Donnerstag, 23. Januar 2014

Unbemerkt: Die Pläne des IWF für eine neue, globale Politik

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MITTEILUNG vom 22.01.2014


www.zivilekoalition.de    www.AbgeordnetenCheck.de   www.freiewelt.net


Unbemerkt: Die Pläne des IWF für eine neue, globale Politik. 


Die Eurokrise schreitet voran. Im Moment etwas leiser. Die Gelddruckmaschine der EZB funktioniert ja geräuschlos. Aber auch der IWF weiß, daß das nicht die Lösung ist. Der IWF will ganz neue Wege beschreiten, fordert ein neues Politiksystem. Sehen Sie dazu meine kurze Videobotschaft hier


Die Regierung hat im neuen Regierungsprogramm ausdrücklich geregelt, daß sie zur "Eurorettung" immer neuen Hilfskrediten zustimmen wird. Ein Limit hat sie nicht genannt. Schicken Sie mit einem Klick hier  Ihre Botschaft an 10 Bundestags-Abgeordnete und fordern Sie diese auf, jede weitere Erhöhung deutscher Haftungssummen abzulehnen.


Stellen wir uns geschlossen gegen diese Politik. Mobilisieren wir uns. Verteidigen wir unsere Demokratie. 


Mit freundlichen Grüßen bin ich Ihre
Beatrix von Storch


PS: Unterstützen Sie bitte mit Ihrer Spende von z.B. 5 Euro unsere Kampagne.Hier  können Sie spenden. Danke.



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Dienstag, 21. Januar 2014

Es war als ...







Mondnacht
Es war, als hätt´ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blüten-Schimmer
Von ihm nun träumen müßt'. 
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht. 
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus.
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.


Joseph von Eichendorff
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Wie Sie Machtspiele erkennen und richtig reagieren

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Umgangsformen sind Spielregeln des höflichen Miteinanders. Oft gelten im Beruf jedoch andere, unfaire Gesetze, wenn Machtspiele oder Machtdemonstrationen Einzelner die Arbeit bestimmen. 

Wie Sie diese Spielchen erkennen und die Regeln zu Ihren Gunsten ändern oder ganz auf die „Partie“ verzichten, lesen Sie in diesem Beitrag.


Willst Du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht


„Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht“, sagte Abraham Lincoln (1809-1865) in seiner Amtszeit als 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. 

Und ein anderer großer Politiker jener Zeit, Charles Maurice de Talleyrand (1754-1838), französischer Außenminister unter Napoleon I. sowie Ludwig XVIII., bemerkte:  „Kein Abschied auf der Welt fällt schwerer als der Abschied von der Macht.“

Was für Politiker in früheren Zeiten galt, gilt auch heute – und zwar nicht nur für die großen, sondern auch für einige „kleine Leute“. Ihre wichtigste Bühne für Kungeleien um Macht und Einfluss sind die Arbeitsplätze und Büros. Zwar ist beruflicher Ehrgeiz im Grunde nichts Negatives. Doch wenn der Wunsch, Karriere zu machen, alles andere an den Rand drängt, kann es Probleme geben.

Machtspieler haben ihre eigenen Regeln

Wer sein Denken und Handeln in erster Linie Kategorien wie „Macht“ und „Einfluss“ unterordnet, mit dem ist nicht einfach auszukommen. Denn die „Zusammenarbeit“ folgt anderen Regeln als denen des guten, fairen Miteinanders:
  • Ein allzu macht- und karriereorientierter Kollege verdreht vielleicht gern einmal die Wahrheit, streut böse Gerüchte, leitet wichtige Informationen verspätet an Sie weiter oder hält sie sogar ganz zurück.
  • Ein Vorgesetzter lässt seine Mitarbeiter vielleicht bei Besprechungen immer besonders lange warten, beschimpft sie laut vor Dritten oder lässt sie unnötig viele Überstunden arbeiten.

Unfaires Spiel um Verantwortung

In jedem Fall schieben machtorientierte Karrieristen die Verantwortung für Negativ-Entwicklungen (etwa das Scheitern eines Projektes) weit von sich. Für Fehler, Misserfolge und Niederlagen werden stets andere verantwortlich gemacht, wie in dem folgenden Beispiel deutlich wird: 

So schützen Sie sich

Auch wenn es manchmal den Anschein hat: Als Betroffener sind Sie unfairen Machtspielen keineswegs hilflos ausgeliefert. Sie müssen sich zur Gegenwehr auch nicht auf das Niveau Ihres Gegenübers herablassen. Es genügt, wenn Sie seine unfaire Spielweise erkennen und angemessen reagieren. Wie Sie dabei vorgehen, erfahren Sie im weiteren Verlauf dieses Beitrags. 


Vom schlechten Umgang mit der Macht:
2 Arten von Machtspielen

„Entscheidend ist nicht die Frage, ob man Macht hat, entscheidend ist die Frage, wie man mit ihr umgeht.“ Diese Worte von Alfred Herrhausen (1930-1989), Vorstandssprecher der Deutschen Bank, verdeutlichen, dass Macht an sich weder positiv noch negativ ist. Im Unternehmen haben viele Personen Macht: 

Vorgesetzte verfügen mindestens über hierarchische Macht sowie Belohnungsmacht(beispielsweise die Macht, Beförderungen auszusprechen, interessante Projekte zu übertragen). Kollegen können über soziale Macht (etwa aufgrund ihres Charismas und ihrer Überzeugungskraft) oder Wissensmacht (infolge einer Expertenstellung) verfügen. 

Wichtig ist, wie die jeweilige Person mit ihrer Machtposition umgeht. Neigt jemand dazu, seinen Einfluss zu missbrauchen, agiert er innerhalb zweier Grundformen: der Intrige oder der Machtdemonstration. 
 





weiterlesen hier Stil.de
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Narzisstische Persönlichkeitsstörung

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Die narzisstische Persönlichkeitsstörung und ihre Verhaltensmuster...

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung kennzeichnet sich durch besonders ausgeprägte Verhaltensmuster. Viele der Verhaltensmuster können aber nicht, oder nur schwer, durch Angehörige erkannt werden, sondern oftmals ausschließlich durch den Betroffenen. So haben Menschen mit narizisstischer Persönlichkeit etwa ein sehr geringes Selbstbewusstsein, welches jedoch nur nach innen verspürt wird. Nach außen hingegen geben sie sich stark, mit extrem ausgeprägtem und auch übertriebenem Selbstbewusstsein. Sie versuchen immer so viel Aufmerksamkeit wie möglich für sich allein zu erhalten, sie sind der Mittelpunkt, verdienen Bewunderung und Anerkennung. Im Gegenzug sind die Erkrankten aber nicht bereit, die Bewunderung und Anerkennung auch anderen gegenüber zu geben. Im Grunde denken Betroffene, dass nur sie alleine wichtig sind und eine Sonderstellung in der Gesellschaft verdienen.

Bitte keine Kritik...

Gegenüber Kritik habe Erkrankte ein besonders auffälliges Empfinden. Sie werden wütend, können ein Gefühl von Scham verspüren oder sich gedemütigt fühlen. Insbesondere im familiären Bereich wird oft mit Intrigen gespielt, mithilfe derer sie sich stets ins rechte Licht rücken können. Wobei zu erwähnen gilt, dass bei den Intrigen oft die Menschen herabgestellt werden, die gegenüber der narzisstischen Persönlichkeit Kritik ausgeübt haben.

Lügen lassen sich nur selten erkennen...

Das Netz der Lügen um einen Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung ist oft sehr gut geknüpft. In der Regel wird nichts dem Zufall überlassen, sondern alles bis ins kleinste Detail geplant. Vor allem Außenstehende haben es schwer, die Wahrheit der Geschichten von den Lügen zu unterscheiden beziehungsweise die Lügen zu erkennen. Die ganze Lebenstaktik der narzisstischen Person ist oft sehr ausgefeilt.


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Die Intrige

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Intrige (von lateinisch intricare, „in Verlegenheit bringen“), veraltet auch Kabale oder Ränke

bezeichnet eine Handlungsstrategie, mit der einzelne oder Gruppen von Menschen versuchen, anderen Schaden zuzufügen oder sie gegeneinander aufzuhetzen. Der Träger dieser Handlungsstrategie wird als Intrigant bezeichnet.

Der Sinn und Zweck der Intrige kann der persönlichen emotionalen Befriedigung (SchadenfreudeSadismus u. Ä.) oder persönlichen bzw. gruppeneigenen Vorteilen dienen.

Konspiration bedeutet in der Sprache der Geheimdienste, „die Zusammenarbeit mehrerer Personen unter einheitlicher Zielsetzung und bewusster Ausschaltung fremden oder öffentlichen Einblicks“,[1] wodurch ihr Ziel und ihre Identität verborgen bleiben.[2]


Janis Anmerkung: 
Die Staatssicherheit arbeitete mit diesen Mitteln um Menschen - Menschengruppen - Initiativen - Kirche zu stören und auch um sie zu zerstören. Wie es scheint, reichen 24 Jahre nicht aus, um Menschen, die einmal diese Art der Auseinandersetzung gelernt und verinnerlicht haben, umzuerziehen. Sie benutzen auch heute noch ihre einmal gelernten Strategien, um ihren Willen durchzusetzen. 
Man stelle sich einmal vor - besser nicht - die Stasi hätte über die heutigen Möglichkeiten verfügt. Wieviele Menschen hat diese Institution zerstört?! Viele dieser Handlanger von damals leben auch heute noch..... Intrigen beherrschen nicht nur die Geschäfts-und Berufswelt. Nein, das kann auch ins Private gehen, kann Kirchgemeinden beherrschen ... etc.





Beim alltäglichen Kleinkrieg im Büro werden Kollegen hinters Licht geführt, Vorgesetzte ausgebremst und Berufsanfänger demotiviert. "Ich habe schon häufiger Situationen erlebt, in denen intrigiert und gemobbt wurde", sagt die Journalistin Sonja Schneider. Vor einigen Jahren arbeitete sie in der Kundenbetreuung eines Herstellers für Werbemittel. Mit ihrer damaligen Vorgesetzten verstand sie sich nicht. "Zwischen uns bestand eine unterschwellige Abneigung. Ich habe mir aber, ehrlich gesagt, nicht besonders viele Gedanken darüber gemacht", sagt sie. "Das Einzige, das ich bemerkt habe, war, dass sie mich stark kontrolliert hat. Mitunter hat sie auch aus einer Mücke einen Elefanten gemacht. Einmal bin ich drei Minuten zu spät gekommen und das wurde dann gleich unheimlich dramatisiert."

Sonja Schneider hatte – genau wie der Rest ihrer Kolleginnen – einen Jahresvertrag und ging ganz selbstverständlich davon aus, dass dieser auch bei ihr erneuert werden würde. Sechs Wochen vor Ablauf des Jahres wurde sie jedoch plötzlich ins Büro ihres stellvertretenden Chefs gerufen. Ihr wurde mitgeteilt, dass eine Verlängerung ihres Vertrages nicht in Frage käme und dass sie zudem ab sofort freigestellt sei. Die angeblichen Gründe: Ständige Verspätungen, Fehler bei der Arbeit und ein unangemessener Umgang mit Kunden. "Ich musste dann noch ganz fix eine Übergabe mit meiner Vorgesetzten machen. Dabei tat sie so, als wäre ich ohnehin eine echte Gefahr für die Firma und hätte nichts anderes im Sinn, als andere zu schädigen", sagt die Journalistin. "Das Ganze kam nicht nur für mich, sondern auch für meine damaligen Kolleginnen völlig überraschend. Wir waren alle fassungslos."


Angespannte wirtschaftliche Situationen begünstigen Intrigen

Oft sind Menschen, die im Berufsleben mit falschen Karten spielen, leicht frustriert von ihrer eigenen Position und von starkem Ehrgeiz getrieben. "Angespannte wirtschaftliche Situationen begünstigen Intrigen und Mobbing ", sagt Andreas von Studnitz, Führungskräftecoach und Personalberater aus Rendsburg. "In Branchen, in denen sich zahllose Praktikanten und Volontäre auf die Füße treten, kommen nur die Schlausten und Cleversten durch." Wer intrigiert, gibt sich nicht die Blöße, sondern sägt ganz im Geheimen am Stuhl des Kollegen oder am Chefsessel. Beim Mobbing gehen Kollegen dagegen plump und brutal vor: Wichtige Dateien werden gelöscht, Lieblings-Kaffeebecher landen im Müll und Beleidigungen werden in großer Runde ausgesprochen. Das Ziel ist aber in beiden Fällen das Gleiche: Ein Opfer soll aus dem Unternehmen geekelt werden.

Nach Einschätzung von Experten haben Zwistigkeiten aller Art am Arbeitsplatz in den letzten Jahren erheblich zugenommen. "Der Umgang miteinander ist unfreundlicher geworden. Die Skrupel, jemand anderem zu schaden, nehmen ab. Jeder kämpft um seine eigene Existenz", sagt Günther Beyer, Führungskräfte-Coach aus dem rheinländischen Lindlar, der sich seit Jahren mit den rauen Sitten des modernen Arbeitslebens befasst und dessen Buch zum Thema "Der Ferkel-Faktor" im August erscheint.


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Montag, 20. Januar 2014

Demokratie live ...

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Bremen (idea) – Die Bremer CDU-Politikerin Sigrid Grönert sieht sich heftiger Kritik aus politisch linksgerichteten Kreisen ausgesetzt. Der Grund: Die 54-jährige Bürgerschaftsabgeordnete zählt zu den bislang rund 149.000 Unterzeichnern einer Petition gegen den umstrittenen Bildungsplan 2015 für die allgemeinbildende Schulen in Baden-Württemberg
Der Entwurf sieht vor, dass Themen wie Homo-, Bi- und Transsexualität im Schulunterricht intensiver und fächerübergreifend behandelt werden. Grönert gehört der freikirchlichen Paulus-Gemeinde in Bremen-Habenhausen (Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden) an und war früher unter anderem Elternsprecherin der evangelikalen Freien Evangelischen Bekenntnisschule in Bremen. Die „Jungen Piraten Bremen“ werfen ihr in einem Offenen Brief vor, dass sie sexuelle Vielfalt ablehne. Dadurch würden Jugendliche in ihrer Entwicklung eingeschränkt. Grönert habe sich als Mitglied der Bremer „Deputation Kinder, Jugend und Soziales“ sowie als sozialpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion disqualifiziert.
Grönert: Bekenntnis zu Ehe und Familie
Demgegenüber betont die Erwachsenbildnerin, dass sich ihre Meinungsäußerung nicht gegen bestimmte Lebensentwürfe richte. Vielmehr wolle sie ein positives Bekenntnis zu Familie und Ehe ablegen, „wie es das Grundgesetz formuliert und wie es meinen christlichen Wurzeln entspricht“. Für sie seien Sexualität und Partnerschaft „eine zuerst persönliche und private Angelegenheit und Entscheidung“. Sie wolle eine altersgemäße und die Individualität bewahrende Behandlung dieser Themen in der Schule sichergestellt wissen. Daher stimme sie einer Erklärung der baden-württembergischen Landeskirchen und der dortigen katholischen Kirche zu, wonach jeder Form der Ideologisierung und Indoktrination zu wehren sei. Grönert weist ferner den in der Presse erweckten Eindruck zurück, dass sich das Anliegen der Petition in der Nähe rechtsextremistischen Gedankenguts bewege. Sie ist auch stellvertretende Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU Bremen.
taz: „Verlogene Dresche auf Grönert“
Verständnis zollt ihr ein Kommentar der linksalternativen Tageszeitung „taz“. Unter der Überschrift „Verlogene Dresche auf Grönert“ heißt es, die CDU-Politikerin arbeite sich „an allem Möglichen ab, nicht aber an der Diskriminierung von Schwulen und Lesben“. Zu Recht habe die Vorsitzende der Linksfraktion, Kristina Vogt, auf Facebook darauf hingewiesen, dass Grönert „eine Menge vernünftiger Anträge zur Gleichstellung von Menschen mit Beeinträchtigung“ in die Bürgerschaft eingebracht habe. „Deshalb ist es verlogen, wenn sich Mitglieder ihrer eigenen Partei hinter ihrem Rücken über sie aufregen“, heißt es weiter. Auch die rot-grüne Regierungskoalition habe nicht viel für den Abbau von Diskriminierung getan.















Bild = Quelle PI

idea.de
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Vergeben und Vergessen - Zwillinge von Gottes Gnaden

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Wer ein Plädoyer für das Vergessen halten will hat von Vorneherein mit beträchtlichem Widerstand zu rechnen. Offensichtlich sind wir von Wenigem so überzeugt wie von dem Ausspruch des Kirchenvaters Augustin: »Ich bin meine Erinnerung«. Insbesondere ältere Menschen unternehmen Gehirnjogging und werden im Werbefernsehen mit Angeboten überhäuft, Medikamente zur Verbesserung der mentalen Leistungsfähigkeit zu konsumieren. Mag auch der Körper altern, das Oberstübchen muss funktionieren. Auch politisch ist das Vergessen Staatsfeind Nr. 1: Denkmäler, Zeitzeugen und Appelle sichern den moralischen Imperativ, dass nicht vergessen werden darf, was das kollektive Bewusstsein belastet. Die Kirche versteht sich als Erinnerungsgemeinschaft und es ist signifikant, dass ein an jeder Bushaltestelle befestigtes Diakonieplakat zur Katastrophenhilfe übertitelt ist: »Die schlimmste Katastrophe ist das Vergessen«.
Die Theologie hat aber nicht die Aufgabe, gängige Meinungen nur zu bestätigen, sondern darf sie in Frage stellen und zu heilsamen Korrekturen beitragen. Bezogen auf unser Thema geht es nicht darum, den Wert des Erinnerns zu bestreiten. Aber das Vergessen ist auch wichtig, gerade wenn es um Belastungen aus alten Zeiten geht. Lots Frau wird zur Salzsäule, als sie sich in die schlimme Vergangenheit umdreht. »Don’t look back in anger« singt die Rockgruppe »Oasis« und der Volksmund hält »Vergeben und Vergessen« zusammen. Zwillinge, die vielleicht auf den ersten Blick keine Wunschkinder sind, aber nur gemeinsam gedeihen und Schaden nehmen, wenn sie unbedacht und unsanft voneinander getrennt werden.
A. Erinnerung als Problem
Jean-Paul Sartre beschreibt in Huis Clos [Geschlossene Gesellschaft] die moderne Hölle als Ausgeliefertsein des Einzelnen an die ihn fixierenden Erinnerungen, seine eigenen und die der Anderen. Drei Verstorbene sitzen auf ewig zusammen in einem schlichten Zimmer, sie erscheinen als Summe ihrer Taten und gewählten Existenzen. Es gibt keinen Neuanfang, weil es kein Vergessen des gelebten Lebens gibt. Ferner können sich die Hölleninsassen nach Sartre auch nichts Gutes vom Gedenken der Lebenden versprechen. Diese vergessen nicht, haben aber primär unfreundliche Bilder der Verstorbenen im Kopf. Unflexible, selektive Ansichten, die sich nicht mehr beeinflussen lassen2. Die Hirnqual besteht in diesem Ausgeliefertsein an die Willkür des Gedächtnisses anderer. Einer der Verstorbenen war nur einmal feige, bleibt aber als »der Feigling« in den Erinnerungen der Überlebenden heillos festgelegt. Daran nichts mehr ändern zu können, ist in diesem Höllenszenario schlimmer als physische Marter. Man versteht daher den Wunsch von Woody Allen: »Ich möchte nicht in der Erinnerung der Leute weiterleben, ich möchte ich meinem Wohnzimmer weiterleben«.
Die Hölle hat immer mit dem Bösen zu tun. Und das Böse ist auch darin niederträchtig3, dass es aufgrund seiner Vexierspiele und Inkubationszeiten in aller Regel zu spät erkannt wird und dafür hinterher hinterhältig im Gedächtnis verweilt. Sartres Beispiel verweist auf das Problem der Hartnäckigkeit von bösen Erinnerungen. Diese gibt es auch schon zu Lebzeiten, z.B. elementar somatisch: Der unbarmherzige Körper vergisst nichts, was ihm angetan wird. Spuren von physischen oder psychischen Schädigungen können in der Physiognomie Spuren hinterlassen, sie werden aber in jedem Falle intern gespeichert. Längst überwunden geglaubte Krankheiten lauern wie zusammengerollte Schlangen auf neue Chancen, den Hals zu recken und sich wieder zu Gespür zu bringen. Schmerzerfahrungen hinterlassen seelische Gravuren4 und können nach Jahren oder Jahrzehnten in Belastungssituationen reaktiviert werden. Flashbacks, die Realpräsenzen erlittener Traumata im späteren Leben, verweisen auf das Leben zerstörende Potential des Erinnerungsvermögens, das keine Distanz zum gelebten Leben zulässt, weil es die Leiden der Vergangenheit beständig zu aktualisieren und als jetzige5 Realitäten zu präsentieren vermag. Auch wer nicht im Konzentrationslager war und vielleicht sein Leben lang nicht mehr Zug fahren kann, ohne an die Entbehrungen, Kälte und Gerüche in den Vernichtungswaggons zu denken, erinnert in veränderten Situationen spezifische, im Verlauf der Biographie erfahrene Demütigungen.
Kränkungen im Kindesalter können ruinöse Konsequenzen für die gesamte Lebensgestaltung haben. Ein abfälliger Kommentar der Eltern in den verletzlichen Jahren über die Beschaffenheiten des Körpers, vielleicht nur als Spaß6 gemeint, vielleicht nur als Medusenblick adressiert, hinterlässt eine Markierung im Kopf. Pathologische Scham, reale oder imaginierte Verfehlungen und erinnerte Unheilszusammenhänge sind im Gedächtnis offenbar so gewichtig, dass es schwer ist, dagegen etwas Positives geltend zu machen. Wohl jeder Mensch hat solche aufreizenden Splitter im Gedächtnis, belastende Sätze und abwertende Blicke, die lebensbestimmend wurden, obwohl man manchmal nicht einmal mehr weiß, wer sie gesprochen hat, wer zu intim auf uns hingesehen hat.
Aber solche Stigmata erfüllen ein Leben lang mit Scham oder mit Minderwertigkeitsgefühlen. Ich sprach neulich mit einer meiner Studentinnen, die inzwischen 25 Jahre alt ist und sehr gute Leistungen erbringt. Noch immer hat sie Prüfungsängste, weil sie die Worte ihres Klassenlehrers nicht vergessen kann: »Du bist einfach zu blöd, um Abitur zu machen und zu studieren«. Vieles gibt es in unserem Leben, was wir vielleicht nur deshalb tun oder unterlassen, weil Stimmen, Blicke, Signale aus der Vergangenheit uns in bestimmte Richtungen treiben oder von bestimmten Erfahrungen abhalten. Und auch wir selber belasten andere durch Schamsituationen, in die sie durch unser Verhalten gezwungen werden, ob es uns bewusst ist oder nicht. Wer andere beschämt, hat Vergebung nötig.
»Kannst du die Sünde nicht vergessen und begreifen, daß die Liebe in allem schön ist?«, fragt Lavinia Mannon ihren Geliebten in O’Neills7 Drama Trauer muss Elektra tragen. Sie fragt aus Verzweiflung, nachdem sie ihren Bruder zum Mord am Geliebten ihrer Mutter angestiftet hat und er nach der Tat ebenso wie ihre Mutter Suizid begangen hat und nun die ganze Hausatmosphäre vergiftet ist. Wem bleibt schon diese Erfahrung erspart, dass man sich von manchen Toten einfach nicht befreien kann? Nicht akzeptierte Suizide, nicht akzeptierte Verteilungen des Erbes, aber auch alltägliche Auseinandersetzungen, die nicht mehr durch Versöhnung bereinigt werden konnten, sitzen im Familiengedächtnis; die Erinnerung vermag nicht selten keine anderen Aspekte des Lebens von Verstorbenen zu fokussieren als diese Szenen. Niemals los wird man offenbar auch die ganz berüchtigten Gespenster: In der VIP-Lounge des kollektiven Gedächtnisses sitzen Stalin und Hitler auf Stammplätzen, ersterer wird trotz seiner Gräueltaten in letzter Zeit wieder zum »Väterchen«, letzterer geistert als Symbol des Bösen schlechthin durch die Nachkriegsgeschichte – aber dass speziell die Deutschen Hitler nicht loswerden, sondern ihn unter Wiederholungszwang immer wieder und gerade in den schönen Künsten, in Literatur, Theater und Filmen traktieren, kann man auch als seinen wahren Triumph werten.
Es ist jedenfalls zutreffend, dass – nach einer klugen Analyse von Eberhard Jüngel8 – die Toten, zu denen Menschen früher ein gutes Verhältnis hatten, sich nach und nach in aller Stille aus dem Gedächtnis verabschieden. Die Bilder verblassen und dieser letzte Liebesdienst der Toten an den Lebenden schenkt diesen Zukunftsfähigkeit. Die Gesellschaft insgesamt und nicht zuletzt die Theologie ist daher nicht gut beraten, wenn sie einen stärkeren Umgang mit den Toten kultivieren möchte9 und gar einen ausgeprägten Ahnenkult10 befürwortet. Es sind die Toten, mit denen noch Rechnungen offen sind, die, mit denen kein Friede gemacht werden kann, die die Lebenden an die böse Vergangenheit ketten. Vieles bleibt selbst von geliebten Verstorbenen im Gedächtnis, was diese selber vielleicht gar nicht wichtig fanden, anderes, was sie als zentral für ihr Leben betrachten, wird nicht mehr erinnert. Das ist unvermeidlich, weil wir uns schon zu Lebzeiten nur höchst begrenzt verstehen können. Und wer in Todesanzeigen notiert, der oder die Verstorbene würde in der Erinnerung oder im Herzen weiterleben, sollte sich dieser Problematik zumindest bewusst sein.
Jedoch ist auch der umgekehrte Sachverhalt drastisch, dass nämlich Menschen in manchen Köpfen überhaupt keiner Erinnerung wert scheinen. So erzählte jemand »von Eichmanns unvorstellbarem Gedächtnis für Essen. Sogar von Diners, zu denen er am Anfang seiner SS-Zeit 1934, 1935 eingeladen wurde, kann er noch genau berichten, welche Suppe, welches Fleisch es gab und ob der Nachtisch aus Obst oder Kuchen bestand. Wenn es sich dagegen um deportierte Juden handelt, erklärt er: ›Hundertfünfzig- oder zweihundertfünfzigtausend, daran kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Es ist schon lange her‹«.11
Das Grauen des Bösen resultiert nicht nur aus Exzessen der Gewalt. Sondern es atmet sich auch aus in Arten und Weisen unseres Erinnerns und Vergessens. Gerade die Zeit des Nationalsozialismus gibt dabei Indizien für die Ambivalenz des Vergessens: Einerseits war das Konzentrationslager geradezu ein System des Vergessens. Denn die SS tat alles Erdenkliche, um ihren Opfern die Vergangenheit zu entwerten. Sie nahm ihnen jegliche persönliche Habe weg, zwang sie als Personen zur Regression, bis sie sich wie folgsame Kinder verhielten und drängte darauf »daß die Familien sich von ihren inhaftierten Angehörigen lossagten«.12 Andererseits zeigte sich am selben Ort, dass auch gute Erinnerungen in bösen Zeiten schmerzhaft13 sein können und das mindestens partielle Vergessen bzw. systematische Verschweigen von schönen Erlebnissen in Extremsituationen lebenswichtig sein kann.
Das ist hervorzuheben, weil das Gedächtnis eigentlich anders orientiert ist. Bezüglich des individuell als bedeutsam erlebten Schönen und Guten verhält es sich gierig, spielt das Angenehme in Gedanken immer wieder durch und trachtet danach, es auf Dauer zu stellen. Der Intensitätsgrad realer Wiederholungen wird dabei am Maßstab der Gedanken gemessen und die Realitäten enttäuschen meist im Vergleich mit den Imaginationen.
Das Vergessen, soviel kann als Zwischenfazit notiert werden, könnte seine heilsame Funktion nicht nur bei der Bewältigung von bösen Erfahrungen haben. Es könnte diegute Erinnerung davor bewahren, totalitär zu werden und sich als Hüterin der Lichtseite des Lebens zu gebärden, als tragfähiges Fundament der Daseinsgestaltung und Quelle des Lebensmuts.
B. Vergessen: Die schwierige Stiefschwester im Geist
Zweifellos hat das Vergessen keinen guten Ruf. In früheren Zeiten wurde es immerhin als Normalzustand gesehen, weshalb man das Erinnern im Modus des Gebotes anmahnte. Das kennen wir z.B. aus der Abendmahlsliturgie, wo zum Gedenken aufgefordert wird. Unsere Kultur hingegen geht aus vom Erinnern und ächtet das Vergessen. Vergessliche Individuen gelten als unzuverlässig und sind es auch, damit handeln sie sich Missbilligungen ein. Das Nachlassen mentaler Leistungsfähigkeit ist daher für Individuen und Kollektive Gegenstand schlimmster Befürchtungen und es gibt verständliche Abwehrreaktionen aus Angst vor den damit verbundenen Identitätsverunsicherungen. Lange vor seinem eigenen Erkranken an Demenz formulierte Walter Jens: »Ich glaube nicht, das derjenige, der am Ende niemanden mehr erkennt von seinen nächsten Angehörigen, im Sinne des Humanen noch ein Mensch ist«.14 Dass die weit in den Intimbereich eines Betroffenen und seiner Angehörigen eingreifenden Folgen einer Demenzerkrankung in jüngster Zeit gerne im Detail veröffentlicht werden, spricht ebenso für die Ächtung des Vergessens wie die gleichzeitige Konjunktur von Möglichkeiten des Neuro-Enhancement, jener Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeiten15 von gesunden Menschen. Gleichzeitig mehren sich aber die modernen Lotophagen, die unter Zuhilfenahme von Stimulanzen Vergessen suchen und Strategien ersinnen, um den Banalitäten des Alltags und dem Stresspotential der Leistungsgesellschaften zu entfliehen. Inmitten einer offiziell etablierten Erinnerungseuphorie wird das Komasaufen zur Chiffre von Vergessenssehnsucht.
Deutlich sind die Ambivalenzen: Vergessen bedrängt und besticht gleichermaßen, weil es in sich paradox ist. Wir wissen nur, dass wir etwas vergessen haben, wenn wir erinnern, dass wir es vergessen haben. Ohne Anstrengung verläuft hingegen das lebenslänglich unbewusste und nicht kontrollierbare Entschwinden von Zeichen, ihr dezentes Davontreiben macht die Zeitlichkeit des Daseins unheimlich. Zugleich ist es schwer, zwischen Vergessensformen zu differenzieren. Der Terminus bezeichnet zum einen das anscheinend unwiederbringlich Verlorene, ausgelöschte Spuren, die aber in Tiefenschichten doch abgelegt bleiben als Empfindung, Geruch, Stimme und etwa unter Hypnose reaktivierbar sind, sofern die neurobiologischen Grundlagen dafür existieren. Und Vergessen bezeichnet zum anderen das lediglich Verschüttete, prinzipiell zugängliche und der Bearbeitung fähige Verdrängte, von dem die Psychotherapie zehrt.
In politischer Hinsicht zeigt sich die tiefe Zweideutigkeit des Vergessens zum einen daran, dass gesamtgesellschaftliche Vergangenheitsfixierung für die Einrichtung immer neuer Archive und Aufarbeitungsbehörden sorgt, die entscheiden, was erinnert und was vergessen werden soll und die zugleich der Musealisierung von Vergangenheiten dienen. Erinnern hat dadurch etwas Gewaltsames. Zum anderen erscheint Vergessen als problematisch angesichts der Vermeidungsstrategien, jenem Desinteresse an Informationen und jenem bequemen Nicht-Wissen-Wollen, das Paul Ricoeur16 zu Rechteskapistisches Vergessen nennt, weil es letztlich eine allzumenschliche, aber moralisch kaum akzeptable Verneigung vor dem Bösen markiert. Auf derselben Linie liegen die probaten und häufig ohne Rücksicht auf die legitimen Bedürfnisse und Ansprüche von Opfern hinweg institutionalisierten und verordneten Verbindungen von Amnesie und Amnestie, die einen allzu leichtfertigen Umgang mit Unrecht signalisieren und an Stelle notwendiger gesamtgesellschaftlicher Trauerarbeit das Pathos des Verwischens beschwören.
Von einer tiefen Problematik ist aber gerade an dieser Stelle zu sprechen, weil man es sich mit diesen Phänomenen nicht zu leicht machen darf. Eindrucksvoll hat Immanuel Kant17 die dem Krieg nachfolgenden Friedensschlüsse geradezu selbstverständlich mit Amnestien liiert. Und zweifellos wäre es der Völkerverständigung zuträglich, wenn geschehenes Unrecht nicht in redundanten Endlosschleifen aktualisiert würde, sondern unbelastete Neuanfänge ohne Vergangenheitsfixierung möglich wären. Was würde aus der Kriegsführung, wenn die ihr zugrunde liegenden Ursprungsmythen schlicht vergessen wären? Wenn nicht alte Gräuel erinnert, sondern im biblischen Sinne darauf gesetzt würde, dass noch nicht erschienen ist, was wir sein werden?
Werden erfordert Distanz zum Gewesenen. Eben dabei stehen Erinnerungen beständig im Wege. Auch das nicht pathologische Gedächtnis gibt beständig Gewesenes für bare Münze aus, obwohl es Fiktionen und Illusionen erzeugt, also systematisch betrügt. Schon bei der autobiographischen Repräsentation von Ereignissen und insbesondere bei deren Transformation in Erzählungen geht das Ich totalitär vor und beabsichtigt, sich als »den Hauptdarsteller in unserer Geschichte zu etablieren«.18 Leider gibt es als Zusatzproblem kein verlässliches Kriterium, um wahre und falsche Erinnerungen19 zu unterscheiden. Das individuelle Gedächtnis reproduziert spontane und provozierteKonfabulationen, also komplexe Ereignisketten, von deren Wahrheitsgehalt die sie reformulierende Person völlig überzeugt ist und die doch fiktiven Charakter haben. Ferner sind Intrusionen, also Einschübe von Erlebnisteilen und falsche Rekognitionen, die einen vorab nicht gelernten Stimulus als gelernt vorstellen, miteinander verwoben: Zeugen weichen bekanntlich in der Darstellung dessen, was sie bezeugen sollen, erheblich voneinander ab, aber jeder hat einen grauen Mantel gesehen, wenn er oft genug danach gefragt wird. Jean Piaget, der Entwicklungspsychologe hat jahrzehntelang die Geschichte erzählt, man hätte ihn als Kind entführen wollen und nur durch den massiven Einsatz seines Kindermädchens wäre das verhindert worden. Erst spät kam heraus, dass das Kindermädchen diese Geschichte nur zu seiner Unterhaltung erfunden hatte.
Die gesellschaftlichen Folgen mentaler Mythenbildungen können erheblich sein, wie Analysen zur Vergegenwärtigung des Holocaust im Familiengedächtnis zeigen, die auch ein kritisches Licht auf den Vertrauensvorschuss gegenüber Zeitzeugen20 werfen. Eingedenk der berechtigten Vorbehalte gegen eskapistisches Vergessen muss ferner das politische Insistieren auf kollektiver Erinnerung problematisiert werden. Eine offiziell normierende Vergangenheitsfixierung kann das Gewesene durchaus alsEpisode behandeln und sich ihrer auf diesem Wege entledigen. Weil es zudem stets unterschiedliche Erinnerungsstifter, multiple historische Erfahrungen und daraus resultierende divergierende Vergegenwärtigungsmuster gibt, darum muss das Bestreben nach einer Vereinheitlichung von Erinnerungen zumindest tendenziell totalitär genannt werden. Leider dienen nämlich erinnerungskulturelle Praktiken historisch gesehen meist der Markierung von Feinden21 und damit der Generierung von Aggressionen und Unfrieden, wie die »Dolchstoß-Legende« exemplarisch demonstriert.
Imperativische Appelle gegen das Vergessen werden daher besser ersetzt durch die anstrengenderen diskursiven Prozesse, die Nachgeborene von der Sinnhaftigkeit einer eigenverantwortlichen Beschäftigung mit Vergangenem, das sie als nicht Beteiligte nicht erinnern können, zu überzeugen suchen. Darin liegen auch Chancen, weil es nämlich Entsetzliches gibt, das für die Beteiligten zu furchtbar ist, um direkt erinnert oder zu eigenen Lebzeiten bearbeitet zu werden. Zwischen dem selbst erteilten Dispens, Vergangenheiten nicht bedenken zu müssen und dem verordneten Druck22, unter Vergangenheiten leiden zu müssen, ist die Gratwanderung schmal. Kein Weg besteht im Ausspielen von Erinnern gegen Vergessen. Subjektiv Bedeutsames kann lebenstauglich sein und doch auf Sand gebaut. Erinnerungen sind Fiktionen mit unklaren Realitätsanteilen und Erzählungen sind Konstrukte zweiter Ordnung. Daran festzuhalten heißt, den Menschen auf schwankendem Boden zu sehen. Was ihm Halt verspricht, kettet ihn auch an die Gestade, von denen er aufbrechen soll.
Vielleicht darf das Vergessen eine unaufdringliche Wirkweise Gottes an uns genannt werden, damit wir uns nicht über Gebühr belasten und nicht meinen, aus unserer eigenen Leistungsfähigkeit, hier der Kraft zur Erinnerung, Daseinszwecke herleiten zu können. Es darf zu denken geben, dass das Vergessen als Quelle und Bedingung des Erinnerns verwahrtes Abwesendes anwesend macht. Denn es ist eben dieser gewöhnungsbedürftige modus operandi, der in der christlichen Theologie von Gottes Selbstvergegenwärtigung ausgesagt wird. Spricht sie doch von einem »Verhältnis, in dem Gott uns nahe kommt, ohne in dieser Nähe seine Entzogenheit aufzuheben. Anwesenheit und Abwesenheit Gottes sind im Worte Gottes nicht mehr alternativ zu denken. Vielmehr ist Gott im Wort als Abwesender anwesend«.23
C. Zwillinge von Gottes Gnaden: Vergessen und Vergeben
Im Zentrum evangelischer Rechtfertigungslehre steht die Einsicht, dass das heillos in Sünde verstrickte Individuum von Gott nicht aufgrund seiner eigenen Leistungen und seiner selbstkonstruierten Identität anerkannt, sondern von Außerhalb seiner selbst und allein aus Gnade als gerechtfertigter Mensch definiert wird. Von daher ist es dem Menschen nicht unwürdig, etwas aus seinem Besitz zu verlieren, auch aus seinemgeistigen Besitz. Der oder die Gerechtfertigte kann auf mental unsicherem Terrain leben und darauf verzichten, zur Sicherstellung von Identität eigenen und fremden Gedankengebäuden letztes Vertrauen entgegenzubringen. Vertrauen24 ist vielmehr die angemessene menschliche Daseinsäußerung gegenüber Gott, gegen die sich der Sünder immunisiert und die der Gerechtfertigte realisieren kann. Vertrauen auf Gott ermöglicht aber ein sich Empfangen von Gottes Zukunft her. Damit ist eine alternative Positionierung zum Leben aus Vergangenheiten verbunden, ein individuelles Absehen »vom Tat- und Werkzusammenhang des menschlichen Lebens – von seinen eigenen Taten, Untaten, Leistungen und Fehlleistungen und von den Taten, Untaten, Leistungen und Fehlleistungen anderer Menschen und Menschengruppen und ihrer Institutionen«.25 Es ist niemals eine Empfehlung, wenn bezüglich einer Person gesagt wird: Das ist ein Mann, das ist eine Frau mit Vergangenheit. Und über die Gerechtfertigten sollte daher erst recht geurteilt werden, dass sie als sich selbst Entzogene wieder Menschen mit Zukunft sind.
Das Vergessen, weil es keine Verfügungsmacht über dessen verborgene Wirkweisen gibt, sondern jedermann ihm gegenüber ausgeliefert ist, stellt in ausgezeichneter Weise den innerweltlich zugänglichen Garanten solcher humaner Selbstentzogenheit dar. Deshalb ist es bedrängend und heilsam zugleich. Bedrängend, weil es das in der unerlösten Welt hausende Ich destabilisiert und Raubbau an seinen aktivierbaren Ressourcen zur verlässlichen Selbstvergewisserung betreibt. Mit unserem Zutrauen zum Erinnerungsvermögen verhält es sich dabei ähnlich wie mit unserem beständigen Unterscheiden von Gut und Böse, auf das wir Zuversicht gründen, obwohl uns die verlässliche Kompetenz zum Urteilen hier gerade fehlt. Demenz kommt von daher als Ernstfall der Rechtfertigungslehre in den Blick.
Heilsam ist das Vergessen insofern, als es die Option gnädiger Nachsicht gegenüber dem unzuverlässigen Gedächtnis fundiert und Energien von Vergangenheitsrepräsentationen abzuziehen ermöglicht, zugunsten neuer Aufmerksamkeiten für die erst noch kommenden Bildwelten. Nicht unsere, über Erinnerungen fixierte Identität ist gewiss, sondern wir leben unter eschatologischem Vorbehalt, d.h. die Zukunft wird uns erst in vollem Umfang ersichtlich machen, wie Gott uns sieht und identifiziert. Ungewissheit aushalten zu können, ist ein Zeichen von Bildung.
Es ist eine wohl lebenslängliche Herausforderung besonderer Art, sich mit dieser mentalen Entsicherung zu versöhnen. Gespeist aus der Einsicht in die Zweideutigkeit des Vergessens entsteht so aber erst die unmögliche Möglichkeit von Vergebungüberhaupt, die deshalb mit dem Vergessen liiert ist, weil beide dem Menschen passivzukommen, nicht seinem Vermögen entsprechen. Deshalb nämlich wird der Konnex zwischen Vergeben und Vergessen in aller Regel bestritten, weil Vergessen negativ konnotiert ist und dazu Vergebung als etwas Praktizierbares missverstanden wird. Meiner Auffassung nach kann Vergebung zwar als Vorsatz in den Horizont der Nachsichtigen eintreten. Wie alles, was in unserem Leben gut genannt zu werden verdient, verdankt sich aber bereits dieser Vorsatz der Wirksamkeit Gottes. Erst recht ist Vergebung nicht aus eigener Kraft realisierbar, weil die bösen Erinnerungen sich gnadenlos reduplizieren und dem Vorsatz den Garaus machen, wenn Vergebungswillige nicht von imaginierten Verletzungen befreit werden. Wer aber kann sich vom Bösen in seinem Leben selber erlösen und das Gute herbeizaubern?
Vergeben mag euphorisch an Willensakte26 geknüpft werden. Aber wer nicht vergessen kann – und der simul iustus et peccator existierende Mensch kann es nievöllig –, findet keine Distanz zur eigenen und fremden Verfehlung. Und so »bleiben die seelischen Wunden immer frisch«.27 Biblisch formuliert: Meine Sünde ist immer vor mir. Und erst recht die Verfehlung der Anderen bei mir und meine bei ihnen. Die Zeit heilt keine Wunden. Jahre später, trotz behaupteter Vergebung, kann einen wie aus heiterem Himmel der Vorwurf treffen: Das hast du früher ja auch schon getan. Du bist ja immer schon so gemein gewesen. Vielleicht zeigt auch nur ein Blick an, was gerade in der Erinnerung wühlt, und es muss gar nicht ausgesprochen werden, was gerade an nicht Abgegoltenem wieder im Raum steht. So gewiss es die Schönheit des stillen Verzeihens, des stummen Einkapselns des Makels in das versöhnungsorientierte Herz gibt – die Betroffenen wissen nicht, wie ihnen geschieht – so gewiss entladen sich alter Schmerz und überwunden geglaubte Trauer im erneuten Vorwurf, der manchmal aus nichtigem Anlass, das doch nur scheinbar Vergebene wieder aufs Tableau bringt. Oder es bleibt trotz der Vergebungsbereitschaft das Gefühl, jemandem, der einen verletzt hat, nie wieder richtig vertrauen zu können. Hinzu kommt als Schwierigkeit, dass der klebrige Makel, der sich für die Geschädigten nicht vergessen lässt, für die Schädigenden auch mit guter Erinnerung verbunden sein kann. Verfehlungen können durchaus mit Freude und Lust verbunden sein.
Einen Ausweg aus der ewigen Repräsentanz belastender Ereignisse sieht Ricoeur28darin, schlimme Tatsachen nicht zu vergessen aber dadurch zu verzeihen, dass ihnen ihre Bedeutung für die Zukunft aberkannt wird. Dazu müsste es aber erstens möglich sein, verlässlich von Tatsachen sprechen zu können, was aufgrund der Sündenverhaftung des Menschen kaum glücken kann. Der Sünder ist nämlich in protestantischer Sicht definiert als einer, der Gott und seinen Nächsten hasst (Heidelberger Katechismus zu Frage 5), daher asozial agiert, sich den Blick für Varianten des Möglichen verstellt und an Versöhnung und Vergebung null Interesse hat. Tatsachen werden daher aus einer eingeschränkten Perspektive, eben nach weltlichen Konventionen als solche definiert. Aber so schwer es ist zu begründen, warum ein Tisch kein Stuhl ist und aufgrund welcher Kriterien dieses erkannt und erinnert wird, so schwer ist es, Gewesenes angesichts der Tücken des Gedächtnisses als Tatsachen auszugeben. Susan Sonntag, die Spezialistin für Photographie, hat darauf hingewiesen, dass wir uns z.B. nur an das Abgebildete erinnern, wenn wir Fotos betrachten, nicht an das, was diesen zugrunde liegt und durch diese repräsentiert wird.
Und was heißt schon Tatsache? Müssten wir nicht gerade den Anderen die Bilderverzeihen können, die sie in unseren Köpfen erzeugen? Jene Phantasien, die sie uns auszumalen zwingen, ohne dass es dafür handfeste Gründe oder überhaupt eines Realitätsbezuges bedarf? Bräuchten wir umgekehrt nicht auch die schweigend-prophylaktisch gewährte Nachsicht der Anderen, weil wir sie so mental missbrauchen und sie uns in geheimen Gedanken und Vorstellungen gefügig machen, ohne dass sie etwas davon mitbekommen?
Nach weltlichen Kategorien zu erinnern, Erinnertes weiterzuspinnen und auf diesen Grundlagen zu urteilen ist gerade das, was der neue Mensch überwinden soll, wobei ihm gewährtes Vergessenkönnen behilflich ist und neue Sichtweisen ermöglicht: »Darum kennen wir von nun an niemanden mehr nach dem Fleisch; und auch wenn wir Christus gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jetzt so nicht mehr« (2. Kor. 5,16).
Zweitens können Individuen und Kollektive es sich zwar vornehmen – und das ist angesichts des Entsetzlichen, des intrinsisch Unverzeihlichen sehr viel –, dem Geschehenen, wie es sich ihnen als Verhängnis vorstellt, keine Bedeutung mehr für die Zukunft beizumessen. Aber es ist letztlich aufgrund der in den Gedächtnissen der gerechtfertigten Sünder mit harter Ausdauer arbeitenden Vergangenheiten eine synergistisch angehauchte Illusion, gerade von den guten Vorsätzen, von der Aktivierung menschlicher Kapazitäten die Bereinigung der Zukunft zu erwarten und damit implizit auf Selbsterlösung zu setzen. Evangelische Rechtfertigungslehre wird Vergebung im Kern als extern Ermöglichtes verstehen, als Resultat unaufdringlicher und heilsamer Wirkweisen Gottes, der Unvergessliches im verwahrenden Vergessenloziert, es also als Abwesendes in Anwesenheit hält. Nicht jede Bosheit wird das wert sein. Und es ist eine berechtigte Annahme, dass nicht nur die Merkmale monströser oder alltäglicher Verbrechen, sondern auch Gutes und Schönes, etwa feine Wesenszüge von Personen auf diese Weise als Unvergessliches im Hort des Vergessens abgelagert werden – und dann dem Zugriff entzogen in wunderbarer Verborgenheit Leben beeinflussen, die Beteiligten wissen nicht wie.
Noch einmal also: simul iustus et peccator. Als peccator kommt dem Menschen Vergebung nicht einmal in den Sinn. Als iustus erfährt er passiv, dass er vergangenes Unrecht vergessen darf, nicht zuletzt deshalb, weil er darauf vertraut, dass es auf Gottes Gedächtnis ankommt, in dem alle Geschehnisse ganz anders erinnert und bewahrt werden, als sie sich unserer Fixierung des vermeintlich Tatsächlichen darbieten. Wir wissen doch oft nicht einmal, was sich wirklich zugetragen hat, wenn wir explizit oder implizit um Vergebung gebeten werden, und es ist gut, dass wir es nicht wissen. Wer meint, dass es gerade in vertrauten Beziehungen immer ums restlose Offenbaren geht, kann von Gottes Verborgenheit lernen, mit der er uns schützt, weil wir seine Offenbarung nicht ertragen können. Außerdem sind Menschen ohne Geheimnisse langweilig.
Zweifellos also: Das Vergessen darf man nicht verordnen29, das Vergeben nicht einfach als praktikabel ausgeben. Karl Barth hat zu Recht definitives Verzeihen ausschließlich Gott als Möglichkeit zugeschrieben. Lautet aber Gottes »Urteil über den Menschen dahin, daß er von dessen Makel nichts wissen will, dann ist er eben als solcher ausgetilgt und erledigt, dann ist der Mensch, indem er diesen Makel trägt, seinem Makel zum Trotz wirklich makellos, seinem Unrecht zum Trotz im Rechte. Die göttliche Verzeihung ist also kein Verzeihen ›als ob‹ der Mensch kein Sünder wäre. Sie ist gerade als Verzeihung das schöpferische Werk Gotttes, in dessen Kraft der Mensch als derselbe alte Mensch, der er war und noch ist, nicht mehr derselbe, sondern schon ein anderer ist: der, der er sein wird, der neue Mensch. Das ist die Vergebung der Sünden als Schlußstrich unter des Menschen Vergangenheit«.30
Der harte Grund hierfür ist das Kreuz Christi, der Fluchtod des einen Erwählten und Verworfenen. Weil Christus die Sünde übernommen hat und in seinen Wundmalen bei sich aufbewahrt, ist sie vom Menschen bereits weggezogen und harrt noch der eschatologischen Auslöschung. Ist der göttliche Sohn mit seinem Corpus Sündengedächtnis, dann zugleich Hölle in persona. Er allein behält nämlich die Erinnerung an die Macht der von ihm überwundenen Sünde. Wer daher von Jesus Christus das Schlimmste denkt, der denkt richtig. Alle anderen und also wir sind bereits neue Menschen, deren belastete Vergangenheit zum Schwinden gebracht ist. Ins heilsame Vergessen. Dass der alte Mensch, der wir immer auch noch sind, nicht gnädig sein kann, setzt den Versöhnungspraktiken Grenzen. Dass aber der neue Mensch, der wir immer auch schon sind, wiederum diesem alten Menschen gegenüber nachsichtig ist – die Beteiligten wissen nicht wie – manifestiert den protoeschatologischen Vorschein der Erlösung. In seinem Licht leuchtet der Mensch nicht nur auf als einer, der besser ist als seine Taten, sondern als der ganz Andere seiner eigenen Memoiren und fremder Erinnerungen.

Deutsches Pfarrerblatt

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Samstag, 18. Januar 2014

Das Hohe Lied der Liebe - zum 2.

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Janis Kommentar:
Menschen ohne Liebe habe immer Probleme mit Menschen, die so ganz anders sind. Vor allen Dingen hätten sie gern, was die haben. Aber Liebe kann man eben nicht kaufen.  Die hat man oder eben nicht.

Und es steht nichts in der Bibel davon, dass alle Menschen Kinder Gottes sind.  Auch die andere Seite gibt es und die schleimt sich gern hintenrum ein.  Und wenn sie nicht schleimt, dann arbeitet sie mit Manipulation, Intrigen und Erpressung. Das steht bereits in der Bibel. Der Teufel baut auch gern seine Kapelle direkt neben dem Haus des Herrn. Leider baut er es oft genug nicht nur daneben - sondern mittendrin.  
Aber wenn Gottes Wahrheit kommt, muss die Lüge des Teufels weichen. Dabei gibt es immer ein Gezeter und Geschrei.   





Das Hohelied der Liebe 


1. Korintherbrief 13,1-13

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, /
hätte aber die Liebe nicht, /
wäre ich ein dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.
Und wenn ich prophetisch reden könnte /
und alle Geheimnisse wüßte /
und alle Erkenntnis hätte; /
wenn ich alle Glaubenskraft besäße /
und Berge damit versetzen könnte, /
hätte aber die Liebe nicht, /
wäre ich nichts.
Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, /
und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, /
hätte aber die Liebe nicht, /
nützte es mir nichts.
Die Liebe ist langmütig, /
die Liebe ist gütig. /
Sie ereifert sich nicht, /
sie prahlt nicht, /
sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig, /
sucht nicht ihren Vorteil, /
läßt sich nicht zum Zorn reizen, /
trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht, /
sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles, /
glaubt alles, /
hofft alles, /
hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf. /
Prophetisches Reden hat ein Ende, /
Zungenrede verstummt, /
Erkenntnis vergeht.
Denn Stückwerk ist unser Erkennen, /
Stückwerk unser prophetisches Reden;
wenn aber das Vollendete kommt, /
vergeht alles Stückwerk.
Als ich ein Kind war, /
redete ich wie ein Kind, /
dachte wie ein Kind /
und urteilte wie ein Kind. /
Als ich ein Mann wurde, /
legte ich ab, was Kind an mir war.
Jetzt schauen wir in einen Spiegel /
und sehen nur rätselhafte Umrisse, /
dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. /
Jetzt erkenne ich unvollkommen, /
dann aber werde ich durch und durch erkennen, /
so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; /
doch am größten unter ihnen ist die Liebe.




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Freitag, 17. Januar 2014

"Es gibt überhaupt keine Schuldenkrise"

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Janis Anmerkung: 
Die Überschrift veranlasste mich eigentlich nicht, diesen Beitrag zu lesen. Irgendwie dachte ich mir dann ... warum eigentlich nicht. Und siehe da, ich war positiv überrascht. Aber lest doch selbst ....


Inmitten der Eurokrise ist Deutschland erfolgreich. Das sagen fast alle, Ex-Finanzstaatssekretär Heiner Flassbeck sagt es nicht. "Bei der Binnenkonjunktur ist nichts passiert. Die anderen Länder haben wir an die Wand gefahren, unsere Kunden sind auf dem Weg in die Pleite", so Flassbeck im Interview mit n-tv.de. "Ich weiß nicht, ob man das erfolgreich nennen kann."
n-tv.de: Alle sprechen von der Schuldenkrise. Sind wir wirklich durch eine zu hohe Staatsverschuldung in die Krise geschlittert?


Heiner Flassbeck: Nein, natürlich nicht. Es gibt weder eine allgemeine Schuldenkrise noch eine Staatsschuldenkrise. Das haben inzwischen auch einige kapiert, aber andere halten immer noch mit Gewalt an diesem Unsinn fest. Wir hatten 2008 eine Banken-Schuldenkrise, und infolge dieser Krise, und weil wir eine weltweite Depression hatten, sind die Staaten in die Bresche gesprungen, haben Banken gerettet und die Konjunktur stabilisiert. Daraufhin sind die Staatsschulden angestiegen. Warum sollte das eine Staatsschuldenkrise sein? Das ist absolut lächerlich.
Ist die hohe Staatsverschuldung denn kein Problem?
Weltweit liegt die Staatsverschuldung bei etwa 80 Prozent vom laufenden Einkommen eines Jahres. Jeder normale Mensch, der ein Haus gekauft hat, hat einen Schuldenstand von etwa 150 bis 250 Prozent seines Jahreseinkommens. Wo ist das Problem, wenn die Staaten Schulden in Höhe von 80 Prozent des Einkommens haben? Das ist kein Problem, denn wir besitzen auch ein riesiges Vermögen und nur mit dem kann man sinnvoll vergleichen.
Wie kommt es dann, dass die Bundesregierung die Staatsverschuldung so sehr hervorhebt?
Das ist reine Ideologie. Die vorherrschende Lehre sagt nach wie vor: Der Staat muss immer weiter eingedampft, der Markt muss immer stärker ausgeweitet werden. Das ist seit 30 Jahren so. Aber es funktioniert nicht mehr. Inzwischen haben wir in Deutschland eine Situation, in der alle Sektoren sparen: die Unternehmen, die Bürger, der Staat. Wenn aber alle sparen, dann bricht die Wirtschaft zusammen.
Wolfgang Schäuble argumentiert, die aktuell gute Konjunktur in Deutschland sei eine Folge des Vertrauens von Wirtschaft und Konsumenten und das Vertrauen wiederum eine Folge der Fiskalpolitik der Bundesregierung.
Das ist reine Fantasie. Es gibt bei den deutschen Konsumenten seit 15 Jahren kein Vertrauen. Da ist nichts passiert, der deutsche Konsum ist flach wie ein Brett, der deutsche Einzelhandel ist eine einzige Katastrophe. Ich weiß nicht, wie man da von Vertrauen reden kann. Das einzige, was zuletzt in Deutschland funktioniert hat, war der Export. Der Export hat aber nichts mit Vertrauen zu tun, der hat damit zu tun, dass die Deutschen ihre Löhne nicht erhöht haben und deswegen im Vergleich zu den anderen Europäern extrem wettbewerbsfähig sind.
Dieses Modell - Löhne nicht erhöhen, Sparpolitik, Reformen nach dem Vorbild der Agenda 2010 - empfiehlt Deutschland den europäischen Krisenländern als Rezept für ihre Probleme.
Das ist vollkommen falsch, weil einfach nicht jeder wiederholen kann, was Deutschland gemacht hat. Es kann nicht jeder wettbewerbsfähig werden, nicht alle können ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Wenn Frau Merkel und Herr Schäuble das kapieren würden, wären wir einen großen Schritt weiter. Das ist gegen die Logik. Wettbewerbsfähigkeit ist ein relatives Konzept. Wenn der eine seine Wettbewerbsfähigkeit steigert, dann verliert der andere an Wettbewerbsfähigkeit. Das gilt innerhalb der EU, das gilt aber auch weltweit. In den USA ist Deutschland wegen seines Leistungsbilanzüberschusses massiv in die Kritik geraten. Jetzt sagen wir den anderen Ländern in Europa, auch sie sollen Leistungsbilanzüberschüsse anpeilen, damit Europa seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Rest der Welt verbessert. Das ist absolut lächerlich - der Rest der Welt würde dann entweder seine Grenzen dicht machen oder seine Währungen abwerten.
Muss denn eine Außenhandelsbilanz immer ausgeglichen sein?
Wenn ein Land dauernd an Wettbewerbsfähigkeit verliert und ein anderes Land dauernd an Wettbewerbsfähigkeit gewinnt, dann kann das auf Dauer nicht gut gehen. Irgendwann muss das Land, das dauernd verliert, seine Schulden ja auch mal zurückzahlen. Das kann es dann nicht.
Deutschland müsste also weniger erfolgreich sein, um den anderen eine Chance zu geben?
Erfolgreich - das ist so der übliche Sprech. Was ist denn erfolgreich? Bei der Binnenkonjunktur ist nichts passiert. Die anderen Länder haben wir an die Wand gefahren, unsere Kunden sind auf dem Weg in die Pleite. Ich weiß nicht, ob man das erfolgreich nennen kann. Die deutsche Produktivität ist genauso gestiegen wie die französische, nur haben die Deutschen ihre Löhne weniger erhöht. Ist das eine Leistung?
Es ist die Erzählung, die in Deutschland dominiert.
Das kann ich nicht bestreiten. Aber es wird ein böses Erwachen aus diesem Traum geben.
Glauben Sie, dass die Wähler eine andere Erzählung, einen politischen Kurswechsel akzeptieren würden?
Irgendwann wird man diesen Kurswechsel vermitteln müssen. Den vermitteln dann vielleicht nicht mehr die gleichen Leute, aber irgendwann wird die Regierung damit anfangen müssen. So wie jetzt kann es nicht weitergehen.
Und wenn es doch so weitergeht?
Dann geht es gegen die Wand. Wenn man ein Währungssystem zu Tode reitet, dann ist es am Ende tot. Auf diesem Wege sind wir. Wir sagen den anderen, sie sollen ihre Löhne reduzieren. Damit machen sie ihre Binnenkonjunktur kaputt, die Folge ist Arbeitslosigkeit. Wir sagen, sie sollen sparen, was auch nicht funktioniert, denn wenn niemand Geld ausgibt, geht die Wirtschaft vor die Hunde und das staatliche Defizit steigt. Beides läuft darauf hinaus, dass der Euro nicht überleben kann.
Warum?
Weil wir unfähig sind, diese Währungsunion zu managen - wie das Ende genau aussehen wird, das kann ich nicht vorhersagen. Aber wenn die Arbeitslosigkeit auf 25 Prozent steigt, fangen die Leute an, verrückte Parteien zu wählen. Irgendwann ist die Demokratie dann am Ende.
Sie fordern, den Euro nicht um jeden Preis zu erhalten. Wie könnte ein wohlsortiertes Ende des Euro aussehen?
Das könnte so aussehen, dass man eine Ausstiegsoption schafft für Länder, die in Gefahr sind, Demokratie in Frage zu stellen, wenn sie weiter dem Spardiktat folgen. Man bräuchte dazu ein neues europäisches Währungssystem, um der neuen Währung oder den neuen Währungen, die abgewertet werden, ein gewisses Maß an Stabilität zu geben.
Würden Sie sagen, dass die Einführung des Euro ein Fehler war?
Nein, ich war immer ein Anhänger des Euro, ich halte ihn noch heute für eine große Errungenschaft. Aber die beste Maschine hilft nichts, wenn es niemand gibt, der sie bedienen kann. Wenn die Mannschaft damit nur Unsinn anrichtet, muss man die Maschine eben aufgeben.
Mit Heiner Flassbeck sprach Hubertus Volmer
Quelle: n-tv.de




n-tv.de
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Zwangsabgabe auf Vermögen- IWF will zehn Prozent auf alles

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Der IWF sorgt mit einem spektakulären Vorschlag für Aufregung: Um die enorme Staatsverschuldung der Euro-Länder in den Griff zu bekommen, könnte eine Zwangsabgabe auf alle Vermögen erhoben werden - möglichst überraschend und schnell.
Der Internationale Währungsfond hat eine Idee, wie man die extrem gestiegene Verschuldung der Staaten in den Griff bekommen könnte - und hat damit für gehörig Unruhe unter den Sparern gesorgt. Es geht um eine einmalige Zwangsabgabe auf alle Vermögen, mit der die verschuldeten Staaten auf einen Schlag saniert werden könnten.
In einem Bericht mit dem Titel "Taxing Times", der bereits im Oktober veröffentlicht wurde, denken die IWF-Ökonomen an ein Modell, das es bereits nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gab. Der Vorschlag, der nur kurz und knapp umrissen wird, findet sich versteckt in der Mitte des fast 100 Seiten umfassenden Berichts zu den Staatsschulden. Kein Wunder also, dass es fast zwei Wochen gedauert hat, bis der Vorschlag an die Öffentlichkeit gelangte. Im Internet sorgt er für Häme, die Zeitungen machen große Storys daraus, denn "Taxing Times" ist doppelsinnig, es kann sowohl "Schwierige Zeiten" als auch "Zeit für höhere Steuern" bedeuten.
Der IWF spricht in seinem Vorschlag deutlich von einer "Zwangsabgabe auf private Kapitalvermögen" in Höhe von zehn Prozent. Und zwar zehn Prozent auf alles: auf Sparvermögen, Wertpapiere und Immobilien.
Falls ein Aufschrei durch die Länder gehen sollte, sieht sich der IWF gewappnet: Der Vorschlag komme nicht von ungefähr, denn in den betroffenen Ländern selbst "bestehe aufgrund der drastischen Verschlechterung der öffentlichen Finanzen das Interesse an einer Vermögensabgabe" - einer einmaligen Steuer auf Privatvermögen. Nur so könne die Schuldentragfähigkeit wiederhergestellt werden. Zudem habe auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bereits vor Monaten eine 10-Prozent-Abgabe auf Vermögen in Europa angeregt.

Keine Notsituation in Deutschland

Tatsächlich nähert sich die öffentliche Schuldenquote im kommenden Jahr im Durchschnitt aller Länder dem historischen Höchststand von 110 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Vor der Finanzkrise, also im Jahr 2007, waren es 35 Prozentpunkte weniger. Damit dürfte 2014 die höchste öffentliche Verschuldung seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht werden. Man spricht dann von bis zu 8500 Milliarden Euro.
Allein in Deutschland würde eine einmalige Besteuerung aller privaten Vermögen oberhalb von 250.000 Euro rund 230 Milliarden Euro einbringen. Mit der Abgabe in allen 15 Euro-Ländern würde man auf einen Schlag das Vorkrisenniveau von 2007 erreichen. Der Haken ist nur, Deutschland hätte eine solche Abgabe derzeit gar nicht nötig, denn hierzulande kann von einer Notsituation nicht gesprochen werden. Nach den bisherigen Prognosen der Ökonomen sollte es bis 2018 große Überschüsse in den Haushalten geben. Allenfalls in Griechenland und Italien hätte eine Vermögensabgabe prinzipiell einen Sinn.

Geht es diesmal überraschend und schnell?

Der IWF verweist auf eine Reihe von Beispielen in der Vergangenheit, die allerdings fehlerhaft ausgeführt worden seien. "Es gibt einen überraschend großen Erfahrungsschatz, weil solche Abgaben nach dem Ersten Weltkrieg in Europa und nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Japan eingesetzt wurden. Damals ist jedoch der Fehler gemacht worden, dass durch eine Verzögerung bei der Umsetzung der Raum für weitgehende Vermeidung und Kapitalflucht geschaffen wurde." Im Umkehrschluss würde dies bedeuten, dass es diesmal anders gemacht werden müsste: nämlich überraschend und schnell.

Die Realität sieht also ganz anders aus. Auch für den Chefstrategen der Liechtensteiner VP Bank-Gruppe, Bernd Hartmann, hat der "Griff des Staates in die Taschen der Anleger" schon längst begonnen. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte er, dass die Enteignung nicht erst drohe - sie finde vielmehr bereits statt - und zwar durch die "Maßnahmen der finanziellen Repression", also durch real negative Zinsen, die zudem besteuert würden. "Der Effekt ist der gleiche: die Entschuldung des Staates zu Lasten des Anlegers."Vertreter der Bundesregierung haben sich noch nicht zu den Vorschlägen des IWF geäußert, obgleich eine Anhebung der Spitzensteuersätze ein Thema des zurückliegenden Wahlkampfs war. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte immer wieder betont, er wolle ohne Steuererhöhungen und ohne neue Schulden auskommen. Allerdings hatte sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel festgelegt, dass es mit ihr "keine PKW-Maut geben" werde.

Quelle: n-tv.de , ppo


n-tv
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