Mittwoch, 26. Juni 2013

EKD-Familienpapier - Die Kirche surft sich „endgültig ins Abseits“

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Berlin/München (idea) – Die Kritik am Familienpapier der EKD weitet sich aus. Immer mehr Stimmen aus Kirchen und Politik äußern ihren Unmut. In der „Orientierungshilfe“ rückt die EKD von der Ehe als der alleinigen Norm ab und vertritt ein erweitertes Familienbild, das vielfältige Lebensformen – zum Beispiel gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften mit Kindern – einschließt. Der Fernsehmoderator Peter Hahne (Berlin), der von 1991 bis 2009 der Leitung der EKD, dem Rat, angehörte, nannte das Papier gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea „ein Beispiel für geistliche Substanzlosigkeit“ und für „geistige Schwäche“. Er fragt: „Auf welch unterstes Niveau begibt sich der Rat als oberste EKD-Leitung, solch ein trendiges Mode-Allerlei durchzuwinken?“ Die „sogenannte Orientierungshilfe“ sei ein „Zettelkasten des Flachsinns voller banaler Beliebigkeiten aus dem Betroffenheits-Stuhlkreis – was für ein Start ins Lutherjubiläum“. Die Kirche surfe sich auf den „Wanderdünen des Zeitgeistes endgültig ins Abseits und hat es final geschafft, von niemandem mehr ernst genommen zu werden“. Die „vernichtenden Kommentare“ der „weltlichen“ Presse sprächen eine deutliche Sprache: „Aus dem Vatikan ist Verachtung zu hören.“ 

EAK der CSU: Hat sich Luther so geirrt?
„Enttäuscht“ reagierte der Landesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CSU, der Parlamentarische Staatssekretär Christian Schmidt. Aus dem Text scheine eine grundsätzliche Neutralität der Autoren zur klassischen Ehe und Familie durch: „Das kann einer christlichen Konfession und deren Vertretern nicht genügen. Streckenweise liest sich diese Handreichung wie ein ungewürztes und kalorienarmes Berliner Allerlei.“ Angesichts der Aussagen Martin Luthers zur Ehe, der sie als eine Ordnung Gottes sah, fragt der Politiker: „Hat sich Luther so kräftig geirrt, dass die kräftigen Exegetinnen und Exegeten von heute die Flucht aus seiner Theologie und Menschlichkeit suchen?“ 

Bibelbund: Abenteuerliche theologische Konstruktionen
Scharfe Kritik übt auch der theologisch konservative Bibelbund (Berlin). Dessen Vorsitzender, der Theologe Michael Kotsch (Horn-Bad Meinberg), schrieb an den EKD-Ratsvorsitzenden, Nikolaus Schneider (Berlin): „Es ist erstaunlich, wie Sie eine Legitimation von Homo-Ehen durch abenteuerliche theologische Konstruktionen in die Bibel hineinlesen, deutliche biblische Aussagen zum Leitbild einer dauerhaften heterosexuellen Ehe aber weitgehend unter den Tisch fallen lassen.“ Schwer verständlich sei auch, dass die EKD jungen Paaren empfehle, sich aus ökonomischen Gründen in ihrer Berufstätigkeit auf ein potenzielles Scheitern ihrer Ehe einzustellen, und dass sie das Modell der häuslichen Kindererziehung durch die Mutter überwiegend kritisch beurteile. Mancher evangelische Christ frage sich vermutlich, welche Orientierung die „Orientierungsschrift“ gebe: „Offensichtlich steht sie in der Gefahr, jeden im Regen postmoderner Beliebigkeit stehen zu lassen, der nach einem christlichen Modell der Ehe sucht.“

Ökumene mit Evangelikalen und Orthodoxen leichter möglich als mit der EKD
Auch aus der römisch-katholischen Kirche mehren sich die mahnenden Stimmen. Für den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, erweckt das EKD-Papier den Eindruck: „Alles ist möglich und alles ist irgendwie gleichwertig.“ Scharfe Kritik äußerte ebenfalls der Professor für Christliche Sozialwissenschaft, der Dominikanerpater Wolfgang Ockenfels (Trier). In einem Gastkommentar für kath.net schrieb er: „Ein authentisch christliches Verständnis von Ehe und Familie biblisch zu begründen, liegt den Autoren der Studie fern. Sie scheinen nicht an einem Konsens mit katholischen Interpreten der Heiligen Schrift interessiert zu sein.“ Laut Ockenfels ist „heute die Ökumene zwischen Katholiken, Orthodoxen und Evangelikalen leichter möglich als mit deutschnationalen Protestanten vom Schlage der EKD“. Er hält es außerdem nur noch für eine Frage der Zeit, dass staatlicherseits die islamische Polygamie anerkannt wird. 

Katholiken-Forum: Keine Gemeinsamkeiten mehr
Das Forum Deutscher Katholiken bezeichnete das EKD-Papier als einen erneuten Tiefschlag für die Ökumene: „Wir stellen fest, dass es in Fragen des ungeborenen Lebens, des Lebensschutzes bis zum Tode und bei Ehe und Familie keine Gemeinsamkeiten (mehr) zwischen der katholischen Kirche und der EKD gibt.“ Deshalb widerspreche man auch entschieden dem EKD-Ratsvorsitzenden Schneider, dass die ökumenische Gemeinschaft eine solche Diskussion aushalten müsse. „Biblische Normen und ethische Grundsätze sind für uns nicht verhandelbar, und wir entscheiden auch künftig selbst, was wir ‚aushalten müssen‘, so der Vorsitzende des Forums, Prof. Hubert Gindert (Kaufering/Oberbayern).




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