Kurz vor Ende der Einspruchsfrist haben Bauern den Protest gegen ein Patent auf ein Schweinezuchtverfahren auf die Straße getragen. Vor dem Europäischen Patentamt demonstrierten am Mittag rund tausend Landwirte gegen das Patent, das das Amt vor einem Jahr erteilt hatte und gegen das bis heute Widerspruch eingelegt werden konnte.
Fürchten um ihre Unabhängigkeit: Protestierende Bauern in München
Auf der Kundgebung wandten sich Sprecher gegen Patente auf Leben. Der Grundsatzreferent des Diözesanrates München-Freising, Martin Schneider, betonte, Patente auf Tiere und Pflanzen versetzten "bäuerlichen Familienbetrieben den Todesstoß". Er forderte die Politik auf, "Landwirte weltweit vor der Gier und dem Hochmut der Agrarkonzerne zu schützen".
Widerspruch kurz vor Schluss
Ein Bündnis aus rund 50 Verbänden hat nach eigenen Angaben mehr als 5000 Einwendungen gegen das Patent gesammelt. Auch der Bauernverband und die Landesregierungen in Hessen und Bayern legten Widerspruch ein.
Bauernpräsident Gerd Sonnleitner bezeichnete das Patent im Deutschlandfunk als "Paradigmenwechsel" und "Sündenfall". Bei dem Patent gehe es nicht um gentechnische Veränderungen, sondern "um den Zugriff auf das Erbgut".
==> Gene und Genabschnitte wären damit Eigentum eines Konzerns.
Fahrlässige Großzügigkeit?
Die Menschen verzehren immer mehr Fleisch - deshalb wollen Konzerne die Züchtung beschleunigen.
Hessen wolle ein Zeichen gegen grenzenlose Patente setzen, sagte Hessens Landwirtschaftsministerin Silke Lautenschläger (CDU). Sie warf dem Patentamt vor, es habe in der Vergangenheit die EU-Biopatentrichtlinie sehr weit ausgelegt. Die landwirtschaftliche Entwicklung und die freie züchterische Entscheidung der Landwirte würden dadurch erheblich eingeschränkt. Lautenschläger kritisierte darüber hinaus die EU-Patentrichtlinie grundsätzlich. Sie sei zu schwammig und müsse konkretisiert werden. Ähnlich äußerte sich auch Sonnleitner.
Der bayerische Umweltminister Markus Söder (CSU) kündigte an, dass sich Bayern der Bundesratsinitiative Hessens gegen das sogenannte Schweinepatent anschließen werde. Söder erklärte, seine Landesregierung werde alles gegen Bestrebungen zur Patentierung von Tieren, Pflanzen oder Saatgut tun. Das Recht auf Leben unterliege der Schöpfung.
Schneller auf den Teller
Mit dem Zuchtverfahren, das ursprünglich von dem US-Konzern Monsanto entwickelt wurde, soll ein bestimmtes Gen im Erbgut von Schwein
en gefunden werden. Es lässt Ferkel schneller zunehmen und macht ihr Fleisch noch saftiger, weil es beim Braten weniger schrumpft. Dieses Gen ist aber kein Produkt von Genmanipulation, sondern von Natur aus bei Schweinen vorhanden.
Monsanto hat das Patent inzwischen an ein anderes Unternehmen verkauft. Das Patentamt argumentiert, Gebühren fielen nur dann an, wenn für die Zucht das patentierte Gentestverfahren angewandt werde. Sonnleitner wies darauf hin, dass dies endlose Rechtsstreitereien nach sich ziehen würde.
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