Dienstag, 18. Mai 2010

Muss man als Christ ein Schwächling sein?

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An einigen Stellen der Bibel kann man lesen, dass Menschen schwach sind und Gott stark. Der Prediger Paulus geht noch einen Schritt weiter, wenn er feststellt: «Nur, wenn ich mich schwach fühle, dann kann Gott stark sein.» Heisst das nun, dass alle Christen Schwächlinge oder gar Looser sind?

Manche Christen reden viel davon, wie schwach sie sind und wie gross die Kraft Gottes ist. Doch ihre innere Überzeugung scheint eher Folgendes auszudrücken: «Ich werde schaffen, was ich mir vornehme, und mit Gottes Hilfe sowieso!»

Es klingt demütig, aber...
Dass solche Menschen von Schwachheit reden, ist nur eine Attitude. Es klingt so schön demütig. Das liegt dann nicht weit von dem Kalauer-Spruch weg: «Ich bin so stolz auf meine Demut.» So ist das Gerede von Schwachheit manchmal nur ein Zur-Schau-Stellen von Frömmigkeit. Bei anderen wiederum ein Ausdruck eines tatsächlich tief sitzenden Minderwertigkeitskomplexes - aber beides will Jesus nicht!

Das Schwache anschauen können
Immer wieder gehen wir mit unserer Schwäche so um: Wenn wir unsere Sünde sehen, reden wir vor allem von der Vergebung, die Jesus uns gibt. Wenn wir uns schwach oder minderwertig fühlen, dann trösten wir uns dadurch darüber hinweg, dass wir Gott loben und ehren. Das ist beides absolut richtig. Aber manchmal sind solche Aussagen nur Ablenkungsmanöver, wie wir über unsere Sünde und Schwachheit hinweg kommen. Wir schauen eigentlich weg, statt genauer hin, weil uns unsere Fehler und Schwächen so unangenehm sind.

Krisen gehören dazu
Nach meiner Beobachtung können nur die glaubhaft von Schwachheit sprechen, die wirklich einmal zutiefst an ihre Grenzen gekommen sind. Nur der, der Krisen erlebt hat, kann glaubhaft von Schwachheit und der Macht Gottes reden. Es ist nicht so, dass Gott darauf wartet, dass wir wie ein Wurm im Staub vor ihm liegen. Wer sich darüber im Klaren ist, dass er schwach ist, für den ist Jesus nicht nur frommes Beiwerk, sondern etwas Lebenswichtiges!

Gottes Kraft wirkt, wenn wir schwach sind
Paulus drückt es mit diesen Worten aus: «Aber er hat zu mir gesagt: ‘Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade, wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an Dir.' Darum will ich vor allem auf meine Schwachheit stolz sein. Dann nämlich erweist sich die Kraft Christi an mir» (Die Bibel, 2. Korinther, Kapitel 12, Vers 9).

Paulus war nun wirklich kein Looser und kein Softie. Er redete auch nicht fromm daher und war alles andere, als von Komplexen zerfressen. Dieser Mann gab alles, was er hatte, um das Evangelium zu verbreiten. Er machte lange Reisen, wurde wiederholt gesteinigt, erlitt mehrmals Schiffbruch, wurde immer wieder verhaftet und verfolgt, aber er liess sich nicht aufhalten.

Aus Schwachheit erwächst Stärke
Wer aus tiefstem Herzen weiss, dass er schwach ist, der ist insofern auch stark, als er viel eher um die Leitung und die Kraft Gottes bittet. Wem klar ist, wie begrenzt er ist, der betet eher und verlässt sich auf Gottes Möglichkeiten. Wer um seine Grenzen weiss, der kann auch mit Misserfolgen und Ablehnung anders umgehen und es wirft ihn nicht um. Solche Menschen wissen, dass sie gerade da Gottes Stärke erfahren, wo sie selbst schwach sind.


Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch


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