Eine Todesdrohung hat der Pastor einer Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten in Istanbul erhalten. An der Tür seines Wohnhauses hing eine an den Füssen aufgehängte Puppe, deren Arme abgeschnitten waren, berichtet der Adventistische Pressedienst (APD) am 2. November.
Der Pastor, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt wird, vermutet, dass die Todesdrohung von radikalen Islamisten stammt. Die Gemeinde hat rund 20 Mitglieder, überwiegend ehemalige Muslime. Sie könnten sich derzeit legal nicht zum Gottesdienst versammeln, weil die Polizei ihre Versammlungsstätte geschlossen habe, so der Pastor. Religiöse Veranstaltungen in Privathäusern sind in der Türkei verboten. Gegen die Schließung des Kirchengebäudes hat die Gemeinde Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg eingereicht.
Vier adventistische Gemeinden in der Türkei
Laut APD gibt es vier Adventistengemeinden in der Türkei, jeweils zwei in Istanbul und Izmir: Zwei erreichten Türken, die beiden anderen ausländische Arbeitnehmer, vor allem aus den Ländern der früheren Sowjetunion. Die Geschichte der Freikirche in der Türkei ist von Höhen und Tiefen geprägt. Die erste adventistische Gemeinde wurde 1893 gegründet. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs lebten rund 350 Adventisten im Land, vor allem Armenier. Sie wurden im Zuge des Völkermords von 1915 bis 1917 verfolgt. 167 kamen ums Leben, die anderen verließen das Land.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es erneut 70 armenische Adventisten im Land, die jedoch ebenfalls bis Mitte der neunziger Jahre das Land verließen. Bei den heutigen Gemeinden handelt es sich um Neugründungen. Von den 70,5 Millionen Einwohnern der Türkei sind 99 Prozent Muslime.
Die Zahl der Christen wird auf unter 100.000 geschätzt, wobei die meisten orthodoxen Kirchen angehören. Die Adventisten feiern ihre Gottesdienste im Unterschied zu anderen Kirchen am Sonnabend.
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