Donnerstag, 30. Juli 2009

Was heißt Diakonie?


Neutestamentliche Begründungen

Im Neuen Testament treten zunächst Erzählungen Jesu in den Blick. Das bekannteste Beispiel ist wohl das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,30 ): der den jüdischen Zuhörern verhasste Mann aus der samaritanischen Religionsgemeinschaft sorgt sich in vorbildlicher Weise um einen Überfallenen. Zudem ist das Gleichnis vom Weltgericht in Mt 25,31–46 in dieser Hinsicht besonders wichtig. Es gipfelt in Mt 25,40 LUT: „Was ihr getan habt einem unter diesen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Zudem gibt Jesus uns Beispiele diakonischen Handelns, etwa wenn er in Joh 5,5–6 die Not eines Kranken erkennt und sich seiner annimmt. Ähnlich auch das Magnificat (Lk 1,46–54 ), in dem Maria Gott lobt, weil er sich der Notleidenden annimmt.

In seinen Weherufen Mt 23,1–36 gegen die religiöse Oberschicht seiner Zeit macht Jesus klar, dass gerade die Vernachlässigung des Engagements für soziale Gerechtigkeit, Krankenpflege, Armenfürsorge, Sorge für Witwen und Waisen, bei gleichzeitigem zur Schau stellen einer oberflächlichen Frömmigkeit eine massive Verirrung im Judentum seiner Zeit war. Seine Warnungen sprechen aus heutiger Perspektive auch die christliche Gemeinde an und halten dazu an, nebst Mission und Gottesdienstgestaltung auch in Menschen zu investieren, in die sonst niemand investiert.

Diakonie als Funktion der christlichen Gemeinde lässt sich schon in den ersten Beschreibungen des Gemeindelebens der Jerusalemer Urgemeinde nachweisen (Apg 2,41–47 ); erwähnt werden hier Gütergemeinschaft und die fürsorgende Unterstützung bedürftiger Gemeindemitglieder. Das Amt des Diakons beruht auf der ersten Erwähnung von Diakonen in Apg 6,1–7 EU zur Armenpflege.

Paulus schließlich bezeichnet die Diakonie – das gegenseitige Lastentragen – als Erfüllung des Gesetzes Christi (Gal 6,2 ).

Während zahlreiche diakonische Dienste, die in der Antike und im frühen Mittelalter von der Kirche getragen wurden (Gründung und Führung von Hospizien, Armenhäusern, Waisenheime) heute mehr und mehr vom Staat getragen werden, muss vom biblischen Menschenbild her klar gesehen werden, dass die Kirche den diakonischen Auftrag niemals ganz an staatliche Institutionen delegieren kann. Damit würde sie sich dafür aussprechen, dass alles, was der Mensch zum Leben braucht ein Obdach, Kleidung und Nahrung sei. Ein liebevolles Gegenüber, Würde und Sinn vermittelnde Nähe und tragende soziale Kontakte können notleidenden Menschen von professionellen, staatlichen Institutionen nur bedingt geboten werden. Deshalb verbindet man bis heute mit dem Begriff Diakonie auch den privaten, persönlichen Einsatz von ehrenamtlich tätigen Personen, die sich, oft in Verbindung und Zusammenarbeit mit einer Kirche, um das Wohl notleidender Menschen kümmern.

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