeräte von wichtigen Software-Updates aus (Nokia Lumia 900) und verkleben Verschleißteile wie den Akku nicht auswechselbar im Gehäuse (Apple), sie erschweren Reparaturen (Toshiba) oder machen sie wirtschaftlich unsinnig (Samsung).
---
Kurz gesagt: Wer heute mehrere Hundert Euro für ein Elektronikgerät ausgibt, kann trotz der robusten Anmutung nicht damit rechnen, es wesentlich länger als drei Jahre zu verwenden.
...
...
...

Hersteller gehen gegen eigenhändige Reparatur vor

Wer sich dem eigenhändig per Reparatur entgegenstellt, muss mit dem Widerstand der Hersteller rechen. Der australische IT-Spezialist Tim Hicks bekam Ende Juli einen Brief vom Laptop-Hersteller Toshiba: Er solle gefälligst innerhalb von sieben Tagen Reparaturanleitungen für Toshiba-Laptops von seiner Internetseite entfernen, andernfalls würde der Hersteller rechtliche Schritte einleiten und Hicks für die Verfahrenskosten in Haftung nehmen.
,
Hicks sammelt seit einigen Monaten auf seiner Internetseite "Tim's laptops service manuals" die Reparaturanleitungen für Laptops und Tablets aller Art und stellt diese kosten- und werbefrei zur Verfügung. Über 10.000 Nutzer greifen pro Tag auf Hicks' Anleitungssammlung zu, laden insgesamt 50 Gigabyte Anleitungen herunter.
.
Das passte Toshiba nicht: Die Anleitungen seien vertraulich und nur für eigene Werkstätten bestimmt, schrieben die Japaner. Toshiba will augenscheinlich verhindern, dass die Nutzer ihre Rechner selbst reparieren. Hicks blieb nichts anderes übrig, als die Anleitungen zu löschen.
...
...
...
Das Ergebnis: Im Oktober lief die inzwischen über ein Jahr alte Version 4 von Android auf nur einem Viertel aller Geräte.
.
Wer kein Update bekommt, der kann nicht nur die neuesten Applikationen für Android 4 nicht nutzen. Er sieht sich zudem längst bekannten Sicherheitslücken hilflos ausgesetzt. Das Ergebnis: Mehr als 80 Millionen mehr oder weniger funktionierende Mobiltelefone liegen noch in den Schubladen zu Hause, schätzt der Branchenverband Bitkom.
.
Trotzdem kaufen die Deutschen alle zwei Jahre ein neues Gerät. "Eine gesellschaftliche Debatte darüber, ob diese Art von Massenkonsum angesichts schwindender Ressourcen zeitgemäß ist, findet leider nicht statt", kommentiert Expertin Seo. Das gilt nicht nur für Deutschland. 40 Millionen Tonnen Elektroschrott fallen aktuell laut Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) jedes Jahr weltweit an.


Lesen Sie auch den Kommentar "Die elektronische Wegwerfgesellschaft".



...

2 Kommentare:

harry63 hat gesagt…

Vielleicht sollte manch einer sich bei all diesem elektronischen Schnickschnack, der doch so schnell seinen Geist aufgibt, mal die Frage stellen, ob er das alles wirklich braucht. Sicher, auf manches möchte auch ich nicht mehr verzichten. Doch muss es immer das neueste Mobiltelefon sein, mit Funktionen, die, bevor es sie gab, kein Mensch vermisst hat? Tut es statt eines eBook-Readers nicht auch ein Buch aus Papier? Das fühlt sich authentischer an, hält fast ewig und kostet nicht mehr als die elektronische Version.
Das Verlangen nach all diesen Dingen ist kein natürliches Bedürfnis, es ist künstlich geweckt durch Marketing und geschickte Werbung. Und dass die Produkte qualitativ immer schlechter werden hat seinen Grund in der "Geiz ist geil"-Einstellung, ebenfalls eine Strategie des modernen Marketing. Den Erfindern dieser Strategien kann man einen Strich durch die Rechnung machen, indem man sich dafür entscheidet, nicht immer alles haben zu müssen, nur weil es der Nachbar oder Mitschüler auch hat. Es ist doch auch "cool", mal zu sagen: "Ich brauch sowas nicht". Das kann doch so schwer nicht sein.

Hartmud hat gesagt…

Hinter dieser Verkaufsstrategie der Unternehmen versteckt sich eine gängige Vorgehensweise, die "geplante Obsoleszenz" genannt wird. Ein Thema, was nicht nur seit Apple immer mehr Interesse in der Gesellschaft findet. Nun sind auch erste Gegenbewegungen entstanden die die den geplanten Defekt einzelner Geräte entlarvt.

Garantiert kaputt!