Donnerstag, 25. Februar 2010

Auszeit nach dem Rücktritt: Margot Käßmann denkt über nächste Schritte nach

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Am Tag nach ihrem Rücktritt hat sich Margot Käßmann aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. «Sie nimmt sich eine Auszeit und denkt über ihre nächsten Schritte nach», sagt der Sprecher der hannoverschen Landeskirche, Johannes Neukirch.

Als Konsequenz aus einer Autofahrt mit 1,54 Promille Alkohol im Blut hatte die 51-jährige Theologin am Mittwoch ihre Ämter als Landesbischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aufgegeben.

Doch dass das «Gesicht des deutschen Protestantismus» von heute auf morgen aus der Öffentlichkeit verschwindet, Käßmann künftig als Pastorin in der hannoverschen Landeskirche nur im Stillen wirkt - das scheint für viele unvorstellbar. Günther Beckstein (CSU) brachte es auf den Punkt: Es sei seine Überzeugung, dass sie als «herausragende Persönlichkeit» wieder eine besondere Verantwortung bekommt und verdient.

Nach dem Landesbischofsgesetz ist Käßmanns Rücktritt wie eine Entlassung zu bewerten. Innerhalb eines Jahres kann sie aber eine Pfarrstelle oder ein anderes kirchliches Amt übernehmen. Ihre Bezüge als Landesbischöfin werde sie übergangsweise weitererhalten, sagte Neukirch. Zunächst darf Käßmann auch in ihrer Wohnung über der bischöflichen Kanzlei an Hannovers Maschsee bleiben. Der Dienstwagen mit Fahrer steht ihr allerdings nicht mehr zur Verfügung.

Während die EKD und die Landeskirche seit Donnerstag nach Vertretern für die vielen öffentlichen Termine Käßmanns suchen müssen, setzt der Deutsche Evangelische Kirchentag als Laienbewegung weiterhin auf die aktive Teilnahme seiner ehemaligen Generalsekretärin. Im vergangenen Jahr in Bremen hatte die beliebte wie streitbare Rednerin allein mit ihrer Bibelarbeit rund 8.000 Menschen angelockt.

Beim 2. Ökumenischen Kirchentag Mitte Mai in München steht sie mit 16 Auftritten im Programm, das Anfang der Woche in den Druck gegangen ist. «Wir möchten unsere Einladung an Margot Käßmann ausdrücklich aufrechterhalten», sagt Sprecher Rüdiger Runge. Zu dem Christentreffen unter dem Motto «Damit ihr Hoffnung habt» werden mehr als 100.000 Dauerteilnehmer erwartet.

Auch der Herder-Verlag in Freiburg will seine langjährige Erfolgsautorin auf keinen Fall verlieren. Käßmanns im Herbst erschienenes Buch «In der Mitte des Lebens» ist bislang rund 200.000 Mal über den Ladentisch gegangen. «Wir sind schon wieder restlos ausverkauft», sagt Lektorin Gabriele Hartlieb. Zurzeit wird eine neue Auflage gedruckt, die Anfang März auf den Markt kommt.

Das Lutherische Verlagshaus in Hannover möchte ebenfalls weiter mit Margot Käßmann zusammenarbeiten. Fest zugesagt habe sie bereits zwei weitere Bände in der Reihe «Einfach Evangelisch», die das Verlagshaus im Blick auf das 500. Reformationsjubiläum 2017 zu Luthers «Kleinem Katechismus» herausgibt, sagt Verleger Christof Vetter.

Auch über ihre zahlreichen Schirmherrschaften wird die «Landesbischöfin a.D.» - wie ihr offizieller Titel jetzt lautet - in den nächsten Wochen entscheiden müssen. Unter anderem ist sie Präsidentin der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen.

Während Deutschlands prominenteste Protestantin bereits über ihre Zukunft nachdenkt, können viele Christen in Hannover ihre Entscheidung immer noch nicht fassen. Viele tragen sich auch am Donnerstag noch mit Appellen ins Gästebuch der Marktkirche ein: «Frau Käßmann, bitte treten Sie von Ihrem Rücktritt zurück!»

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