Donnerstag, 18. März 2010

Albert Einstein und die Frage nach Gott

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Wenn es keinen Gott gibt, dann haben wir eine Menge Fragen, die wir nicht beantworten können. Warum gibt es dieses Universum mit seinen hunderten von Galaxien überhaupt? Warum ist das Universum im sogenannten Urknall entstanden und wird nach Milliarden von Jahren entweder endgültig explodieren oder in sich kollabieren?

Wozu entstand der Mensch, der in seinem Denken eben auf dieses Fragen und in ihnen auf die Frage nach Gott stößt ?

Ist die Gottesidee nur die hilflose Projektion seiner Sehnsucht nach Glück, Identität, Ewigkeit, warum hat die Evolution ihn dann mit dieser unstillbaren Sehnsucht bestraft? Wurden wir nur geboren, um verzweifelt zu sterben? Diese Vorstellung wäre wachen Sinnes kaum auszuhalten?

Aber wenn es Gott gibt, dann haben wir ebenfalls eine Menge Fragen, von denen nicht feststeht, ob unsere endliche Vorstellungskraft ausreicht, um sie zu beantworten. Was hat Gott mit dem Ursprung und der Eigenart und dem Schicksal des Universums zu tun?

Verläuft alles nach einem von ihm ausgedachten Plan, weswegen wir ihn „Schöpfer der Welt“ nennen, oder gibt es auch von Anfang an schon so etwas wie eine „Urmaterie“, die Gott vorgegeben ist, so dass er sie nur intelligent beeinflussen und gemäß ihrer inhärenten Möglichkeiten steuern kann, was man dann Evolution nennen könnte? Wenn Gott wirklich allmächtig ist, wie wir allsonntäglich in der Kirche bekennen, wäre dann nicht auch eine andere Welt möglich gewesen, ohne Katastrophen, ohne Grausamkeiten, ohne sinnloses Leiden, ohne Fressen- und Gefressenwerden als Grundprinzip des Überlebens?

Hat sich Gott vielleicht selbst in Kooperation mit seiner Schöpfung der Evolution unterworfen, in Abwandlung eines bekannten theologischen Mottos: „Gottes Sein ist im Werden“ (E. Jüngel), so dass weder sein Sein noch das der Welt in sich abgeschlossen sind, was beinhalten würde, dass auch Gott selbst noch nicht mit Sicherheit weiß, was am Ende herauskommen wird ?

Die Liste der Fragen und die Reihe der bisherigen menschlichen Antwortversuche lässt sich fast beliebig verlängern. Wer eine aktuelle und gut lesbare Bilanz sucht, dem sind zwei Bücher von E. Drewermann zu empfehlen. Ein kürzeres: „Wenn die Sterne Götter wären“ (2004) und ein sehr umfangreiches, das die einschlägige Literatur minuziös aufarbeitet: „Im Anfang... Die moderne Kosmologie und die Frage nach Gott“ (2003).

Das Einstein-Jahr 2005, in dem wir der Geburt der Speziellen Relativitätstheorie vor hundert Jahren (1905) und dem Tod ihres Schöpfers A. Einstein vor fünfzig Jahren (1955) gedenken, legt es nahe vor diesem Hintergrund quälender und abgeschlossener Fragen doch einmal bei diesem Genie anzuklopfen, um anzufragen, wie es denn mit der Gottesfrage umgegangen ist und zu welcher Antwort sein kreatives Gehirn gelangt ist, wobei wir auch bei ihm wie bei uns allen in Rechnung stellen müssen, das wir nie über das Sein Gottes an sich, sondern nur in Abhängigkeit von un-serem derzeitigen Erkenntnisstand über unsere Vorstellungen von Gott Auskunft geben können. Die damit angedeuteten hermeneutischen und erkenntnistheoretischen Probleme müssen hier leider ausgeblendet werden. (Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang ein Extra-Heft der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ mit dem Thema „Das Herz des Universums“, 2005)

Eine Erfassung der Gedanken Einsteins zur Gottesfrage kann nicht losgelöst von einem Einblick in seine generelle, lebensgeschichtlich belegte Haltung zur Religion vorgenommen werden. Im Jahr 1931, ein Jahr bevor der deutschsprachige Jude Al-bert Einstein Deutschland für immer verlässt, definiert er sein Verständnis von Religion und Religiosität. „Das Erlebnis des Geheimnisvollen, wenn auch mit Furcht gemischt, hat auch die Religion gezeugt. Das Wissen um die Existenz des für uns Undurchdringlichen, der Manifestationen tiefster Vernunft und leuchtendster Schönheit, die unserer Vernunft nur in ihren primitivsten Formen zugänglich sind, dies Wissen und Fühlen macht wahre Religiosität aus; in diesem Sinn und nur in diesem gehöre ich zu den tief religiösen Menschen“. (in: Mein Weltbild, S.10) Später fügt er noch den programmatischen Satz hinzu: „Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind.“

Dieses „Glaubensbekenntnis“ in seiner ergreifenden Demut und Schönheit führt uns zu der Frage, ob Einstein ein Leben lang ein thoragläubiger Jude gewesen ist. Wenn wir der Sache nachgehen, stoßen wir auf Brüche, Verwerfungen und bitter-böse Äußerungen über das Judentum als Religion. „Der jüdische Gott ist nur eine Verneinung des Aberglaubens, ein Phanta-sieersatz für dessen Beseitigung. Es ist auch ein Versuch, das Moralgesetz auf Furcht zu gründen, ein bedauernswerter unrühmlicher Versuch.“ (zit. bei J. Neffe, Einstein, S.355f.) Wie ist dieser Affront zu erklären und zu verorten?


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Gott würfelt nicht


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