Auszüge eines Textes von Philip Jenkins
(…) Wir hören immer über den Islam, und trotzdem bleibt Europa eine stärkere christliche Bastion als es uns vorkommt. Und diese Bastion gibt keine Anzeichen, dem Islam oder irgendeinem anderen Glauben Platz zu machen.
Um gerecht zu sein, muss ich sagen, dass dieser Trend nicht unserem ersten Blick entspricht. Für den traditionellen Glauben war Europa schon seit langer Zeit ein Malariasumpf. Verglichen mit dem Rest der Welt ist die Glaubenspraxis in Europa schmerzhaft gering. Und es fällt leicht, Anzeichen des Verfalls zu entdecken. Touristen finden verlassene oder säkularisierte Kirchen vor, manche nun sogar in ein Museum umgestaltet. Aber das bedeutet nicht, dass sich das europäische Christentum im Aussterben befindet. Viel eher heißt es, dass sich zwischen den Ruinen des althergebrachten Glaubens die europäische Christenheit in einer Welt zurechtzufinden beginnt, in der seine überzeugten Anhänger eine kleine aber starke Minderheit darstellen.
Man könnte sogar sagen, dass das rasche Dahinschmelzen der Kirchgänger in den letzten vierzig Jahren den Kirchen einen Gefallen gemacht hat. Es hat die Kirchen davon befreit, als nationale Einrichtungen allen gefallen zu müssen. Heute kann eine Kirche nicht mehr davon ausgehen, alle zu repräsentieren. Kleinere, spezialisierte Einrichtungen können leidenschaftlicher, enthusiastischer und mit mehr Augenmerk auf die persönliche Heiligung arbeiten. Um eine wissenschaftliche Analogie zu bemühen: Wenn ein Stern stirbt, wird ein Roter Riese zum Weißen Zwerg – kleiner als er war, aber er brennt viel stärker als zuvor. In ganz Europa entstehen heute Glaubensgemeinschaften - so stark wie Weiße Zwerge aus den Resten der alten Mehrheitskirche. (…)
Daraus folgt eine Wiederentdeckung der christlichen Wurzeln Europas und seiner kulturellen Prägung durch das gelebte Evangelium – auch von Seiten jener, die diese lange Zeit übersehen haben. Jürgen Habermas, der einflussreichste deutsche Philosoph der Linken überraschte seine Bewunderer kürzlich indem er sagte: „Das Christentum, und nur das Christentum, ist letztlich die Begründung der Freiheit, des Gewissens, der Menschenrechte und der Demokratie, den Angelpunkten der westlichen Zivilisation. Bis heute haben wir keine anderen Begründungen. Wir ernähren uns weiterhin von dieser Quelle. Alles andere ist postmodernes Gequatsche.“ (Übersetzung aus dem Englischen).
Europa steht sicherlich vor den Herausforderungen einer multi-religiösen Gesellschaft. Aber mit dem Christentum in den Startlöchern eines Comebacks ist es weit entfernt davon, eine islamische Kolonie zu werden.
Um gerecht zu sein, muss ich sagen, dass dieser Trend nicht unserem ersten Blick entspricht. Für den traditionellen Glauben war Europa schon seit langer Zeit ein Malariasumpf. Verglichen mit dem Rest der Welt ist die Glaubenspraxis in Europa schmerzhaft gering. Und es fällt leicht, Anzeichen des Verfalls zu entdecken. Touristen finden verlassene oder säkularisierte Kirchen vor, manche nun sogar in ein Museum umgestaltet. Aber das bedeutet nicht, dass sich das europäische Christentum im Aussterben befindet. Viel eher heißt es, dass sich zwischen den Ruinen des althergebrachten Glaubens die europäische Christenheit in einer Welt zurechtzufinden beginnt, in der seine überzeugten Anhänger eine kleine aber starke Minderheit darstellen.
Man könnte sogar sagen, dass das rasche Dahinschmelzen der Kirchgänger in den letzten vierzig Jahren den Kirchen einen Gefallen gemacht hat. Es hat die Kirchen davon befreit, als nationale Einrichtungen allen gefallen zu müssen. Heute kann eine Kirche nicht mehr davon ausgehen, alle zu repräsentieren. Kleinere, spezialisierte Einrichtungen können leidenschaftlicher, enthusiastischer und mit mehr Augenmerk auf die persönliche Heiligung arbeiten. Um eine wissenschaftliche Analogie zu bemühen: Wenn ein Stern stirbt, wird ein Roter Riese zum Weißen Zwerg – kleiner als er war, aber er brennt viel stärker als zuvor. In ganz Europa entstehen heute Glaubensgemeinschaften - so stark wie Weiße Zwerge aus den Resten der alten Mehrheitskirche. (…)
Daraus folgt eine Wiederentdeckung der christlichen Wurzeln Europas und seiner kulturellen Prägung durch das gelebte Evangelium – auch von Seiten jener, die diese lange Zeit übersehen haben. Jürgen Habermas, der einflussreichste deutsche Philosoph der Linken überraschte seine Bewunderer kürzlich indem er sagte: „Das Christentum, und nur das Christentum, ist letztlich die Begründung der Freiheit, des Gewissens, der Menschenrechte und der Demokratie, den Angelpunkten der westlichen Zivilisation. Bis heute haben wir keine anderen Begründungen. Wir ernähren uns weiterhin von dieser Quelle. Alles andere ist postmodernes Gequatsche.“ (Übersetzung aus dem Englischen).
Europa steht sicherlich vor den Herausforderungen einer multi-religiösen Gesellschaft. Aber mit dem Christentum in den Startlöchern eines Comebacks ist es weit entfernt davon, eine islamische Kolonie zu werden.
Philip Jenkins ist Professor für Geschichte und religiöse Studien an der Penn State Universität und Autor des Buches “God’s Continent: Christianity, Islam, and Europe’s Religious Crisis (New York: Oxford University Press, 2007).
Der vorliegende Text wurde auf der Webseite des “Foreign Policy Magazine” im Juni 2007 veröffentlicht. Das englische Orginal finden Sie zur Gänze auf:
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