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Glaube
ist nicht der menschliche Wahn und Traum, den etliche für Glauben
halten. Und wenn sie sehen, daß keine Besserung des Lebens noch gute
Werke folgen, und doch vom Glauben viel reden hören, so fallen sie in
den Irrtum und sagen: der Glaube sei nicht genug, man müsse Werke tun,
soll man fromm und selig werden. Das macht: wenn sie das Evangelium
hören, so fallen sie daher und machen sich aus eigenen Kräften einen
Gedanken im Herzen, der spricht: Ich glaube. Das halten sie dann für
einen rechten Glauben. Aber wie das eine menschliche Erdichtung und
Gedanke ist, den des Herzens Grund nimmer erfährt, so tut er auch
nichts, und es folgt keine Besserung darauf.
Aber
Glaube ist ein göttliches Werk in uns, das uns wandelt und neu gebiert
aus Gott und den alten Adam tötet, aus uns ganz andere Menschen in Herz,
Gemüt, Sinn und allen Kräften macht und den heiligen Geist mit sich
bringt. O es ist ein lebendig, geschäftig, tätig, mächtig Ding um den
Glauben, daß es unmöglich ist, daß er nicht ohn Unterlaß Gutes wirken
sollte. Er fragt auch nicht, ob gute Werke zu tun sind, sondern ehe man
fragt, hat er sie getan, und er ist immer im Tun. Wer aber nicht solche
Werk tut, der ist ein glaubloser Mensch, tappt und sieht um sich nach
dem Glauben und guten Werken und weiß weder was Glaube noch was gute
Werke sind, wäscht und schwatzt doch viel Worte vom Glauben und von
guten Werken.
Glaube
ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade, so gewiß,
daß er tausendmal drüber stürbe. Und solche Zuversicht und Erkenntnis
göttlicher Gnade macht fröhlich, trotzig und voller Lust gegen Gott und
alle Kreaturen: das macht der Heilige Geist im Glauben. Daher wird der
Mensch ohne Zwang willig und voller Lust, jedermann Gutes zu tun,
jedermann zu dienen, allerlei zu leiden, Gott zu Liebe und zu Lob, der
einem solche Gnade erzeigt hat. Daher ist es unmöglich, Werk und Glauben
zu scheiden, ja so unmöglich, wie Brennen und Leuchten vom Feuer nicht
geschieden werden kann. Darum sieh dich vor vor deinen eigenen Gedanken
und unnützen Schwätzern, die vom Glauben und guten Werken zu urteilen
klug sein wollen und dabei die größten Narren sind. Bitte Gott, daß er
den Glauben in dir wirke: sonst bleibst du wohl ewiglich ohne Glauben,
ob du auch schaffst und tust, was du willst oder kannst.
(aus der Vorrede Luthers zum Römerbrief)
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