Samstag, 27. Juni 2009

Nach Gründen für Kirchenaustritte suchen

Berlin (idea) – Die Kirchen in den neuen Bundesländern müssen nach Gründen suchen, warum sie zu DDR-Zeiten so viele Kirchenmitglieder verloren haben. Dafür plädierte Pröpstin Friederike von Kirchbach (Berlin) bei einer Podiumsdiskussion am 26. Juni in Berlin.

Sie fand während der Veranstaltung „20 Jahre nach der Friedlichen Revolution in der DDR“ statt, die vom Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), organisiert wurde. Laut von Kirchbach sind die Kirchen bei der Suche nach Gründen für die Kirchenaustritte zu wenig selbstkritisch gewesen. Allerdings habe sie selbst bisher auch keine klare Antwort auf diese Frage. Der Anteil von Mitgliedern der evangelischen Kirchen an der Bevölkerung in der DDR sank von 85 Prozent im Jahr 1950 auf etwa 25 Prozent im Jahr der friedlichen Revolution 1989. Der Anteil der Katholiken ging im gleichen Zeitraum von 10 auf 5 Prozent zurück.

Jani's Kommentar:

Mh ... versteh ich nicht. Aber ich habe ja auch nicht studiert. ... Ist doch ganz klar - die Gründe für die Kirchenaustritte. ... Der Mensch lebt bequemer, wenn er sich dem herrschenden Regime anpasst. Und genau das tat man (die meisten) - in der DDR. Man schwamm mit dem Strom - nicht das das heute anders ist.

So ist der Mensch ... nur nicht anecken - könnte ja weh tun ... immer das Beste für sich selbst herausholen.

Warum die Dame nun meint, unsere Kirchen wären zu wenig selbstkritisch und auch noch äußert, sie hätte selbst keine klare Antwort darauf - läßt tief blicken.

Andere Ebene ==> dem Bösen gefällt es, die Menschen von Gott zu trennen. Es hat also ein ureigenes Interesse an diesem Spiel. Könnte hier also ein tiefgehender Grund liegen? .... !

Die meisten Ostdeutschen fühlen sich als Bürger 2. Klasse

Andreas Zick, Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität Bielefeld, vertrat die Ansicht, dass nach der friedlichen Revolution viele Entscheidungen zu schnell getroffen worden seien. Dies habe bei vielen Bürgern im Osten Unbehagen und eine „Mentalität der Zweitklassigkeit“ verursacht.

Einer repräsentativen Umfrage zufolge fühlten sich 64 Prozent der Ostdeutschen als „Bürger zweiter Klasse“. Verärgert auf diese Aussagen reagierte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, der Theologe Ulrich Kasparick (SPD). In strukturschwachen Regionen wie der Uckermark brauche er keine Statistiken, sondern Betriebsansiedlungen.

Das Problem ostdeutscher Intellektueller sei es, dass sie zwar gut darin gewesen seien, Diskussionszirkel zu organisieren, aber hilflos beim Aufbau demokratischer Strukturen. Hans-Joachim Maaz, von 1980 bis 2008 Chefarzt der Psychotherapeutischen Klinik im Evangelischen Diakoniewerk in Halle (Saale), sagte zu den Demonstrationen 1989: „Es war nur geil, den Protest in die Luft zu schreien.“ Heute wolle zwar die Mehrheit der Ostdeutschen die DDR nicht wiederhaben, zugleich seien jedoch viele der Meinung, dass sich ihr Privatleben nicht verbessert habe.

Jani's Kommentar:

Eigentlich fehlen mir die Worte über soviel Zynismus. Aber mir fallen gerade wieder welche ein. Ich bin Ostdeutsche - fühle ich mich als Mensch zweiter Klasse ...? - fühlen sich meine Bekannten, Freunde usw. als Menschen zweiter Klasse...? Ein kategorisches NEIN!

Und ja - Harz 4 ... schlecht bezahlte Arbeit ... Willkür in den Ämtern ... Arbeitslosigkeit ... Kurzarbeit ... schlechtes Benehmen ... Existenzängste ... Sorgen ... Hoffnungslosigkeit ... hilflose Wut über ein System, in dem der Mensch immer weniger Mensch sein kann - weil eben der das Sagen hat, der das Geld hat ... prägen die Menschen in meiner Region. Das ist der Grund für den Unmut der Menschen! Nicht irgendwelche Entscheidungen, die vor knapp 20 Jahren getroffen wurden.

Und doch gibt es auch immer wieder Hoffnungsschimmer ... Licht am Ende des Tunnels ... Denn Gott ist auch im Osten zu Hause.

Atheismus ist dauerhafter Triumph der SED
Christoph Dieckmann (Berlin), Theologe und Redakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, sagte, die Vereinigung beider deutscher Staaten sei deshalb so schnell erfolgt, weil die DDR bankrott und das Volk demoralisiert gewesen sei. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) habe in dieser Situation Orientierung und Autorität gestiftet. Ein dauerhafter Triumph der SED sei es jedoch, dass der Osten Deutschlands heute weitgehend atheistisch sei.

Jani's Kommentar:
So so ... sagt das der gute Mann. Ich denke eher, dass den Menschen in Ostdeutschland der materielle "Wohlstand des Westens" - sprich Reisen ... Bananen ... Autos ... zu sehr in den Augen stach. Und das es auch im Westen Bestrebungen gab, Ostdeutschland schnell "heimzuholen" und das nicht unbedingt aus purer Menschenfreundlichkeit.

Man überlegte nicht und die, die überlegten (da gab es einige ostdeutsche Intellektuelle - auch Pfarrer) wurden überstimmt bzw. nicht gefragt. Denn wie bei allem, hat die Medaille zwei Seiten, aber die zweite Seite wollte man nicht sehen. Und das, obwohl wir es in der Schule gelernt haben. Oder gerade deshalb nicht - denn das war ja Propaganda.- Nun, wie die meisten von uns erkannt haben, hat uns die Realität des Kapitalismus eingeholt.

Und der Atheismus begann nicht mit der DDR - nein, bereits viel früher. Gerade hatte ich eine Diskussion mit unserem Pfarrer darüber. Ich meinte, es begann mit der Nazi-Zeit - aber er ging noch darüber hinaus.

Übrigens würde ich Helmut Kohl nicht so hoch hängen. Er versprach blühende Landschaften - die SPD meinte, es wäre zu zeitig für eine Wiedervereinigung. Kohl ist auch für den (T)Euro verantwortlich.

Vergleich Saarland: politischer Anschluß an die BRD ... 01. Januar 1957 ... wirtschaftlicher Anschluß 06. Juli 1959. Die volle Integration des Saarlandes erforderte rund zwei Jahrzehnte.

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