Freitag, 3. April 2009

Die Kliekener Altarflügel sind zurück gekehrt


Die 1980 gestohlenen und im Sommer 2007 im Kunsthandel wieder aufgetauchten Altarflügel aus der Kliekener Kirche (bei Coswig) sind endgültig nach Sachsen-Anhalt zurückgekehrt. Sie wurden am 26. März im Beisein unter anderem von Kultusminister Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Kirchenpräsident Joachim Liebig, Dr. Martin Hoernes, dem stellvertretenden Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, der Landeskonservatorin Dr. Ulrike Wendland und von Gemeindepfarrer Dankmar Pahlings der Öffentlichkeit für wenige Stunden präsentiert.


Die Tafeln stammen aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren und gehören zu einem geschnitzten Altarschrein. Das gesamte Altarretabel ist um 1515 von einem Deutschordensritter aus der Familie von Eisenberg ursprünglich wahrscheinlich für die Kirche im benachbarten Buro gestiftet worden. Die Rückholung der wertvollen Altarflügel wurde durch das große Engagement der Landeskirche Anhalts, vor allem aber des Landes Sachsen- Anhalt und der Kulturstiftung der Länder ermöglicht.

Zur Kriminalgeschichte:
Im Mai 198o sind die Altarflügel aus der Kliekener Kirche von unbekannten Tätern entwendet worden, doch mangels konkreter Hinweise verliefen die Ermittlungen der DDR-Behörden erfolglos. Erst nach der Wende, im Jahr 199o, tauchten die Tafeln im Bamberger Kunsthandel auf.

Auf einer Kunsthandelsauktion im selben Jahr erwarb eine Kunstmalerwitwe die Tafeln und ließ sie in einen Schrank als Türflügel einbauen. Als sie starb, gab ihr Sohn die Bilder im Herbst 2006 wiederum in ein Bamberger Auktionshaus zur Versteigerung. Die Altarflügel gingen an zwei Antiquitätenhändler, die sie restaurieren und neu rahmen ließen. Im Juli 2007 entdeckte ein Kunst-Experte die Tafeln und identifizierte sie als die in Klieken knapp 3o Jahre zuvor entwendeten Cranach-Tafeln.

Das Bayrische Landeskriminalamt nahm die Tafeln in Verwahrung und hat sie dankenswerter Weise auch bis jetzt fach- und sachgerecht aufbewahrt. Es begann ein juristisches Tauziehen um das Eigentum an den Tafeln: Sowohl die beiden Antiquitätenhändler als auch die Kirchengemeinde nahmen das Eigentum für sich in Anspruch.

Zwar hatten die letzten Erwerber unstreitig nichts mit dem früheren Diebstahl zu tun, unterdessen kann nur in seltenen Ausnahmefällen an gestohlenen Sachen später gutgläubig Eigentum erworben werden. Ob ein solcher Fall hier vorlag, konnte nicht abschließend geklärt werden.

Doch war schließlich für die gütliche Einigung der Wunsch der beiden Antiquitätenhändler entscheidend, dass die Tafeln wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückkehren sollten: Nach einem juristischen Vergleich ist die Hoffnungsgemeinde Zieko, zu der auch Klieken gehört, nun wieder unbestritten die rechtmäßige Eigentümerin.

Dies gelang dank der engagierten administrativen Hilfe der Landeskirche Anhalts und der äußerst großzügigen finanziellen Unterstützung des Kultusministeriums von Sachsen-Anhalt und der Kulturstiftung der Länder. Mit ihrer Hilfe ist die Einigung und Rückführung der Altarflügel erst möglich geworden.

Die Altarflügel werden endgültig in die Kirche in Klieken zurückkehren, nachdem die Restaurierungsarbeiten am Gebäude abgeschlossen sind sowie für die Sicherheit der Kunstgegenstände in der Kirche gesorgt ist.

Zum Altar:
Zur Kunstgeschichte des Retabels ist bisher wenig bekannt. Allerdings verbindet sich mit dem Altar der Name des bedeutenden Renaissancekünstlers Lucas Cranach, dessen Wittenberger Werkstatt die Ausführung der gemalten Altarflügel zugeschrieben wird, während für den geschnitzen Altarschrein ein anderer, unbekannter Künstler angenommen wird.

Die Entstehung dieses Altars fällt in eine spannungsreiche Zeit: Ganz offensichtlich ist hier ein typisches katholisches Bildprogramm, das um die Patronin des Deutschen Ordens Maria kreist, ausgewählt worden. Im Schrein steht die Gottesmutter mit dem Jesuskind auf dem Arm und neben ihr in kleinerem Format die Hl. Genoveva sowie der Hl. Christopherus. Im geöffneten Zustand war auf der linken Seite die Begegnung Joachims und Annas, der Eltern Marias, an der Jerusalemer Goldenen Pforte zu sehen, auf der rechten Seite die Geburt der Maria.

Auf dem linken Flügel kniet klein im Vordergrund der Altarstifter und Deutschordensritter von Eisenberg, dessen Wappen zu Füßen der Marienskulptur angebracht ist. Im geschlossenen Zustand des Altars war die Verkündigung Mariens durch Erzengel Gabriel zu sehen.

Mit dieser Marienthematik handelt es sich offensichtlich bei diesem Altar um ein vorreformatorisches Werk und um eines der seltenen Frühwerke aus der Cranach-Werkstatt, die in unserer Region erhaltenen sind. Selten ist auch die Verbindung von einer Bildhauerarbeit mit Gemälden aus der Werkstatt dieses bedeutenden Malers, da später nur vollständige Altäre in der Cranach- Werkstatt geschaffen wurden, zudem meist ausschließlich als Tafelbilder.

Bei dem Kliekener Altar handelt es sich um eine der wenigen unmittelbar vorreformatorischen Kunststiftungen, die sich überhaupt im Kernland der Reformation erhalten haben. Wert und Bedeutung des Altars wird noch gesteigert durch seine Vollständigkeit an seinem angestammten Austellungsort.

Quelle: http://www.landeskirche-anhalts.de/landeskirche/nachricht.php?id=561&mincl=landeskirche-presse


Wunder geschehen immer wieder ......... LG Jani

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