Montag, 4. April 2011

„Zum richtigen Verständnis von Freiheit und Toleranz“

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von Rocco Buttiglione [Zusammenfassung]

Das Phänomen der menschlichen Freiheit kann, ähnlich wie die Freiheit der Tiere, angesehen werden als die Fähigkeit zum naturgemäßen Handeln. Aber im Gegensatz zu allen anderen Geschöpfen unterliegt der Mensch den Gesetzmäßigkeiten des Gewissens, und er kann einzig dann frei sein, wenn er der inneren Stimme seines moralischen Gewissens folgt, welches von Sokrates zum ersten Mal in der Geschichte als Wertewelt beschrieben worden ist.

Gemäß den Ausführungen Rocco Buttigliones, wird die Wertewelt von der Suche nach Wahrheit angetrieben. Frei zu sein, bedeutet für den Menschen, fähig zu sein, vernunftgemäß zu handeln. Menschliche Freiheit wird in Opposition zu zwei verschiedenen Arten von Zwängen definiert: dem äußeren Zwang und dem inneren Zwang menschlicher Triebe. Wir wurden als freie Menschen geboren, werden aber auch frei durch unsere Suche nach Wahrheit und im Zügeln unserer Leidenschaften.

Wenn wir die Komplexität menschlicher Freiheit in Augenschein nehmen, können wir von zwei Typen menschlicher Freiheit sprechen: einer unvollkommeneren Freiheit (die „Freiheit des Fleisches“ und die Freiheit, all das zu tun, was man will) und einer vollkommeneren Freiheit (die „christliche Freiheit“, das Gute zu tun). Und dann gibt es da noch das Paradox menschlicher Freiheit: „Auf der einen Seite setzt Freiheit die Abwesenheit äußeren Zwangs voraus. Auf der anderen Seite verlangt sie nach der Fähigkeit, seine eigenen Handlungen der objektiven Wahrheit gemäß ausführen zu können. (…) Ohne objektive Wahrheit, jedoch, kann der Mensch nicht frei sein.“

Angesichts der heutigen Entwertung aller Werte scheint die Freiheit gänzlich auf die unvollkommenere Freiheit reduziert zu sein. Rocco Buttiglione erklärt: „Wenn wir die Erkenntnis der wahren Bedeutung von Freiheit einbüßen, dann büßen wir damit im gleichen Zug auch das ´anthropologische Merkmal´ ein, das Element, das den Unterschied zwischen dem Menschen und allen anderen Lebewesen ausmacht, die vollkommenere Freiheit, deren Fundament in der Suche nach Wahrheit und im Eintreten für Wahrheit basiert.“

Letztendlich ist die Idee der Freiheit direkt an die Idee der Toleranz geknüpft. Das Wesen der Freiheit ist „die Freiheit, die Wahrheit zu sagen“, und das Wesen der Toleranz besteht darin, dass „wir die Freiheit des Anderen tolerieren, die Wahrheit zu sagen, oder zumindest das, was seinem oder ihrem Gewissen nach als wahr erachtet wird.“ Wenn es aber keine objektive Wahrheit mehr gibt, nimmt Gewalt die Stelle der Wahrheit ein und jene, die mächtiger sind, werden dann auch einen höheren Anteil an Wahrheit für sich beanspruchen.“


Lesen Sie hier den vollständigen Text von Rocco Buttiglione auf Englisch.

„Zum richtigen Verständnis von Freiheit und Toleranz“ ist ein Beitrag innerhalb der Publikation „Exiting a Dead End Road. A GPS for Christians in Public Discourse“ (2011, Kairos Publications, herausgegeben von Gudrun and Martin Kugler). Sie können das vollständige Buch als eBook oder im Hardcover-Format erwerben. – zur Beschreibung und den Verkaufsbedingungen klicken Sie bitte hier.


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