Samstag, 10. März 2012

Fremdenfeindlichkeit - Türkische Imbiss-Betreiber fürchten um Existenz

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MÜCHELN/MZ. Der Schrecken dauert vielleicht eine Stunde, so genau lässt sich das nicht mehr rekonstruieren. Eine vergleichsweise kurze Zeitspanne, die Yasar N. und seiner Freundin Zelal B. (Namen geändert) aber wie eine Ewigkeit vorkommt. Am Abend des 25. Februar wird das türkische Pärchen in seinem Imbiss in Mücheln (Saalekreis) überfallen. Die Täter sind mutmaßlich Rechtsextreme. Sie werfen N. zu Boden, schlagen und treten ihn. Einer von ihnen bedroht ihn mit den Worten, wenn er nicht bis zum 20. April, "Führers Geburtstag", seinen Laden schließe, "dann stehst du als nächster in der Zeitung" - eine unverhohlene Drohung mit einer Anspielung auf die Zwickauer Neonazi-Terrorzelle, deren Mitglieder zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine deutsche Polizistin getötet haben sollen.
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Imbiss hat geschlossen
Zehn Tage nach dem Überfall sitzt Yasar N. im Müchelner "Grill Haus" an einem Tisch und zieht an seiner Zigarette. Der 25-Jährige wirkt nervös, seine Bewegungen sind fahrig. Neben ihm auf dem Fußboden lehnt das zersplitterte Oberlicht der Eingangstür. Es ging zu Bruch, als die Angreifer - eine Gruppe von sechs Leuten - ein zweites Mal versuchten ins Haus einzudringen, nachdem sie von ihrem Opfer schon abgelassen hatten und geflüchtet waren. N. hat die Tür abgeschlossen, die Jalousien heruntergelassen. "Niemand soll sehen, dass wir hier sind." Der Imbiss hat geschlossen. Das Wirtspaar steht vor den Trümmern seiner Existenz.
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Eine Woche nach dem Angriff hatte N. nochmal für drei Tage aufgesperrt. Es hat sich nicht gelohnt. "Am Montag", sagt er, "habe ich gerade mal sieben Döner verkauft, an Schulkinder." Dabei fing alles so gut an im November vorigen Jahres. "Dönerläden gibt es an jeder Ecke", sagt der 25-Jährige, "wir wollten etwas Besonderes." Deswegen nehmen sie auch Pizza, Pasta und Hamburger mit auf die Karte. Deswegen stehen im Gastraum neben dem Tresen ein paar rustikale Holztische und Stühle. Deswegen gibt es auch einen Lieferservice.
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Der Laden läuft. Von früh bis spät steht Yasar N. hinter der Theke und in der Küche. Immer mehr Leute bestellen, vor allem Ältere. "Aber seit dem Angriff", sagt er resigniert, "gab es keinen einzigen Anruf mehr." Der Umsatz ist weggebrochen. "Die haben alle Angst", vermutet er. Mücheln ist klein, 9 000 Einwohner. Der Überfall hat sich schnell herumgesprochen. Und damit die Frage: Kommen die Täter wieder? Andreas Marggraf ist entsetzt: Genau das dürfe nicht passieren, sagt Müchelns parteiloser Bürgermeister, dass Opfer eines Überfalls nun um ihre Existenz bangen müssten. Marggraf ist auch besorgt: "Wir wollen in Mücheln keine Gewalt."
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Der Staatsschutz ermittelt derweil gegen zwei Männer aus Mücheln, die an dem Überfall beteiligt gewesen sein sollen. Der Vorwurf gegen den 54-Jährigen und den 20-Jährigen: gefährliche Körperverletzung und Androhung von Straftaten. Der rechtsextremen Szene gehören die beiden nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei nicht an, sie sind auch noch nicht einschlägig aufgefallen.
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mz-web.de

Die Fakten:

*  Mücheln ist eine Kleinstadt von ca. 9000 Einwohner 
*  im November 2011 eröffnet - Geschäft läuft nach Aussage der MZ sehr gut
* der 54- sowie der 20jährige gehören nach polizeilichen Erkenntnissen nicht zur rechten Szene 


Jani's Kommentar:

Erfolg weckt Neider. Der Markt im Bereich Gastronomie ist sehr schwierig und hart umkämpft. Branchenkenner wissen, dass 'mitunter' auch mit nicht fairen Mitteln wie übler Nachrede - Schmutzkampagnen aller Art etc. gearbeitet wird, um Mitbewerber aus dem Weg zu räumen.
Ich denke nicht, dass es hier um Fremdenfeindlichkeit geht. Nein, im Leben glaube ich das nicht. Auch wenn hier der Anschein erweckt werden soll! Ich meine, die sind da jemanden empfindlich auf die Füße (sprich Geldbeutel) getreten.
Was sich allerdings nicht ausschließen lässt, ist, dass Rechte auf den fahrenden Zug aufspringen, "um mal Ordnung in die deutsche Gesellschaft zu bringen". Und Menschen, die permanent unter Existenzängsten leiden - in der ostdeutschen Gastronomie ist das so - laufen hier Gefahr, sich auf etwas einzulassen, was unter anderen Umständen völlig unmöglich sein würde.
Mir graut's vor Politikern, die den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Die  nur von Zwölf bis Mittag denken können. Die meine Heimat ständig in die rechte Ecke stellen, wo es gar keine gibt.

Die Gefahr kommt  doch nicht von Rechts - das ist nur die Folge aus dem Versagen von Politik, Macht, Geld und Lobby. Nichts gelernt aus den Jahren vor dem 2. Weltkrieg? Nichts gelernt!

Bloss nicht den Gedanken weiterdenken...... Nicht, dass ich das nicht längst hätte. Aber es bringt nichts. Es macht einen nur selbst kaputt.



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